Wenn die Sterne fallen (Autorin: CelticRaven)
 
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Wenn die Sterne fallen

Autorin: CelticRaven

 

Natalie hatte seid langer Zeit mal wieder Spaß an der Arbeit. Seid nunmehr einem Monat hatte sie eine neue Kollegin in der Nachtschicht, mit der sie sich von Tag zu Tag besser verstand und mit der sogar Nick klar kam. Nicht das Natalie auch nur annähernd in Erwägung zog ihr etwas von Nick Geheimnis zu erzählen, denn sie war sich sicher das ihr das ohnehin niemand glauben würde. Doch Nick schien dieser Frau zu vertrauen und obwohl Natalie im ersten Moment eifersüchtig war, merkte sie doch schnell, das ihre neue Kollegin kein Interesse an Nick hatte und aus Loyalität zu ihr auch keine Anstalten machte das zu ändern. Sie ging mit einem Lächeln auf den Lippen in ihren Autopsieraum und war nicht überrascht ihre Kollegin dort schon vorzufinden. "Hi Alysseah. Du kommst wohl nie zu spät, oder?" fragte sie fröhlich. Die angesprochene drehte sich nur halb um und gab postwendent zurück "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Aber wie ich soeben von einem gewissen Don erfahren habe, ist meine liebe Kollegin Nat ja nicht die einzige die sich zu ihrer Schicht verspätet hat." Natalie lief leicht rot an und sah verlegen zu Alysseah herüber. "Hm, ja. Was soll ich dazu sagen?" Alysseah lachte nun über das ganze Gesicht und antwortete spielerisch. "Garnichts meine Süße. Ich gönne es dir ja von Herzen. Nach allem was ich gehört habe, ist es ja wohl auch langsam Zeit für euch beide." Natalie wurde noch einen Tatsch roter, musste aber doch lachen. Sie konnte mit niemandem so unbefangen reden wie mit dieser Frau und auch wenn sie etwas dunkles und mysteriöses an sich hatte, so war sie doch offen und immer da wenn sie gebraucht wurde. Die beiden Frauen gingen an die Arbeit und redeten noch die ganze Schicht hindurch.

 

Es war kurz vor Sonnenaufgang, als noch ein "Patient" in die Halle geschoben wurde. Natalie verzog ihr Gesicht und auch Alysseah sah nicht gerade glücklich aus. "Würfeln wir, oder packen wir es schnell zusammen an?" fragte Alysseah nach einem Seufzer. Natalie sah sie mit demselben Seufzer auf den Lippen an. "Packen wir es gemeinsam an, dann sind wir beide schnell draußen." Die beiden Frauen nickten einander zu und schoben den Neuankömmling in den Autopsieraum. Natalie öffnete den Sack und begann die Leiche zu untersuchen, die für ihren Geschmack zu blass war. Sie wusste genau wonach sie suchen musste und war nach genauerem untersuchen des Nackens auch erfolgreich. Sie hatte nicht bemerkt wie Alysseah sich versteift hatte und ihre Augen sich verdunkelten. Natalie versuchte die von ihr entdeckten Male am Nacken zu verheimlichen, doch Alysseah bemerkte ihren Versuch. Sie nahm Natalies Hand beiseite und inspizierte die Einbisswunden. Als sie wieder aufsah, sahen sich die beiden Frauen einen Moment schweigend an.

 

Alysseah war die erste die sprach. "Du weißt woher diese Wunden stammen, nicht wahr?" Natalie sah sie erschrocken an. "Was meinst du?" fragte sie unsicher und Alysseah konnte diese Unsicherheit hören. "Natalie. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Spielchen. Ich habe schon lange bemerkt das du etwas vor mir zu verheimlichen versuchst. Also, wen immer du in solchen Fällen benachrichtigst, lass dich von mir nicht aufhalten. Alles was ich will, ist das ich nicht mit reingezogen werde, nicht noch einmal." Natalie zitterte vor Anspannung, doch die letzten Worte ihrer Freundin holten sie aus ihren Gedanken. "Noch einmal? Du hast das schon mal erlebt?" Alysseah sah Natalie traurig an, nickte aber. "Es ist lange her und ich hatte es eigentlich zurückgelassen. Es war eine andere Zeit und ein anderes Leben." Natalie wusste nicht was sie davon halten sollte. "Ich würde gerne mit dir darüber reden, denn ich habe sonst niemanden mit dem ich reden kann. Es würde mir wohl auch sonst niemand glauben. Bitte." Alysseah sah nicht glücklich über diese Wendung aus, doch sie nickte zustimmend. "OK. Wir werden reden. Aber jetzt müssen wir erst mal dieses Überbleibsel eines achtlosen Wesens der Nacht loswerden. Also mach schon deinen Anruf zu Nick." Natalie fiel das Skalpell aus der Hand, welches sie unbewusst die ganze Zeit umklammert hielt. "Woher weißt du?" Alysseah lachte, doch es kam nicht vom Herzen. "Was? Das du versuchst mir etwas zu verheimlichen? Das Nick ein Vampir ist? Das du nach einer "Heilung" für ihn suchst? Oder was meinst du?" Natalie wusste nicht wie sie reagieren sollte und alles was ihr einfiel war eine weitere Frage. "Woher weißt du das alles?" Alysseahs Augen verdunkelten sich und ihre Gesichtszüge wurden hart. "Woher? Natalie, bist du tatsächlich so blind oder einfach nur ignorant? Ich war eine von Ihnen. Jetzt zufrieden?" Natalie starrte die Frau vor sich an und rang nach Luft. "Beruhige dich, Nat. Ich habe nicht gewollt das sich alles so entwickelt. Aber jetzt wo es raus ist, sollten wir beide wirklich miteinander reden. Doch nun ruf erst mal Nick an, damit er sich die Leiche ansehen kann." Natalie nickte nur wie in Trance, ging zum Schreibtisch und rief Nick an.

 

Es dauerte nur Minuten bis Nick durch die Tür gestürmt kam. Natalie hatte sich seltsam angehört am Telefon und in Sorge hatte er sich sofort auf den Weg gemacht. Er war nicht darauf gefasst Alysseah auch dort vorzufinden. Natalie sah blass aus, so als ginge es ihr nicht gut, aber Alysseah lächelte ihm aufmunternd entgegen. Er mochte sie, sie nahm ihn wie er war und egal welche Laune er hatte, sie akzeptierte es. Natalie sah notdürftig hoch und deutete auf die Leiche auf dem Tisch. Er sah Natalie fragend und gleichzeitig warnend an, doch Natalie schüttelte nur den Kopf. "Gib dir keine Mühe Nick. Alysseah weiß es." Nick glaubte seinen Ohren nicht zu trauen und war sofort aufs äußerste alarmiert. Als er sich Alysseah zuwandte, konnte diese goldene Flecken in seinen Augen erkennen. "Nana, Detektive. Ich hoffe du hast dich sonst besser unter Kontrolle, sonst wird die Community bald nicht mehr sehr freundlich dir gegenüber eingestellt sein." Dieser Kommentar erwischte Nick völlig überraschend und er sah sie geschockt und mit offenem Mund an. "Was?" fragte er nur leise. Alysseah lachte, doch auch dieses Mal kam es nicht von Herzen. "Oh, nichts weiter Nick. Sieh dir bitte die Leiche an und sieh zu was du machen kannst. Ich habe genug für heute und gehe jetzt nach Hause. Gute Nacht oder besser gesagt Guten Morgen euch beiden." Mit diesen Worten war sie verschwunden und ließ einen völlig verstörten Nick und eine immer noch sehr blasse Natalie zurück.

 

Nick kniete neben Natalie und nahm ihre Hände in seine. "Nat? Rede mit mir. Was ist hier passiert?" Langsam erwachte Natalie aus ihrem Tagtraum. "Nick. Alysseah. Sie weiß was du bist. Sie sagt sie war einen von euch. Aber sie ist sterblich, Nick. Weißt du was das heißt? Es muss eine Heilung geben. Nick, wir sind ganz nahe dran." Natalie liefen die Tränen der Aufregung und Freude über die Wangen und Nick nahm sie sanft in seine Arme. "Nat. Wie ist das möglich? Ich meine. Wenn sie eine von uns war, warum haben die Enforcer sie noch nicht gefunden? Und wie wurde sie geheilt?" Natalie schüttelte müde den Kopf. "Ich habe keine Ahnung. Ich wollte mit ihr reden, doch sie bestand darauf, erst die Leiche los zu werden." Nick sah Natalie in die Augen. "Sie weiß wovon sie redet. Eine Leiche wie diese ist eine Gefahr für die Community. Lass mich das erledigen und dann suchen wir nach ihr. Was hältst du davon?" Natalie nickte und beobachtete mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht wie Nick die Nummer des Raven wählte und alles arrangierte um die Leiche verschwinden zu lassen.

 

Es dauerte noch zwei Stunden bis die Leiche beseitigt wurde und die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Natalie das Gebäude verließ. Sie holte Nicks Wagen und fuhr ihn mit dem Kofferraum an die Rückseite des Gebäudes. Eine Gestalt mit einer dunklen Decke über dem Körper rannte auf den Wagen zu und sprang mit einem Satz in den Kofferraum, den Natalie anschließend direkt schloss. "Nick, bist du ok?" fragte sie leise in den Kofferraum und ein grummeln aus dem inneren überzeugte sie davon, das Nick noch lebte. "Ich fahre jetzt zu der Adresse, die Alysseah in ihren Personalunterlagen angegeben hat. Erhol dich." Die Fahrt brachte sie in eine mittelständische Gegend von Toronto und vor der angegebenen Adresse parkte sie den Wagen. Es war ein nettes kleines Haus, wie es in den Staaten häufig zu finden war und hier in Canada immer öfter nachgebaut wurde. Natalie klingelte an der Tür, nicht sicher ob sie Alysseah wecken sollte. Doch in ihren Gedanken wurde die Tür geöffnet und eine ältere Frau sah sie fragend an. "Äh, guten Morgen Mam. Ich suche nach Alysseah." Die Frau sah sie verständnislos an und schüttelte ihren Kopf. "Es tut mir leid mein Kind. Aber hier gibt es keine Alysseah. Ich wohne mit meinem Mann jetzt schon über 30 Jahre hier und es gab nie jemanden mit diesem Namen hier." Natalie war verwirrt. "Entschuldigen Sie bitte. Ich muss mich wohl in der Adresse geirrt haben. Schönen Tag noch." Die beiden nickten einander zu und Natalie ging zurück zum Wagen. "Sie wohnt hier nicht." Sagte sie im vorbeigehen an dem Kofferraum. "Habe ich mir fast gedacht. Lass uns zum Loft fahren." Natalie nickte, obwohl Nick es nicht sehen konnte und fuhr zum Loft.

 

Sie saßen sich an Nicks langem Esstisch gegenüber und keiner sagte ein Wort. Beide waren zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt. Nach einer weiteren Stunde des Schweigens fiel Natalie ein was Nick gesagt hatte. "Was meintest du damit als du sagtest, du hast dir fast gedacht das die Adresse falsch ist?" Nick wurde durch die Frage aus seinen Gedanken gerissen und sah Natalie an. "Hmm? Achso ja. Nun ja, wenn sie wirklich eine Heilung gefunden hat, dann ist sie in Gefahr. Die Enforcer werden sie jagen. Hat sie dir gesagt wie lange sie schon sterblich ist?" Natalie sah erschrocken aus und hatte den Rest der Frage nicht mehr registriert. "Meinst du das dir das auch passieren würde? Ich meine wenn du sterblich würdest, wirst du dann auch gejagt?" Nick war sich nicht bewusst das er mit seiner vorherigen Antwort Probleme auftun würde. Er hatte sich nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht was passieren würde, wenn er wirklich sterblich würde. "Ich weiß es nicht, aber in der Regel schon. Nat. Du brauchst keine Angst zu haben. LaCroix hat niemals zugelassen das die Enforcer mir etwas anhaben konnten." Natalie sah nun sehr nachdenklich aus und schüttelte dann den Kopf. Sie mochte LaCroix nicht, sie kannte ihn kaum, aber was Nick von ihm erzählte machte ihr Angst. Sie wusste er war gefährlich. Genau genommen war es das erste Mal das Nick etwas nettes über ihn gesagt hatte. "Wenn du sterblich bist, dann kann er dich doch nicht mehr schützen." Nick dachte kurz darüber nach und wusste das sie recht hatte. "Wie auch immer, wir sollten ein paar Stunden schlafen und dann fahre ich zum Raven und frage LaCroix nach Alysseah. Hast du noch dieses Photo von euch beiden von der Betriebsfeier Anfang des Monats?" Natalie nickte und holte das Photo hervor. Sie legten sich anschließend schlafen und es dauerte nur Minuten bis jeder in seinem eigenen Traum gefangen war.

 

Alysseah hatte die Gerichtsmedizin verlassen und atmete die frische Morgenluft ein. Sie sah zum Himmel, an dem man deutlich die aufgehende Sonne erkennen konnte. Sie lächelte, aber ihre Züge waren auch von Trauer überzogen. Sechs Wochen. Sie hatte es diesmal immerhin auf sechs Wochen gebracht. Nicht nur ein paar Tage, wie sonst. Und sie hatte eine Freundin gefunden. Dennoch wusste sie, das sie verschwinden musste. Sie konnte es nicht zulassen, das sich Nick und Natalie nur durch das Wissen um ihre Person in Gefahr brachten. Die Enforcer würden sie finden und ohne Rücksicht töten. Es wurde also wieder Zeit weiter zu ziehen. Sie atmete noch einmal tief ein, dann fuhr sie mit ihrem Wagen in die Richtung der armen Viertel von Toronto. An einem verwahrlosten Lagerhaus hielt sie an. Sie hatte in den letzten Jahren gelernt, das sie am sichersten in solchen Stadtvierteln war. Hier lebte man anonym und keiner wollte den anderen kennen. Sie packte die paar Sachen zusammen, die ihr etwas bedeuteten. An der Wand befand sich das einzige wertvolle was sie noch besaß und obwohl sie sterblich war, war sie auch nach all den Jahren nicht in der Lage es zu berühren. Sie nahm die dicke Decke vom Boden und holte das Adefakt von der Wand. Es war ein Schwert, das im Schaft eine Krone als Gravur hatte und dessen Griff als Kreuz geformt war. Dieses Schwert war ihr heilig und obwohl sie wusste das dieses Schwert eines Tages ihr Tod sein würde, konnte sie sich nicht davon trennen. Sie packte es zusammen mit den anderen Sachen in ihren Wagen, warf einen letzten Blick in das Lagerhaus und verließ es um weiter zu ziehen.

 

Es dauerte nach Nicks Geschmack eine Ewigkeit bis die Sonne endlich untergegangen war. Er hatte nur wenige Stunden geschlafen und hatte sich dann entschlossen einige Anrufe zu tätigen. Er hatte herausgefunden, das die Frau die sich selber Alysseah nannte keinem wirklich bekannt war, doch zumindest hatte er eine weitere Adresse erhalten in einem der Armenviertel von Toronto. Doch bevor er auf die Suche nach dieser Frau ging, wollte er vorher noch mit LaCroix sprechen. Vielleicht wusste er ja mehr und würde ihm auf die Sprünge helfen. Endlich verschwanden die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont und Nick flog in den Nachthimmel auf seinem Weg zum Raven. Es war Vollmond. Die Stadt war in ein geisterhaftes Licht getaucht und normalerweise konnte er sich an diesem Anblick nicht sattsehen, doch in dieser Nacht hatte er dafür keine Zeit. Nach nur wenigen Minuten war er am Raven angelangt und hämmerte gegen die Tür. Miklos öffnete brummelig, wurde aber sofort freundlich als er Nick erkannte. "Der General ist noch oben." Begrüßte er Nick kurz und der nickte. Nick ging auf direktem Weg in die privaten Räumlichkeiten von LaCroix und klopfte. Von drinnen war ein "Herein" zu hören und Nick war sich sicher das LaCroix ihn bereits gespürt hatte als er den Club betrat.

 

"Nicholas, was verschafft mir die Ehre deines frühen Besuches?" fragte LaCroix seinen Sohn in seiner gewohnt kalten Art. Nick ging auf ihn zu und sah ihm in die Augen. Er wusste das er ein gefährliches Terrain betrat, wenn er ihn nach einem ehemaligen Vampir fragen würde und so holte er einfach nur das Photo das Natalie ihm überlassen hatte heraus und hielt es LaCroix hin. Er rechnete mit einem Erkennen der Frau auf dem Photo, vielleicht sogar ein Wutausbruch, doch die Reaktion die folgte konnte er nicht vorhersehen. LaCroix starrte für Sekunden auf das Bild in seiner Hand, als er plötzlich seine Augen schloss und so sehr schwankte das er umgefallen wäre, wenn Nick ihn nicht aufgefangen hätte. Ohne ein Wort zu sagen führte er ihn zur Couch und beide nahmen platz. LaCroix hatte seine Augen wieder geöffnet und starrte weiterhin auf das Bild in seiner Hand. Mit einer Zärtlichkeit die Nick nie zuvor bei seinem Vater gesehen hatte, berührte LaCroix das Bild mit den Fingerspitzen. Dann schloss er wieder erschöpft seine Augen und Nick konnte erkennen das seine Hände leicht zitterten. Seine Stimme war kaum zu verstehen als er Nick fragte. "Woher hast du das Bild?"

 

Alysseah wusste das sie Natalie eine Erklärung schuldete und entschloss sich zur Gerichtsmedizin zu fahren und sich wenigstens von ihrer Freundin zu verabschieden. Sie fuhr auf den Parkplatz und stieg aus dem Wagen, als ihr ein scharfer Geruch in die Nase stieg. Obwohl sie keine Vampir mehr war, hatten sich ihre Sinne nur unwesentlich verschlechtert. Sie wusste genau woher dieser Geruch kam, doch um ganz sicher zu sein hob sie ihren Kopf gen Himmel. Vollmond. Das war alles was sie als Bestätigung brauchte. Vorsichtig, sich der Gefahr in der sie schwebte völlig bewusst, ging sie dem Geruch nach. Sie brauchte nicht lange zu suchen, als sie das Grölen eines Wolfes hörte. Sie erschauderte als ihre Gedanken zurück gingen in die Vergangenheit. Dem Geruch zufolge handelte es sich um einen Werwolf. Der einzige natürliche Feind der Vampire. Langsam bewegte sie sich rückwärts, auf den Parkplatz zu. Alle hektischen Bewegungen vermeidend, kam sie endlich am Gebäude an und ging durch die Hintertür, die sie direkt hinter sich sicher verschloss. Sie konnte den Schweiß auf ihrer Stirn spüren. Es war lange her, das sie den Adrenalinstoß verspürt hatte, doch nach einigen Sekunden schüttelte sie diese Erinnerungen ab und machte sich auf den Weg zum Labor. Sie wusste sie würde Natalie dort finden.

 

Nick starrte LaCroix verständnislos an. "Natalie hat es von der Betriebsfeier aus dem letzten Monat. Du kennst die Frau?" LaCroix sah Nick von der Seite an, richtete seinen Blick danach aber wieder auf das Bild in seiner Hand. "Du meinst sie ist hier in Toronto?" Nick wurde langsam ungeduldig. "LaCroix, komm schon. Wer ist sie?" Ein Schmerz den er sonst immer zu verbergen wusste, huschte kurz über sein Gesicht. "Ich bin mir nicht sicher. Sie sieht älter aus. Etwa 10 Jahre, aber ich bin mir fast sicher das sie es ist. Was macht sie hier in der Stadt?" Nick merkte das LaCroix seinen Fragen auswich, aber er spürte auch das er es nicht absichtlich machte, sondern viel zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Er entschloss sich ihm die Antworten zu geben, vielleicht bekam er so auch einige Antworten. "Sie ist Natalies Kollegin in der Nachtschicht. Sie hat vor fünf Wochen angefangen und die beiden haben sich angefreundet. Ihr Name ist Alysseah." LaCroix zuckte bei diesem Namen zusammen. Nick war mit seinem Latein am Ende. "Was ist los LaCroix. Wer ist sie?" LaCroix sah ihn an, doch schien es als würde er ihn gar nicht wahrnehmen. "Alysseah? Sie hat ihren Namen also nicht geändert. Wo war sie all die Jahre? Und warum taucht sie jetzt wieder auf?" Nick dachte über seine nächste Antwort nicht nach. "Sie ist sterblich." Sprudelte er hervor und LaCroixs Augen veränderten. Er konnte deutlich die Härte in ihnen erkennen. "Was sagst du da? Das ist nicht möglich." Nick rückte ein Stück fort, doch hielt dem Blick stand. "Glaube mir, es hat mich genauso überrascht. Aber es ist wahr. Sie ist eine Sterbliche." LaCroixs Augen wurden wieder blau und er sah zurück auf das Bild. Nick sah nun seine Chance. "Wer ist sie, LaCroix?" Ohne seinen Blick von dem Bild zu wenden antwortete LaCroix mit leiser, von Trauer erfüllter Stimme. "Sie ist meine Frau." Nick starrte seinen Vater ungläubig an, doch als klar war das dieser nichts weiter sagen würde, erhob er sich leise und lies LaCroix mit dem Bild und seinen Erinnerungen zurück.

 

Im Labor war Natalie gerade mit einer Blutprobe am Mikroskop beschäftigt als Alysseah herein kam. Durch Natalies erschrockenes Verhalten erkannte Alysseah sofort, das es sich unmöglich um eine offizielle Arbeit handeln konnte. "Untersuchst du wieder Nicks Blut?" fragte Alysseah leise in den Raum und Natalie erwachte aus ihrem Schock und nickte. Alysseah ging zum Blutabnahmetisch und holte einige Einmalspritzen heraus und eine Nadel und ging herüber zu Natalie. Sie nahm auf dem Stuhl ihr gegenüber platz, krempelte ihren Ärmel hoch und hielt Natalie die Spritze hin. Natalies Hände zitterten als sie um den Tisch herum ging. "Nun mach schon meine Liebe, bevor ich es mir anders überlege. Bei mir war es nur eine zufällige Heilung, aber du liegst schon richtig. Der Zustand eines Vampirs beruht auf einer Art Virus. Er kann nicht entfernt werden, aber er kann, wie in meinem Fall, inaktiv gesetzt werden. Mit meinem Blut kannst du den inaktiven Virus extrahieren und hast dann deine Heilung für Nick." Natalies Hände beruhigten sich und sie lächelte Alysseah mit Tränen in den Augen an. Alysseah nickte verstehend und hielt still, damit Natalie die Nadel einführen konnte. Es dauerte nicht lange und sie waren fertig.

 

Sie gingen zusammen über den Flur in Richtung ihres Autopsieraumes als ihnen Nick entgegen kam. Er war noch blasser als sonst und sah besorgt aus. "Was ist passiert?" fragten beide Frauen wie es einem Mund. "Ich weiß nicht genau. Mir ist furchtbar übel. Irgend etwas stinkt dort draußen wie die Pest." Alysseah wusste sofort wovon er sprach. Sie hatte den Vorfall am Parkplatz beinahe vergessen durch ihr Zusammentreffen mit Natalie. Vorsichtig, um ihn nicht außer Kontrolle zu bringen, ging Alysseah auf Nick zu und berührte ihn an der Schulter. Nick zuckte zusammen und Alysseah konnte sehen das er langsam grün im Gesicht wurde und es ihm wirklich übel war. Wie auf Kommando fing er an zu würgen und Alysseah wusste das nur eines helfen würde. Sie lief schnellen Schrittes auf das Labor zu und entnahm eine frische Blutkonserve, die sie auf ihrem Weg zurück zu Nick bereits öffnete. Sie gab ihm die Konserve und er nahm sie dankbar und leerte sie, ohne sich Gedanken darüber zu machen, das er das erste Mal seid mehr als einem Jahrhundert menschliches Blut trank. Erst als er die Konserve geleert hatte wurde es ihm bewusst und seine Augen veränderten sich von blau in gold-rot. Alysseah schob Natalie vorsichtshalber beiseite, doch Nick hatte sich relativ schnell wieder unter Kontrolle. "Du trinkst wohl kein Menschenblut mehr, oder?" Nick schüttelte beschämt den Kopf. "Na dann wird es aber Zeit damit wieder anzufangen. Wenn du willst das die Heilung funktioniert, musst du völlig unter Kontrolle sein. Und das bist du derzeit definitiv nicht." Nick sah sie an und verstand nur Bahnhof. Natalie schaltete sich ein. "Alysseah hat mir Blut abnehmen lassen und mir erklärt wie es funktioniert." Nick fühlte seine Tränen aufsteigen. "Danke" flüsterte er nur.

 

Alysseah nickte nur, dann fiel ihr der Vorfall von dem Parkplatz wieder ein. "Wir müssen die Community warnen. Der Geruch der dir so zugesetzt hat, stammt von einem Werwolf." Nick hatte schon viel über die Kämpfe zwischen Vampiren und Werwölfen gehört, doch nie selber einen erlebt. Alysseah spürte das es ihm nicht wohl dabei war. "Werwölfe sind die einzigen natürlich Feinde die ein Vampir hat. Sie haben dieselben Jagdgründe, was eine natürliche Feindschaft hervorruft. Die Werwölfe haben einen großen Vorteil durch ihre Kraft. Ein junger Werwolf ist genauso stark wie ein alter, wogegen ein junger Vampir erst lernen muss zu überleben. Somit hat ein junger Vampir niemals eine Chance gegen einen Werwolf. Selbst alte Vampire haben Probleme zu gewinnen. Doch das größte Problem ist wohl, das wenn das Blut des Vampirs mit dem des Werwolfs in Verbindung kommt, kommt es zu einem Kampf zwischen beiden Viren. Diejenigen Vampire die diesen Kampf überleben, werden zu Krüppeln. Sie können nicht mehr jagen und können nur selten Blut zu sich nehmen. Sie verhungern sehr langsam innerlich." Natalie hörte voller Abscheu zu und Nick war es nicht wohl in seiner Haut. "Ihr versteht also das die Community gewarnt werden muss. Wer ist der hiesige Leader?" Nick sah verstohlen zu Boden und tippelte von einem Bein auf das andere. "LaCroix" antwortete er schließlich leise.

 

Alysseah zeigte eine weit weniger heftige Reaktion als LaCroix, doch auch sie erstarrte für einen kurzen Moment, was Nick nicht verborgen blieb. "Du kennst ihn also?" fragte er vorsichtig. Alysseah nickte. "Das liegt lange zurück, mein Freund. Woher weißt du davon?" Nick fühlte sich unbehaglich und Alysseah fügte die Stücke ihres Gedächtnispuzzle zusammen. Was sie erkannte ließ sie erschrecken und ein trauriges Lächeln überzog ihre Lippen. "Es ist wohl eine Art Schicksalsfügung, oder? Ich hätte es längst erkennen müssen. Du bist Nicholas de Brabant, LaCroixs Sohn." Nick wusste nicht wo er hinsehen sollte, doch er musste diese Frage einfach stellen. "Ja, er ist mein Vater. Aber du, du bist seine Frau?" Alysseah spürte ihre Tränen aufsteigen, doch Jahrtausende der Übung hielten sie zurück und sie nickte. "In einer anderen Welt und einer lange vergangenen Zeit. Aber ja, ich bin seine Frau." Natalie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. "Du bist was? Von diesem Monster?" entfuhr es ihr, doch als sie in Alysseahs Gesicht sah, bereute sie ihre Worte sofort. "Es tut mir leid, es war nicht so gemeint." Fügte sie leiser hinzu, doch Alysseah hob nur abwehrend ihre Hand. "Es ist schon in Ordnung, Nat. Kein Grund sich zu entschuldigen. Ich habe schon schlimmere Worte für ihn gehört. Doch solltest du wissen, das er nicht immer so war. Doch auch das ist lange Geschichte." An Nick gewandt fragte sie "Er ist also hier in Toronto? Wie lange schon?"

 

Nick war froh endlich von Nutzen sein zu können. "Ja, er ist hier. Er leitet den Community-Treff hier, das Raven und moderiert eine Nachtshow. Er ist der älteste der hiesigen Community und lebt seid fünf Jahren hier." Alysseah nickte. "Dann solltest du ihn benachrichtigen. Er weiß was zu tun ist, um die Community nicht zu gefährden." Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte gehen, doch Nick hielt sie auf. "Willst du nicht mitkommen? Er würde dich bestimmt gerne sehen." Alysseah stoppte mitten im Schritt und drehte sich langsam um. Ihre Augen waren beinahe schwarz und ihre Stimme war leise und doch schneidend. "Sag mir jetzt bitte nicht das er weiß das ich hier bin." Nick fühlte sich nun mehr als unwohl, aber er nickte. Alysseah stöhnte hörbar auf. "Benachrichtige ihn. Und nein, Nick, ich werde nicht mitkommen. Es gibt keinen Grund dafür. Es gibt nichts was uns noch verbinden könnte. Ich bin eine Sterbliche, schon vergessen?" Nick konnte sehen das Alysseah alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen und einige davon spiegelten sich als Gefühle in ihrem Gesicht wieder. Doch er sah auch eine definitive Entschlossenheit und ihm war klar, das er die Entscheidung dieser Frau nicht würde ändern können. "Dann warte wenigstens auf mich, bis ich aus dem Raven wiederkomme. Bitte. Nat kann dich zum Loft bringen." Seine Augen bettelten und obwohl Alysseah von Verstand her wusste das sie verschwinden musste, gab sie nach und nickte. Nick atmete erleichtert auf, gab Nat einen flüchtigen Kuss und verschwand. Nat und Alysseah gingen ebenfalls zum Parkplatz und fuhren hintereinander zum Loft.

 

Als sich die Tür zum Loft öffnete und Alysseah den ersten Einblick in die Vergangenheit von Nick bekam, vielen ihr tausend Dinge ein. Sie sah sich die verschiedensten Kunstwerke an den Wänden und in dem großen Wohnraum. Alles Dinge aus den vergangenen 800 Jahren und sie musste lächeln. Manche Dinge würden sich nie ändern und sie wusste das auch Janette, so wie ihr Vater, die Kunstwerke aus ihrer Zeit sammelte. Es war eine Art festhalten an der Sterblichkeit. Plötzlich sah sie ein Schwert an der Wand und sie trat heran. Ihre Augen leuchteten als sie das Schwert berührte und kein brennen in den Fingern spürte. "Ich bin sofort wieder da." Rief sie und war verschwunden noch bevor Natalie reagieren konnte. Es dauerte allerdings nur eine Minute als Alysseah mit einem langen Holzkasten unter dem Arm wieder auftauchte. Sie stellte die Kiste vorsichtig auf den Tisch. Natalie sah sie fragend an. "Ich habe keine wirkliche Verwendung mehr dafür. Vielleicht möchte aber Nicholas das Gegenstück zu seinem Exemplar haben." Mit diesen Worten öffnete Alysseah die Kiste, entfernte die Decke darin und hervor kam das Schwert von der Wand im Lagerhaus.

 

Natalie starrte fasziniert auf das Schwert. "Darf ich?" fragte sie und als Alysseah nickte, nahm sie es vorsichtig heraus. Sie war überrascht wie schwer es war und hielt es unsicher mit beiden Händen fest. "Es ist wunderschön" flüsterte sie ehrfürchtig. Alysseah lächelte. "Es ist heilig." Antwortete sie ebenso leise und Natalie sah sie mit großen Augen an. "Heilig?" fragte sie verwirrt und Alysseah nickte abermals. "Es ist sehr alt und wie gesagt das Gegenstück zu dem Schwert dort an Nicks Wand. Nicks Schwert symbolisiert die dunkele Seite der Macht und das meine das Licht. Beide sind auf ihre Weise heilig, wobei Nicks von den Kreaturen der Nacht berührt werden kann. Das meine leider nicht." Natalie verstand nicht sofort. "Es ist nicht ganz leicht zu erklären. Solange der Virus im System ist, auch wenn er inaktiv ist, wird es immer Dinge geben, die man nicht machen kann. Sonnenlicht ist kein Problem, solange man nicht unbedingt in der prallen Mittagssonne bleibt und auch Kirchen oder Kreuze sind keine harten Grenzen, doch wirklich heilige Dinge, wie dieses Schwert kann man dennoch nicht berühren." Natalie war nicht sicher das sie alles richtig verstanden hatte. "Du meinst also, das du dieses Schwert zwar besitzt, aber nicht berühren kannst?" Alysseah lachte. "Ja, das ist wohl so. Aber es gibt weitaus schlimmere Dinge." Natalie spürte das Alysseah sich etwas öffnete und entschloss sich, diese Chance zu nutzen. "Ich würde gerne mehr über dich wissen. Bitte." Alysseah nickte nur verstehend und die beiden Frauen setzten sich nebeneinander auf die Couch.

 

"Wann wurdest du herüber gebracht?" war die erste Frage die Natalie einfiel und Alysseah musste lachen, doch diesmal kam es aus dem Herzen. "Also gut. Ich wurde herübergebracht im Jahre 2965 v. Chr. Von einem damals schon alten Vampir Namens Kha Ra." Natalie atmete scharf ein. "Divias Meister." Stammelte sie und Alysseah war überrascht. "Ja, richtig. Divia ist meine Schwester, oder besser gesagt, sie war und ich hoffe das sie nie wieder auftaucht. Sie war ein Dämon, das wirklich böse, das sieht man an LaCroix." Natalie wusste nicht was sie meinte und Alysseah konnte ihr Unverständnis sehen. "Du kennst die Geschichte nicht, die LaCroix und Divia verbindet, oder?" Natalie schüttelte den Kopf. "In Ordnung. Dann tut es mir leid. Aber da es sich um LaCroixs Geschichte handelt, habe ich kein Recht sie dir zu erzählen." Natalie verstand und nickte nur. "Wie lange bist du sterblich?" Alysseah grinste. Sie hatte diese Frage längst erwartet. "Es sind jetzt 10 Jahre. Aber es ist nicht zu empfehlen. Du musst wissen das ich gerne bereit bin, diese "Heilung" weiter zu geben an jene die sie wirklich wollen. Doch ich wollte sie nicht. Ich mochte mein Leben als Vampir. Ich mochte die Unsterblichkeit und ich liebte die Nacht. Mir fehlte weder die Sonne, noch richtiges Essen, noch die Gesellschaft von Sterblichen. Das bringt das Leben eines Enforcers wohl so mit sich."

 

Natalie erstarrte vor Schock. "Enforcer?" Alysseahs Augen verdunkelten sich. "Ja Nat. Ich war lange Zeit ein Enforcer und Mitglied des High Councils. Es liegt nun 1300 Jahre zurück, da veränderte sich die Organisation der Enforcer und wurde ungerecht. Die Enforcer versuchten nicht mehr nur den Code aufrecht zu erhalten, sondern sie wollten herrschen. Ich entschloss mich den inneren Kreis zu verlassen, was mich ganz klar auf die Abschussliste brachte. Es gibt einiges in meinem Leben was ich bereue, aber das war eine meiner besten Entscheidungen." Natalie konnte den inneren Aufruhr in Alysseahs Gesicht wiedergespiegelt sehen. "Wie hast du es so lange geschafft. Ich meine, du musst sehr alleine gewesen sein. Und wie war das mit LaCroix?" Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus und Alysseah lehnte sich zurück. "Es ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir erzählen wenn wir die Zeit dazu haben sollten. Doch kann ich dir sagen das ich LaCroix geliebt habe und ihn sehr vermisse. Selbst heute, in meiner Sterblichkeit, denke ich noch oft an die Zeit als Vampir zurück. " Natalie sah die Tränen in Alysseahs Augen und fühlte ihre eigenen aufsteigen. "Es tut mir leid." Alysseah lächelte traurig. "Ist schon in Ordnung, Nat. Es liegt alles in der Vergangenheit. Lass uns über erfreulichere Dinge reden."

 

Die beiden Frauen hörten den Fahrstuhl und blickten zur Tür. Sie rechneten damit, das Nick herauskommen würde, doch der Anblick der sich ihnen bot war der eines Kampfes. Als sich die Tür des Aufzuges öffnete, stolperten zwei Gestalten heraus. Der eine war Nick, der andere war ein wenig größer und offensichtlich verletzt. Natalie hatte ihn bisher nur zweimal gesehen und konnte durch das Blut nicht viel erkennen, doch Alysseah sprang auf, nachdem sie den ersten Blick auf die beiden geworfen hatte. Sie war an der anderen Seite des Mannes der auf der einen Seite von Nick gestützt wurde, noch bevor Natalie etwas sagen konnte. Nick sah sie fragend an. "Reden können wir später. Jetzt müssen wir ihn erst einmal versorgen. Wohin?" Nick bewegte sich in Richtung des oberen Stockwerks, wo sie gemeinsam den Verletzten auf das große Bett legten. "Was ist passiert? Und wer ist das?" Nick und Alysseah drehten sich beinahe gleichzeitig zu Natalie herum, die nun im Türrahmen stand. "Werwölfe nehme ich an. Er hat mit ihnen gekämpft, oder besser gesagt mit einem, denn ich erkenne nur den Geruch von einem, aber der war ein Leittier." Natalie sah immer noch fragend aus. "Oh und deine zweite Frage. Ich nehme an du bist ihm schon begegnet, oder? Nicks Vater?" Natalie trat ein wenig näher heran und riskierte einen zweiten Blick. "Ich kann mich nur schemenhaft an ihn erinnern, aber ja, es ist tatsächlich LaCroix." Nick und Alysseah lächelten. "Ok, wir müssen die Wunden reinigen und du solltest dafür sorgen das jede Menge Vorrat hier oben steht und Natalie nicht mehr in die Nähe des Schlafzimmers kommt." Nick dachte einen Moment nach, dann nickte er. "Aber was ist mit dir. Auf dich treffen dieselben Voraussetzungen zu wie auf Nat." Alysseah wusste das er recht hatte, doch was er nicht wusste, war das es ihr egal war. "Stimmt. Aber mich kennt er. Er wird mir nichts tun. Glaube mir, es wird nichts passieren. So, jetzt aber schnell, die Wunden müssen gereinigt werden."

 

LaCroix war bewusstlos und Alysseah war froh darüber, denn so konnte sie seine Wunden reinigen ohne ihn zu quälen. Was sie sah erhärtete ihre Vermutungen. Die Wunden waren tiefe Riss- und Bisswunden und zeigten keine Anzeichen von Heilung. Nick war zum Raven geflogen um frisches Blut zu besorgen und hatte auf seinem Weg Natalie nach Hause gebracht. Alysseah beobachtete den Mann vor ihr auf dem Bett und all die Erinnerungen, die sie seid Jahrhunderten verborgen hielt kamen wieder hervor. Als er sich bewegte, schreckte sie auf. Seine Augenlider flackerten und sie konnte den sofort einsetzenden Schmerz in seinen Zügen erkennen. Instinktiv nahm sie seine Hand und er öffnete die Augen. Sie waren glasig und sie fühlte das er Fieber hatte. Die beiden Viren kämpften in seinem Körper ums Überleben. Es dauerte eine Weile, dann schien er sie zu erkennen. "Lyss?" fragte er mit belegter, zittriger Stimme. "Shh. Ich bin hier. Es wird alles wieder gut. Du bist stark. Du wirst es schaffen." Sie wusste das sie log, denn noch nie hatte ein Vampir einen solchen Kampf unbeschadet überstanden und sie wusste welche Torturen er derzeit durchzustehen hatte. Sie kannte auch den Ausgang dieses Kampfes, doch schob diesen Gedanken sofort wieder beiseite. Ihre Stimme schien ihn beruhigt zu haben, denn er fiel in einen unruhigen Schlaf. Alysseah schloss ihre Augen gegen die aufkommenden Tränen. Sie hatte oft damit gerechnet, das LaCroixs Stolz ihn eines Tages töten würde, doch was nun mit ihm geschah war weit außerhalb der Frage von Stolz und Ehre, es war nur eine Frage des Lebens.

 

Alysseah wollte gerade die Blutproben untersuchen an dem Mikroskop das Nick aus dem Labor mitgebracht hatte, als sie vom Wohnraum einen Aufschrei hörte. Sie legte die Blutproben behutsam beiseite, warf einen kurzen Blick auf LaCroix der tief zu schlafen schien und rannte dann die Treppe hinunter. Auf halbem Weg blieb sie stehen, als sie sah was den Schrei verursacht hatte. Nick stand in der Nähe des Pianos und das Schwert, welches sie mitgebracht hatte lag am Boden. Sie schüttelte beinahe unmerklich den Kopf und ging weiter die Treppe hinunter. Neben Nick blieb sie stehen. "Da soll noch mal einer sagen Frauen wären neugierig." Sagte sie lachend, doch wurde ernst als sie Nicks schmerzverzerrtes Gesicht sah. "Lass deine Hände mal sehen." Nick streckte ihr seine Hände entgegen und sie konnte erkennen, das die Handinnenflächen böse verbrannt waren. "Komm, setzen wir uns. Ich hole dir etwas zu trinken, dann heilt es schnell wieder." Mit diesen Worten nahm Nick auf der Couch platz und Alysseah folgte ihm, nachdem sie aus der Küche ein Glas Blut geholt hatte. Nick konnte das Glas nicht in die Hand nehmen und Alysseah half ihm zu trinken. Beinahe sofort konnte man eine einsetzende Heilung der Hände erkennen und Alysseah lächelte zufrieden.

 

Sie blieben noch einige Minuten schweigend nebeneinander sitzen, als Nick endlich zu sprechen begann. "Was ist passiert? Ich meine, ich weiß das ich meine Hände verbrannt habe. Aber warum? Was ist mit dem Schwert?" Alysseah antwortete ohne zu zögern. "Es ist heilig". Nick sah sie verwundert an. "Heilig? Wieso?" Alysseah schmunzelte nur. "Nimm dir ein dickes Tuch und sieh es dir noch einmal genau an. Wenn du dann die Antwort nicht weißt, werde ich es dir erklären." Nick stand auf und holte ein dickes Handtuch aus der Küche, mit dem er auf den Tisch mit dem Schwert zuging. Langsam, so als hätte er Angst das es ihn noch einmal verbrennen würde, nahm er es hoch und drehte es von allen Seiten, als ihm plötzlich die Gravur auf der Klinge auffiel. Er hielt sie gegen das Licht um besser sehen zu können und atmete plötzlich tief ein. Nach einem Moment des Erstarrens sah er auf und sah Alysseah direkt in die Augen. "Das ist nicht möglich. Es existiert nicht mehr." Alysseah hob ihre Hände und begann zu lachen. "Na ja, wenn du meinst. Dann sind die Brandblasen in deinen Händen bestimmt nur eine Illusion und die Gravur die du gerade so fasziniert angestarrt hast nur eine Fälschung, oder?" Nick wurde verlegen und sah zu Boden.

 

Plötzlich spürte er Alysseah hinter sich und drehte sich mit dem Schwert in der Hand um. "Hey Hey, langsam, junger Mann. Ich wollte diese Eskapade eigentlich überleben." Lachte sie gelöst, nachdem sie einen gekonnten Sidestep gemacht hatte um nicht mit der Klinge in Berührung zu kommen und Nick senkte sofort wieder den Kopf. Langsam ging sie auf ihn zu und hob mit dem Finger seinen Kopf an, bis seine Augen die ihren trafen. "Es ist schon ok. Dieses Schwert symbolisiert alles was deine Art nicht haben kann und nie wieder erlangen wird." Nick verstand nicht was sie meinte und Alysseah konnte sein Unverständnis in seinen Augen sehen. "Komm, wir sollten uns mal unterhalten." Sagte sie ruhig und ging wieder zur Couch zurück. Nick legte das Schwert sorgsam wieder auf den Tisch und folgte ihr zur Couch. "Ich denke ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt. Dieses Schwert ist eines von dreien, bekannt unter dem Namen LeAbarat Association. Sie repräsentieren die drei magischen Circle. Das Schwert an deiner Wand ist eines davon, es trägt den Namen Cercle de Magie Noir, das zweite ist das Gegenstück dazu, genannt Cercle de Magie Blanc und jenes an welchem du dich verbrannt hast ist das Hauptstück. Es trägt den Namen Lamé de Roi, daher auch die Gravur mit der Krone. Alle drei zusammen stellen die Waage zwischen der Welt der Sterblichen und der Unsterblichen oder Untoten dar. Alle drei sind heilig auf ihre Weise. Der Grund weshalb du das deine berühren kannst ist einfach der, das es das Schwert der schwarzen Magie ist. Ich bin sterblich, aber habe zu lange in der Dunkelheit gelebt als das meine Seele würdig wäre mein Schwert zu berühren. So wie dich, so verbrennt es auch mich wenn ich es berühre."

 

Nick hatte sich die Geschichte schweigend und sehr nachdenklich angehört. Als Alysseah geendet hatte, sah er sie von der Seite an. "Was bist du wirklich?" fragte er mit einer gehörigen Portion von Ehrfurcht in seiner Stimme. Alysseah lachte gelöst, denn sie hatte eine ähnliche Frage erwartet. "Zu Lebzeiten, also vor sehr sehr langer Zeit, war ich die Tochter eines keltischen Zauberers. Er war sehr gewandt im Umgang mit der Magie und obwohl er oft die schwarze Magie nutzte, wusste er doch um seine Grenzen. Bevor er starb übergab er mir ein Buch, in welchem er mir die Geheimnis der Magie hinterließ. Für dieses Buch und mein Wissen darum wurde ich bereits zu Lebzeiten gejagt. Dann begegnete ich Kha Ra und er bot mir ein Leben in Unsterblichkeit. Im Gegensatz zu dir nahm ich dieses Geschenk des ewigen Lebens bereitwillig und mit klarem Verstand an. Ich hatte nie vor wieder sterblich zu werden. Es dauerte lange, doch eines Tages, es war im Jahre 39 n. Chr. In Rome als die Enforcer auf mich aufmerksam wurden und mir einen Platz in ihren Reihen anboten. Ich war bereits eine der wenigen Alten und hatte mein Wissen über die Wissenschaft und die Magie erweitert, also ein perfekter Kandidat für ihre Reihen. Ich nahm das Angebot an, denn ich dachte es wäre eine gute Sache den Code aufrecht zu erhalten. Hundert Jahre später, ich war gerade auf einer Außenmission, lernte ich deinen Vater kennen und meine Welt veränderte sich völlig. Ich versuchte die Enforcer zu verlassen, doch wie du ja weißt, ist das unmöglich. Also blieb ich in ihren Kreisen und versuchte immer den Enforcern LaCroixs Existenz zu verheimlichen und LaCroix von den Enforcern fern zu halten. Irgendwann funktionierte es nicht mehr und ich verließ die Enforcer. Es war die einzige Wahl die ich damals hatte, doch nach einigen Jahren hatten sie mich gefunden und stellten mich nochmals vor eine Wahl. Entweder ich bleibe bei ihnen, oder LaCroix würde den Preis dafür zahlen müssen. Ich blieb und der Rest ist Geschichte."

 

Nick konnte spüren das noch mehr dahinter stecken musste. "Was heißt Geschichte? Das erklärt doch nicht deinen jetzigen Zustand." Alysseah fühlte sich müde, doch sie wusste das für Nick diese Sache einfach zu wichtig war und seufzte. "Also gut, dann eben die lange Version. Ich blieb bei den Enforcern und tat wie mir befohlen, abgesehen von der Tatsache das ich mich nicht wirklich von LaCroix trennte. Es war ein gefährliches Leben, denn als Mitglied des inneren Kreises verstieß ich gegen eines der obersten Prinzipien. Ich durfte mich nicht mit Vampiren außerhalb des Kreises abgeben. Es ging eine Weile gut, doch dann kamen die Ältesten des Rates dahinter und ich wurde vor den High Council geführt und es wurde über mich gerichtet. Zu meiner Erleichterung entschlossen sich die Ältesten dazu LaCroix nicht zu bestrafen, da die Entscheidung den inneren Kreis zu betrügen alleine meine Entscheidung war. Doch das Urteil dafür war klar und vorherbestimmt. Ich lebte einige Zeit in ihrer Gefangenschaft bis ich es vor 1300 Jahren schaffte zu flüchten. Seither lebe ich auf der Flucht. Etwa 600 Jahre später lief ich LaCroix nochmals über den Weg. Besser gesagt, ich habe ihn, dich und Janette in Paris gesehen und euch eine Weile beobachtet. Ich konnte erkennen das er sein Leben verändert hatte und durch euch endlich eine Familie hatte auf die er stolz sein konnte. Für mich war es Schicksal und ich hoffte nur das er bekam was er sich immer gewünscht hat. Ich bin ihm nie wieder begegnet, bis heute."

 

Noch immer schwieg Nick, doch seine Gedanken rasten. Er hatte während der Erzählung immer wieder verstohlen zu Alysseah herüber gesehen und versucht sich vorzustellen, wie sie und LaCroix wohl miteinander leben konnten. Beide waren starke und stolze Persönlichkeiten und Nick spürte, das sie diesen Stolz auch als Sterbliche noch tief in sich verwurzelt hatte. "Wie hast du es all die Jahre geschafft zu überleben?" Alysseah war mit ihren Gedanken in der Vergangenheit gefangen und antwortete rein aus dem Gefühl heraus. " Es schmerzt an manchen Tagen mehr als ich es ertragen kann. Wenn ich es schaffe meine Emotionen zu kontrollieren, finde ich hin und wieder ein wenig Frieden. Aber es ist eine Illusion. Ich bin nur ein Schatten meiner Selbst, unwichtig ohne Sinn. Ohne Gefühl sind wir wirklich tot. In meinen Jahren als Enforcer habe ich zu viele Menschen hinter mir lassen müssen. LaCroix war der erste den ich geliebt habe." Nick sah Alysseah überrascht an. Ihre Stimme hatte sich verändert. Sie war leise, traurig und voller Gefühl. Er sah Tränen in ihren Augen und erkannte die tiefere Wahrheit hinter diesen schmerzenden Worten. "Bitte verzeih. Ich habe kein Recht dich danach zu fragen." Flüsterte Nick und fühlte sich plötzlich völlig verloren. Er hatte den Eindruck das er in Teile von Alysseahs Seele gesehen hatte, die sie lange verschlossen gehalten hatte und er nicht derjenige war, der ein Recht darauf hatte diese Tür wieder zu öffnen. Alysseah sah Nick an und wurde sich erst in diesem Moment bewusst das sie aus ihrem Herzen gesprochen hatte. Sie lächelte durch ihre Tränen und Nick atmete erleichtert aus. "Du solltest ein wenig schlafen. Dein Vater wird dich noch brauchen." Nick verstand was sie meinte und legte sich auf die Couch, nachdem sie aufgestanden war und in Richtung Treppe ging. Auf dem Absatz drehte sie sich um. "gute Nacht Nicholas." Rief sie ihm in ihrer warmen Stimme zu und Nick winkte ihr zu, erleichtert das sie ihn so akzeptierte wie er war.

 

Als sie wieder das Schlafzimmer betrat, ging sie sofort zum Bett herüber und untersuchte LaCroix nach irgendwelchen Veränderungen. Er schien noch immer zu schlafen, doch sie konnte erkennen das es ihm deutlich schlechter ging. Sie wollte sich gerade wieder an ihre Arbeit am Mikroskop machen, als ein altbekannter Geruch in ihre Nase stieg und sie in Gedanken fluchte. Mit schnellen Schritten ging sie die Treppe hinunter und holte den Lift hoch. Als sie den Knopf für die Garage drückte schwor sie innerlich Nick diesmal für seine Neugierde auf die Finger zu klopfen, doch als sie die Garage betrat musste sie sich erst orientieren. Der Raum sah aus als wäre ein Sturm hindurch gefegt. Der Kofferraum ihres Wagens stand offen, alles was an losen Gegenständen herumlag war verstreut, in der hintersten Ecke der Garage konnte sie Nick kauern sehen und neben ihm glimmerte etwas. Langsam ging sie auf ihn zu und als sie vor ihm stand hob er den Kopf und sie konnte die blanke Panik in seinen Augen sehen. Ohne ein Wort zu verlieren streckte sie ihm ihre Hand entgegen und zögerlich, so als ob er eine Strafe erwartete, nahm er sie an und sie half ihm auf. Anschließend bückte sie sich nochmals und nahm ein Buch vom Boden auf, von welchem das Glimmern ausging. Sie nahm das Buch unter den Arm, nahm Nick wie ein kleines verängstigtes Kind bei der Hand und fuhr mit dem Lift wieder in den Loft.

 

Sie gingen wieder zur Couch und setzten sich. Nick hatte die ganze Zeit über ihre Hand nicht mehr los gelassen, so als ob er Schutz darin finden würde. Alysseah legte das Buch auf den Tisch vor ihnen, nahm Nicks Hand in beide von ihren und zwang ihn sie anzusehen. Die Panik war noch immer deutlich in seinen Augen zu sehen und behutsam hob sie eine ihrer Hände und streichelte ihm über die Wange. Es schien als wäre er aus einem Traum erwacht, denn plötzlich sah er sie mit wachen, angstvollen Augen an, die sich langsam mit Tränen füllten und sein Körper begann zu zittern. Mit erstickter Stimme begann er zu stottern. "Dunkel, es war dunkel, dann Feuer und Schmerz. Der Teufel. War es die Hölle? War das der Teufel? Ist das der Ort wo ich hingehe wenn ich sterbe? Ist meine Seele dort verdammt?" Alysseah wusste genau was er gesehen hatte. Im Laufe der Jahrtausende kam es immer wieder vor, das Menschen und Vampire versucht hatten in dieses Buch zu sehen und die meisten von ihnen verloren danach ihren Verstand oder ihr Leben. Sie konnte jetzt nur versuchen alles zu erklären und für den jungen Mann neben ihr da zu sein. Sie legte ihren Arm um seine Schulter und mit einem dankbaren Seufzer ließ er seinen Kopf auf ihre Schulter fallen. Sie spürte wie er langsam relaxte, sein Körper aufhörte zu zittern und sein Atem wieder normal wurde. "Was du gesehen hast war nicht die Hölle. Es war der Vorhof zu einem Reich weit außerhalb deiner Vorstellungskraft. Der Dämon den du gesehen hast heißt Acathla und ist der Wächter des Tores zur Welt der Schatten. Im Grunde schützt er das Buch vor unbefugten Zugriffen und schützt damit die Welt davor, das Unheil geschieht durch die Worte des Buches in der Hand eines Wesens das nicht weiß was es tut. Es ist das Buch meines Vaters und er hat einen Bann darauf gelegt der nur von denen aus seiner Blutlinie besprochen werden kann und nur wir haben das Recht es zu öffnen."

 

Nick schien zu verstehen. "Ich bin nicht von deiner Blutlinie und als ich versuchte das Buch zu öffnen, hat der Wächter mich aufgehalten. Ist es das was du damit sagen willst?" Alysseah lächelte in sich hinein. Sie wusste das nun ein Teil kam, der für Nick schwer zu verstehen sein würde, dennoch musste sie es ihm erklären. "So ist das nicht ganz richtig mein Freund. Die Blutlinie beinhaltet nicht nur die natürliche Fortpflanzung zwischen den Menschen, sondern auch den Austausch von Blut zwischen Vampiren. Was Lucius und mich verband rief auch eine Blutlinie hervor, die er sowohl an Janette als auch an dich weitergegeben hat. Janette lebt nicht mehr, doch ich kann dir versichern, das ihre Seele nicht in diesem Vorhof schmort, genauso wenig wie die deine. Wärst du nicht zu einem Teil aus meiner Blutlinie, hätte der Acathla dich getötet. Er hat dich nur deshalb angegriffen, weil du versucht hast das Buch zu öffnen, ohne den Bannspruch zu sprechen. Das zeigte ihm, das du entweder noch zu unerfahren bist, oder dein Vorfahre dich nicht für würdig hielt. Es tut mir leid das du einen solchen Horror dabei empfunden hast, aber der Acathla hat nur seine Aufgabe erfüllt." Nick hatte sich langsam wieder aufgesetzt und sah Alysseah nun ungläubig an. "Uns verbindet eine Blutlinie?" Alysseah nickte und Nick fuhr fort. "Dann sag mir bitte aus welcher Blutlinie stamme ich?" Für einen Moment dachte Nick er hätte seine Grenzen überschritten, als Alysseahs Augen sich verdunkelten. Doch sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. "Ich denke du hast ein Recht darauf es zu erfahren. Mein Name ist Alysseah Catherine de Abarat. Ich bin die Tochter von Valon de Abarat, einem der größten Magier aller Zeiten. In der Geschichte wurde er besser bekannt unter dem Namen Merlin." Bei der Nennung des Namens zuckte Nick zusammen und starrte Alysseah ungläubig an.

 

"Merlin?" Alysseah nickte nur, dann nahm sie wieder Nicks Hand und führte sie zu dem Buch. Er versuchte sich zu befreien und sie sah die wieder aufkeimende Panik in seinen Augen. "Shh, es ist ok. Es wird dir nichts mehr passieren." Sie legte seine Hand zusammen mit der ihren auf das Buch. "Fühle die Magie. Schließ deine Augen und fühle nur. Das ist es was die Magie ausmacht. Nimm dir Zeit." Nick konnte ein vibrieren in seiner Hand spüren und bald fühlte sich sein ganzer Körper leicht an. Nur unterbewusst hörte er ein Murmeln. Während Nick sich der Magie hingab, murmelte Alysseah etwas, das Nick nicht verstand. Es war ein Schutzbann, der sich später noch als sehr nützlich herausstellen sollte. "Öffne jetzt deine Augen wieder und sieh auf das Buch. Konzentriere dich und höre die Worte, die die Welt der Schatten eröffnet." Nick sah nur kurz zu Alysseah, dann, wie ihm geheißen wurde, wieder auf das Buch. Alysseah kniete nun vor dem Tisch und legte beide Hände auf das Buch. Sie schloss ihre Augen und die Konzentration stand in ihrem Gesicht geschrieben, als sie deutlich die Worte sprach, die das Buch der Schatten ihrem Nachkommen öffnen würde. "I conjure and abjure thee by means of these words. And I invoke and bind thee by the Sword of Magic and Protection. Open these words to thee of dignity in honor of past knowledge." Der Raum wurde von einem blauweißen Licht erhellt und eine Gestalt erschien, die nur schemenhaft zu erkennen war. Gebannt verfolgte Nick das Spiel der Sinne, bis die Gestalt ihn musterte und er seinen Kopf senkte. Das zufriedene Grinsen, welches das Gesicht der Gestalt umspielte konnte er nicht mehr sehen.

 

"Sanqui. Es ist gut dich wieder zu sehen." Sprach Alysseah die Gestalt an und die wandte sich ihr zu. "Prinzessin. Was führt euch in unser Reich?" Alysseah antwortete ohne zu zögern und bewegte Nick dazu mit ihr zusammen aufzustehen. "Ich bringe euch einen Nachfahren des Ersten und will ihn einführen in die Welt die ihm bestimmt ist." Die Gestalt musterte Nick nochmals, doch diesmal senkte er nicht den Kopf. "Ein Ritter, hm? Das ist mal etwas neues. Er ist noch sehr jung. Warum bringst du ihn jetzt schon hier her Prinzessin und wie ist sein Name?" Alysseah sah Nick von der Seite an und spürte das seine Hand die ihre suchte. Sie gab ihm den emotionalen Halt den er anscheinend so dringend brauchte in diesem Moment. "Sein Name ist Nicholas de Brabant, Sohn von Lucius Divius Crucificator. Er ist hier, weil er meinen Platz einnehmen soll. Ich übergebe meine Rechte an ihn. In Valons Namen fordere ich Einlass für ihn und seine Linie von dem heutigen Tage an, ins Reich der Schatten, in die Welt die ihr Kamazarat nennt. Gewährt ihr ihm den Einlass?" Sanqui schien zu überlegen und Nick hatte noch nicht verarbeitet was Alysseah gerade gesagt hatte. Das Schweigen wurde aufrecht erhalten und Sanqui hielt einfach seine Hand ausgestreckt. Der Einladung folgend legte Alysseah Nicks Hand in die Hand von Sanqui. "Geh jetzt Nick. Lerne eine neue Welt kennen und wenn du zurückkehrst gib dieses Wissen an die deinen weiter." Nick konnte das Gefühl der Ruhe und Sicherheit nicht erklären das ihn ergriffen hatte, doch als Sanqui seine Hand hielt, wusste er, das ihm nichts böses wiederfahren konnte. Er folgte Sanqui in das Licht. Es dauerte nur Sekunden bis der Lichtstrahl verschwand und der Loft wieder dunkel war. Nur die Anwesenheit von Alysseah und dem Buch auf dem Tisch waren Anzeichen für das eben geschehene.

 

Alysseah wollte gerade ein wenig die Ruhe genießen und ihre angespannten Nerven entspannen, als sie aus dem Schlafzimmer ein Geräusch hörte. Sofort sprang sie auf und rannte die Treppe hinauf. Als sie ins Schlafzimmer kam stockte ihr für einen Moment der Atem. LaCroix lag auf dem Bett und drehte sich. Sein ganzer Körper sah aus als würde er verbrennen und er atmete flach und schnell. Alysseah war sofort an seiner Seite, doch sie erschrak zutiefst als sie seinen Brustkorb berührte und ihre Hand mit der Hitze die von dem Vampir ausging in Berührung kam. Sie ging ins Badezimmer und füllte eine Schale mit kaltem Wasser und nahm das nächst beste Handtuch mit zurück ins Schlafzimmer. Sie setzte sich auf den Rand des Bettes und begann den Körper des Vampirs vorsichtig mit dem kalten Wasser abzutupfen. Er war bewusstlos, doch die kühle Berührung schien ihm gut zu tun. Als er langsam aufhörte sich zu drehen und herumzuwälzen, legte Alysseah das Handtuch und die Schale beiseite und machte sich direkt an das Mikroskop. Egal was jetzt noch passieren sollte, sie durfte ihre Untersuchungen nicht mehr unterbrechen, oder es wäre für LaCroix zu spät. Nach kurzer Zeit hatte sie gefunden wonach sie suchte und holte ein kleines Fläschchen aus ihrer Tasche. Mit einer Pipette träufelte sie die Flüssigkeit auf die Blutprobe und untersuchte sie unter dem Mikroskop. Sie wollte gerade die nächste Testreihe starten, als sie unten ein Geräusch hörte und kurz danach Natalie in der Tür stand.

 

"Wo ist Nick?" fragte sie unsicher und Alysseah sah sie entnervt an. "Er lernt etwas kennen was er noch nie vorher gesehen hat. Er wird bald wieder auftauchen. Aber solltest du nicht eigentlich zuhause bleiben?" fragte Alysseah zurück, doch als sie Natalie in die Augen sah konnte sie Angst erkennen. "Was ist passiert?" fragte sie etwas vorsichtiger nach. "Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint doch eine Menge mehr von diesen Werwölfen zu geben als ich dachte. Nick hatte mich an meinem Wagen am Labor abgesetzt und ich wollte noch mal kurz reinschauen und da hab ich auf der Liste gesehen das noch drei weitere Leichen eingeliefert wurden. Ich hab sie mir angesehen und alle drei sehen aus als wären sie von einem wilden Tier zerfetzt worden. Irgend etwas ist da draußen und es macht mir Angst." Alysseah verstand Natalie nur zu gut. "Ich denke es wird am besten sein wenn wir alle zusammen bleiben. Nick wird bald wieder da sein und du solltest auch hier bleiben. Doch tu mir einen Gefallen und komme LaCroix nicht zu nahe." Natalie verstand, ging aber dennoch interessiert zum Mikroskop herüber. "Hast du schon etwas gefunden?" fragte sie und Alysseah nickte, sah aber nicht glücklich aus. "Ich habe ihm Blut abgenommen und den typischen Werwolf Virus gefunden. Er ist sehr aggressiv und bekämpft den Vampir Virus sehr massiv. Ich habe dann etwas Silberoxyd hinzugegeben und konnte feststellen, das der Werwolfvirus abstirbt, der Vampirvirus aber überlebt." Natalie strahlte über das ganze Gesicht. "So einfach? Dann brauchst du ihm also nur Silberoxyd zu injizieren?" Alysseah schüttelte den Kopf als sie antwortete. "Nein, ich wünschte es wäre so einfach. Das Silberoxyd in dieser reinen Form würde den Werwolf in ihm zwar töten, doch es würde ihn auch innerlich verbrennen. Ich muss aus den toten Werwolfviren ein Immunserum herstellen. Ich bin auch schon beinahe fertig. Doch das komplizierteste dabei ist, das ich sein ganzes Blut austauschen muss. Würdest du mir helfen?" Natalie überlegte nicht lange. "Klar, was kann ich machen?" Alysseah sah sie nicht an als sie antwortete. "Wir müssen ins Labor einbrechen. Ich kann nur frisches, sauberes Blut für den Austausch verwenden. Außerdem muss ich zum Raven um ein paar Kisten seiner Spezialreserve zu holen." Natalie hatte anscheinend kein Problem damit ins Labor einzubrechen und so nickte sie. "Es würde schneller gehen wenn ich ins Labor und du zum Raven fährst. Ich bin zwar nicht begeistert davon ins Labor einzubrechen, aber ich denke das ich noch weniger begeistert wäre als Snack im Raven zu landen." Alysseah musste nun doch lachen und ein wenig der Anspannung verschwand aus ihrem Körper. Sie warf noch einen besorgten Blick auf LaCroix, doch der schien wieder fest eingeschlafen zu sein. Die beiden Frauen machten sich auf den Weg um alles zu besorgen.

 

 

Während Natalie keine Probleme hatte mit ihren Besorgungen, lief es bei Alysseah bedeutend schwieriger ab. Sie war bereits am Raven angekommen und konnte den großen Anteil an Vampiren in dem Club bereits fühlen, als ein anderes, in den letzten fünf Jahren sehr familiäres Gefühl, hinzu kam. Es war ein Schmerz der tief aus ihrem Inneren kam und der sich langsam in ihrem Körper ausbreitete und ihr die Sinne vernebelte, bis er so intensiv war, das es selbst für sie kaum noch zu ertragen war. Mit tiefen, stöhnenden Atemzügen lehnte sie sich gegen die Wand und nahm nur noch schemenhaft ihre Umgebung war. Er als sie kalte Hände auf ihren Schultern fühlte wurde sie sich der Gefahr bewusst. All die Jahre als Sterbliche hatte sie nichts darum gegeben, wenn ein Vampir ihr Leben beenden würde, doch jetzt hatte sie ein Ziel. Was immer auch passieren würde, sie musste dafür sorgen das Nicholas seiner Bestimmung nachging und LaCroix überlebte. Sie bewegte sich wie in Zeitlupe, als sie einen Holzpflock aus ihrem Gürtel nahm und sich mit einem schmerzverzerrten Grinsen umdrehte. Sie sah sich einem jungen, vollständig zum Vampir verwandelten, Mann gegenüber, der gerade dabei war sie anzugreifen, als ihn der Pflock völlig überraschend in die Brust traf und er in sich zusammen sackte. Von seinem Verhalten her konnte sie sagen das er noch ein Neuling war und diese Attacke nicht überleben würde. Es tat ihr beinahe leid, doch sie hatte jetzt andere Probleme. Der Schmerz den sie noch Sekunden zuvor gespürt hatte, hatte sie jetzt wieder im Griff und sie konzentrierte sich vollends auf ihr Vorhaben.

 

Natalie und Alysseah trafen beinahe gleichzeitig wieder am Loft ein und fuhren gemeinsam mit dem Lift nach oben. Als sich die Lifttür öffnete konnte Alysseah sofort die Veränderung des Geruches wahrnehmen. Sie konnte einen Werwolf riechen und spürte schwach noch einen Vampir. Ihr fielen beinahe die Vorräte aus dem Raven aus den Händen als ihr klar war was passiert war. Hastig stellte sie die Vorräte ab und flog beinahe ins Schlafzimmer, dicht gefolgt von Natalie, der der panische Ausdruck in Alysseahs Gesicht nicht entgangen war. Als sie ins Schlafzimmer kam, konnte sie Alysseah auf der abgewandten Seite des Bettes knien sehen. Sofort drehte diese sich um und Natalie sah die Tränen in ihren Augen. "Nat, raus hier. Sofort." Natalie fragte nicht, sondern verschwand als sie die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme hörte. Sie konnte LaCroix nicht sehen, doch sie hätte ihn wahrscheinlich auch nicht erkannt wenn sie ihn gesehen hätte. Sein ganzer Körper war mit Brandwunden übersät, er zitterte unkontrolliert und lag zusammengekrümmt auf dem Boden neben dem Bett. Alysseah kniete neben ihm und nahm ihn in den Arm. Augenblicklich schien er sich ein wenig zu beruhigen, doch als sie in seine Augen sah liefen ihr die Tränen ganz offen über ihr Gesicht. "Bitte" flüsterte er nur und sie wusste was er wollte, doch sie konnte es nicht. Sie wusste das er selbst bei seiner Kraft und seinem Willen die Grenze des Ertragbaren längst überschritten hatte und sie ihn erlösen sollte. Doch sie wusste sie musste noch etwas versuchen. Langsam schleppte sie ihn zum Bett und fesselte ihn, damit sie mit ihrer Behandlung fortfahren konnte. Sie ging hinunter und holte alles was sie und Natalie mitgebracht hatten. Im Vorbeigehen sah sie Natalies fragenden Blick. "Bleib wo du bist und komme unter keinen Umständen - und ich meine unter gar keinen Umständen - ins Schlafzimmer." Natalie hörte die Härte in Alysseahs Stimme und nickte nur.

 

Alysseah hatte nun alles was sie brauchte im Schlafzimmer. LaCroix war nicht mehr bei Bewusstsein, doch sie wusste das ihre Behandlung ihn umgehend wieder wecken würde. Sie legte ihm einen Knebel um, um es ihm und ihr zu erleichtern und Natalie im Untergeschoss nicht unter Schock zu setzen. Langsam und vorsichtig setzte sie das Skalpell an der Hauptschlagader an und setzte einen tiefen, sauberen Schnitt. Dasselbe wiederholte sie am Hals und an der Ferse. Sie wusste das die einzige Chance darin bestand, ihn einmal völlig ausbluten zu lassen, bevor sie sauberes Blut in ihn pumpen konnte. Die Viren würden wieder miteinander kämpfen, doch sie hatte das saubere Blut bereits mit toten Werwolfviren versetzt und wusste das es funktionieren konnte. Sie war sich allerdings auch im klaren darüber, das sie durch dieses Ausbluten das Grauenhafteste machen würde, was man einem Vampir nur antun konnte. Es dauerte nur Sekunden bis LaCroix wieder bei Bewusstsein war und sie mit Horror in den Augen anstarrte. Sie legte sich zu ihm aufs Bett und nahm ihn in den Arm, was ihn augenblicklich beruhigte. Der Blutverlust ließ ihn nach kurzer Zeit wieder in eine Bewusstlosigkeit fallen und Alysseah stand wieder auf.

 

Sie hatte bereits alles bereit gestellt, als sie einen hellen Lichtschein von unten wahrnahm. "Oh Gott, nicht jetzt. Es ist zu früh. Verdammt." Murmelte sie vor sich hin. Sie kontrollierte den Blutfluss bei LaCroix und entschied dann, das der Verlust seines bisherigen Blutes ausreichen musste. Sie konnte nicht riskieren noch mehr Zeit zu verlieren. Schnell legte sie ihm an allen Stellen die möglich waren die Konserven aus dem Labor an, die sie bereits mit den entsprechenden Viren versehen hatte und ließ die Injektionen laufen. Sie hatte gerade die letzte aufgedreht, als sie hinter sich ein Geräusch hörte und als sie aufsah, wusste sie, das sie sich ihrem Tod gegenüber sah. Nick stand im Türrahmen, doch er war verändert. Es ging ein Licht von ihm aus und Alysseah lächelte. "Sie haben dich also aufgenommen ins Reich der Schatten. Und nun bist du gekommen um meinen Platz einzunehmen."

 

Nick starrte sie nur an und sie konnte die Tränen sehen, die ihm übers Gesicht liefen. "Mir wurde gesagt das sich all meine Wünsche erfüllen würden wenn ich zurückkehre und ich habe eingewilligt. Erst dann haben sie mir gesagt das ein Preis dafür zu zahlen ist. Ich wusste es nicht, Prinzessin. Es tut mir unendlich leid, ich wusste es wirklich nicht und als ich es erfuhr wollte ich zurück, doch sie drehten mich um und ich sah eine Brücke hinter mir brennen. Sie sagten das diese Brücke der Weg zurück wäre. Ich habe versucht durch das Feuer hindurch zu kommen, aber die Flammen waren überall, ich habe es nicht geschafft. Ich kann dir nicht sagen wie sehr ich es bedauere. Wieso hast du mich dort hin geschickt?" Nick weinte nun ganz offen und Alysseah ging auf ihn zu.

 

"Ich habe dich geschickt, weil du der einzige Nachfahre bist den ich habe. Ich bin sehr krank Nick und ich habe niemandem dem ich genügend vertrauen könnte um mich erneut herüber bringen zu lassen. Doch das Geheimnis des Buches und der Schwerter muss gewahrt bleiben. Ich denke du verstehst es und ich bin mir sicher das Sanqui dir das auch erklärt hat. Diese Brücke von der du sprachst habe ich vor sehr langer Zeit auch hinter mir gelassen und auch ich habe einen Preis dafür gezahlt, doch Valon kam freiwillig zu mir, so wie ich zu dir komme. Es ist der natürliche Lauf der Geschichte. Du wirst die Community leiten, du wirst wieder eine Familie haben durch Natalie und Lucien und wenn die Zeit reif ist wirst du deine ersehnte Sterblichkeit erlangen, bis der nächste kommt. Es ist ein hartes Leben, aber es ist erforderlich und wenn du dich der Verantwortung einmal gestellt hast, wirst du erleben wie viel Dankbarkeit dir entgegen kommt. Nimm deinen Vater an deiner Seite an und mach Natalie zu einer von deinen und dann geh dem Licht entgegen." Nick wusste nicht was er sagen sollte und senkte den Kopf. "Lass mir noch ein wenig Zeit, damit ich mir sicher sein kann, das Lucien es überlebt." Er nickte nur und verschwand wieder während Alysseah sich wieder LaCroix zuwandte.

 

Die Behandlung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Brandwunden begannen zu heilen und das Fieber sank. Alysseah lächelte zufrieden und erlaubte sich zum ersten Mal seid einer Ewigkeit ein wenig Schwäche als sie ihre eigenen Schmerzen wieder aufkeimen spürte. Sie legte sich zu LaCroix aufs Bett und kuschelte sich nahe an ihn heran. Sie schloss ihre Augen und ließ ihre Gedanken zurückkehren in die Zeit wo sie noch glücklich mit dem Mann neben ihr war. Es war eine Zeit voller Musik, Kunst, Poesie und Liebe. Ein warmes Gefühl machte sich in ihrem Körper breit und ihr Herz öffnete sich noch einmal. Sie bemerkte die Tränen nicht die ihr übers Gesicht liefen, bis sie in einen leichten Schlaf fiel und ihre Gedanken sie in die Vergangenheit führten. Sie war gerade eingeschlafen als LaCroix neben ihr wach wurde. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, doch er registrierte sofort eine Sterbliche neben sich. Sein Hunger überkam ihn und seine Augen veränderten sich. Er beugte sich mit Fangzähnen zu seinem Opfer herüber als er sie erkannte und sofort erstarrte. Langsam verwandelte er sich zurück und er erinnerte sich was geschehen war. "Lyss" hauchte er nur leise und streifte mit dem Finger eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. "wieso nur? Wo warst du all die Jahre und warum bist du jetzt hier?" seine Stimme zitterte und seine Konzentration war geschwächt. Er schrak zusammen als er die Stimme seines Sohnes hinter sich hörte.

 

"Sie ist gekommen um sich zu verabschieden, Vater." LaCroix sah Nick verständnislos an. "Sie hat mir ihr Reich gezeigt. Das Buch und die Schwerter. Ich weiß wer sie ist und wer sie war und ich weiß genau warum sie hier ist." LaCroix hörte die Veränderung in der Stimme seines Sohnes und sah ihn nur weiterhin fragend an. Nick ging auf das Bett zu und nahm auf der Kante platz. "Sie ist die Wächterin. Sie war es von Geburt an und auch ihre Verwandlung zum Vampir hat das Licht in ihrer Seele nie töten können. Die Welt die sie beschützt ist eine Welt voller Magie. Diese Welt ist es, die das Gleichgewicht zwischen den Kräften der uns bekannten Welt aufrecht erhält und es wird immer einen Wächter als Verbindung zwischen dieser und unserer Welt geben. Seid beinahe 4000 Jahren ist Alysseah dieser Wächter." LaCroixs Stimme war noch belegt, aber er wusste wovon sein Sohn sprach. "Kamazarat" flüsterte er mit mehr Gefühl in seiner Stimme als Nick je von ihm gehört hatte. Wenn er bisher Alysseah nicht geglaubt hatte was die Beziehung zwischen ihr und LaCroix anging, dann wäre diese Stimme die er gerade gehört hatte der letzte Beweis für die tiefe Wahrheit gewesen. "Ja, Vater. Kamazarat. Sie kam meinetwegen her. Sie wusste das ihre Zeit gekommen war und das sie ihr Wissen an den nächsten weitergeben musste." LaCroix nickte nur. Alysseah hatte ihm vor sehr langer Zeit die Hintergründe erklärt und er hatte immer Angst vor dem Zeitpunkt wenn es wirklich geschehen würde. Er sah Nick tief in die Augen. "Du weißt das es nur einen Weg gibt ihre Nachfolge anzutreten?" Nicks Augen füllten sich mit Tränen und als er LaCroix ansah, konnte er dieselben Tränen in seinen Augen sehen. "Der letzte Schritt bevor ich ihren Platz einnehme ist klar. Du musst mir glauben, das ich es niemals in Erwägung gezogen hätte, wenn ich den Preis dafür vorher gekannt hätte." LaCroix lächelte sanft. "Ich weiß Nicholas. Du hast sie gern, nicht wahr?" Nick sah seinen Vater überrascht an. "Ja. Sie ist etwas ganz besonderes. Ich kann jetzt viel besser verstehen warum du bist, wie du bist. Ich hatte ja keine Ahnung was dir zugestoßen ist und ich hätte vieles anders gemacht wenn ich es gewusst hätte. Doch es war nie deine Art darüber zu sprechen und auch das verstehe ich jetzt. Es war dein Stolz, etwas was sie sehr an dir liebte und noch immer liebt. Sie hat mir alles erzählt und es tut mir unendlich leid das es so gekommen ist."

 

LaCroix sah seinen Sohn lange schweigend an bevor er antwortete. "Lyss war der Grund für mich zu leben und auch als sie damals fortging wusste ich immer, das sie mich nur verlassen hatte, weil sie keine andere Wahl hatte. Solange ich eine Chance sah das sie noch lebte, musste ich weiterleben und dafür kämpfen das ihr Vertrauen in mich nicht enttäuscht wurde. All die Jahre hat mich die Hoffnung darauf, sie eines Tages wieder zu sehen am Leben gehalten. Es ist nicht deine Schuld das es jetzt so gekommen ist, doch sage mir Nicholas, was wirst du nun machen?" Nick wusste das sein Vater von der Zukunft sprach und nicht von dem Unvermeidbaren das ihm bevorstand. "Ich werde die Berufung annehmen. Das schulde ich Alysseah. Dann werde ich lernen mit meiner neuen Aufgabe zu leben und sie mit Stolz erfüllen. Doch ich werde es nicht alleine schaffen. Nat hat mich schon vor längerer Zeit gefragt ob ich sie herüber bringen würde und ich werde ihr diesen Wunsch erfüllen, denn so ist es vorherbestimmt. Noch wichtiger allerdings ist, das ich dich an meiner Seite brauche. Du bist die letzte Verbindung zwischen dem Damals und dem Heute. Ich kann noch so viel von dir lernen. Würdest du mich begleiten?" LaCroix sah seinen Sohn mit Stolz an. "Es wäre mir eine Ehre an deiner Seite zu verweilen." Nick lächelte über die Wortwahl und nickte. "So sei es denn." Antwortete er ebenfalls in der alten Sprache.

 

Alysseah schlief nur oberflächlich als sie die beiden Männer miteinander reden hörte. Im Stillen dachte sie, das es all die Qualen wert war, wenn das Resultat Vater und Sohn endlich zueinander führte. Sie wusste das diese neue Vereinigung der beiden LaCroix über seinen Verlust hinweg helfen würde. Sie entschied sich, einfach still liegen zu bleiben, um den beiden die Gelegenheit zu geben einander zu sagen, was gesagt werden musste und hörte einfach nur den weiteren Worten zu. "Du sollst eines wissen, Nicholas. Als ich dich damals herüber brachte, war mir in dem Moment als ich es tat klar, das du dieses Leben nicht wirklich annehmen würdest. Ich wusste immer das du zu etwas größerem bestimmt warst. Das war auch der Grund, weshalb ich dich nie habe gehen lassen. Ich musste einfach sicher sein, das du all deine Eskapaden überleben würdest. Aber ich war immer stolz auf dich, auf das Licht deiner Seele und deine Loyalität gegenüber denen die du liebst."

 

Nick sah seinen Vater verwundert an und erst als er ihm tief in die Augen sah, konnte er erkennen was LaCroix ihm mit diesen Worten sagen wollte. "Ich habe mich immer all die Jahre gefragt warum du mich nicht einfach gehen lassen konntest. Ich habe dich an Alysseah erinnert, nicht wahr? Es ist mein Blut, oder?" Jetzt war es an LaCroix die Wahrheit zu sagen und Alysseah fragte sich insgeheim, ob er es schaffen würde über seinen Schatten zu springen. "Mein lieber Nicholas. Dein Blut ist etwas was mich angezogen hat, aber deine Seele war es, die mich gefangen hielt. Ja, du hast dasselbe Licht in dir wie Lyss und ich hätte es nicht ertragen dich auch noch zu verlieren. In all den Jahren der Einsamkeit habe ich nie aufgehört Lyss zu lieben, sie war der Grund für mich zu leben, aber sie war auch die Stimme meines Gewissens, das mir sagte das ich trotz all meines Stolzes nicht die Gefühle vergessen darf. Es ist noch immer sehr schwer für mich darüber zu sprechen, doch du verdienst es die Wahrheit zu wissen. Ich liebte Lyss mit allem was ich hatte, war und bin und das hat sich bis heute nie geändert. Ich blieb alleine, weil mir nie wieder eine Frau das hätte geben können, was sie mir gab. Frieden, Geborgenheit, Sicherheit und vor alle dem Liebe. Ich wurde so erzogen, das ein Mann seine Gefühle nicht offen zeigen darf und es war immer meine Auffassung das es so auch richtig ist. Aber Lyss konnte mein wahres Ich sehen, frag mich nicht wie, aber sie nahm mich wie ich war, mit all meinen wirren Gedanken und Gefühlen, meinen Schwächen und meiner Liebe und erwiderte diese. Du wirst verstehen, das es nach ihr niemanden mehr gegeben hat, der mir das geben konnte. Es tut mir leid Nicholas, das du und Janette mich immer als kalt und gefühllos gesehen haben, doch der Schmerz den ich fühlte als Lyss mich verließ ließ mir keine andere Wahl, sonst hätte ich nicht überlieben können in all den Jahren. Doch eines sollst du wissen, Nicholas. Du warst immer mein Lieblingskind mit all deinen Schwierigkeiten und ich habe niemals aufgehört dich zu lieben wie einen leiblichen Sohn und das werde ich auch nie."

 

Nick hatte sich schweigend und immer mehr staunend diese ungewohnt lange Rede seines Vaters angehört und jede Schwankung in seiner Stimme registriert. Sein Herz fühlte sich schwer an, als er erkannte was er seinem Vater mit seiner Entscheidung die Berufung anzunehmen antun würde. "Vater, ich wusste immer um deine Liebe, doch ich bin glücklich das du es mir endlich einmal sagen konntest. Doch wie soll ich meine Berufung annehmen, wenn ich weiß was ich dir damit an Schmerz bereite wenn ich dir Alysseah ein weiteres Mal von deiner Seite reiße?" LaCroix sah seinen Sohn mit warmen, verstehenden Augen an. "Du musst tun wozu du bestimmt bist. Nichts wird es verhindern können, denn es ist vorhergesagt. Ich wusste in dem Moment als ich dich herüberbrachte das du derjenige sein würdest, der ihren Platz einnimmt und hatte 800 Jahre Zeit mich darauf vorzubereiten. Es ist in Ordnung, denn Lyss will es so und ich füge mich ihrem Wunsch. Ich werde an deiner Seite kämpfen und das Vermächtnis Alysseahs bewahren, denn das ist meine Aufgabe. Mach dir keine Vorwürfe, denn ich mache dir auch keine. Lyss sagte einmal zu mir "Ändere was dir bestimmt ist und ertrage was du nicht ändern kannst, nur so kannst du überleben." Und sie hatte recht damit, meinst du nicht auch?" Nick lächelte seinen Vater an und nickte. Alysseah hielt es für einen passenden Moment endlich ihre Augen aufzumachen und beide Augenpaare richteten sich fragend auf die Frau auf dem Bett.

 

"Lucien" flüsterte sie mit einer Stimme die LaCroix einen Schauer über den Rücken jagte und Nick sah es als einen günstigen Moment die beiden alleine zu lassen. Er wollte gerade aus der Tür verschwinden als er Alysseah laut aufstöhnen hörte und sich erschrocken umdrehte. Er sah wie sich die Frau zusammenkrümmte und wollte zu ihr laufen, als er bemerkte das LaCroix sie ohne zu überlegen in die Arme nahm. Ihm wurde klar das sein Vater seid mehr als zwei Tagen nichts getrunken hatte und Alysseah neben allem anderen eben auch sterblich war. Er rannte in die Küche hinunter und holte zwei Flaschen Blutwein und lief wieder ins Schlafzimmer. Als er durch die Tür kam konnte er erkennen, das seine Sorge unbegründet war. Alysseah lächelte ihn über LaCroixs Schulter an und Nick lächelte zurück. Er stellte die Flaschen ab und wollte sich gerade umdrehen, als Alysseah ihn stoppte. "Nick, geh bitte nach unten und bereite dich vor. Es wird in dieser Nacht geschehen. Gib mir nur die Zeit um Leb wohl zu sagen." Nick wusste das es keinen Sinn hatte zu wiedersprechen und nickte nur zustimmend, dann verschwand er.

 

"Lyss. Wieso, nach all den Jahren?" LaCroixs Stimme war sanft und nicht annähernd so sicher wie er es gerne gehabt hätte. "Du weißt warum, Lucien. Ich hatte keine Wahl. Es hieß entweder ich werde freigelassen und opfere dich dafür oder ich bleibe im Gefängnis und du bist in Sicherheit. Als mein Richter starb gab es keinen Grund mehr für mich im Gefängnis zu bleiben, denn du warst nicht mehr in Gefahr." LaCroix sah sie fragend an. "Wann konntest du entkommen?" Alysseah war ihm die Wahrheit schuldig. "Ich war von 837 bis 1228 in Gefangenschaft, dann entkam ich. Seither bin ich auf der Flucht, bis ich vor 12 Jahren einem Werwolf über den Weg lief. So wie du habe auch ich es überlebt, doch 2 Jahre später kreuzten Divia und ich unseren Weg. Wir überlebten beide, doch ich war noch geschwächt durch den Virus der in mir schlummerte. Zusammen mit dem Gift das Divia in sich trägt fing mein Körper an sich zu verändern. Ich wurde sterblich, mehr oder weniger zumindest. Im Grunde bin ich noch immer ein Vampir, denn der Vampirvirus ist nur inaktiviert worden. Ich kann keine heiligen Dinge berühren, Kirchen machen mich nervös und die Mittagssonne macht mich krank. Ich kann nur leichte Speisen zu mir nehmen, habe aber keinen Blutdurst mehr und auch sonst keine Vorzüge des Vampirdaseins mehr." LaCroix hielt sie noch immer im Arm und hörte ihrer warmen Stimme zu. Er registrierte alles was sie sagte, doch seine Gefühle machten sich selbständig und gaukelten ihm vor, er wäre im Jahre 321 n. Chr., dem Jahr in welchem er allen Mut zusammen nahm und die Frau in seinem Arm bat seine Frau zu werden. "Wieso hast du dir niemanden gesucht der dich herüber bringt. Wieso bist du nicht zu mir gekommen?" Alysseah drehte sich ein wenig in seinem Arm und sah ihm in die Augen. "Ich konnte dich nicht noch einmal der Gefahr meine Gegenwart aussetzen. Du hast Familie und ein eigenes Leben. Ich wollte dich nie wieder so leiden sehen wie damals. Jemand anderen allerdings konnte ich nicht bitten, denn das Wissen das ich in mir trage darf nicht an dritte weitergegeben werden."

 

LaCroix verstand was sie meinte und wollte gerade etwas erwidern, als sie wieder von Schmerzen geschüttelt wurde. Er nahm sie wieder fest in seine Arme und hielt sie einfach nur fest bis sie wieder zu Atem kam. "Was ist mit dir?" Alysseah atmete tief ein und setzte sich auf. Sie überlegte kurz, dann lächelte sie ihn an. "Ich sterbe Lucien. Die Ärzte wissen nicht was es ist, sie wissen nur das sie es nicht heilen können. Irgend etwas frisst mich von innen auf und es dauert schon fünf Jahre an. In meinem jetzigen Zustand würde ich vielleicht noch ein Jahr überleben. Das was mich jetzt erwartet, meine Berufung und damit der Tod, ist etwas was ich willkommen heiße. Ich wünschte nur ich könnte dir den Schmerz nehmen. Es tut mir so unendlich leid das wir nicht mehr Zeit hatten. Ich liebe dich, Lucien." LaCroix wusste das er jetzt stark sein musste, für sie. Er wollte es ihr nicht schwerer machen als es ohnehin schon war. "Ich verstehe dich, Geliebte. Ich wusste ja immer das es eines Tages passieren würde und nichts das vorherbestimmte ändern kann. Laß uns noch einen Moment die Ruhe genießen, bevor du nach unten gehst und Nicholas gegenüber trittst." Alysseah lächelte ihn dankbar und voller Liebe an und ließ sich wieder in seine Arme fallen. Als sich ihre Lippen berührten, hörte die Welt außerhalb des Schlafzimmers auf zu existieren.

 

Es war kurz vor Mitternacht als Alysseah sich aus LaCroixs Armen befreite. "Die Zeit ist gekommen Leb wohl zu sagen." Flüsterte sie nur traurig und sah dieselbe Trauer in ihren Augen. "Ich denke es gibt nichts weiter zu sagen. Ich vermisse dich schon jetzt, aber deine Liebe wird immer in meinem Herzen bleiben und meine verdammte Seele erleuchten. Geh und stelle dich deiner Berufung." Antwortete er ihr ohne zu zögern und sie lächelte ihm dankbar zu. Sie zog ein langes schwarzes Kleid an und nahm ein Collier aus ihrer Tasche das sie durch ihre Finger gleiten ließ bevor sie es umlegte. LaCroix stand hinter ihr und verschloss es für sie. Sie sahen einander noch einmal an und legten ihre Hände ineinander, dann gingen sie Hand in Hand die Treppe zum Wohnraum hinunter. Alysseah konnte sehen das Nick sich wirklich vorbereitet hatte, so wie sie es ihm gesagt hatte. Die Schwerter lagen auf dem Tisch bereit, ebenso das Buch. Der Tisch war in die Mitte des Raumes geschafft worden und rundherum waren Kerzen aufgestellt. Von der Treppe aus konnte man erkennen das die Kerzen in der Form eines Pentagramms aufgestellt waren. Alysseah lächelte zufrieden.

 

Sie ging mit LaCroix die Treppe hinunter und blieb an deren Rand stehen. Sie drehte sich zu LaCroix und beide sahen sich noch für einen Moment in die Augen, dann nickte LaCroix ihr zu und sie ging auf Nick zu. "Lass uns beginnen." Eröffnete sie die Zeremonie. Nick blieb vor ihr stehen. "Nicholas de Brabant. Bist du bereit den Platz des Wächters einzunehmen und deiner Berufung mit deinem Leben zu dienen ?" Nick stand aufrecht vor ihr und ein Anflug von Stolz überflog LaCroixs Züge, als sein Sohn antwortete. "Ich, Nicholas de Brabant, Sohn von Lucien LaCroix, nehme die Berufung die mir zuteil wurde an. Ich werde ihr dienen und nach ihr leben, so wie es einst bestimmt wurde." Alysseah nickte zufrieden und nahm ihr Collier ab. Sie legte es um die drei Schwerter auf dem Tisch und diese begannen zu leuchten. Zur selben Zeit öffnete sich das Buch wie von Geisterhand und Sanqui erschien. Die Schwerter wurden eins und Alysseah nahm es in die Hand. Sie sah Nick fest in die Augen. "So nimm dieses Schwert. Nur der Würdige ist der tiefen Macht dieses Schwertes gefeit." Nick griff nach dem Schwert und fühlte die Magie, doch anstatt das es ihn wieder verbrannte schien es ein Teil von ihm zu werden. Alysseah fühlte eine Ruhe in sich aufsteigen als ihr bewusst wurde das sie endlich einen würdigen Nachfolger gefunden hatte.

 

"So sei es denn. Excalibur, König unter den Schwertern und das Schwert der Könige seid Anbeginn der Zeit, es sei dein. Von diesem Augenblick an bis zu dem Zeitpunkt wo du dein Leben an den nächsten übergibst sollst du der Bestimmung des Schwertes folgen und ihm dienen. Bewahre das Alte und suche das Neue mit dem Licht deiner Seele und der Reinheit deines Herzens." Alysseah kniete vor Nick nieder und instinktiv wusste er was er zu tun hatte. "Kamazarat dankt dir für das Geschehene und segnet dich für die nächste Welt." Alysseah hob nun ihren gesenkten Kopf und sprach die letzte Sequenz. "Novus Ordo Seklorum - Die alte Ordnung der Zeiten ist neu geboren." Bei diesen letzten Worten schloss sie ihre Augen und Nick holte mit dem Schwert aus und stieß zu. Er traf sie genau dort wo ihr Herz war und als er das Schwert wieder herauszog konnte er die Energie von ihr auf ihn übergehen fühlen. Es dauerte nur Sekunden, dann sank Alysseah Catherine de Abarat leblos zusammen. Sie war tot. LaCroix trat in den heiligen Kreis, wohl wissend das er nichts mehr ändern konnte und Nick ließ ihn gewähren.

 

Er kniete neben Alysseah und nahm ihren Körper in seine Arme. Es gab keine Grund mehr für ihn jetzt noch stark zu sein und aus dem tiefsten Inneren seines Herzens brach eine Mauer die er über viele Jahrhunderte aufgebaut hatte und er begann hemmungslos um die Frau in seinen Armen zu weinen. Seine Tränen liefen über sein Gesicht, doch was er nicht sehen konnte und was Nick tief schlucken ließ war, das diese Tränen keine Bluttränen eines Vampirs waren, sondern klare Tränen. Die Tränen eines Mannes der um den Verlust der Hälfte seiner Seele weinte. Die Tränen tropften auf den leblosen Körper und Nick und Natalie standen schweigend in dem Kreis und beobachteten die Szene vor sich. Ein Schrei der tief aus LaCroixs Herz kam ließ sie zusammenfahren und beide konnten nur erahnen welchen Schmerz LaCroix in diesem Moment empfand. Nick konnte nicht alles verstehen, aber er wusste das sein Vater in seiner Muttersprache betete und flehte. Es schien als wäre er erhört worden, denn nach unendlichen Minuten öffnete Alysseah ihre Augen und legte eine Hand auf LaCroixs Arm. Er sah sie durch einen Schleier aus Tränen an, seinen Augen nicht trauend. "Wie...wie ist das möglich?" stammelte er unter Tränen und Alysseah lächelte. "Die Liebe. Die reine Liebe, die aus einem Herz kommt, das bereit ist alles aufzugeben um einen anderen zu retten. Du hast gebetet Lucien. Etwas was ein Vampir selbst bei größter Gefahr niemals tun würde. Du hast um meine Seele gebetet und wurdest erhört." LaCroix konnte es noch nicht glauben und bemerkte erst jetzt das er keinen Herzschlag bei ihr feststellen konnte. "Ja, Lucien. Es ist wahr. Ich bin wieder ein Vampir. Du hast mich als das zurückgeholt, was uns beide glücklich gemacht hat. Jetzt haben wir eine Ewigkeit, denn jetzt bin ich nur noch ein Vampir, keine Sterbliche und kein Wächter mehr. Nur noch deine Frau, wenn du mich noch willst." LaCroix sagte kein Wort sondern schloss sie nur in seine Arme. Es waren keine weiteren Worte mehr nötig.

 

Eine Woche später, Alysseah hatte Nick in seine Aufgaben eingeführt, bekamen sie Besuch von den Enforcern. Sie verkündeten das sie sich Nicks Anweisungen beugen würden und ihn als neuen Leader akzeptierten und das sie Alysseah und LaCroix von allen Anschuldigungen frei gesprochen hatten. Es dauerte nur wenige Stunden bis ein weiterer Bote im Loft ankam. Sein Name war Julien und Alysseah kannte ihn seid vielen Jahren. "Was bringt dich zu uns mein Freund." Fragte sie ihn freundlich. "Es ist wieder etwas vorgefallen wo ihr eingreifen müsst, Prinzessin." Antwortete dieser. Alysseah rief Nick und klärte dann den etwas verwirrten Julien auf. "Von nun an ist Nicholas der Wächter. Was immer es zu besprechen gibt, müsst ihr mit ihm besprechen." Julien nickte und Nick und er sprachen über viele Stunden, bis Nick schließlich seine Familie zusammen rief und darüber aufklärte das es Aufgaben zu erfüllen gab. Am nächsten Abend machte sich die Familie auf die Reise nach Kairo. Ein neues Leben, einen neue Zeit hatte begonnen und keiner wusste was die Zukunft noch bringen würde. Doch was immer auch geschehen sollte, sie würden es als Familie erleben.

 

 

The End

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405011720171951f00a
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Fandom:

Nick Knight - Der Vampircop

Disclaimer:

Die genannten Charaktere entstammen der US/C TV-Serie "Nick Knight - Der Vampircop" ("Forever Knight"). Sie gehören James D. Parriott und Barney Cohen, sowie Sony/Tristar. Der Autor dieser Geschichten hat keine kommerziellen Vorteil von der Verwendung dieser Charaktere, sondern verwendet sie ausschliesslich für den privaten "Fan-Fiction"-Bereich. Es sind keine Copyright-Verletzung zu erwarten.


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Erstellt: 22.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 716