Die Geheimwaffe (Autor: Scott Roberts; War Front 1)
 
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Die Geheimwaffe von Scott Roberts

Reihe: War Front Bd. 1

Rezension von Martin Hoyer

 

Die Vermarktung eines Romans zum Computerspiel "War Front – Turning Point" ist hierzulande eine riskante Angelegenheit. Strategiespiele, die den 2. Weltkrieg zum Thema haben, sind natürlich nichts nichts Neues und verleiten allenfalls noch ein paar Schnarchnasen vom Polit-Stammtisch auf Länderebene dazu, sich durch Aktionismus und plakative Unkenntnis (Stichwort: "Killerspiele") öffentlich lächerlich zu machen.

Alle anderen sehen das Ganze als Spiel, welches in diesem Fall zudem durch Vermischung mit dem Genre der Alternate History, also mit einem alternativen Geschichtsverlauf, zum eher vage historischen, dafür aber originellen Szenario mutiert. Zudem werden weniger spieltaugliche Aspekte wie völkerrechtswidrige Überfälle auf Nachbarländer, gelegentliche Kriegsverbrechen und natürlich die Judenverfolgung ausgeklammert.

 

Das Riskante an einem Roman zum Spiel ist, dass man diese Aspekte hier nicht ausklammern kann, der Roman jedoch auch nicht als trockene Geschichtsstunde mit erhobenem Zeigefinger daherkommen darf. Er soll auch in anderen Ländern verkauft werden, muss also auf nationale Befindlichkeiten – sogar auf die von uns "Krauts" – Rücksicht nehmen. Gleichzeitig darf das Ganze weder revanchistisch, noch über Gebühr relativierend sein. Es darf nicht langweilig sein, darf den Krieg aber auch nicht allzu vordergründig als Abenteuer verkaufen.

Im Rahmen dieser Einschränkungen macht Scott Roberts seine Sache ausgesprochen gut.

 

Sein Kunstgriff besteht darin, den ideologischen Konflikt auszuklammern und alles auf die persönliche Ebene zu verlegen. Roberts Figuren werden durch ganz individuelle Erfahrungen motiviert, die ihren Ursprung allerdings in geschichtlichen Ereignissen haben. Ein Beispiel: Ein deutscher Offizier ist verbittert, weil er als kleiner Junge mit ansehen musste, wie sein Vater nach der Niederlage im 1. Weltkrieg von französischen Ordnungskräften während der brutalen Niederschlagung eines Aufruhrs im besetzten Ruhrgebiet getötet wird. Die Härte der Franzosen wird hinlänglich damit entschuldigt, dass sie es waren, die während des Krieges leiden mussten – doch davon weiß ein Neunjähriger, der in diesem Moment seinen Vater verliert, natürlich nichts, und baut sich mit Frankreich ein Feindbild auf. Das wiederum hindert ihn nicht daran, später einen Wissenschaftler jüdischer Herkunft seinen Freund zu nennen, obwohl einige seiner Vorgesetzten dies nicht gerne sehen. Es wird also keine historisch-politische Schuldfrage gestellt, sondern eher die menschliche Schuld beschrieben, die eine Art Gewaltspirale in Gang setzt.

 

Wer deswegen nun im Roman einen psychologischen Diskurs vermutet, liegt indes falsch. Genussvoll werden so ziemlich alle Stilmittel des klassischen Pulp bedient: Es geht um tapfere Kerle, schöne Frauen (die zuweilen auch tapfer sein dürfen), um futuristisches Kriegsgerät, um Geheimbasen, um Kämpfe zu Land und in der Luft – kurz, um Abenteuer im Vorfeld des 2. Weltkrieges, dessen Beginn zum Ende des Romans eingeläutet wird. Dieser erste Band dient also, wie bei solchen Serien üblich dazu, das grundlegende Personal einzuführen.

 

Es empfiehlt sich, alle nicht unbedingt zum Lesen erforderlichen Teile des Hirns auszuschalten, bevor man sich an die Lektüre macht. Wer dies kann, wird mit einem unterhaltsamen, stilistisch nicht übermäßig beeindruckenden, aber solidem Stück Abenteuerliteratur belohnt, das durchaus zu fesseln versteht.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405151217435f378804
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Die Geheimwaffe

Reihe: War Front Bd. 1

Autor: Scott Roberts

Broschiert: 329 Seiten

Verlag: Panini Books; Auflage: 1 (Januar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3833214635

ISBN-13: 978-3833214639

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 22.06.2007, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 4250