Es kann also losgehen und meine Wahl fällt auf den »Untergang des Hauses Usher«, was als leichter Schwierigkeitsgrad angegeben wird.
Geschnitten wird mit einem Cuttermesser, eine Art Skalpell, das im Bastelgeschäft erhältlich ist. Auf den Kauf einer selbstheilenden Schneidematte, wie empfohlen, habe ich verzichtet und benutze als Unterlage ein hölzernes Frühstücksbrett. Das funktioniert. Da ich das mit Stahlkante bewehrte Lineal auch nicht besitze, benutze ich eines aus Plastik und schneide mir prompt ins Material. Nach einigen Versuchen lasse ich das Lineal ganz weg und erzeuge mit ruhiger Hand die Schnitte auch so. Diese Entscheidung sollte jeder für sich selbst treffen, bei mir hat es so funktioniert. Beim Anritzen der Falzkanten kann auf das Lineal allerdings nicht mehr verzichtet werden, doch da der Druck aufs Papier diesmal längst nicht so hoch ist(am besten wird jetzt die stumpfe Rückseite des Messers verwendet), bleibt das Lineal diesmal unversehrt.
Nun geht es ans Falten, für mich der schwierigste Teil der Operation. Was wird nach oben heraus, was nach unten gefaltet? Die Faltanleitung gibt den Weg vor, allein ich kann mir das Ganze nicht so recht vorstellen. Also kneife und zupfe ich hier und da, falte und drücke so lange bis das Objekt in all seiner Pracht vor mir steht. Und das ist der wirklich faszinierende Moment: Aus einem flachen Blatt Karton ist nun ein formschönes, dreidimensionales Haus entstanden, inklusive der Risse, die den nahen Untergang des Gebäudes ankündigen, schließlich geht es um Horror.
Die Schwierigkeitsgrade der Modelle orientieren sich hauptsächlich an der Komplexität der Schnittvorlagen. Das Falten an sich stuft der Autor eher als unkompliziert ein. Mir geht es dabei umgekehrt. Das dreidimensionale Gebilde aus dem geschnittenen Blatt Karton heraus zu bekommen ist ein Akt, der schon manchen Knoten im Kopf erzeugen kann. So habe ich es beim zweiten Modell tatsächlich geschafft, das Szenario seitenverkehrt zu falten. Das tut der Schönheit der Entführung durch Außerirdische keinen Abbruch, zeigt aber wie kompliziert der Umgang mit Berg- und Talfalten ist, vor allen Dingen, da die Sache laut Anleitung von der Rückseite angegangen wird. Da stellt sich die Frage ob der direkte Vorgang von Vorne nicht einfacher wäre.