Subs (Autor: Thor Kunkel)
 
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Subs von Thor Kunkel

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Die neuen Sklaven sind da

 

Eine »provokante Petitesse zum selbstgefälligen Amusement« – so nennt Claus seiner Frau gegenüber seine Annonce für die neue Putzfrau. Zu ihrer Überraschung melden sich auf die Anzeige dann tatsächlich Menschen, die sich ernsthaft als »Sklave « bewerben. Als sich Claus für Bartos, einen promovierten Altphilologen, und dessen Frau Svetlana entscheidet, ahnt er nicht, wie schnell er von seinen »Subs« abhängig werden soll. Bald bieten immer mehr Sklaven ihre Dienste an.

 

Die Rechtsanwältin Evelyn und ihr Mann Claus, ein Schönheitschirurg, führen ein sorgenfreies Leben in einer schmucken Villa in Grunewald. Der Alltag der beiden gerät durcheinander, als die polnische Haushaltshilfe spurlos verschwindet und sich auf Claus’ augenzwinkernd gemeinte Stellenanzeige plötzlich Langzeitarbeitslose, Asylanten und überqualifizierte Akademiker ernsthaft als »Sklaven« bewerben. Zunächst sind sie überrascht und schockiert, doch warum sollten sie auf die Annehmlichkeiten verzichten? Sie haben das nötige Geld, und in der liberalen Spaß-Gesellschaft der Hauptstadt ist das »erlaubt, was man sich leisten kann«. Also entscheiden sie sich für Bartos, einen promovierten Altphilologen, und dessen Frau Svetlana. Eines Tages regt Bartos den Bau eines Schwimmbads auf dem ungenutzten Rasen vor der Villa an, ein teures Vorhaben, das durch den Einsatz von illegalen Arbeitskräften bewältigt werden soll. Und so rücken eines Nachts weitere Familien an, die seit Jahren ein Leben in selbst gewählter Sklaverei führen. Doch bald kommt es zu ersten Unstimmigkeiten in der »Solidargemeinschaft nach römischem Vorbild« . . .

 

Rezension:

2009 sendete der WDR Thor Kunkels Hörspiel Subs. In der Hardcore Reihe des Heyne Verlages erschien nun die Romanversion.

Die Grundidee zum Plot ist einleuchtend. Die deutsche Gesellschaft entwickelt sich unmerklich zu einer neuen Sklavenhaltergesellschaft. Wer nicht wählen geht, für seine Arbeit nicht bezahlt wird und in allem von den Entscheidungen der Mächtigen abhängig ist, den unterscheidet eigentlich nur das Fehlen eines Gebieters von einem Sklaven.

Thor Kunkel verarbeitet diese Idee in einer Near Future Satire, in deren Mittelpunkt ein Berliner Mittelstanspärchen steht. Sie Anwältin am Gericht, er Schönheitschirurg in einer noblen Privatklinik. Sie leben kinderlos in er Villa am Stadtrand in einer Gegend, die von Reichen und Mächtigen bewohnt wird. Als ihre Haushälterin verschwindet, gibt Claus eine ironisch gemeinte Stellenanzeige auf und tatsächlich bewerben sich potentielle »Sklaven« auf die Stelle. Und obwohl Evelyn eigentlich gegen Anzeige und Auswahl ist, ziehen bald zwei neue Mitbewohner in die Villa ein. Bartos und Lana. Der eine ist Akademiker und gebildet, die andere ist ein junges hübsches Mädchen mit Erfahrungen im Wellnessbereich.

Das Erstaunliche ist jedoch, dass beide tatsächlich als Sklaven arbeiten wollen, Bartos unterfüttert das sogar mit einer überzeugenden soziologischen Theorie und schnell gerät das Ehepaar in den Strudel einer makabren Verwandlung zu Sklavenhaltern im römischen Stil. Mitten im Hier und Heute in Berlin ...

 

Die eigentliche Handlung befasst sich mit der Krise einer Ehe, die durch Reichtum und ohne echte Aufregung in Langeweile zu zerfallen droht. Doch im Zentrum stehen Thor Kunkels zynische Beobachten der deutschen Gesellschaft. Wie bereits in seinem letzten Buch Schaumschwester erweitert er seine Beobachtungen von Missständen zu gesellschaftlichen Strömungen, die sich durchzusetzen beginnen. Die langsame Veränderung der BRD zu einer Sklavenhaltergesellschaft demonstriert er an einigen Beispielen, die durchaus wahrscheinlich erscheinen. Dabei muss er gar nicht mal großartig übertreiben, wie diverse Zeitungsausschnitte immer wieder belegen, die zwischen den Kapiteln abgebildet sind.

Und hätte Thor Kunkel ein ausgewogenes Maß zwischen bissiger Kritik und intellektueller Analyse gefunden, müsste man das Buch sogar als Zeitgeistmonument bejubeln, aber leider scheint sich der Autor nicht sicher gewesen zu sein, dass der Leser sein Gedankenkonstrukt versteht. Immer und immer wieder erklären die verschiedenen Figuren wie und warum Sklaven die notwendige Weiterentwicklung des Bestehenden sind. Dabei steigert sich Kunkel in eine bild- und wortgewaltige Redeweise, die man zunehmend als Gift-Passagen empfindet, als politische Manifeste. Unter diesem Überbau leiden Handlung und Figurenentwicklung. Zwar gelingt es Kunkel einen spannenden Roman zu schreiben, dessen Ende man unbedingt verfolgen möchte, die politische Sprengkraft aber verliert sich in den Wiederholungen.

 

Fazit:

»Subs« ist gedankenschwere Nah-SF. Bitterböse und voll triefendem Zynismus beleuchtet Thor Kunkel unsere Gegenwart und erweitert sie zu einer möglichen Zukunft.

Kunkel ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die deutsche Literatur, wenn er noch gezielter beißt, sparsam und konzentriert, kann er auch treffen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405101833192017ecc9
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Buch:

Subs

Autor: Thor Kunkel

gebunden, 448 Seiten

Heyne, 25. April 2011

 

ISBN-10: 3453266927

ISBN-13: 978-3453266926

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B004YV7DJM

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 10.06.2011, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 11861