Ikone (Autor: Neil Olson)
 
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Ikone von Neil Olson

Rezension von Martin Weber

 

Inhalt

1944 ist Griechenland von der deutschen Wehrmacht besetzt. Auch Epiros, ein kleiner Ort im Nordwesten des Landes, leidet unter den Auswirkungen des Krieges. Untereinander rivalisierende Widerstandsgruppen kämpfen gegen die Invasoren. Einer ihrer Hauptleute schließt einen Pakt mit dem Feind: im Austausch gegen Waffen & Munition soll ein deutscher Offizier, der gierig Kunstschätze zusammenrafft, eine versteckt gehaltene, berühmte Ikone byzantinischer Herkunft erhalten. Doch der Plan geht schief, es gibt mehrere Tote und die Ikone verschwindet für mehrere Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit. Allerdings kommen viele der damals Beteiligten nicht wieder von diesem Marienbild los …

 

Das Jahr 2000 in New York. Ein alter Bankier sieht seinem Tod entgegen. Er ist halb blind und kaum mehr bewegungsfähig. Seinen einzigen Trost stellt die Ikone dar, für die er in seinem Keller eine Kapelle errichtet hat … als er schließlich verstirbt, erbt seine Enkelin seine Kunstsammlung und damit auch das wertvolle Heiligtum. Um ihre Unkosten zu decken, denkt sie an einen Verkauf des Marienbildes. Einer der potentiellen Käufer – das Metropolitan Museum of Art – entsendet Matthew Spear, seinen Spezialisten für byzantinische Kunst. Der ahnt nicht, dass er durch seine griechischen Vorfahren mit der Ikone verbunden ist und dass sein Großvater und sein Patenonkel alte Rechnungen offen haben, die sie jetzt begleichen wollen …

 

 

Kommentar

Aufmachung und Klappentext legen nahe, dass es sich bei >Ikone< um einen dieser momentan gehypten Thriller handelt, die nach gängigem Schema gestrickt sind: die von abgrundtief bösen Widersachern bedrängten Helden (bevorzugt Mann & Frau, die sich kennen und lieben lernen) stolpern beim Versuch, das Geheimnis eines uralten Mysteriums und/oder einer weltbedrohenden Verschwörung aufzuklären, von einer atemberaubenden Gefahrensituation in die nächste. Die Autoren solcher Werke arbeiten dabei für gewöhnlich mit schnellen Schnitten und Cliffhangers, womit sie meist versuchen, von ihren platten Charakteren und den vielen Schwachstellen im Plot abzulenken.

 

Neil Olsen legt seinen Debütroman aber anders an, denn ihm geht es primär um seine Figuren und die Auswirkungen der Ereignisse auf ihr Seelenleben und Verhalten. Dabei wäre aber des Öfteren zu wünschen gewesen, dass der Schriftsteller einen Zahn zugelegt und seinen Hang zur „Geschwätzigkeit“ ein wenig eingebremst hätte. Zwar ist ganz angenehm, wenn ein Autor seinen Handlungsträgern beträchtliche Sorgfalt widmet, allerdings geht dies im konkreten Fall doch etwas auf Kosten der Straffheit der Handlung.

Sympathisch ist, dass neben den beiden jungen Helden (Mann & Frau, die sich natürlich kennen und lieben lernen) zwei alte Männer weitere Hauptrollen innehaben. Dadurch ergibt sich eine ungewohnte und frische Perspektive, da die alten Herrschaften im Gegensatz zu den Jüngeren Profis im Geschäft des Tricksens und Intrigierens sind. Allerdings sind sie dadurch moralisch korrumpiert und kämpfen mit den Schandtaten, die sie in ihrem langen Leben angehäuft haben. Matthew Spear hingegen, der mit den alten Hasen verwandtschaftlich verbunden ist, bewegt sich zwischen den Fronten und weiß nicht, wer die Wahrheit sagt und wem er seine Loyalität schenken soll. Die „Sünden der Großväter“ holen ihn ein und drohen auch ihn ins Verderben zu reißen. Der Roman wird damit ebenso zum psychologischen Familien- wie zum Krimidrama und erzählt die Geschichte einer lebenslangen Besessenheit und ihrer fatalen Konsequenzen.

 

 

Fazit

Wenn man dieses Buch auf seiner Liste hat, sollte man nicht mit der Erwartungshaltung an die Lektüre herangehen, dass es sich um einen gnadenlos spannenden Action-Thriller handelt. Neil Olson versteht sein Handwerk, wenn es um Sprache und Figurenzeichnung geht, hätte aber seinen an sich gut durchdachten Plot straffer erzählen können. Damit wird >Ikone< eher jene ansprechen, die Klassiker wie John le Carré lieben, weil Autoren dieses Schlages sich meist Zeit für ihre intelligenten Geschichten nehmen. Alle, die sich hingegen ein effekthascherisches Action-Feuerwerk im Stil von Dan Brown & Konsorten erwarten, werden enttäuscht sein.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405090959261154ddda
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Ikone

Autor: Neil Olson

Broschiert - 432 Seiten - Droemer/Knaur

Erscheinungsdatum: März 2006

ISBN: 3426629682

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 28.02.2006, zuletzt aktualisiert: 12.07.2019 15:15, 1925