Charlie Bone und der rote König von Jenny Nimmo
Reihe: Charlie Bone Bd.5
Rezension von Carsten Kuhr
Immer noch, bereits in seinem fünften Abenteuer ist Charlie Bone auf der Suche nach seinem seit 10 Jahren verschwundenen Vater. Seit nunmehr drei Jahren besucht er auf Geheiss seiner ungeliebten Grossmutter Väterlicherseits die Bloor-Akademie, ein Internat, in dem auch magisch begabte Nachfahren des roten Königs unterrichtet werden. Wie gewohnt stehen sie auch diesmal die dunklen Kinder unter der Führung der Familie Bloor und Charlie und seine Freunde feindlich gegenüber. Als eines Nachts ein Beben die Stadt erschüttert, und alle Tiere panisch ihr Heim verlassen ist klar, dass etwas Unerhörtes, etwas Angsterregendes passiert sein muss. Und wirklich, das Bild des roten Königs wirkt verändert. Hinter dem König war seit Jahrhunderten ein mysteriöser Schatten abgebildet, der Schatten eines Zauberers, der auch als der grosse Verführer bekannt ist. Jetzt ist der Schatten frei, der Verführer wandelt wieder auf Erden, und schon nimmt ein perfider Plan Gestalt an.
Seit 10 Jahren ist Charlies Vater verschwunden. Nur die Erinnerung seiner Frau und seines Sohnes hält ihn am Leben. Als der Verführer Charlies Mutter mit seinen dunklen Kräften verführt scheint der Traum, der Verschwundenen wiederzufinden ausgeträumt – doch da findet Charlie eine alte Weissagung, die Rettung durch den roten König selbst verspricht ...
Was als »Harry Potter« für kleine begann, das hat sich in den letzten beiden Bänden zu einer recht eigenständigen Buchreihe entwickelt. Die Parallelen zu Pottermania sind immer noch vorhanden, doch mittlerweile hat Charlie eigene Züge entwickelt, wurde die Bloor-Akademie und der ständige Kampf der Guten gegen die Bösen mit einem eigenen Sagenkreis hinterfüttert.
Die Gestalten der eindeutig besetzten Guten sind ebenso wie deren Gegenspieler besetzt und dem Leser mittlerweile bekannt. Im Verlauf der Bände hat die Autorin auch die Helfer mit Leben erfüllt, hat ihnen Familien und einen Hintergrund mitgegeben. Dass sich die Personen so eindeutig einordnen lassen, sich abgesehen von Charlie selbst kaum weiterentwickeln liegt sicherlich an der Zielgruppe der 8 bis 12 jährigen Leser. Zwischentöne, das Hinterfragen eigener Positionen und Handlungsweisen würde die jungen Fans überfordern. Dennoch, und das ist bemerkenswert, wagt die Autorin diesmal den Spagat, und dreht eine ihrer Figuren. Noch bleibt sie uns die Motivation der Umorientierung schuldig, doch die Handlung entwickelt sich diesmal deutlich weiter, ja erreicht einen ersten Klimax.
Auch lässt sie erstmals zwar noch vorsichtig aber dennoch unverkennbar Themen wie Entfremdung zwischen Freunden oder die alleinerziehende Mutter, die ihrem Kind einen neuen Partner präsentiert in ihre Handlung einzug halten. Lag der Schwerpunkt bislang eindeutig auf den magisch begleiteten Auseinandersetzungen der Kinder des roten Königs, so nehmen nun mehr und mehr realistische Probleme Jugendlicher ihren Raum in den Geschehnissen ein.
Stilistisch, der Zielgruppe entsprechend, eher einfach fordert dieser Roman seine Leser, weiss aber gleichzeitig spannend und kurzweilig zu unterhalten.
Nachdem Ravensburger mit diesem Band die Originalausgaben eingeholt hat, wird sich der Leser wohl auf eine Pause bis zum Herbst des kommenden Jahres einstellen müssen, bis wir erfahren, wie es mit Charlie, seine Familie und seinen Freunden weitergeht.
