Böses Erwachen (Autor: Michael Thiel; Schattenwacht Bd. 1)
 
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Böses Erwachen von Michael Thiel

Reihe: Schattenwacht Band 1

Rezension von Carina Schöning

 

Die Welt Hevanor ist in Aufruhr. Vor langer Zeit unterwarf der Drache Schattenwacht mit seinem Volk der drachenähnlichen Pýucaani, oder auch Chimäriern genannt, die umliegenden Städte der Menschen. Körperlich unterlegen wurden diese fortan als Sklaven angesehen und unterdrückt. Nur wenige haben Widerstand geleistet, unter ihnen auch der Stadtstaat Silberberg.

 

Taren, ein erfahrener Krieger und Priester der Bruderschaft des Mondes, hat zusammen mit seiner heimlichen Freundin Nenúriel seine Heimat Silberberg verlassen und ist dem Ruf ominöser Mittelsmänner gefolgt. Angeblich würde sich im Untergrund von Harkyior eine Widerstandsbewegung gegen das Imperium verschwören. Ressu und Darrakos, zwei Artenforscher der Chimäriern zweifeln den Gottstatus von Schattenwacht an und wollen ihn mithilfe fremder Spezies stürzen. Der Imperator sieht jedoch alles und so landen alle vier in den überfüllten Skalvenunterkünften unterhalb der großen Gladiatoren-Arena von Harkyior. Allerlei zwielichtige Mörder und Verräter warten auf ihren Einsatz in der Arena. Denn wer gut und unterhaltsam kämpft, bekommt die Essensreste von den Chimäriern zugeworfen. Glücklicherweise ist gerade ein Fluchtversuch am Laufen und Tarens kräftige Hände könnten sich als nützlich erweisen. Das „falsche“ Tor öffnet sich plötzlich und die Gefangen fliehen in kleinen Gruppen gen Freiheit. Dabei hat sich Taren dem geheimnisvollen Tigermenschen Srrig angeschlossen. Dieser hat scheinbar irgendwie sein Gedächtnis verloren und kann sich an nichts mehr erinnern. Nur durch einen seltsamen Traum weiß er, dass er unbedingt einen bestimmten Mann suchen muss.

 

Zur gleichen Zeit steht die Nachtelfin Jade vor einer schweren Entscheidung. Eine Vision hat ihr gezeigt, dass sie sterben wird, wenn sie die Halbgöttin Mèra auf ihrer Suche nach den drei verschwundenen Königen begleitet. Wenn sie dies aber nicht tut, wird der Imperator Schattenwacht nach und nach auch die Städte und Ländereien der Elfen überfallen und ihrer Familie und Freunden würde ein grausamer Tod bevorstehen. Zusammen mit ihrem langjährigen Freund dem Gnom Athónon macht sie sich auf die Reise Richtung Süden. Ihre neugierige Tochter Laura, halb Elfin halb Tiefweltler nimmt heimlich die Fährte der Gruppe auf und folgt ihr in die umliegenden Wälder. In ihrem jugendlichen Leichtsinn muss sie jedoch schnell feststellen, dass die Erzählungen ihres Volkes über Menschen und Chimäriern doch nicht übertrieben waren.

 

„Böses Erwachen“ ist zugleich der Debütroman des Autors Michael Thiel als auch der Auftakt zu dem sechsteiligen „Schattenwacht“-Zyklus. Bei diversen Rollenspielrunden mit seinen Freunden kam ihm die Idee dazu und neben der Welt Hevanor wurden dabei auch schon einige der wichtigsten Figuren entworfen.

Die klassische High-Fantasy Geschichte spielt in einer mittelalterlich wirkenden Fantasywelt. Die Prophezeiung von Theb Nor wurde von den Priestern unwissentlich (oder auch absichtlich) falsch ausgelegt und so ist Wissen grundsätzlich schlecht. Demzufolge ist Unwissenheit ein Segen und wie das nun mal ist, werden auch hier alle Anders-Denkenden verfolgt und getötet. Technologisch sind die Menschen daher eher rückständig und konnten mit Leichtigkeit von den fortschrittlichen Pýucaani besiegt werden.

In der Rahmenhandlung erzählt die nun mehr gealterte Laura ihre Lebensgeschichte von der Suche nach den Königen. Dabei springt der Autor munter zwischen Zeiten und Personen hin und her, so dass anfangs die kurzen Kapitel etwas verwirrend und konfus wirken. Erst nach und nach erkennt man worum es in dem Roman wirklich geht. Dabei werden sehr viele verschiedene Figuren eingeführt und es gibt neben den altbekannten Völkern der High-Fantasy auch neue originelle Gruppen wie die Obtaru, Chimariern und Schlangenblütler. Hinzu kommen die witzigen Begleiter von Athónon: das sprechenden Chamäleon Taffi und ein zynisches Teufelchen namens Zeeris. Beide sorgen für etwas Humor und Abwechslung in der düsteren Handlung.

Besonderes Augenmerk hat der Autor, selbst erfahrener Kampfsportfan, auf die temporeichen Action- und Kampfszenen gelegt. Die Helden werden bei ihren Abenteuern wirklich viel geschunden und stehen mit ihren Verletzungen fast immer kurz vorm Tod. Die schnelle Heilung durch die „Zauberdecke“ des Gnoms wirkt dabei eher unglaubwürdig und lächerlich. Davon abgesehen sind die Figuren trotz der etwas einfachen stereotypischen Zeichnung gut gelungen und agieren durchaus realistisch.

Sprache und Erzählstil sind für einen Debütroman auch schon recht gut. Einzig der Schluss mit dem abrupten Ende ist etwas unglücklich geworden. Die offen gebliebenen Fragen werden hoffentlich in den nächsten Teilen des Zyklus beantwortet werden.

 

Ausstattung und Verarbeitung des Romans sind überraschenderweise wirklich gut. Neben dem eigentlichen Roman gibt es noch eine chronologische Übersicht der Geschichte Hevanors, eine detaillierte Karte, ein aufschlussreiches Nachwort des Autors und auch eine zusätzliche Kurzgeschichte („Kulturtrümmer“). Hinzu kommt das schicke Cover von Klaus Scherwinski, drei schwarz-weiß Innenillustrationen von Flavio Bolla sowie auch ein passendes Lesezeichen zum Zyklus. Glücklicherweise wurde auch beim Lektorat nicht gespart, was leider bei Kleinverlagen und BoDs nicht immer selbstverständlich ist.

 

Insgesamt ist „Böses Erwachen“ ein spannender High-Fantasyroman, der zwar nicht unbedingt viel Neues aus dem Genre bietet, aber mit einer interessanten Welt, sympathischen Figuren und jeder Menge Action und Tempo bestens unterhalten kann.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240513235138e8bc597b
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Böses Erwachen

Reihe: Schattenwacht Band 1

Autor: Michael Thiel

Taschenbuch: 504 Seiten

Verlag: SCRATCH Verlag; Auflage: 1. (1. April 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3940928003

ISBN-13: 978-3940928009

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 15.07.2008, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 6910