Die Macht des Rings (Autor: Stephen Donaldson; Die Chroniken von Thomas Covenant 1)
 
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Die Macht des Rings von Stephen Donaldson

Die Chroniken von Thomas Covenant 1

Rezension von Von Carsten Kuhr

 

Thomas Covenant, ein einst erfolgreicher Schriftsteller, erkrankt unheilbar an Lepra. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, verarmt er innerlich, zieht sich immer mehr von seinen Mitmenschen und der ihn ausschließenden Gesellschaft zurück. Er verfällt in Depressionen, suhlt sich förmlich in Hoffnungslosigkeit und Selbstmitleid.

Nach einem schweren Autounfall erwacht er in einer paradiesischen Gegend. Das LAND, wie die Welt einfach heißt beherbergt mittelalterliche Kulturen ebenso wie Fabelwesen. Das Böse erhebt in Gestalt des wiedergeborenen Lord Fould sein Haupt, und droht Das LAND zu vernichten. Einzig die Wiedergeburt des größten Helden des LANDES, Berek Halbhand verspricht Hoffnung. Die Bewohner des Landes halten Thomas für den reinkarnierten Helden, und erwarten von ihm tatkräftige Hilfe im Kampf gegen das drohende Übel. Allerdings haben sie nicht mit der bornierten Sturheit Covenants gerechnet, der rundweg die Existenz des LANDES und seiner Bewohner leugnet, alles was er erlebt für Hirngespinste hält, und die Hilfesuchenden ein ums andere Mal brüskiert...

Vierzig Jahre später wird Thomas erneut ins LAND versetzt. Sieben mal sieben Jahre würden vergehen, so prophezeite Lord Foul den Hochlords bis er zurückkehren würde. Die Zeit ist fast um, und die Bewohner des LANDES sind verzweifelt. Immer noch suchen sie, die Kreise des Wissens, die alte Magie des ehemaligen Lord Kevin zu enträtseln. Ihre letzte Hoffnung ist wiederum der Träger des Weißgoldringes - doch immer noch negiert Thomas seine Queste, weigert sich störrisch zu helfen. Da dringt die Kunde durch, dass sich die Heerscharen Lord Fouls auf den Weg gen Schwelgenstein gemacht haben ...

Im dritten Teil des ersten Zyklus ist die Lage aussichtsloser, denn je. Die Horden Lord Fouls haben das LAND mit Tod und Vernichtung überzogen, und ihren Gegnern herbe Verluste zugefügt. Der letzte Hort der Verteidiger, Schwelgenstein wird nach dem Fall der Baumstadt Schwelgenholz belagert und Hochlord Mhoram weiß sich nur einen Ausweg. Zum dritten Mal holt er Thomas Covenant, den Zweifler ins LAND und hofft auf dessen wilde Weißgold-Magie.

 

Die Zyklen um Covenant gelten seit ihrem Erscheinen als Meilensteine der modernen Fantasy, wobei die Romane die Meinung der Leser seit ihrer ersten Publikation teilen. Entweder man lehnt die unbequemen Romane ab, versteht nicht, warum manche Kritiker und Leser gleichermaßen sie zum Besten zählen, das in den letzten 30 Jahren verfasst wurde, oder man liebt die Titel.

Die Texte sind sicherlich keine einfache Lektüre. Das fängt damit an, dass Thomas Covenant nie ein typischer Held zum Hineinschlüpfen wird. Donaldson zeichnet ihn durchgängig als Unsympath, als ungläubigen Thomas, der seine Mission einfach nicht annehmen will, und damit Leid und Verzweiflung über die Menschen, die ihre oftmals letzte Hoffnung in ihn gesetzt haben, bringt.

Zwar wird diese Motivation, die Überzeugung, alles sei nur Einbildung, die Thomas sich zum Selbstschutz auferlegt, gut nachvollziehbar aufbereitet, macht den Helden aber für den Leser nicht annehmbarer.

 

Die Grundsituation, das wiedererwachende Böse, das das friedliche Land bedroht, und der Held, der von außen in den Konflikt hineinversetzt wird und Rettung verheißt, entspricht eigentlich dem fantasytypischen Grundthemata. Donaldson führt das Gewohnte dann aber eben durch die Negierung des verheißenen Schicksals durch seinen Protagonisten ad absurdum.

Dabei versteht er es, wie bei all seinen wichtigen Personen seinen Protagonisten Leben einzuhauchen. Das sind eben einmal nicht die permanent wiederkehrenden Stereotype, die den ewig gleichen Klischees entsprechen, sondern liebevoll, vielschichtige und atmosphärisch dicht gezeichnete Charaktere, die uns voller Details faszinieren.

Daneben setzt der Autor bewusst auf ein düsteres Bild seiner Welt, die in Hoffnungslosigkeit zu ersticken droht. Intensive Beschreibungen dieser Welt lassen sie im Geist der Rezipienten authentisch Gestalt annehmen, fesseln ob der teilweise berauschenden Kulisse förmlich an die Seiten.

Der Zugang zu den Büchern fällt dem Leser nicht leicht. Ich selbst habe bei meiner ersten Lektüre anlässlich der deutschen Erstveröffentlichung 1984 im Heyne Verlag (Neuauflage dann 1998 und 2002 bei Knaur) mehrere Anläufe gebraucht, bis ich mich in die Handlung hineingelesen hatte.

Das Ungewohnte des ständig sich verweigernden Helden, die düstere Atmosphäre, die teilweise ausufernden Beschreibungen, die zu Beginn fehlende Action, alles hemmt den Lesefluss. Doch wenn man diese Durststrecke überwindet, wird man durch Ideenreichtum, unvergessliche Personen, farbig geschilderte Länder und packende Geschehnisse inklusive einem Schlachtengemälde, das seinesgleichen sucht (der Kampf um Schwelgenstein) sowie sprachlich weit überdurchschnittliche Texte versöhnt. Die Neuauflage der ersten drei Romane bei Heyne in einem gigantischen Paperback, dem im Monatstakt die beiden anderen Zyklen inklusive der deutschen Erstveröffentlichung der dritten Trilogie folgen sollen, war längst überfällig und ist mehr als zu begrüßen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503235208c7129c6f
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Buch: Die Macht des Rings

Autor: Stephen Donaldson

Reihe: Die Chroniken von Thomas Covenant 1

Original: Lord Foul´s Bane / The Illearth War / The Power That Preserves

Übersetzer: Horst Pukallus und Friedrich Sommersberg

überarbeitete Neuauflage Heyne Verlag 2006, 1663 Seiten

ISBN: 345353204X

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 17.08.2006, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 2671