Impact (Autor: Bernd Steinhard)
 
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Impact von Bernd Steinhard

Rezension von Christine Schlicht

 

Der Sommer in Neuseeland ist kaum vorbei, als entsetzliche Schneestürme über die Südinsel hinweg toben, wie sie das Land noch nie erlebt hat. Das öffentliche Leben wird vollständig lahmgelegt, Straßen und Städte werden zu Todesfallen. Hinzu kommen ungewöhnliche Lichterscheinungen, die mit der normalen Aurora Australis, den Polarlichtern nicht erklärbar sind. Als zusätzlich auch noch Menschen mit rätselhaften Kopfschmerzen und Wahrnehmungsstörungen die Krankenhäuser überfluten, bricht die Infrastruktur zusammen.

 

In diesem Chaos bleibt der seltsame Tod eines verrufenen Wissenschaftlers in einer abgelegenen Bucht fast unbemerkt, hätte ein seltsamer Anruf nicht den sympathischen Fernseh-Wetterfrosch Jon Foster auf eine waghalsige Tour über die vereiste Bay zum Haus von Nathan Cole gelockt. Er findet den Wissenschaftler tot in einem Isolationstank vor und sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, für dessen Tod verantwortlich zu sein.

 

Während die Kollegin Fosters, Kate Ryan, unerwartet zur Chefin eines neuen Umweltformates bei ihrem TV-Sender aufsteigt und ihn dazu bewegen will, endlich mitzumachen, sieht sich der versponnene Albin Olsen einer ganz anderen Gefahr ausgesetzt. Der Träumer, der mit seinem Messwagen beständig Aliens auf der Spur ist, empfängt ungewöhnliche Frequenzen aus der Ionosphäre und ist überzeugt, endlich Nachrichten von „draußen“ zu empfangen. Doch dann wird er mit ganz weltlichen Mitteln seiner Empfängeranlage beraubt. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, dieser Weltverschwörung auf den Grund zu gehen gerät er an ein paar ungewöhnliche Mädchen, die ihn erst mit Drogen aushorchen, später dann aber vor einer banalen Gefahr bewahren. Als man ihn mit verstecktem Heroin mundtot machen will, retten sie ihn. Ihr Chef Linus Van Pelt, ein Mitarbeiter des Geheimdienstes, versucht ihn für seine Zwecke einzuspannen.

Auch Kate Ryan wird von Van Pelt überzeugt. Vor allem soll sie Foster zur Mithilfe bewegen, in dessen Vergangenheit es so manches schwarzes Loch gibt. Hat Nathan Cole wirklich an einer Möglichkeit gearbeitet, das Bewusstsein von Menschen kollektiv zu beeinflussen? Sind ausländische Geheimdienste in dieser Hinsicht schon einen Schritt weiter und die vielen Kranken Versuchskaninchen? Und ist das Wetterphänomen ein Zufall oder Folge eines missglückten Experimentes?

 

Alle diese Fragen beantworten zu können scheint eine junge Halb-Maori, in die sich Foster auf einen kurzen Blick verschossen hat und die Cole näher gestanden zu haben scheint. Doch sie zu finden scheint ein Ding der Unmöglichkeit... Und der Weltuntergang scheint zum Greifen nahe.

 

Wissenschafts-Thriller kranken häufig an dem Problem, komplizierte Technik und Gedankengebäude dem Leser nicht greifbar und verständlich darstellen zu können, ohne die vorantreibende Handlung dabei aus dem Auge zu verlieren. Entweder wird nur an der Oberfläche gekratzt und stattdessen auf Action gesetzt, oder man hat das Gefühl, dass alles überkonstruiert ist und der reinen Phantasie ihres Autors entsprungen. Science Fiction wie der WARP-Antrieb der Enterprise.

 

Dieses Gefühl kommt bei „Impact“ nicht einen Moment lang auf. Science, ja, aber mit Fiction hat es nichts mehr zu tun, jedenfalls wird man das bohrende Gefühl nicht los, dass die Bestrebungen, genau solche Gerätschaften zu konstruieren schon sehr weit fortgeschritten sind. Einen gewissen Grusel kann man nicht unterdrücken, dass selbst bei so hehren Zielen wie dem Schutz der Erdatmosphäre wieder einmal versucht wird, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Gewisse Gerätschaften gibt es ja sogar schon, aber wer kann schon genau ermessen, was sie neben dem Zweck für den sie geabut wurden, sonst noch anrichten.

 

Es könnte sein...

Steinhardt beschreibt die Technik so eingehend, dass man glauben könnte, er hätte schon ein paar Exemplare des Cloudbusters auslieferungsbereit in der Garage stehen. Und die menschliche Psyche ist ihm nicht fremd. Insgesamt wird man tief in die Handlung hineingezogen und kann einen inneren Film ablaufen lassen, da auch die Umgebung derart detailliert und alles andere als langweilig beschreiben wird. Dass man sie sich als Kulisse mit allen Facetten vorstellen kann, selbst wenn man noch nie in der Ecke der Welt war. Und auch derjenige, der lieber einen James-Bond-Reißer bevorzugt, wird nicht wirklich enttäuscht, denn die Geschichte enthält auch eine gehörige Portion Action und Agentenarbeit.

 

Zudem kommen einige sehr gut gezeichnete, glaubwürdige Protagonisten, mit denen man sich durchaus identifizieren kann. Über weite Strecken kann man auch nicht bestimmen, wer denn nun eigentlich auf Seiten des Bösen oder des Guten steht. Die Grenzen verschwimmen, es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern immens viele Graustufen, die den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht erhalten.

 

Ein Buch, das man so schnell nicht aus der Hand legt, wenn man einmal damit angefangen hat.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425180104734833ee
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MEDIUM:

Impact

Autor: Bernd Steinhard

Thriller, Ullstein Buchverlage, List 2010

Gebunden, mit Schutzumschlag

515 Seiten, 19,95 Euro

ISBN 978-3-471-35035-5

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.09.2010, zuletzt aktualisiert: 12.07.2019 15:15, 10999