Totenspur (Autor: Luc Deflo)
 
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Totenspur von Luc Deflo

Rezension von Christine Schlicht

 

Weil bereits intensiver Leichengeruch die Nachbarn belästigt, wird in einer Wohnung eine entsetzlich verstümmelte Frauenleiche gefunden, die nicht zu identifizieren ist. Handelt es sich tatsächlich um die Mieterin der Wohnung? Als zufällig eine weitere Leiche ohne Kopf gefunden wird, weil sie sich von ihren Gewichten im Wasser löste und der Pathologe herausfindet, dass die Leiche aus der Badewanne vorher tiefgefroren war, kommt Leben in die Ermittlungen. Denn die Ermittler müssen entsetzt feststellen, dass beide Frauen schon zu anderen Zeiten und an anderen Orten als Tot gemeldet wurden, während sie angeblich noch quietschlebendig waren. Dafür wurden hohe Summen aus Lebensversicherungen ausgezahlt und auch die Konten der Toten wurden geplündert.

 

Für den Untersuchungsrichter Jos Bosmans und seinen Ermittler Dirk Deleu beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn sie gehen davon aus, dass sich die Mörderin bereits ein neues Opfer gesucht hat, dessen Identität sie annehmen kann und das sie nachher ermorden und ausnehmen kann. Doch die Ermittler tappen zunächst im Dunkeln, während die Mörderin sich tatsächlich ihrem nächsten Opfer nähert – über eine Wohnungsanzeige, in der eine Mitbewohnerin gesucht wird.

 

Ganz nebenbei haben die Ermittler auch mit ganz privaten Problemen zu kämpfen. So muss ich Deleu an eine blutjunge Kollegin gewöhnen, weil sein bisheriger Partner bei einem Einsatz so schwer verletzt wurde, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Abgesehen davon hat seine Frau gerade ein zweites Kind bekommen, nachdem der Sohn schon fast aus dem Haus ist. Die Nächte sind entsprechend kurz. Dann verliert seine neue Kollegin auch noch ihren Freund bei einem Motorradunfall und fällt als Hilfe erst mal aus.

 

Erschwert werden die Ermittlungen nicht zuletzt dadurch, dass hohe Politiker und übergeordnete Kräfte der Justiz aus unbekannten Gründen jeden Schritt, den der unbestechliche Bosmans und sein Freund Deleu machen, behindern. Als ein schmieriger Politiker unter sehr mysteriösen Umständen stirbt, kommen sie der Sache endlich näher und Bosmans bekommt Beweise in die Hand, mit denen er seine Widersacher ein für alle Mal ruhig stellen kann.

 

Doch für das nächste Opfer ist es bereits zu spät...

 

 

 

Gleich vorweg den einzigen Makel an diesem handwerklich hervorragenden Krimi: Man kann, auch wenn der Fall in Belgien spielt, durchaus auch die flämischen Anreden übersetzen! Die Namen der Protagonisten sind schon ungewöhnlich genug, da braucht man nicht auch noch die Anreden Mijnheer, Mevrouw oder Juffrouw anstelle von Herr, Frau, Fräulein nutzen. Zumal, wenn nur die ersten beiden im Glossar erwähnt werden und man bei der dritten Form hofft, dass der Leser von alleine schaltet. Das bremst den Lesefluss und verwirrt zusätzlich zu der großen Menge Namen, die hier in Deutschland nicht geläufig sind.

 

Aber das ist wirklich der einzige Haken, denn mit „Totenspur“, dem zweiten Band der Reihe um die Ermittler Bosmans und Deleu, liegt ein Krimi mit einer ungewöhnlichen, spannenden und sauber konstruierten Handlung vor. Dazu kommen durchdachte Charaktere, in deren Handlungsmotivation und Denkweise sich der Leser gut hineinversetzen kann und mit denen man gerne mitfiebert, lacht, trauert. Oder auch wütet, so wie Deleu, als er einem Journalisten eine Abreibung verpasst, weil der den Plan der Ermittler, den Mörder mit einer Wohnungsanzeige in die Falle zu locken, in der Presse bloßstellt.

 

Unwillkürlich fühlt man sich angesichts der glaubwürdig dargestellten Korruption und Behinderung der Ermittler an den Fall Dutroux erinnert, und das ist wohl auch die Absicht. Im Anhang des Buches ist eine kurze Erklärung über die belgische Polizeistruktur, die verstehen hilft, warum es zu solchen Auswüchsen kommen konnte.

 

Die Reihe umfasst in Belgien bereits sechs Bände, in Deutschland ist bislang nur der erste, für den Hercule-Poirot-Preis nominierte Band „Nackte Seelen“ erschienen. Wenn die Folgebände diesen Qualitätsmaßstab halten können, dann bleibt nur zu hoffen, dass die anderen Bände bald folgen... dann aber bitte komplett übersetzt....

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405200236075816127f
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Totenspur

Autor: Luc Deflo

Broschiert: 368 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur; Auflage: 1 (Mai 2008)

Sprache: Deutsch, aus dem Flämischen von Stefanie Schäfer

Umschlaggestaltung: Zero Werbeagentur München

ISBN-10: 3426635674

ISBN-13: 978-3426635674

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.11.2008, zuletzt aktualisiert: 05.05.2024 13:58, 7707