Willkommen in Otopia (Autorin: Justina Robson; Lila Black, Bd. 1)
 
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Willkommen in Otopia von Justina Robson

Reihe: Lila Black, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Nicht nur das Bild der Science Fiction hat sich gewandelt, auch die Fantasy ist nicht mehr unbedingt das, was sie einmal war. Die Genres haben sich aufeinander zubewegt, die Grenzen sind fließend, und Mischungen, die noch vor zehn oder zwanzig Jahren undenkbar waren, sind heute ganz und gar nicht mehr ungewöhnlich.

Das beweist auch die Lila-Black-Reihe von Justina Robson. Angesiedelt in einer Welt, die sich durch die Überlappung und Vermischung von verschiedenen Realitäten eine neue Wirklichkeit entwickelt hat, in der auch Magie und das Betreten anderer Daseinsebenen zum Leben gehört, kämpft sich eine halb-kybernetische Frau als Leibwächterin eines Elfen durch gefährliche Abenteuer, die nicht nur mit handfesten Gefahren zu tun haben.

 

Durch einen Umfall hat Lila Black beinahe ihr Leben verloren. Sie verdankt nur der modernen Technik – und wie sie später erkennen muss auch dunkler Magie und Dämonen - ihr Leben. Doch der Preis, den sie dafür bezahlen musste, ist hoch. Große Teile ihres Körpers sind nur noch künstlich, ihre Familie hält sie für tot.

Und um die Kosten ihrer Rettung abzuarbeiten, übernimmt sie in „Willkommen in Otopia“ den Job, die Leibwächterin eines bekannten Rockstars zu sein. Zunächst ist Lila ganz und gar nicht begeistert, einen völlig aus der Art geschlagenen Elfen betreuen zu müssen. Schon bald bemerkt sie jedoch, dass Zal jedem der Vorurteile widerspricht, die sie gegen diese Rasse hat. Auch der junge Sänger ist ein Aussenseiter: Er ist kein Hochelf von hohem Adel wie die anderen, die mit den Menschen verkehren. Bewusst geht er seinen eigenen Weg, um nicht aufgrund seiner seltenen Gabe ausgenutzt zu werden.

Allerdings kann er auch nicht verhindern, dass man ihm auf die Schliche kommt. Und so geraten er und Lila Black schon bald in einen Strudel aus Gefahren und wilder Abenteuer. Seine Leibwächterin hat nur ein Problem. Ihr Körper macht nicht unbedingt das, was sie will, so als ob ein anderer die künstlichen Gliedmaßen kontrolliert. Zudem kann sie ihre Arbeit nicht mehr als professioneller Distanz sehen, denn sie hat sich in Zal verliebt. Etwas, was ihr als Schwäche ausgelegt werden könnte.

 

„Willkommen in Otopia“ ist kein Fantasy-Roman, wie man ihn gewohnt ist. Zwar gibt es Elfen und Magie ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung, aber das Setting ist eindeutig postmodern und hochtechnisiert. Ähnlich wie in „Shadowrun“ sind die beiden eigentlich sehr gegensätzlichen Genres eine Symbiose eingegangen und beweisen, das so etwas auch funktionieren kann.

All das ist der Hintergrund für eine rasante Actiongeschichte. Lila Black kann sich mit anderen kampfstarken Frauen aus Filmen und Computerspielen messen. Sie hat nicht nur vom Aussehen her etwas von Trinity aus „Matrix“ an sich, sondern benimmt sich auch ähnlich. Zal, der elfische Rockstar, und seine Gruppe sind eine Reminiszenz an die androgynen Sänger der japanischen Visual Kei-Gruppen und ihre Umgebung. Unter dieser starken Fixierung auf oberflächliche Reminiszenzen an die moderne Pop-Kultur leiden allerdings die Charakteren. Die Autorin verzichtet darauf, ihren Figuren Tiefe zu geben und konzentriert sich auf wenige Eigenschaften, die diese von ihrer Umgebung abheben. Sie verschenkt die ein oder andere Chance, interessante Aspekte ihrer Geschichte weiter auszubauen - allerdings zugunsten einer spannenden Handlung.

 

„Willkommen in Otopia“ ist Popcorn-Lektüre - spannende Unterhaltung ohne Tiefgang, die aber auf einen exotischen Hintergrund und eine abenteuerliche Handlung mit genau der richtigen Mischung setzt, obendrein gewürzt mit einer Prise Erotik.

Der erste Band der Lila-Black-Reihe bietet jedenfalls entspannende Lektüre für zwischendurch, wirklichen Tiefgang oder gesellschaftlich-politische Kritik sollte man von dem Roman allerdings nicht erwarten.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042523223300c09a5b
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Willkommen in Otopia

Reihe: Lila Black

Autorin: Justina Robson

Broschiert - 413 Seiten

Blavalet, erschienen September 2007

ISBN: 978-3-442-24467-6

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Holfelder-von der Tann

Titelbild von Borja Fresco Costal

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.10.2007, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:46, 5051