Zeit der Trauer (Autorin: CelticRaven)
 
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Zeit der Trauer

Autorin: CelticRaven

 

Er spürte den Todesschmerz durch den Blutlink und fühlte, nein er wußte, er würde zu spät kommen. Er flog so schnell er konnte zum Loft und landete übers Dachfenster mitten im Raum. Er sah ihn auf dem Boden liegen, über und über mit Blut besudelt und fühlte den Link zu seinem Sohn schwinden. Sofort war er an seiner Seite und kniete bei ihm. Er nahm den fast schon leblosen Körper in seinen Schoß. Sein Sohn öffnete langsam die Augen. "Schütze Natalie..." flüsterte er und atmete schwer. LaCroix konnte die Tränen in den Augen seines Sohnes sehen und fühlte die eigenen aufsteigen. "Nicholas....nein....du darfst nicht sterben...". Doch Nick lächelte ihn nur müde und resignierend an. "Ich liebe dich Vater" waren die letzten Worte die er noch zustande brachte, dann wich die Kraft und das Leben aus Nick´s Körper. "Nein Nicholas, warte...ich muß dir noch etwas sagen...". Es war zu spät. LaCroix hielt seinen toten Sohn im Arm. Nach mehr als 900 Jahren war er endgültig fort. Nicholas de Brabant war tot.

 

LaCroix spürte wie sich jemand leicht bewegte. Er drehte seinen Kopf und konnte Natalie spüren. Sie lebte noch. Vorsichtig legte er die leblose Hülle seines Sohnes auf den Boden und lief zu ihr herüber. Sanft nahm er sie hoch. Er wußte sie würde jetzt seine Hilfe brauchen. Er warf einen letzten Blick zurück auf seinen Sohn, dann hob er mit Natalie im Arm in den Nachthimmel.

 

Drei Tage später erwachte Natalie und sah einen roten Schimmer vor ihren Augen. Sie hatte unglaublichen Hunger. Jemand hielt eine Flasche Blut an ihre Lippen und sie trank dankbar. Nach der dritten Flasche war ihr Hunger gestillt und sie sankt erschöpft zurück in die Kissen. Sie drehte ihren Kopf und sah einen dunkelen Schatten am Fenster stehen. Erst jetzt wurde ihr bewußt das sie Nick nicht fühlen konnte. Der Link, der beide verband, war geschlossen, so als hätte er nie existiert. Vor 150 Jahren wurde sie herübergebracht von Nick und noch nie hatte sie den Link zu ihm verloren.

 

"Nick?" fragte sie leise, wohlwissend das der Schatten den sie sah nicht Nick´s war. "Kannst du dich erinnern was passiert ist?" fragte LaCroix sie leise. "Nein, nicht wirklich. Ein fremder Vampir war in unser Haus eingebrochen und er und Nick kämpften. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Wo ist Nick? Ist er verletzt?" Sie war beinahe panisch als sie keine Antwort von LaCroix erhielt.

 

Langsam drehte LaCroix sich zu ihr um und ging auf ihr Bett zu. Sie erschrak zutiefst als er ins Licht trat und sie ihn sehen konnte. Er war nur noch eine Hülle seiner selbst, ausgebrannt und am Ende seiner Kräfte. "Nicholas ist tot." Wisperte er und sie konnte den tiefen Schmerz in seinen Augen sehen. "Nein" schrie sie ihn an, doch spürte sie das er die Wahrheit sagte. Sie fiel zurück in die Kissen und begann zu schluchzen. LaCroix ließ sie alleine in ihrer Trauer, nicht fähig seine eigene auszudrücken.

 

Er ging ins Wohnzimmer, als ein anderer Vampir plötzlich hinter ihm stand. "Ich hatte dich gewarnt. Jetzt kann ich in Frieden weiterleben. Du hast mir vor mehr als 500 Jahren das liebste auf der Welt genommen. Jetzt konnte ich es endlich zurückzahlen. Du wirst auf ewig damit leben müssen, das du den Tod deines Sohnes selbst verschuldest hast. Leb wohl LaCroix." Sagte der andere mit eiskalter Stimme, die eine große Portion von Befriedigung zeigte. LaCroix drehte sich um, doch der andere war verschwunden. Er brauchte ihn nicht zu sehen. Er kannte die Stimme. Der Name des anderen war Eduardo und LaCroix hatte vor sehr langer Zeit seine Frau getötet. Damals hatte Eduardo ihm Rache geschworen, doch hätte LaCroix nie daran gedacht, das es seine Familie und nicht ihn treffen würde. Ein tiefer Schrei der Wut kam aus seinem Körper und er folgte dem Mörder seines Sohnes durchs Fenster.

 

Eine Woche später hörte Natalie wie LaCroix wieder kam. Er ging direkt in sein Zimmer und schloß leise die Tür. Natalie zog sich etwas über und folgte ihm. Ohne anzuklopfen betrat sie seinen Raum. Er saß auf dem Bettrand. Er trug noch immer dieselben Sachen wie vor einer Woche. Er sah müde, erschöpft aus und sie konnte sehen das er tiefe Wunden und Verbrennungen hatte, die nur langsam heilten.

 

"Es ist getan?" fragte sie ihn leise und er nickte nur, den Kopf weiterhin gesenkt. Sie ging ins Badezimmer und kam mit einer Schüssel mit warmen Wasser und einem Tuch zurück. Sie setzte sich neben ihn und begann sein Hemd aufzuknöpfen. Er sah sie nicht an, konnte es nicht. Sie begann vorsichtig die Wunden zu reinigen und er blieb ganz still sitzen. Wieso tut sie das, ich habe ihren Mann umgebracht, dachte er und sah ihr schließlich in die Augen. Er konnte keinen Haß erkennen. Vorsichtig drückte sie ihn aufs Bett und er ließ es geschehen. Sie deckte ihn zu und strich ihm sanft übers Gesicht. Er war jenseits von Gut und Böse und völlig erschöpft. Sie ging ums Bett herum und legte sich auf die andere Seite. Als er ihren Arm auf seinem Körper fühlte und wußte das sie für ihn da sein würde diese Nacht, liefen ihm lautlose Tränen übers Gesicht und er schlief ein.

 

Einige Stunden später wachte er wieder auf. Ich habe meinen eigenen Sohn getötet indem ich vor 500 Jahren den größten Fehler meines Lebens gemacht habe. Und seine Frau liegt hier bei mir und versucht mir Trost zu geben. Sie bietet mir die Möglichkeit mich fallen zu lassen. Sie ist alles was ich noch habe, die einzige die meinen Schmerz mit mir teilt. Dachte er während er wach lag. Natalie schlief noch, schien aber seine Unruhe zu spüren und umarmte ihn noch fester. Dankbar ließ er sich in ihre Umarmung fallen.

 

Als sie in der nächsten Nacht zusammen aufwachten sahen sie sich lange in die Augen. Langsam berührten sich ihre Lippen. Beide wollten es und beide brauchten es so innerlich. Sie ließen es geschehen und als sie ihr Blut austauschten, konnte einer die Liebe und Trauer des anderen für und um Nick erkennen. Sie blieben noch eine ganze Weile zusammen liegen, bevor Natalie wieder einschlief und LaCroix sich aufmachte und langsam seine Sachen packte. Es war Zeit für ihn weiter zu ziehen.

 

Natalie erwachte und spürte LaCroix im Wohnzimmer. Sie stand auf und ging hinunter, vorbei an den Koffern die er zuvor gepackt hatte. Sie setzte sich neben ihn. "Wohin wirst du gehen?" fragte sie ihn direkt. "Ich weiß es noch nicht. Paris eventuell, oder vielleicht Venedig." Antwortete er leise. Wie gerne hätte er ihr gesagt was er fühlt und sie gebeten mit ihm zu kommen. Aber er hatte aus seiner Erfahrung mit Nick gelernt, das er nichts erreicht, wenn er jemanden seinen Willen aufzwingt. Die Stille wurde bedrückend und Natalie begann zu sprechen. "LaCroix, was letzte Nacht angeht..." LaCroix unterbrach sie mit einer Handbewegung. "Natalie, ich habe nicht erwartet das du mich begleitest aufgrund dessen was letzte Nacht passiert ist. Natürlich bleibt das Angebot bestehen." Er sah sie unsicher von der Seite an und sie lächelte.

 

"Danke, aber ich kann hier jetzt nicht fort. Nick und ich hatten viele Pläne und einiges davon kann ich auch ohne ihn umsetzen und möchte es versuchen." Er nickte und verstand. Natalie wußte das er gehen mußte. Er hatte zuviele schlechte Erinnerungen die er nur alleine verarbeiten konnte, wie es nunmal seiner Art entsprach. Langsam stand er auf und füllte beiden nochmal ein Glas Blutwein ein, doch hielt sofort inne, als er Natalie Arme um seiner Hüfte spürte. Er drehte sich um, ohne den Kontakt zu ihr abzubrechen und nahm sie fest in seine Arme. Er würde jederzeit zu ihr zurückkehren können. Zwei Stunden später verschwand er und Natalie blieb zurück mit ihrer eigenen Trauer.

 

10 Jahre später

 

Natalie hatte über ganz Canada verteilt mehrere Kliniken für Arme eingerichtet, wobei sie die Klinik in Toronto selber leitete. Sie arbeitete viel und verwehrte sich selbst damit zuviel Zeit zum Nachdenken. Doch der heutige Tag war wie jeder Tag dieses Datums in den letzten zehn Jahren. Es war Nick´s Todestag und sie wußte sie würde wieder die ganze Nacht an seinem Grab sitzen und weinen.

 

Es war schon nach Mitternacht als sie auf den stillen Friedhof ging. Als sie um die Ecke bog und in Richtung Nick´s Grab sah, verblieb sie wo sie war. Sie konnte ihn sehen. Er kniete vor dem Grab. Sie hatte nur selten von ihm gehört in den letzten zehn Jahren und er war nie nach Toronto gekommen. Sie entschloß sich in den Schatten zu treten und ihm die Möglichkeit zu geben alleine mit seinem Sohn zu sein. Sie sah das er zu Nick sprach. Er sah müde und alt aus. Es war nicht mehr viel von dem einstmals so heroischen General übrig. Sie beobachtete ihn still.

 

Es war das erste Mal das er an Nick´s Grab stand. Er wußte nicht welche Macht ihn dazu veranlaßt hatte nach Toronto zu kommen. Er strich sanft über den schlichten Grabstein, der nur Nick´s Namen und die Inschrift ""Beloved Husband and Son"" aufwies. Er hatte festgestellt das das Grab an einem Platz war, von wo man jeden Tag den Sonnenaufgang sehen konnte. Nicholas wäre dankbar für diesen Platz gewesen, dachte er. "Nicholas, ich wollte dir schon so lange etwas sagen. Verzeih das ich es nicht tat als du noch lebtest. Ich dachte ich hätte eine Ewigkeit Zeit dafür." Er wischte eine Träne beiseite, bevor er langsam weitersprach. "Bereits als ich das erste Mal dein Blut schmeckte, fühlte ich das Licht das von dir ausging. Ich hätte dich niemals herüberbringen dürfen. Du warst immer zu gut für diese Existenz. Die Schuld und Reue die du mit dir herumgetragen hast, hätte auf meinen Schultern lasten müssen. Es tut mir leid das ich dir das angetan habe. Doch ich war immer stolz auf dich und habe dich mehr geliebt als mein Leben."

 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. "Ich habe mich oft gefragt wo du wohl bist." Sagte Natalie mit sanfter Stimme. "Und hier bin ich." Antwortete er ebenso sanft. "Zehn Jahre, ist es wirklich schon so lange her?" Er sah sie an während er sprach. "Ich vermisse ihn noch immer." Erwiderte sie ihm. Er senkte den Kopf. "Ich konnte mir nicht vergeben was passiert ist. Alles ist nur meine Schuld. Ich hätte ihn genauso gut mit meinen eigenen Händen töten können." Natalie konnte seine Schuld und Trauer fühlen. "Nick hat es dir lange vergeben, da bin ich mir sicher. Er würde nicht wollen das du dein Leben lang die Schuld mit dir herumträgst. Es ist Zeit loszulassen." Ruckartig stand er auf und sah sie an. Seine Augen blitzten. "Du weißt nicht wovon du redest." Fauchte er sie an. Natalie stand auf und ging ohne ein weiteres Wort.

 

Am Ende des Weges drehte sie sich um. Sie erschauderte bei dem Anblick der sich ihr bot. LaCroix war vor Nick´s Grab zusammengesunken und sie konnte sehen wie er zitterte und weinte. Sie rannte zu ihm und kniete neben ihn. Wortlos nahm sie ihn in ihre Arme und er ließ sich fallen. Nach langer Zeit beruhigte er sich. "Es war das erste Mal?" wisperte sie fragend, wohl wissend, das der Schmerz den sie durch den Link von ihm gefühlt hatte die letzten zehn Jahre in ihm verborgen war. Es war tatsächlich das erste Mal seid Nick´s Tod das er sich selber gestattete offen zu trauern. Er nickte nur stumm. Natalie half ihm auf. "Komm. Du kannst bei mir bleiben." Sagte sie einfach und nahm ihn mit.

 

Keiner sagte ein Wort auf dem Weg zu Natalie´s Haus und erst nachdem sie beiden ein Glas Wein eingeschenkt hatte begann er zu sprechen. "Natalie würde es dich stören wenn ich eine Weile bei dir bleibe?" fragte er leise, seinen Blick immer auf sein Glas gerichtet. Natalie lächelte. "Nein, natürlich nicht. Du bist jederzeit willkommen. Bleib solange du willst." Endlich sah er sie an. "Ich bin so müde und will nicht länger alleine sein." Wisperte er traurig.

 

Natalie setzte sich nahe zu ihm und zog seinen Kopf auf ihre Schulter. Er schloß die Augen und relaxte langsam. "Ich habe wohl jede Stadt in Europa besucht in den letzten zehn Jahren. Irgendwann merkte ich, das ich die Reise unbewußt so ausgesucht hatte, wie Nicholas damals als er versuchte von mir wegzukommen. Dann kam die Nacht wo ich ihn in einer Menge versucht habe zu spüren. Als ich merkte was ich tat wußte ich das es Zeit ist zurück zu kommen." Natalie fühlte seine Emotionen über den Link. "Er ist immer bei dir. Hier." Sie legte ihre Hand auf sein Herz während sie sprach. Sie fühlte wie leise Tränen über sein Gesicht liefen und ihre eigenen begannen zu laufen. Sie hielten sich in den Armen und wußten das sie den Schmerz und die Trauer über den Verlust dieses so geliebten Mannes teilen würden, bis sie sich an die guten Zeiten erinnern würden. In jedem Fall würden sie es gemeinsam erleben....

 

The End

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240501202558cc945007
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Fandom:

Nick Knight - Der Vampircop

Disclaimer:

Die genannten Charaktere entstammen der US/C TV-Serie "Nick Knight - Der Vampircop" ("Forever Knight"). Sie gehören James D. Parriott und Barney Cohen, sowie Sony/Tristar. Der Autor dieser Geschichten hat keine kommerziellen Vorteil von der Verwendung dieser Charaktere, sondern verwendet sie ausschliesslich für den privaten "Fan-Fiction"-Bereich. Es sind keine Copyright-Verletzung zu erwarten.


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Erstellt: 22.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 717