Die fünf Seelen des Ahnen (Autorin: Ulrike Nolte)
 
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Die fünf Seelen des Ahnen von Ulrike Nolte

Rezension von Christel Scheja

 

Eine der großen Stärken der Science Fiction ist es, sich von irdischen Gegebenheiten zu lösen, und unsere Gesellschaft mit ganz anderen Formen des Lebens zu konfrontieren. Auch Gedankenspiele über die Entwicklung zukünftigen Zusammenlebens sind problemlos möglich. Meistens konzentrieren sich Autoren allerdings nur auf eines dieser großen Themen, selten verwenden sie beide in gleicher Gewichtung.

 

Seit vielen Generationen leben die letzten Überlebenden der Menschheit auf der ARCHE, einem autarken Generationenschiff zwischen den Sternen. Die Suche nach einer neuen Heimat ist in den Hintergrund getreten. Die Menschen haben sich mit dem angenehmen Leben arrangiert, schier unerschöpfliche Energie erlaubt es ihnen unbeschwert zu leben, ein Elixier, dass der Nahrung beigefügt wird, jung und gesund zu bleiben.

Damit das Miteinander allgemein friedlich verläuft hat, haben sich die Passagiere und Mannschaften in die sogenannten Gilden aufgeteilt, Gruppen die einem bestimmten Lebensstil frönen und ohne Repressalien ausleben können. Auch wenn Gewalt, Demütigungen und sogar Mord in einer der Gilden an der Tagesordnung ist, so tolerieren es die anderen – es betrifft ja nicht sie. Nur in gruppenübergreifenden Fällen wird von oben her eingegriffen. Obwohl die Crew und der Kapitän des Schiffes immer noch das Schiff führen und über den Passagieren steht, so passt sie sich gegebenenfalls an.

Dann erreicht die ARCHE einen Wasserplaneten. Euphorisch über die Abwechslung begibt sich ein Teil der Crew auf Außenmission, doch schon dieser erste Trip endet in einem Desaster. Ein Mitglied der Besatzung verschwindet kurzfristig, als es wieder auftaucht hat es sich sehr verändert. Was ist geschehen?

Kapitän Randori stellt sehr schnell fest, dass nicht ihr Crewmitglied sondern eine fremde Lebensform an Bord gekommen ist. Und diese scheint den Menschen überlegen. Sie sieht sich als neugieriger Beobachter und Forscher, ist aber auch bereit dazu, mit den Menschen zu kooperieren und ihnen einiges über ihre Rasse beizubringen. Es liegt nun an den Bewohnern der Arche, diese Chance anzunehmen oder von sich zu weisen und damit entweder zu profitieren oder unterzugehen, denn zu allem Übel bahnt sich auch noch ein Machtkampf an Bord an...

 

Ulrike Nolte gelingt die schmale Gradwanderung zwischen kritischer Utopie und Unterhaltung sehr gut. Sie entwirft mit der Arche eine interessante Gesellschaft, die sich zwar in kleinen Gruppen an alte Normen hält, welche aber für die Allgemeinheit über Bord geworfen werden. Neben den positiven Entwicklungen zur individuellen Freiheit und Entfaltung stellt sie aber auch deren Schattenseiten realistisch dar: viele der Passagiere sind in ihrem Denken und Fühlen degeneriert. Da muss erst Cayman/Dschinn auftauchen, der gestaltwandelnde hochintelligente Bewohner des Planeten, der von den Menschen fasziniert ist. Genauso so wie die Crew ihn erforscht und mehr über seine Lebensweise erfährt, nimmt er die Menschen genauer in Augenschein, macht aber auch klar, dass sie sich anzupassen haben, wenn sie auf dem Planeten bleiben und sich vielleicht sogar ganz niederlassen wollen. Denn diesmal können sie die Welt nicht nach ihrem Gutdünken gestalten, sie müssten sich anpassen – so wie es die Lebensphilosophie seines Volkes ist.

Damit das aber nicht alles ist, droht eine Revolte die Bewohner der ARCHE zu spalten und führt zu übergreifenden Attentaten und Morden. Kapitän Randori merkt, dass es um so wichtiger wird, die wahre Identität von Crewman Cayman vor den Passagieren zu verbergen, denn das könnte eine Panik auslösen.

 

„Die fünf Seelen des Ahnen“ ist ein unterhaltsamer und spannender Science-Fiction Roman, der zum einen keine Langeweile aufkommen lässt, zum anderen aber auch zum Nachdenken und Spekulieren einlädt. Die fremde Kultur ist ebenso glaubwürdig und wertungsfrei dargestellt wie die Weiterentwicklung der menschlichen, so dass auch für anspruchsvollere Leser keine Wünsche offen bleiben.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024050915215828de584f
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Die fünf Seelen des Ahnen

Autorin: Ulrike Nolte

Broschiert - 228 Seiten

Atlantis, Stolberg erschienen Mai 2006

ISBN: 3-936742-60-X

Titelbild von F. Fiedler

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.06.2006, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 2446