Solange Wir Glauben (Autorin: CelticRaven)
 
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Solange Wir Glauben

Autorin: CelticRaven

 

Natalie sah wie durch einen Nebel. Sie konnte kaum etwas erkennen, aber sie hörte Stimmen und Geräusche. Sie brauchte all ihren Willen um die Augen zu öffnen, die schwer wie Blei waren. Langsam senkte sich der Nebel in ihrem Gehirn und sie sah weiß und hörte ein Pipen. Nur sehr vorsichtig konnte sie ihren Kopf bewegen. Sie registrierte Geräte. Nach und nach wurde ihr klar, das sie in einem Krankenhaus lag und noch langsamer kam die Erinnerung an die Geschehnisse wieder....

 

<Backflash 1 Jahr zuvor:>

 

Natalie lag am Boden mit dem Kopf nach rechts gedreht. Dort lag Nick und über ihm stand LaCroix mit einem Pfahl in der Hand. "...so siehst du in mir also deinen schlimmsten Feind?" fragte LaCroix aufgebracht. Nick sah ihn an. "Nein LaCroix. Du - bist mein engster Freund." LaCroix Züge entspannten sich zuerst, dann konnte man Schmerz in ihnen erkennen. Er nahm den Pfahl hoch und holte aus. "Verdammt seiest du Nicholas" schrie er und senkte den Pfahl. Doch im letzten Moment hielt er inne. Bruchteile später zerbrach er den Pfahl und warf ihn in die Ecke. "LaCroix bitte. Ich habe es Nat versprochen." Doch LaCroix nahm seinen Sohn hoch und schleuderte ihn gegen die Wand, von der er bewusstlos zu Boden sank. Leise flüsterte er "Ich kann es nicht, Nicholas."

 

Plötzlich erstarrte LaCroix. Er konnte einen Herzschlag hören. Er kniete neben Natalie. Ja, der Herzschlag kam von ihr. Er war schwach, aber er war da. Er packte sie und flog davon. Vor der Notaufnahme des City Hospitals legte er sie ab, da gerade ein Krankenwagen kam und verschwand wieder.

 

Natalie brauchte eine Menge Blutkonserven bis die Ärzte sie gerettet hatten. Aber sie lebte. Nach drei Wochen konnte sie das Krankenhaus verlassen. Sie fuhr direkt zum Loft und erstarrte. Alle Möbel waren mit Tüchern abgedeckt und die persönlichen Dinge waren verschwunden. Sie stand lange Zeit regungslos an dem Ort an dem sie Nacht um Nacht mit Nick verbracht hatte und an dem sie beinahe gestorben wäre. Erst Stunden später verließ sie den Loft wieder. Nick war fort und sie wusste er würde nicht wieder kommen. Kein Wort, kein Abschied. Er war einfach weg, so als hätte es ihn nie gegeben.

 

Die kommenden Monate waren die Hölle für Natalie. Sie arbeitete fast nur noch, um nicht über Nick nachdenken zu müssen. Sie aß nicht, sie schlief nicht. Hin und wieder hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden, aber irgendwann dachte sie sie leide unter Verfolgungswahn. Sie wurde immer schwächer und hatte jede Kraft zum Leben verloren.

 

Ein Jahr war seither vergangen. Sie ging noch ein letztes Mal zum Loft. Wieder stand sie stundenlang in dem Raum. Schließlich setzte sie sich vor den Kamin und zündete ihn an. Sie nahm ein Skalpell und ganz langsam, so als hätte sie diesen Zeitpunkt seid Monaten geplant, schnitt sie sich die Pulsadern auf. Sie legte sich zurück und schloss die Augen.

 

<Ende Flashback>

 

Natalie rief sich diese ganzen Ereignisse nochmals ins Gedächtnis. Sie wusste nicht wie sie ins Krankenhaus gekommen war, oder wer sie gerettet hatte. Sie wusste nur, das sie die Chance auf ein neues Leben bekommen hatte. Nachdem jetzt alles vorbei war, war sie froh, wer auch immer sie gerettet hatte, das er oder sie es geschafft hatte. Sie legte ihren Kopf zurück und schlief wieder ein.

 

<Flashback 1 Jahr zuvor>

 

LaCroix flog Natalie zur Notaufnahme. Als er den Krankenwagen sah, legte er sie sanft ab und zog sich zurück. Hinter einem Baum konnte er beobachten, das man sie fand und sofort ärztlich versorgte. Er lächelte traurig. Er wusste in diesem Moment, das er alles verloren hatte. Janette war nicht mehr seine sondern Nicholas Tochter. Nicholas würde nie wieder zu ihm zurückkehren, wahrscheinlich ihn auch nie wieder sehen wollen. Und Natalie - ja Natalie. Er hatte es niemals jemandem gegenüber zugegeben, aber er hatte schon vor langer Zeit angefangen zu begreifen, was Nicholas in dieser Sterblichen sah. Er konnte ihn verstehen. Sie war etwas besonderes, aber sie hasste ihn.

 

LaCroix flog zurück zum Loft. Nicholas war gerade dabei seine Sachen zu packen. "LaCroix, was willst du noch hier?" fragte er ihn. "Nicholas..." versuchte LaCroix anzufangen, doch Nick drehte sich ruckartig um und war vollständig zum Vampir verwandelt. "Verschwinde. Du hast mir alles genommen. Meine Seele, mein Leben, meine Liebe. Du hast nun deine Rache für Fleur. Und jetzt verschwinde und lass dich nie wieder in meiner Nähe sehen. Für mich existierst du nicht mehr. Komm mir noch einmal zu nahe und ich töte dich. Das schwöre ich." LaCroix wusste schon bevor Nick es ihm gesagt hatte, das er Nick verloren hatte. Dieses Mal war es endgültig. Er war allein. LaCroix drehte sich zum Fenster und flüsterte leise "Leb wohl Nicholas" und flog in den Nachthimmel.

 

Von jener Nacht an konzentrierte LaCroix sich auf Natalie. Er konnte beobachten wie sie das Krankenhaus verließ und zum Loft fuhr. Er beobachtete sie die folgenden Monate jede Nacht und sah wie es ihr schlechter und schlechter ging. Er selber war auch nicht mehr der alte. Er fühlte sich allein und sein Interesse an der Community war auf Null gesunken. Er hatte den Raven verkauft und moderierte auch nicht mehr seine Show. Viele viele Male war er kurz davor sich Natalie zu zeigen, aber er war sich sicher das sie ihn nicht sehen wollte. Sie hasste ihn. Nacht für Nacht konnte er sie weinen sehen und mehr und mehr wünschte er sich ihr helfen zu können, in ihrer Nähe zu sein.

 

Es war ein Jahr her seid jener verhängnisvollen Nacht im Loft. LaCroix war sich des Datums absolut bewusst und beschloss diese Nacht im Loft zu verbringen, als er den Lift hörte und ins Schlafzimmer ging. Ein Funkeln stand in seinen Augen, als er Natalie sah. Sie war wunderschön im Mondlicht, das durch das Fenster fiel. Lange stand sie nur da und er beobachtete sie. Dann zündete sie das Feuer an und er konnte ihre Tränen sehen. Als sie sich die Pulsadern aufschnitt und langsam zurückfiel auf den Boden, überlegte er für kurze Zeit ob er sie nicht sterben lassen sollte, so wie sie es ja offensichtlich wünschte. Aber er konnte es nicht. Er konnte nicht auch noch sie verlieren. Er flog sie wieder zum Krankenhaus.

 

<Ende Flashback>

 

Natalie verbrachte nur einige Tage im Krankenhaus, mit der Auflage sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Zum Teufel mit dem Psychiater, dachte sie nur und fuhr nach Hause. In diesen paar Tagen im Krankenhaus hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde neu anfangen, mit einem neuen Job in einer neuen Stadt. Das Leben würde jetzt weiter gehen. Nick hatte sie verlassen, es war ihm offensichtlich egal was mit ihr war. Er hatte sie beinahe getötet und war dann verschwunden. Sie war darüber hinweg. Dennoch fragte sie sich, wer wohl ihr Retter war.

 

Innerhalb von zwei Wochen hatte Natalie ihren Job gekündigt, ihr Apartment aufgelöst und sich ein Ticket nach Boston gekauft. Sie hatte sich bereits von allen verabschiedet und stand in ihrem nunmehr leeren Apartment, als sie wieder das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Unmerklich drehte sie ihren Kopf und glaubte einen Schatten am Fenster zu sehen. Nick ging es ihr durch den Kopf, doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Nick würde nicht draußen am Fenster bleiben sondern reinkommen und außerdem war er fort. Es musste jemand anderes sein. Sie überlegte einen Augenblick, bis ihr bewusst wurde, das sie spät dran war und ihren Flug verpassen würde, wenn sie sich nicht beeilen würde. Sie schloss ihr Apartment ab, gab den Schlüssel beim Hausmeister ab und verschwand im Taxi. Vor ihrem Apartment hing LaCroix an ihrem Fenster. Dieses Mal fühlte er sich wirklich allein. Er hatte in dem letzten Jahr all seine Energie dafür verbraucht um mehr über diese Frau zu erfahren und jetzt verließ sie die Stadt. Sie verließ ihn. Wieder war er allein und er hatte keinen zu dem er gehen konnte um zu reden.

 

Zwei Jahre waren seither vergangen und Natalie hatte ein neues Leben begonnen. Sie unterrichtete in Boston an der Polizeischule junge Menschen und war Gastdozentin in Cambridge. Sie hatte ein schönes, helles Apartment auf dem Campus und arbeitete nur noch tagsüber. Innerhalb kurzer Zeit hatte sie Freunde unter den Lehrern und Schülern. Sie ging häufig aus und schien das Leben zu genießen. Gedanklich hatte sie Nick tatsächlich hinter sich gelassen. Doch etwas fehlte ihr. Die Herausforderung. Es gab auch in Boston eine Community, aber sie hielt sich fern, auch wenn sie einen Vampir auf mehrere Meter spüren konnte. Tief in ihrem Innern fehlte ihr dieser riskante und doch so völlig andere Teil ihres früheren Lebens. Doch jetzt war jetzt und sie dachte nicht darüber nach.

 

Bis sie eines Nachts von einer Feier nach Hause ging. Der Campus war wie üblich nur spärlich beleuchtet und sie lief mit schnellen Schritten in Richtung ihres Apartments, als sie plötzlich von hinten gegriffen wurde. Ohne sich umzudrehen konnte sie spüren, das ihr Angreifer ein Vampir war und sie wusste sofort in welcher Gefahr sie sich befand. Sie wollte sich umdrehen, aber der Vampir hatte sie fest im Griff. Doch plötzlich wurde sie mit ihrem Angreifer nach hinten gerissen und er ließ von ihr ab. Sie fiel zu Boden und drehte sich um. Ein zweiter Vampir hatte ihren Angreifer gepackt. Beide waren vollständig verwandelt. Dennoch erkannte sie den zweiten Vampir und viele verdrängte Erinnerungen kamen hoch. Ihr Unterbewusstsein gab ihr Bilder preis, von Toronto als sie darüber hinweg geflogen wurde - zweimal, von Schatten an ihrem Fenster in Toronto und Schatten an Hausecken. So als wäre eine innerlich aufgebaute Mauer gefallen, wurde ihr plötzlich klar, das sie dem zweiten Vampir ihr Leben verdankte, mehr als einmal. Sie beobachtete den weiteren Kampf. Ihr Angreifer hatte keine Chance und ging zu Boden. Der zweite Vampir wollte gerade im Nachthimmel verschwinden, als er unvermittelt von Natalie gestoppt wurde. "LaCroix?!?" fragte sie vorsichtig.

 

LaCroix drehte sich nicht sofort um, sondern kämpfte um seine Kontrolle und überlegte was er tun sollte. Schließlich drehte er sich doch um und sah Natalie in die Augen. Er konnte zu seiner Überraschung weder Hass noch Angst sehen, sondern nur Verwunderung und eine Art von Erinnerung. Er ging zu ihr und reichte ihr die Hand damit sie aufstehen konnte. Natalie empfand keine Angst vor ihm. Auf eine merkwürdige Weise war sie froh ihn zu sehen. "LaCroix. Was tun sie hier? Warum?" Jetzt war es an ihm zu antworten, doch er wusste nicht was er sagen sollte. Also setzte er seine gewohnte eiskalte Mine auf, doch seine Augen straften ihn Lügen. "Ich war zufällig hier. Ihr Glück Doctor. Machen sie also keine große Sache daraus. Ich verabschiede mich jetzt. Gute Nacht."

 

Er wollte verschwinden, doch bemerkte er plötzlich, das sie noch immer seine Hand hielt. "Was soll das LaCroix? Ich habe sie schon lange gespürt. Seid Nick´s Verschwinden schon. Ich wusste nur nicht das sie es sind. Warum haben sie mich beobachtet. Und warum haben sie mich gerettet. Sie waren doch derjenige der mich zweimal ins Krankenhaus geflogen hat." LaCroix fühlte sich unbehaglich angesichts Natalie´s direkter Art, aber er versuchte es zu überspielen. "Oh kommen sie Doctor. Welches Interesse sollte ich an einer Sterblichen haben?" Sie lächelte ihn an und hielt ihn noch immer fest. "Das werden sie mir bestimmt erklären LaCroix. Die Sonne geht gleich auf. Kommen Sie. Sie können den Tag bei mir verbringen. Wir haben eine Menge zu bereden." LaCroix kannte Natalie lange genug, um zu wissen, das es keinen Sinn hatte mit ihr zu diskutieren. Er hätte einfach gehen können und sie stehen lassen, aber das hätte sie verletzt und er wollte sie nicht verletzten und eigentlich wollte er auch nicht gehen. Also nickte er nur stumm und sie gingen zu ihrem Apartment.

 

"Nehmen sie doch Platz Lacroix. Ich fürchte nur, ich kann ihnen nichts zu trinken anbieten." Natalie lächelte ihn an. "Das ist schon in Ordnung, Doctor." LaCroix fühlte sich sichtlich unwohl und ertappt. Das war es, war er über einige Jahre lang wollte und jetzt wusste er nicht was er tun sollte. "Also gut LaCroix. Erzählen sie mir freiwillig warum sie hier in Boston sind, oder muss ich es aus ihnen herausquetschen?" Natalie zeigte nicht die Spur von Angst und das machte LaCroix beinahe nervös. Er sah sich im Raum um, er sah hin und wieder zu Natalie herüber, aber er sah sie nicht direkt an. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. "Sie sind in der Community bekannt gewesen in Toronto, Doctor. Ihr Umzug ist nicht verborgen geblieben und so weiß auch die hiesige Gemeinschaft von ihrer Existenz. Auch wusste man davon, das sie eine Verbindung zu einem Vampir hatten und ich wurde gebeten zu überprüfen ob sie auch hier irgendwelche Intentionen in dieser Richtung haben. Darum bin ich hier," LaCroix hoffte inständig, Natalie würde diese fadenscheinige Erklärung schlucken.

 

Natalie sah ihn an. "Wissen sie LaCroix. Ich habe Toronto verlassen weil ich eine zweite Chance bekam. Eine Chance, die es mir ermöglichte nachzudenken was ich einmal vom Leben wollte und was ich dann wirklich erreicht habe. Es ist nicht viel von meinen Wünschen eingetroffen, denn mein Leben wurde vor neun Jahren komplett umgekrempelt und nichts war mehr wie es früher war. Dann kam die Wende in meinem Leben, eine Wende die ich der Hilfe eines Mannes verdanke, von dem ich glaubte, er würde mich hassen. Ich begann neu, doch mit anderen Wünschen. Wünsche die in der ""normalen"" Welt als Spinnerei abgetan würden, wenn einer davon wüsste. Dennoch, ich lebe und ich habe Freunde, aber die sieben Jahre in Toronto werde ich niemals mit jemandem teilen können. Es waren Jahre der Freundschaft, der Hoffnung, der Liebe und des Vertrauens. Nick hat mich fast getötet und dann ist er einfach verschwunden. Es hat sein Wort gebrochen und war bereit mich sterben zu lassen. Das kann ich nicht vergessen und auch nicht verzeihen. Aber ich lebe noch und ich werde weiter leben und irgendwann vielleicht auch wieder jemandem vertrauen oder vielleicht sogar lieben. Macht das Sinn für sie, LaCroix? Das ich den Mann um den sich Jahre meines Lebens drehten nie mehr wiedersehen will? Egal, es ist Vergangenheit und ich will nichts mehr mit irgendeiner Community zu tun haben. Damit ist ihre Aufgabe ja wohl erfüllt. Ich lebe hier, weil ich irgendwo leben muss."

 

Während Natalie sprach beobachtete LaCroix sie und seine Augen verdunkelten sich als sie Nick erwähnte. Er hatte niemals damit gerechnet, das sie anscheinend wusste was an jenem Abend vor drei Jahren im Loft geschah, aber sie machte deutlich das sie es nicht verzeihen wollte. Langsam liefen Natalie die Tränen übers Gesicht während sie sprach und es tat LaCroix beinahe körperlich weh sie so zu sehen, doch konnte er es ihr gegenüber nicht zugeben. Doch als sie fertig war mit sprechen, weinte sie ganz offen und LaCroix sah sie ein wenig hilflos an. Er tat das einzige was er tun konnte. Er nahm sie sanft in den Arm und legte ihren Kopf an seine Brust. Sie ließ ihn gewähren. Ganz leise fing er mit seiner sonoren Stimme an zu sprechen. "Natalie ich kann sie sehr gut verstehen. Aber sie wissen nicht einmal die Hälfte von dem was geschehen ist. Nicholas hat sie nicht verlassen. Er dachte sie wären tot. Er bat mich, ihn ebenfalls zu töten. Doch als ich mich weigerte griff er mich an und ich schlug ihn bewusstlos. Dann nahm ich ihren Herzschlag war und flog sie sofort ins Krankenhaus. Als ich zum Loft zurückkam, war Nicholas fertig zum Abreisen. Er machte mir klar, das er mich niemals wiedersehen wollte und ich verheimlichte ihm das sie leben. Deshalb verließ er die Stadt. Es gab für ihn nichts mehr was ihn hielt. Er weiß nicht das sie leben. Verurteilen sie Nicholas nicht für etwas, was ich getan habe. Er hat sie nicht verlassen. Ich habe ihn gehen lassen." Er dachte nicht darüber nach was er sagte, sondern sprach einfach beruhigend auf sie ein. Als er geendet hatte, wurde ihm erst klar, das er Natalie verlieren würde. Sie hasste ihn damals, wegen seiner Aktionen gegen Nicholas und wegen der Geschichten die sie von ihm gehört hatte, aber jetzt würde sie ihn aus einem ganz eigenen, persönlichen Grund hassen. Trauer durchzog ihn, und etwas was er normalerweise perfekt verbergen konnte. Angst. Die Angst sie jetzt auch noch zu verlieren. Angst davor schwach zu sein. Angst vor der Einsamkeit. Doch es war zu spät. Die Worte waren gesagt und er war sich sicher, das sie ihn nie wieder sehen wollte.

 

Langsam ließ Natalie seine Worte sacken. Sie hob den Kopf und stieß sich von ihm weg. Sie sah ihn nicht an. Sie wusste, sie müsste ihn eigentlich hassen, aber aus irgend einem Grund konnte sie es nicht. Sie musste nachdenken. Alleine. Sie sah ihm direkt in die Augen. Sie konnte Gefühle in ihnen sehen, die er sonst immer durch seine eiskalte Maske verbarg, die er auch jetzt sofort wieder aufsetzte. Aber nicht schnell genug, denn Natalie konnte erkennen, das er genauso verwirrt war wie sie selbst. "LaCroix. Gehen sie. Ich will jetzt alleine sein." Sie sprach in einem Ton, der nicht von Hass erfüllt war, oder von Vorwürfen, sondern von Verwunderung und Verunsicherung und Trauer. LaCroix sah sie etwas verloren an, bevor der Meister der Macht wieder zum Vorschein kam. "Ich denke Doctor, das es ein ungünstiger Zeitpunkt ist für mich zu gehen. Wir haben helllichten Tag. Sobald die sonne untergegangen ist, werde ich sie alleine lassen." Natalie sah ihn an und musste innerlich grinsen. Dieser verdammte alte Römer, dachte sie und ihr viel ein das er müde sein müsste. Es war Tag und sie hatte nichts im Haus, was sie ihm hätte geben können. Sie beschloss ihm das Schlafzimmer zu überlassen. So konnte sie sich in ihrer Wohnung ansonsten frei bewegen. "Ich bin wohl etwas aus der Übung und meine innere Uhr funktioniert auch nicht mehr so wie früher. Nehmen sie das Bett. Ich denke sie können Schlaf brauchen. Ich verschwinde ohnehin nachher. Leben sie wohl, LaCroix." Diese letzten Worte trafen LaCroix tief. Aber ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging ins Schlafzimmer. Kurze Zeit später war er eingeschlafen und nach einigen Minuten in einem Traum gefangen, der sich schnell als Alptraum herausstellen sollte...

 

Natalie sah ihm nach als er in ihr Schlafzimmer ging. Sie war tief in ihren Gedanken verloren. Was hatte er noch gesagt? Nick wusste nicht das sie noch lebt? Er hat ihn gehen lassen, ohne es ihm zu sagen? Und warum hat er sie ins Krankenhaus gebracht? Warum hat er sie ein Jahr lang beobachtet? Sie war sich jetzt ganz sicher, das er derjenige war, den sie ständig gespürt hat, wenn sie das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Und warum hat er sie nicht bei ihrem Selbstmordversuch sterben lassen, oder das Jahr zuvor? Viele ungeklärte Fragen. Sie stand vom Sofa auf, griff nach ihrer Jacke und verließ das Apartment. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Warum war sie in der letzten Nacht so froh ihn zu sehen? Sie war froh das er sie gerettet hatte, aber das war nicht der eigentliche Grund. Sie war froh LaCroix zu sehen und nicht jemand anderen. Und wusste Nick wirklich nicht, das sie noch lebte? Nick hatte sie immer gespürt, selbst auf weite Entfernung hin. Aber er war verschwunden, in jener verhängnisvollen Nacht im Loft. Aber die entscheidende Frage war, warum - nach all den Jahren des Kampfes gegen sie - wollte LaCroix sie nicht sterben sehen. Im Gegenteil, er schützte sie und war immer in ihrer Nähe. Und was war das für eine Unsicherheit die sie ganz kurz in seinen Augen aufgefangen hatte, bevor er sich wieder richtig im Griff hatte. Und warum störte es sie nicht, war ihr sogar angenehm. Sie würde viel Zeit brauchen, um alle Antworten zu finden.

 

LaCroix schlief unruhig. Er träumte von jener Nacht im Loft, als sein Sohn ihn bat, ihn zu töten um mit seiner Natalie vereint zu sein. Er war wütend über Nicholas. Wütend, weil er das Geschenk der Ewigkeit einfach so wegwerfen wollte. Wütend, weil er nicht in der Lage war, rechtzeitig zu stoppen, obwohl Natalie soviel Vertrauen, Zuversicht und Liebe in Nicholas investiert hatte. Wütend, weil er niemals haben konnte, was Nicholas hatte und nicht zu schätzen wusste. Wütend über sich selbst, über seine Gefühle. Dann griff Nicholas ihn an und er schleuderte ihn an die Wand. Dann Natalie, so blass und mit soviel Trauer in ihrem schönen Gesicht. Ein Herzschlag. Ein Hoffnungsschimmer. Ein stilles Gebet, das sie es überlebt. Dann überkamen ihn Bilder die nie passiert sind. Er mit Natalie zusammen. Sie hasste ihn nicht, sondern liebte ihn. Und er liebte sie. Er wollte ihr nahe sein, obwohl er sich der Gefahr bewusst war. Dann war es endlich soweit. Sie küssten sich und kamen sich sehr nahe und sie legte ihren Kopf beiseite als sie sich liebten, um ihm freien Zugang zu ihrem Nacken zu bieten. Und er biss zu und trank. Er wurde überflutet von Natalie´s Leben, ihren Erinnerungen und Gefühlen. Er trank in tiefen Schlucken und konnte nicht aufhören. Er ließ von ihr ab und plötzlich wurde ihm klar das auch er zuviel genommen hatte. Nur dieses Mal war sie wirklich tot und er konnte nichts mehr tun. Es war zu spät. Er schluchzte im Schlaf und mit einem Schrei "Natalie - Nein" wurde er schweißgebadet wach...

 

Natalie hatte den Tag über im Park auf dem Campus verbracht und saß auf einer Bank am Flussufer. Sie hatte noch lange nicht alle Antworten auf ihre inneren Fragen und Unsicherheiten. Aber sie wusste, das sie die Antworten nur bekommen würde, wenn sie mit LaCroix reden würde. Sie hatte keine Angst vor ihm. Sie erinnerte sich den Tag über an all die Horrorgeschichten, die Nick ihr von seinem Meister erzählt hatte. Sie erinnerte sich an Valentins Day, als LaCroix sie beinahe getötet hätte. Sie erinnerte sich an LaCroix´s ständige Stichelein als Nightcrawler, um Nick von ihr weg zu bringen. Sie erinnerte sich an jene Nacht im Loft, viel klarer als es ihr lieb war. Sie erinnerte sich wie Nick LaCroix gebeten hatte ihn zu töten, aber LaCroix sich weigerte. Sie erinnerte sich wie Nick bewusstlos am Boden lag und nicht hören konnte, wie LaCroix leise sagte das er es nicht tun konnte. Ihr wurde klar, das LaCroix auf seine Art, unfähig Schwäche oder Gefühle zu zeigen, Nick geliebt hatte. Sie erinnerte sich wie sie ihn ein Jahr lang spürte. Sie erinnerte sich ans Krankenhaus. Sie dachte an letzte Nacht, als sie LaCrox´s Augen sah. Er hatte ihren Angreifer getötet. Er würde nicht zulassen das ihr etwas passiert. Er würde sie beschützen. Sie mochte seine ruhige sonore Stimme. Sie empfand keinen Hass gegen ihn. Sie fühlte, das etwas ihm schwer zu schaffen machte, aber sie wusste nicht was. Sie hatten beide viel verloren, als Nick fortging. Sie würden reden müssen. Es war bereits dunkel, als Natalie zu ihrem Apartment zurückging.

 

Natalie betrat ihr Apartment und wusste das LaCroix fort war. Sie konnte ihn nicht mehr fühlen. Er war auch nicht in der Nähe. Sie atmete durch. Sie wusste nicht was sie noch denken sollte. Sie musste mit ihm reden. Über Nick, über das was passiert war, über das was in Zukunft passieren sollte. Es war kein Zustand, das sie den Rest ihres Lebens einen Schatten hatte. Sie wollte ihn auch nicht als heimlichen Beobachter. Vielleicht konnten sie ja einen Weg finden, um miteinander vernünftig zu reden. Um über Nick zu reden. Es würde beiden helfen. Und später - es würde sich ergeben.

 

Sie nahm ihre Jacke und verließ das Apartment wieder. Langsam ging sie über den Campus und wieder zu der Bank am Flussufer. Dieser Platz erinnerte sie an Toronto. Sie sah über das Wasser. Plötzlich spürte sie ihn. Er war ganz in der Nähe, schien aber nicht zu ihr kommen zu wollen. Er musste glauben das sie ihn hasste, nachdem was er ihr am Tag gesagt hatte. Aber sie wollte mit ihm reden. "Guten Abend, LaCroix. Warum setzen sie sich nicht zu mir, anstatt mir heimlich nachzuschleichen?" fragte sie in einem festen und doch beinahe sanften Ton. LaCroix stand hinter einem Baum und erschrak beinahe, als sie ihn so unvermittelt ansprach. Er ging zur Bank und setzte sich. "Doctor Lambert. Ich merke sie haben noch immer diese erstaunliche Fähigkeit meine Art zu spüren." Natalie konnte nicht umhin und musste lächeln. "Es kann manchmal ganz nützlich sein, oder was meinen sie?" Sie sah ihm direkt in die Augen. LaCroix war irritiert und wusste nicht recht was er sagen sollte. Er nickte nur. "LaCroix. Wir müssen reden. Kommen sie mit zu meinem Apartment?"

 

LaCroix war überrascht, das sie noch mit ihm sprechen wollte, aber er fühlte auch eine innere Unruhe als ihm sein Traum vom Tag einfiel. "Entschuldigen sie Doctor. Aber ich habe heute noch nichts zu mir genommen. Ich denke ich sollte erst etwas trinken. Aber ich würde sie gerne später treffen, wenn ihnen das recht ist." LaCroix sah sie erwartungsvoll an. Natalie nickte. "In Ordnung. Gibt ihnen eine Stunde genügend Zeit?" LaCroix konnte seine Augen nicht von ihr lassen und spürte deutlich wie seine Kontrolle bei seinen Gedanken nachließ. "Ohja. Reichlich." Er wandte sich zum gehen, drehte sich aber nochmals zu ihr um. "Und Doctor? Es ist aus der Flasche." Er wusste nicht warum er ihr das gesagt hatte, aber er war zufrieden als ein leichtes Lächeln um ihren Mund spielte und sie nickte. Dann verschwand er in den Nachthimmel. Natalie stand auf und ging langsam zurück zum Apartment, als ihr einfiel, sie könnte ja mal wieder ihren Vorrat an Blutkonserven aufstocken und ging am Labor vorbei.

 

Eine Stunde später klopfte es an ihrer Tür. Sie sah durch den Spion und war angenehm überrascht, als sie feststellte, das LaCroix wohl doch wusste, wofür eine Wohnungstür da war und nicht auf seinem üblichen Weg durchs Fenster kam. Sie öffnete und lächelte. "LaCroix. Kommen sie herein." LaCroix verbeugte sich leicht und reichte ihr eine einzelne weiße Rose. Sie nahm sie dankend an, fasste dabei aber an einen Stachel und stach sich in den Finger. "Shit" entfuhr es ihr. LaCroix zögerte nur eine Sekunde, dann war er an Natalie´s Seite und nahm die Hand mit dem gestochenen Finger mit seiner Hand hoch und führte sie an seinen Mund. Ganz vorsichtig leckte er über die Wunde, wie es nur ein Vampir kann und sie begann sofort zu heilen. Die paar Tropfen Blut, die er schmecken durfte, brachten ihn nahe an seine Kontrollgrenze und neben ihrem unverkennbaren Duft von Orange und Chocolate sah er auch ihre Verwirrung über ihn. Dann kam sein Traum wieder hoch und er schloss die Augen um seine Kontrolle wiederzuerlangen. Doch Natalie war sein Handeln nicht entgangen. Sie spürte welche Konflikte ihr Blut in ihm auslösten und sie spürte seinen Kampf um seine Kontrolle. Nie zuvor hatte sie diesen mächtigen alten Vampir um Kontrolle kämpfen sehen. Sie war verunsichert, aber sie wollte jetzt wissen was los war. Die Art wie er ihren Finger gesäubert hatte, war so sanft und gefühlvoll, das sie sich in dem Gefühl hätte verlieren können. Was er wohl in ihrem Blut gesehen hatte? Sie musste es erfahren.

 

"LaCroix?" sie sah ihn an. Er hatte sich noch nicht wieder vollständig unter Kontrolle, aber er sah sie dennoch an. Sie konnte einen leichten Goldschimmer in den Augenecken entdecken. Jetzt sah sie auch zum ersten Mal das er blasser war als sonst und dunkele Ränder unter den Augen hatte, so als hätte er in letzter Zeit nicht gut geschlafen. Ohne mein Make-up würde ich wohl genauso aussehen, dachte sie noch. "Sollen wir uns nicht setzen?" fragte sie ihn leise und er nickte nur. Sie gingen zur Couch und jeder saß in einer Ecke. Natalie hatte sich ein Kissen genommen, so als wollte sie ein Schild zwischen sich aufbauen.

 

Es war eine fast bedrückende Stille im Raum, als Natalie den Anfang machte. "LaCroix. Ich will mit ihnen über Nick sprechen und über das was sie mir gestern gesagt haben." LaCroix hatte in ihrem Blut ihre Unsicherheit aber auch ihr Verlangen nach der Wahrheit gespürt. Sein Sohn war nicht sein bevorzugtes Thema, vor allem nicht seid er verschwunden war, aber er war vorbereitet darauf, das Natalie ihn danach fragen würde. Er hatte eine Stunde Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. "Was ich ihnen gestern sagte, Doctor ist wahr. Nicholas wusste nicht das sie noch leben. Ich denke er wäre sonst nicht fortgegangen. " Er sah sie an, doch sie schien nichts erwidern zu wollen. Leiser fügte er hinzu "Ich habe ihn gehen lassen mit der Schuld das sie tot sind und das er sie getötet hat." Dieses Mal schaffte LaCroix es nicht, Natalie direkt in die Augen zu sehen. Und dieses Mal hatte Natalie etwas dazu zu sagen. "Das sehe ich nicht so. Der einzige der Schuld oder zumindest Bedauern verspürt über das was in jener Nacht passiert ist, sind sie. Ich konnte es fühlen LaCroix. Und ich habe in jener Nacht jedes Wort gehört was sie sagten."

 

LaCroix schloss seine Augen. Er hatte nicht damit gerechnet, das dieses Gespräch für ihn so tief in sein Innerstes gehen würde und er wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er atmete einmal tief ein und seine Augen hatten wieder diesen kalten, eisblauen Schimmer, der ihn wieder zu dem alten LaCroix machte. Er sah sie an. "Doctor Lambert jetzt werden sie mal nicht komisch. Aus welchen Grund sollte ich Schuld oder Bedauern empfinden, oder warum sollte ich überhaupt etwas fühlen? Ich denke sie vergessen wen sie vor sich haben." Natalie grinste in sich hinein. Nicht dieses Mal LaCroix und nicht mit mir, dachte sie. "Oh, sie müssen verzeihen das ich sie so missinterpretiert habe. Aber ich denke eben im Rahmen einer einfachen Sterblichen. Wie kann ich jemand so großen und mächtigen wie sie verstehen?" Ihre Stimme stand vor Sarkasmus und es traf ihn unvermittelt. Er war es gewohnt, das man ihm Respekt zollte und niemals, wirklich niemals hatte eine Sterbliche es gewagt, ihm die Stirn zu bieten. "Doctor, zügeln sie sich. Sie sind sich der Gefahr wohl nicht mehr bewusst, die meine Art für Sterbliche bedeutet."

 

Mit diesen Worten verwandelte er sich und gab dem Vampir freien Lauf. Doch Natalie war sich der Gefahr durchaus bewusst. Sie war deswegen mehrfach angegriffen worden und wäre vor drei Jahren fast gestorben. Sie wich nicht einen Millimeter zurück. Sie hatte keine Angst mehr. Die Zeit der Angst oder der Zurückhaltung hatte sie vor drei Jahren im Loft zurückgelassen. Sie war bereit zu sterben aber sie wollte nicht mehr zurückweichen. LaCroix sah sie mit tiefroten Augen und Fangzähnen an. Doch als er bemerkte das sie eher bereit war zu sterben, als sich ihm unterzuordnen schloss er seine Augen und als er sie Sekunden später wieder öffnete waren sie wieder blau. Ein Anflug von Bedauern über sein unbedachtes Handeln zog über sein Gesicht, auch wenn er bemüht war es unter seiner Maske zu verbergen. "Sie haben wirklich keine Angst vor mir, oder?" Natalie lächelte ihn traurig an. Ihr war das Spiel der Gefühle auf seinem Gesicht nicht entgangen. "Nein LaCroix. Ich habe den Tot so oft gesehen, das ich die Angst davor vor langer Zeit verloren habe. Und was sie betrifft - nein, ich habe keine Angst mehr vor ihnen."

 

Wieder erfüllte eine bedrückende Stille den Raum und wieder war es Natalie die zu sprechen begann. "LaCroix - ist ihnen je in den Sinn gekommen, das Nick mich einfach nicht wollte? Und was sie betrifft - das er nur einen Grund gesucht hatte um sich von ihnen lösen zu können? Er hat mich verlassen, damit muss ich mich abfinden." Ihre Stimme wirkte fest, aber LaCroix sah die Tränen in ihren Augen. "Nein Natalie. Er liebt sie. Bitte verurteilen sie sein Handeln nicht. Er hat sie nicht verlassen." Natalie´s Tränen liefen nun frei ihr Gesicht herunter. "Oh doch. Er konnte mich immer über Kilometer spüren und niemals wäre ihm mein Herzschlag entgangen. Ich war fast wieder völlig bei Bewusstsein als sie mit ihm gesprochen haben. Er wollte es einfach nicht. Ich war für ihn nicht mehr, als alle anderen Frauen in seinem Leben vorher. Sagen sie nicht er hätte mich nicht verlassen, denn das stimmt nicht. Sie haben ja keine Ahnung. Er hat mich schon verlassen lange bevor sie dazu kamen. Er hatte mich verlassen als er mir sagte er liebe mich und dann nicht stoppte. Er ließ mich einfach liegen und wären sie nicht gewesen, wäre ich heute tot und Nick wäre trotzdem fort. Sehen sie es denn nicht? Er hat mich verlassen." Ihre Worte waren kaum noch zu verstehen und LaCroix wusste nicht wie er ihr helfen konnte. Er wollte ihr so gerne den Schmerz nehmen, ihr helfen. "Natalie. Beruhigen sie sich doch. Sehen sie mich an." Natalie sah auf und versuchte LaCroix durch ihre Tränen zu erkennen. Seine Augen waren immer noch blau, aber seine Gesichtszüge wirkten weicher und seine Stimme war ruhig und sanft. Langsam, so als würde sie verschwinden, griff er nach ihrer Hand, doch sie zog sie weg. Sie wollte nicht das er sie berührte, denn sie wollte nicht noch mehr ihrer Gefühle preisgeben.

 

Er missinterpretierte ihre Reaktion und zog sich völlig in seine Ecke zurück. "Doctor. Ich bin nicht hier um ihnen etwas anzutun. Nichts wird ihnen passieren, das verspreche ich." Natalie sah ihn überrascht an und sie sah so etwas wie Traurigkeit in seinen Augen. Sie erkannte, das er ihre Reaktion falsch verstanden hatte und das ihn ihr zurückziehen verletzt hatte. Sie hatte nicht vor ihn zu verletzten. Sie beugte sich etwas vor und griff nach seiner Hand. Er ließ es zu und nahm ihre Hand zwischen seine beiden und streichelte sanft darüber. Er wusste jetzt was er sagen wollte, aber es viel ihm schwer, denn er wollte ihr keine Angst machen und auf keinen Fall wollte er noch mal riskieren, das sie ihn fortstieß. "Ich kann ihnen den Schmerz nehmen, Natalie." Sagte er ganz leise und vorsichtig. Natalie erstarrte. "Haben sie nicht gerade gesagt das mir nichts passieren wird? Sie wissen wie ich darüber denke herübergebracht zu werden." Sofort schüttelte LaCroix heftig den Kopf. "Nein,nein Natalie. Ich habe mich falsch ausgedrückt, ich will sie nicht herüberbringen. Ich dachte an ihre Erinnerungen." Er suchte fast panisch nach Verständnis in ihrem Gesicht.

 

Sie sah ihn lange an. Sie hatte in den paar Stunden der letzten zwei Tage mehr Gefühle bei diesem Mann gespürt, als Nick in den 800 Jahren seiner Existenz in der Lage war von seinem Meister zu spüren. Hatte Nick sich wirklich so getäuscht? War der Mann vor ihr nicht nur ein kaltes Monster? Sie begann an Nick´s Worten zu zweifeln. Dieser Mann vor ihr war sehr darauf bedacht ihr nicht weh zu tun. Er war charmant und aufmerksam. Und er beschützte sie seid Nick´s Verschwinden. Sie verdankte ihm sein Leben. Was also ist es, was Nick in ihm nicht sehen konnte. Nick sagte immer, Sterbliche wären für LaCroix nichts weiter als Nahrung und er wäre das einzig Böse. Sie hatte das Böse gespürt bei LaCroix, aber sehr viel überwiegender war der Mann hinter dem Vampir. Sie erinnerte sich an die Situation mit der Rose und erschauderte als ihr klar wurde, das sie es als absolut erotisch empfunden hatte.

 

Sie riss sich aus ihren Gedanken. Er wollte ihr den Schmerz der weiteren Erinnerung ersparen. Er konnte es, das wusste sie, auch wenn sie ein Resister war. Sein Alter und seine Kraft würden gegen sie überwiegen. Aber das wollte sie nicht. Sie lächelte plötzlich und spürte erst jetzt als LaCroix sich wieder entspannte, das er noch immer ihre Hand hielt. "LaCroix - ich weiß sie meinen es nur gut. Aber ich bin nicht bereit meine Erinnerungen zu verlieren." Er nickte. Er dachte sich bereits das sie es ablehnen würde, aber er wollte sicher sein. "Natalie - es würde vieles für sie leichter machen. Sie haben viel durchmachen müssen, besonders in dem Jahr danach. Sind ihre Erinnerungen den Schmerz wirklich wert?" Natalie war gerührt über seine vorsichtige und fürsorgliche Art. Doch sie nickte. "Ja, das sind sie. Wenn ich den Schmerz vergesse, dann vergesse ich auch die Liebe. Ich habe Nick geliebt und ein Teil von mir wird das immer tun. Ich will nicht die Erinnerung an die Community verlieren, denn ich habe noch immer Freunde dort. Miklos, Maurice, Vachon, Urs, und viele andere. Und ich würde die Zeiten verlieren, in denen wir zusammen gekämpft haben oder sie gegen mich gekämpft haben und jeder dieser Kämpfe mich weiter brachte in meinem Verständnis für die Community. Diese Erinnerungen will ich erhalten, auch die schmerzhaften, denn sie gehören zu mir. Und ich will nicht die Macht vergessen. Das Wissen darum, das es weit mehr gibt, als der normale Sterbliche jemals wissen wird. Und LaCroix - ich will sie nicht vergessen. Versprechen sie mir das sie es nie versuchen werden."

 

Er hielt noch immer ihre Hand. Er hatte keine Ahnung wie sehr diese Frau ihr ganzes Leben auf die Community abgestimmt hatte. Sie kannte die Regeln, die Enforcer, den High Council. Sie legte sich mit den ältesten und stärksten Vampiren an. Sie hatte Toronto vor dem Fieber gerettet. Sie hatte täglich ihr Leben riskiert. Ihr Leben - das war es was er ihr nehmen würde, wenn er ihre Erinnerung auslöschen würde. Er verstand ohne weitere Worte. Es war alles gesagt. Langsam ließ er ihre Hand los. Es gab hier nichts mehr für ihn zu tun. "Doctor. Ich werde mich dann jetzt verabschieden. Sie haben hier ein neues Leben gefunden und ich werde nicht mehr interferieren. Bitte nehmen sie meine Hochachtung vor ihrer Person an. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen - Leben sie wohl."

 

Er stand auf und ging zur Tür. Er konnte die Angst in Natalie´s Augen nicht mehr sehen, als sie plötzlich aufsprang und mit zitternder Stimme leise sagte. "Sie wollen mich also auch verlassen." Es brach ihm das Herz als er die Trauer in ihrer Stimme hörte und doch - hatte er sie richtig verstanden? Sie wollte das er bleibt? Konnte es denn sein das...? Er schloss kurz die Augen. Wie gerne würde er es glauben. Er drehte sich um und öffnete seine Augen. Sie stand vor ihm, nur wenige Schritte entfernt. Er suchte in ihrem Gesicht nach einer Antwort, einem Hinweis das sie etwas empfand. Sie starrte ihn an und ihr gingen viele Situationen durch den Kopf. Was tat sie hier? Wollte sie das wirklich? "LaCroix.....Lucien, bitte bleib" wisperte sie. In dem Bruchteil einer Sekunde war er bei ihr und ohne weiter zu überlegen nahm er sie in den Arm und hielt sie fest, so als wolle er sie nie wieder loslassen.

 

Sie blieben eine ganze Weile so stehen und während Natalie ihm mit ihren Händen sanft über den Rücken streichelte, versank er mit dem Kopf in ihren Haaren. Jede Berührung von ihr machte es ihm schwerer, den Vampir unter Kontrolle zu halten und als sie ihn endlich wieder ansah, waren seine Augen golden. Sie lächelte, denn sie kannte diese Reaktion von Nick. "Wir werden Zeit brauchen um alles aufzuarbeiten und viel miteinander reden. Aber ich bin sehr froh das du nicht gegangen bist." Flüsterte sie ihm zu. Sanft strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. "Ja Natalie, wir werden Zeit brauchen und du sollst alle Zeit bekommen. Ich werde dich nicht drängen. Aber für heute sollte ich wirklich gehen. Du musst ruhen." Zärtlich küsste er sie auf die Stirn und sie wusste in diesem Moment, das es richtig war, das sie ihn nicht hatte gehen lassen. Er drehte sich um und ging zur Tür. "Guten Nacht Natalie." Sie lächelte noch immer. "Gute Nacht Lucien."

 

Sie ging direkt ins Schlafzimmer, denn er hatte recht. Sie war unglaublich müde, aber zum ersten Mal seid Jahren wusste sie, das sie keine Alpträume haben würde. Sie schlief sofort ein. LaCroix flog zu seinem Haus und nahm sich eine Flasche seiner Specialreserve. Er sah entspannt aus und empfand eine innere Ruhe wie er sie seid Jahrhunderten nicht mehr kannte. Er wusste nicht was weiter passieren würde, aber er wollte auch heute nicht darüber nachdenken. Er legte sich schlafen, doch im Gegensatz zu Natalie begann für ihn wieder der bekannte Alptraum...

 

Am nächsten Abend wollte LaCroix sich gerade aufmachen um Natalie zu treffen, als er einen Anruf von einer Detektei in Californien bekam. Sie hatten Nicholas gefunden. Er war wieder als Cop tätig, bei einer kleinen Polizeistation in Sunnydale. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre LaCroix froh gewesen endlich zu wissen, wo sein Sohn verblieben ist. Aber jetzt? Er wusste er schuldete es Natalie, ihr zu sagen das er wusste wo Nick ist. Nachdenklich machte er sich auf den Weg zu ihrem Apartment.

 

Es war schon eine Weile dunkel als Natalie endlich das ersehnte Klopfen hörte. Sie hatten gestern nichts verabredet, aber sie wusste er würde kommen. Sie ging zur Tür und mit ihrem charmantesten Lächeln öffnete sie die Tür. Doch ihr Lächeln erfror. Sie konnte ihm sofort ansehen das etwas nicht stimmte. Er trat wortlos ein. Auf dem Weg zu ihr hatte er überlegt was er sagen sollte und war zu dem Schluss gekommen, das es am besten wäre, sofort auf den Punkt zu kommen.

 

"Natalie, ich muss die Stadt verlassen." Er stand mit dem Rücken zu ihr. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte. Leise fragte sie nur "Warum?". Er drehte sich zu ihr und sie konnte sehen das er sich Sorgen machte. "Ich fliege nach Sunnydale. Nicholas ist dort." Es traf sie wie ein Schlag. Sie wollte nicht das er geht und schon gar nicht zu Nick. Sie wusste das es für ihn genauso schmerzlich sein würde wie für sie. Ohne weiter darüber nachzudenken, sagte sie "Ich komme mit." Er hatte sich schon gedacht, das sie Nick sehen wollte. "In Ordnung. Es ist dein gutes Recht ihn zu sehen." LaCroix ließ durch seine versteinerte Maske keine Regung sichtbar werden, aber innerlich brach für ihn eine gerade erst aufgebaute Welt zusammen. Natalie sah ihn an, als hätte er in einer ihr fremden Sprache gesprochen. Dann fiel der Groschen. Er dachte, sie wollte ihn begleiten um Nick zu sehen. "Oh Lucien. Nein. Du denkst ich will Nick sehen?" Er nickte nur stumm. Sie legte den Kopf etwas beiseite und lächelte ihn an. "Hältst du mich tatsächlich für so wankelmütig? Ich will dich begleiten, weil ich mit dir zusammen sein will und nicht Gefahr laufen will, dich zu verlieren. Nick hat mich verlassen, aber du warst für mich da. Ich will nicht das du ohne mich gehst. Deshalb will ich dich begleiten. Aber vielleicht ist es auch wichtig das ich Nick sehe und diesen Teil meines Lebens endlich abschließen kann, um neu anzufangen. Neu zu beginnen mit jemandem dem ich vertraue, den ich mehr oder weniger kenne, der sich um mich sorgt, der mir mein Leben gerettet hat, der mich schützt. Mit jemandem der mir sehr wichtig ist. Mit dir, Lucien."

 

Wieder hatte sie es geschafft LaCroix seiner Kontrolle zu berauben. Er war nicht in der Lage seine eiserne Maske aufrecht zu erhalten als sie sprach. Sie konnte von Erleichterung, über Erstaunen bis hin zu ehrlicher Zuneigung alles auf seinem Gesicht und in seinen Augen sehen. Er bewegte sich nicht, unfähig seine Kontrolle zu behalten. Sofort schoss ihm wieder sein Alptraum durch den Kopf. Doch Natalie wusste nichts von seinem Traum und sie sah auch nicht die Gefahr in der sie schwebte. Langsam ging sie auf ihn zu. Als sie direkt vor ihm stand, legte sie ihm eine Hand auf den Oberkörper. Diese kleine Berührung veranlasste ihn dazu leicht aufzustöhnen. Er wollte sie, er wollte sie so sehr, das sein ganzer Körper wie unter Feuer stand und jeder Nerv in ihm vibrierte. Er legte seine Arme um sie und sie ließ sich in seine Umarmung fallen. Langsam fuhr sie mit ihrer Hand hoch zu seiner Schulter bis hin zu seinem Nacken. Sie zog ihn leicht herunter und er kam ihr entgegen. Als ihre Lippen sich berührten zitterte er leicht. Ganz vorsichtig zuerst, doch dann immer inniger küssten sie sich. LaCroix spürte wie seine Fangzähne hervorkamen und als Natalie begann mit ihrer Zunge seine Fänge zu umkreisen riss er sich los. Seine Augen waren golden und er drehte den Kopf weg. Natalie kannte diese Reaktion von Nick, wusste aber auch das ein so viel älterer Vampir wie LaCroix eigentlich in der Lage war, seine Kontrolle viel weiter zu behalten als nur bis zu einem Kuss.

 

LaCroix ließ Natalie los und ging wortlos zum Fenster. Sie sah ihm nach und spürte das es etwas gab was ihn so reagieren ließ, was er ihr bisher aber nicht gesagt hatte. Sie musste wissen was los war. Sie hatte dieses Versteckspiel zu lange mit Nick gespielt und wollte es nicht noch einmal zulassen. Sie hatte sein Zittern gespürt und plötzlich war ihr klar das es Angst war, was ihn so reagieren ließ. Aber wovor? Sie ging auf ihn zu und vorsichtig stellte sie sich vor ihn. Er hatte seinen Kopf gesenkt, unfähig sie anzusehen. "Es tut mit leid" wisperte er und Natalie fühlte sich als hätte sie Nick und nicht LaCroix vor sich. Mit zwei Fingern hob sie seinen Kopf sodass er gezwungen war sie anzusehen. Natalie nahm allen Mut zusammen und fragte ihn in einem leisen sanften Ton "Was ist es, das dir soviel Angst macht, das du die Kontrolle verlierst?"

 

Er fühlte sich, als könnte sie durch ihn hindurchsehen, bis in seine sonst so versteinerte Seele. Er sah sie traurig an. Sollte er ihr von seinem Traum erzählen? Es gab keinen reellen Grund für seine Reaktion. Sie musste ihn für verrückt halten. Dennoch, sie hatte ein Recht zu erfahren, was in ihm vorging. Er wollte ihr vertrauen. Nie zuvor hatte er das Bedürfnis sich jemandem zu öffnen. Aber sie verstand so viel. Er konnte sonst mit niemandem reden. Die Sterblichen wussten nichts von der Existenz seiner Art und die wenigen die es wussten, hatten Todesangst. Und in seiner eigenen Art war er gefürchtet, sodass es auch hier niemanden gab zu dem er gehen konnte. Doch Natalie war anders. Sie wusste mehr über seine Art als manch ein junger Vampir und sie hatte keine Angst. Sie war für ihn da. "Bitte, setzen wir uns." Begann er leise und sie gingen zur Couch. Natalie setzte sich nah genug zu ihm um ihn zu spüren, aber weit genug entfernt um ihm in die Augen sehen zu können.

 

"Es ist nicht einfach zu erklären und hört sich vielleicht verrückt an. Ich habe seit einigen Tagen einen Traum. Es ist immer dasselbe. Wir sind zusammen, ich meine wirklich zusammen" Natalie konnte fühlen wie schwer es ihm fiel darüber zu reden und wie unangenehm ihm das Thema war. Sie lächelte ihn an. "Wir reden über Sex, hmm?" Er sah sie an wie einen Geist aber nickte. "Ja. Du weißt das ich dein Blut trinken muss, wenn wir zusammen sind. Also, in dem Traum trinke ich von dir, aber ich nehme zuviel." Natalie fühlte wie sich ein Knoten in ihrem Hals bildete. Das war genau das was Nick getan hatte. "Ich wache jedes Mal auf wenn ich gerade festgestellt habe das ich dich getötet habe. Verstehst du? Ich habe die Kontrolle verloren und mich dem Blutdurst hingegeben, obwohl ich nur ein paar kleine Schlucke brauche um befriedigt zu sein. Ich konnte nicht stoppen Natalie." Seine Stimme überschlug sich nun fast. "Lucien. Wach auf. Was du da träumst ist längst passiert. Nur der Mann war Nick und ich lebe noch. Das bist nicht du. Ich weiß das du es niemals zulassen würdest, das der Vampir in dir mich vernichtet. Ich vertraue dir." LaCroix wachte wie aus einer Trance auf. "Aber ich konnte nicht stoppen. Verstehst du das nicht. Natalie bitte. Ich habe Angst dich zu verletzen - oder schlimmeres."

 

Sie sah Tränen in seinen Augen und spürte ihre eigenen Tränen aufsteigen. Sie hatte sich schon vor drei Jahren Gedanken darüber gemacht. "Wenn du nicht stoppen kannst, dann bringst du mich herüber. Punkt. " Sie zitterte am ganzen Körper und ihr liefen die Tränen übers Gesicht aber ihre Stimme war fest und sicher. Sie ließ keinen Zweifel daran, das sie genau wusste was sie sagte. LaCroix sah sie an und wusste das es ihr voller Ernst war, das es zwar nicht ihre vorrangige Entscheidung wäre in der Dunkelheit zu leben, aber das sie die Ewigkeit mit ihm teilen würde, wenn er nicht in der Lage wäre zu stoppen. Er schloss seine Augen und legte den Kopf zurück. Er kämpfte gegen seine Tränen an, doch konnte nicht verhindern, das eine einzelne Blutträne über sein Gesicht lief. Er hatte noch nie eine solche Zuversicht und ein so enormes Vertrauen erfahren, wie Natalie es ihm entgegen brachte. Beinahe unhörbar flüsterte er mit geschlossenen Augen "Ich liebe dich, Natalie." Er sprang förmlich hoch als er ihre Hand auf seinem Gesicht spürte und sie die Träne wegwischte. "Und ich liebe dich, Lucien LaCroix." Er nahm sie in die Arme und als sie sich dieses Mal küssten fiel die Anspannung langsam von ihm ab. Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Sie ließen sich sehr viel Zeit und sie brachte ihn mehr als einmal fast über seine Grenze, aber dieses mal nicht weil er sich beherrschen musste, sondern weil er es genoss. Als sie in dieser Nacht Arm in Arm einschliefen, wusste LaCroix, das sein Alptraum nur ein Alptraum war. Sie schliefen beide tief, glücklich und ohne Träume ein...

 

Am nächsten Morgen wachte Natalie auf und spürte LaCroix eng an ihr liegend. Sie kuschelte sich fester an ihn an und verschränkte die Finger ihrer Hand in seine. Sie würde ihn nicht mehr loslassen. Sie wusste es war nur eine Frage der Zeit bis sie entscheiden musste ob sie Tod oder Ewigkeit wählen würde und tief in ihrem Inneren wusste sie wie sie entscheiden würde. Doch heute mussten sie sich Gedanken machen über ihre Reise nach Sunnydale. Sie blieb noch eine Weile liegen, stand dann aber doch auf.

 

Sunnydale - irgend etwas kam ihr bekannt vor an dem Ortsnamen. Sie brauchte noch zwei weitere Stunden, bis ihr einfiel, das ein sehr alter Freund ihrer Familie dort wohnte. Er war Bibliothekar in der Highschool. Vielleicht würde sie Gelegenheit bekommen ihn zu besuchen. Ja, es wäre bestimmt lustig. Vielleicht war er ja verheiratet oder hatte eine Freundin, obwohl er damals schon sehr schüchtern war. Sie lachte laut, als sie sich bildlich vorstellte, das sie sich mit ihm treffen würde und LaCroix als ihren Freund vorstellte. <Oh hallo Rupert. Darf ich bekannt machen. Rupert Giles - das ist Lucien LaCroix, mein Freund und ein Vampir> nein, Rupert würde einen Herzinfarkt bekommen... Sie hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, welche Aufgabe ihr Freund aus Sunnydale mittlerweile übernommen hatte. Hätte sie es gewusst, hätte sie nicht gelacht.

 

Gegen späten Nachmittag wachte LaCroix auf und verspürte sofort einen nagenden Hunger. Er stand auf und zog sich an. Natalie hörte die Bewegung im Schlafzimmer und lief in die Küche und bereitete LaCroix ein Glas von ihrem Vorrat. Mit dem Glas und einem Lächeln dem jeder Mann erliegen würde ging sie ins Schlafzimmer. LaCroix war gerade fertig mit anziehen. "Guten Morgen Lucien" begrüßte sie ihn mit ihrer sanften Stimme. Er sah auf und konnte nicht glauben was er in ihrer Hand sah. "Natalie, was?" Sie war sehr erfreut das sie es wieder einmal geschafft hatte ihn zu überraschen. "Na ja, ich dachte ein kleiner Vorrat kann nicht schaden. Und wie du siehst hatte ich recht." Sie lachte ihn an. Er küsste sie kurz und nahm dann das Glas dankbar an.

 

Es war dunkel, als Natalie ihre Sachen für die Reise fertig gepackt hatte und LaCroix sie vor dem Haus mit einer Limousine erwartete. "Lucien, du willst doch wohl nicht nach Californien fahren, oder?" fragte sie ihn als sie einstieg. "Aber nicht doch. Wir fahren nur zum Flughafen und sind dann in zwei Stunden in Sunnydale. Aber wir haben ein Problem. Es gibt kein freies Hotelzimmer dort." Er sah sie an, als ob er befürchtete sie würde jetzt explodieren. Natalie fing an zu lachen und LaCroix fühlte sich ein wenig ausgeschlossen aus ihren Gedanken. "Das trifft sich gut, Lucien." Er sah sie verständnislos an. "Pardon?" Sie lachte noch immer. "Ich habe einen alten Freund der Familie in Sunnydale wohnen. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert. Er hat ein großes Haus und jede Menge Platz. Er bat mich, nein eigentlich befahl er beinahe, das es ja wohl selbstverständlich wäre, das ich und mein Begleiter bei ihm wohnen würden. Er freut sich schon auf uns." LaCroix war nicht begeistert von der Idee. Ein weiterer Sterblicher und ein alter Freund von ""seiner"" Natalie, was immer das heißen mochte. "In Ordnung. Dann ist die Reise ja gesichert. Aber wenn er dich anfasst, ist er Dinner." Natalie legte ihm ihre Hand auf seine und lächelte ihn an. "Keine Sorge, ich gehöre nur dir."

 

Nach vier Stunden waren sie vor einem alten Haus in Sunnydale angekommen und klingelten. Ein Mann mittleren Alters öffnete die Tür und starrte das Paar vor ihm an. "Immer noch der alte Rupert" lachte Natalie und fiel dem Mann in die Arme. "Natalie. Schön das du da bist. Kommt rein." LaCroix hatte eine Augenbraue hochgehoben als dieser Sterbliche es wagte seine Natalie zu umarmen, aber er beherrschte sich. Sie blieben im Flur stehen. "Darf ich bekannt machen - Rupert Giles - das ist Lucien LaCroix, mein Freund." Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und unbemerkt für die beiden Gäste registrierte Giles sofort das LaCroix sehr blass war und seine Hand unnatürlich kalt. "Bitte, kommt doch herein." Giles beobachtete LaCroix genau und hatte ein ungutes Gefühl. LaCroix blieb die Nervosität und das Ansteigen seiner Pulsfrequenz nicht verborgen. Er würde mit Natalie darüber reden müssen.

 

Giles entschuldigte sich nach einer halben Stunde, er müsse noch mal in die Highschool, weil er etwas vergessen hätte und es könne etwas dauern bis er wieder kommt. Natalie entließ ihn mit einem Lächeln. Als er fort war, sah sie LaCroix kritisch an. "Was ist es, Lucien?" Er sah sie geistesabwesend an, während er langsam den Raum betrachtete. An der Wand war ein großes Bücherregal und er überflog die Titel. Einige der Titel gefielen ihm überhaupt nicht und dann überall diese Kreuze. "Lucien?" Natalie war leicht irritiert. "Hmm?" Er sah sie an. "Ich wollte wissen was los ist." Er streckte seine Hand aus und Natalie ging zu ihm. Er zeigte ihr mehrere Buchtitel. "Was macht dein Freund eigentlich?" Natalie merkte deutlich das LaCroix etwas beunruhigte. "Er ist Bibliothekar an der hiesigen Highschool. Warum? Was ist denn los?" LaCroix sah sehr nachdenklich aus. "Natalie, ich denke er ist mehr als das. Was weißt du von ihm?" Natalie schüttelte den Kopf. "So gut wie nichts. Er war mit meinem großen Bruder auf der Uni und ist seitdem ein Freund der Familie. Also was ist es?"

 

LaCroix sah ihr fest in die Augen. "Weißt du welche Bedeutung Sunnydale für die Community hat?" Sie schüttelte den Kopf. "Eine Legende besagt, das hier das Tor zur Hölle ist. Die Community ist sehr groß hier und viele mächtige und alte Vampire leben hier in der Nähe. Also ist es nicht verwunderlich, das dieser Ort auch bekannt ist unter den Jägern. Von mehreren habe ich gehört, das sich hier auch der Slayer aufhalten soll." Natalie sah ihn fragend an. "Aus jeder Menschengeneration wird ein Mädchen ausgewählt. Sie soll gegen die dunklen Mächte, die Vampire vorgehen. Sie ist der Slayer. Aber jeder Slayer hat auch einen Mentor. Jemanden der sie in der Geschichte unterrichtet und sie für den Kampf trainiert. Er hilft ihr beim Lesen der alten Schriften. Jemand der an solche Schriften jederzeit herankommt und ihre Bedeutung kennt. Du hast die Buchtitel gesehen. Dein Freund Rupert scheint sich sehr gut auszukennen. Als Bibliothekar kommt er an jede Schrift heran und er kann sie auch lesen." Natalie unterbrach ihn. "Lucien, das ist doch paranoid. Du glaubst das Rupert....? Oh mein Gott. Dieser Mann hat mit Sicherheit keine Ahnung von der Existenz deiner Art, sonst hätte er längst einen Herzinfarkt." LaCroix nahm Natalie´s Hände und zwang sie ihn anzusehen. "Natalie. Er hat mich von dem Moment an beobachtet, als wir das Haus betreten haben. Er war unglaublich nervös, er hat seine Hand bei der Begrüßung weggezogen und sein Herzschlag raste. Glaube mir, mit dem Mann stimmt etwas nicht."

 

Natalie ließ LaCroix stehen und ging zurück zur Couch. Sie überlegte. Was wusste sie wirklich über Rupert Giles. Unter normalen Umständen hätte sie ohne nachzudenken auf LaCroix gehört, denn er hatte nicht umsonst 2000 Jahre überlebt. Aber Rupert? "Ich fahre zur Highschool. Kommst du mit?" Natalie war im Gehen begriffen, als LaCroix sie festhielt. "Natalie. Wenn er das ist was ich vermute, dann ist es zu gefährlich. Geh nicht." Natalie machte sich los. "Ich will nicht schon wieder mit irgendwelchen Geheimnissen leben. Das wird jetzt geklärt. Also kommst du?" LaCroix schüttelte resignierend den Kopf und folgte ihr. Mit dem Taxi fuhren sie zur Sunnydale Highschool.

 

Sie gingen durch die Haupttür und wurden von einer Putzfrau begrüßt. "Guten Abend, Miss. Wären sie wohl so freundlich uns den Weg zur Bibliothek zu zeigen?" fragte Natalie die Frau freundlich. Die Frau erklärte ihnen wo sie lang mussten und sie bedankten sich und gingen. Als sie vor der Bibliothek standen, hielt LaCroix Natalie auf. "Ich spüre einen anderen Vampir. Bleib dicht bei mir." Natalie sah ihn an und verstand. Sie würde nicht von seiner Seite weichen. Sie öffnete die Tür und die beiden gingen hinein.

 

Rupert Giles stand an einem der Bücherregale und drei junge Leute, zwei Mädchen und ein Junge saßen an dem großen runden Tisch in der Ecke. Alle sahen auf, als sich die Tür öffnete und Natalie und LaCroix den Raum betraten. Keiner sagte ein Wort, aber eine der beiden Mädchen verkrampfte sich leicht, so als wäre sie auf dem Sprung.

 

"Hallo Rupert. Wir wollten nur mal sehen wo du so arbeitest." Erklärte Natalie ihr eindringen. Giles ging auf die beiden zu, blieb aber am Tisch stehen. Natalie ging mit festen Schritten auf den Tisch zu. Sie spürte die Anspannung. "Hi. Ich bin Natalie Lambert und das ist Lucien LaCroix. Wir sind Freunde von Rupert." Bei der Erwähnung von LaCroix Namen, versteifte sich das Mädchen noch mehr. Sie schien ihn zu kennen. LaCroix beobachtete sie genau.

 

Giles ging um den Tisch. "Ok, das sind Willow, Xander und Buffy. Schüler dieser Schule." Die Spannung stieg in dem Raum. LaCroix nahm Natalie am Arm und zog sie unmerklich dicht an sich. So das nur sie es verstehen konnte, flüsterte er ihr zu "Der andere Vampir. Er ist ganz nahe. Bleib jetzt bei mir." Natalie nickte. In diesem Moment wurde die Türe aufgestoßen und ein junger Mann betrat den Raum. "Hi Angel" begrüßte das Mädchen, das Giles als Buffy vorgestellt hatte, den Fremden.

 

Angel ging an LaCroix vorbei, blieb stehen und drehte sich um. Man konnte den Mann leicht schaudern sehen und er nickte LaCroix zu. Keiner kannte den anderen, aber beide wussten umeinander. "Hey Buffy. Bekehrst du jetzt seid neuestem Vampire. Ich dachte ich wäre der einzige mit dem du Kontakt hast." Warf Angel kurz ein. Buffy erhob sich sofort und alle anderen zogen sich in eine Ecke zurück. Giles flüsterte nur "Ich wusste es." LaCroix schob Natalie beiseite. Sie sah ihn besorgt und fragend an. "Sie ist der Slayer."

 

Als Angel merkte das LaCroix kein gebetener Gast war, verwandelte er sich sofort und drehte sich um. Doch LaCroix hatte sich längst verwandelt und starrte Angel mit roten Augen an. "Du wagst es nicht mich anzugreifen." Zischte er Angel an und dieser zog sich zurück. Er spürte das der andere viermal so alt war wie er und ihn mit einem Schlag töten konnte. "Buffy, nicht. Er ist nicht wie die anderen die du kennst. Er ist sehr alt." Natalie erwachte langsam aus ihrem Schock.

 

"STOP" schrie sie und alle starrten sie an. Natalie konnte und wollte nicht glauben, was sich hier gerade abspielte. "Was soll denn das. Wer gibt hier wem das Recht zu urteilen? Keiner weiß hier von den Absichten des Anderen, aber ihr seid bereit euch zu töten. Kein Wunder das jeder Hunter meint er hätte freie Bahn und das jeder Vampir die Sterblichen für Nahrung und sonst nichts hält." Natalie war richtig wütend und schrie beinahe. Buffy hatte sich etwas zurückgezogen und LaCroix und Angel hatte sich wieder zurück verwandelt.

 

Giles war es nicht wohl bei dieser eskalierten Situation. "Setzen wir uns doch." Schlug Natalie vor und nach kurzem Zögern nahmen alle an dem runden Tisch Platz. LaCroix nahm schützend Natalie´s Hand und Buffy und Angel saßen Arm in Arm. Natalie sah in die Runde. Alle hatten sich etwas entspannt, auch wenn sie fühlen konnte das LaCroix seine Sinne aufs äußerste gespannt hatte. Nachdem keiner ein Wort sagte und die Stille begann gefährlich zu werden, atmete Natalie einmal tief ein und begann.

 

"Also. Was haben wir hier. Wir haben hier vier Sterbliche und zwei Vampire. Zum Erstaunen aller leben wir auch alle noch. Rupert, du bist also der Mentor des Slayers. Ich wusste nicht das es so was gibt, bis LaCroix mir heute nacht die Bedeutung dieses Ortes erklärt hatte. Buffy, du bist der Slayer. Ich bewundere dich, denn du bist sehr jung und sehr mutig, aber ich befürchte du bist in vielem dennoch sehr einseitig informiert. Soweit ich es verstanden habe, sollst du das Böse bekämpfen, das heißt also nicht alle Vampire, sondern nur die wirklich Bösen. Ich sehe das du anhand von Angel weißt, das es auch andere Vampire gibt. Und wie ihr seht und wie euch Angel auch bestimmt bestätigen kann, bin ich ebenfalls noch eine Sterbliche und das ohne Kampf, obwohl ich seit neun Jahren mit Vampiren zu tun habe und zum Teil sehr eng mit ihnen vertraut bin." Sie sah in die Runde und die Gesichter entspannten sich. Sie hatte die Diskussion eröffnet.

 

Angel war der erste, der eine Frage hatte. "Wie alt bist du?" fragte er nicht ohne Ehrfurcht an LaCroix. Der hatte seine kalte Maske wieder auf, zog eine Augenbraue hoch und ließ über seine Sinne ganz kurz die Luft vibrieren, damit jeder seine Macht spüren konnte. Natalie lächelte in sich hinein. Er kann es nicht lassen, dachte sie noch. "Alt, mein junger Freund, sehr alt." Angel brach den Augenkontakt ab. Er wusste das er diesen Vampir nicht zum Feind haben wollte. Rupert war der nächste. "Natalie, wir haben uns lange nicht gesehen und hatten keinen Kontakt. Wie bist du auf Vampire gestoßen. Die überwiegende Menschheit glaubt nicht an Vampire, also warum du?" Er sah sie fragend an. LaCroix wusste, das diese Erinnerung zum Teil schmerzhaft für Natalie war und legte ihr beruhigend und schützend seinen Arm um die Schulter, was sie dazu veranlasste zu lächeln und sich wie selbstverständlich in seine Umarmung fallen zu lassen. Diese kleine Szene brachte beide noch ein wenig näher, als sie es ohnehin schon waren.

 

"Oh Rupert, das ist eine sehr lange Geschichte. Vor etwa neun Jahren war ich ME im Torontoer CO und in der Nachtschicht tätig. Es war auf meinem Geburtstag, als kurz vor Schichtende noch eine Leiche hereinkam. Ich schob sie in den Kühlraum, in dem auch die Blutkonserven aufbewahrt wurden. Kurze Zeit später hörte ich Geräusche aus dem Raum und ging hinein. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als ein blonder, gutaussehender Mann mit goldenen Augen und Fangzähnen auf dem Tisch saß auf dem vorher noch die Leiche war und eine meiner Blutkonserven leerte. Er versuchte sofort mich zu whammy´n aber ich bin ein Resister. Seither bin ich gezwungen an Vampire zu glauben." Natalie erzählte und lachte dabei übers ganze Gesicht.

 

Rupert sah sie ungläubig an und Buffy konnte nun ihre Neugierde nicht mehr zügeln. "Erzähl weiter. Ich habe das Gefühl das ich dir unterlegen bin was das Wissen angeht." Natalie sah LaCroix fragend an. "Es ist schon in Ordnung, Natalie. Je mehr sie weiß, umso besser kann sie urteilen." Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in der Bibliothek hatten die anderen seine sonore Stimme verbunden mit der Wärme die er Natalie gab spüren können. "Was willst du wissen?" fragte Natalie direkt an Buffy gerichtet. "Wie kannst du unterscheiden, wer ein wirklich gefährlicher Vampir ist und wer nicht?" Natalie sah LaCroix kurz an und sah das Blitzen in seinen Augen, dann begann sie zu lachen und gab ihm einen Schubs. "Buffy, das ist die falsche Frage. Jeder und ich meine wirklich jeder Vampir ist gefährlich. Das ist die Natur dieser Art. Du darfst nie vergessen, das alles was menschlich an einem Vampir ist, nur dann existieren kann, wenn der Vampir willens und in der Lage ist, das Biest zu kontrollieren. Ich denke was du wirklich wissen willst, ist doch wohl, wie ich unterscheide zwischen denen die aus Spaß töten und denen die innerhalb der Sterblichen leben und nicht oder nur dann wenn es nötig ist, töten." Natalie sah Buffy an und diese nickte. Natalie lächelte. "Gar nicht, Buffy. Du kannst nie wissen wen du vor dir hast, bis du nicht seine Natur kennen gelernt hast. Wichtig ist aber immer, das du dir ein eigenes Bild machst und nicht auf andere hörst." Buffy sah sie jetzt etwas irritiert an.

 

Natalie hatte ein heikles Thema angeschnitten und wenn sie es weiter erklären wollte, musste sie LaCroix´s Zustimmung haben, denn es betraf ihn persönlich. Sie drehte sich zu ihm und hielt seine beiden Hände. Sie sah ihm tief in die Augen. "Gestattest du mir, zu erklären was den Unterschied ausmacht?" fragte sie ihn sanft. Genauso sanft antwortete er ihr. "Ich vertraue dir. Ich weiß du wirst der Familie nicht schaden. Rede, Natalie." Er lächelte sie an und sie konnte die Spitzen seiner Fänge erkennen, was ihr ein Grinsen entlockte. Sie setzte sich zurück in seine Umarmung und begann erneut.

 

"Pass auf, Buffy. Ich habe am eigenen Leib erfahren, was es heißt, einseitige Informationen zu bekommen. Ich habe dir von diesem Mann erzählt, der in meiner Leichenhalle als Vampir wieder erwacht ist. Sein Name ist Nick und er ist im Jahre 1228 herübergebracht worden. Nick ist einer der ""guten"" Vampire. Er hat seit über einem Jahrhundert niemanden mehr getötet. Er sucht nach seiner Sterblichkeit und lebt unter den Lebenden. Ich habe sechs Jahre mit ihm gearbeitet, meine Freizeit mit ihm verbracht und tiefe Gefühle in ihn investiert. Er hat mir viel erzählt über sein Leben, über die Dunkelheit der Schuld, über die Community und über seinen Meister. Er hat allerdings niemals geschafft sich mir wirklich zu öffnen. Er hat nie von seinen Horrortaten geredet. Ich wusste das er kein Engel war, aber er erzählte mir von den Gräueltaten seines Meisters und ich lernte seinen Meister zu hassen, ohne ihn zu kennen, nur durch das was Nick mir täglich erzählt hat. Dann kam der Punkt wo Nick und ich uns näher kamen. Ich weiß nicht wie viel du darüber weißt, aber du bist auch noch sehr jung."

 

Natalie schluckte und LaCroix nahm sie fester in den Arm und streichelte ihre Hand. Sie atmete einmal tief ein und sprach weiter. "Vampire müssen frisches Blut haben wenn sie sexuell aktiv werden. Untereinander ist das kein Problem, denn dann tauschen sie Blut nur aus. Aber mit den Sterblichen ist es komplizierter. Ein Vampir der sich unter Kontrolle hat, kann mit einer Sterblichen zusammen sein ohne sie zu töten." Natalie drehte ihren Kopf und sah LaCroix in die Augen. Er konnte ihre Gefühle sehen und küsste ihre Stirn, dann nickte er. "Vor drei Jahren entschlossen Nick und ich uns, das wir es versuchen wollten. Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder er schafft es rechtzeitig zu stoppen, oder er bringt mich herüber und macht mich zu einer von ihm. Leider passierte nichts von beidem. Wir schliefen miteinander. Ich habe diesen Mann geliebt und ihm blind vertraut. Nick konnte nicht stoppen, aber er brachte mich auch nicht herüber. Er verschwand einfach. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Aber jemand brachte mich ins Krankenhaus und ich wurde wieder gesund. Nach mehreren Umwegen landete ich dann vor zwei Jahren in Boston und traf dort vor einigen Tagen LaCroix wieder. Er hatte mich seid jener verhängnisvollen Nacht beobachtet, mich beschützt. Wir redeten und ich sah ihn mit anderen Augen. Heute bin ich glücklich und ich habe gelernt wieder zu vertrauen und weiß das es auch anders geht, das Sterbliche durchaus mit Vampiren eine zeitlang glücklich sein können. Um es ganz klar auszudrücken. Nick hat in mir ein Bild entstehen lassen von seinem Meister, das mich diesen Unbekannten fürchten und hassen ließ. Aber es war eine sehr einseitige Geschichte. Ich kenne nun die andere Seite." Natalie machte noch eine kurze Pause. "Lucien LaCroix ist Nick´s Meister und er ist ganz anders als er beschrieben wurde. Ich denke du verstehst jetzt was ich meine. Aber - und das darfst du trotz allem nie vergessen - er ist und bleibt ein Vampir - ein Killer von Natur aus."

 

Der Raum war von Stille erfüllt und alle sahen Natalie und LaCroix an. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Langsam verstand Buffy wovon Natalie sprach. "Natalie, ich hoffe ich habe noch die Möglichkeit, dich mal alleine zu sprechen. Noch nie habe ich eine von uns kennengelernt, die so lange in der Nähe von Vampiren mit soviel Wissen überlebt hat." Man konnte an Buffy's Stimme erkennen, wie viel Respekt sie vor der Frau vor ihr hatte. "Natalie hat nicht nur überlebt, sondern hat sich auch weit über Toronto hinaus einen respektablen Namen in der Community gemacht. Sie hat vielen geholfen und hat Freunde gefunden unter meiner Art." Setzte LaCroix mit seiner sonoren Stimme hinzu und sah stolz auf seine Natalie herunter.

 

"Aber nun erzähle du mal etwas über das was du machst, Buffy." Fing Natalie die Unterhaltung wieder an, als LaCroix unruhig wurde. Natalie drehte sich in seinem Arm um ihn anzusehen. "Was ist?" fragte sie leise. Er sah auf sie herunter und lächelte. "Nichts besonderes. Es ist nur kurz vor Sonnenaufgang und ich denke die Unterhaltung sollte an einem sicheren Ort fortgeführt werden." Natalie sah unwillkürlich auf ihre Uhr. "Deine Kiste steht bei Rupert, richtig?" LaCroix nickte. "Na ja, ich denke, wir lösen die Runde entweder auf, oder wir verlegen sie zu Rupert Giles´Haus." Buffy grinste. "Es scheint tatsächlich so, als würdest du nicht nur unter Vampiren leben, sondern auch zum Teil so wie sie zu denken." Natalie lächelte sie an und nickte. Giles stand auf. "Gehen wir?" fragte er in die Runde, doch Xander und Willow, die bisher nichts gesagt hatten, verabschiedeten sich und der Rest der Runde machte sich auf den Weg zu Giles´ Haus.

 

Natalie schien die geübteste im Umgang mit den Alltäglichkeiten im Leben eines Vampirs zu sein. So ging sie als erstes im ganzen Haus hin und verschloss die Fenster und versicherte sich das die Vorhänge das Tageslicht abhalten würden. Dann ging sie in die Küche, wo sie LaCroix´s Kiste fand. Buffy kam zu ihr und sah sie mit großen Augen an, als sie ein Glas nahm und ein rotes etwas hineinfüllte. "Ist es das was ich glaube das es ist?" fragte Buffy leise. Natalie sah sie lächelnd an. "Aber ja" antwortete sie einfach. "Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht und ich habe Angel nie trinken sehen." Natalie sah sie nachdenklich an und beschloss Buffy noch eine kleine Lektion in Sachen Vampiralltag zu geben. "Du weißt das ein moderner Vampir heute nicht mehr töten muss um zu überleben. In jeder noch so kleinen Community haben die Vampire die Möglichkeit ihre Nahrung in Flaschen zu erhalten. Einige bevorzugen das Blut rein, andere dagegen lieben den Geschmack eines guten Rotweines in ihrem Blut. Was ich dich bei dieser Gelegenheit fragen möchte, ist einfach. Würde es dich stören, wenn Angel mit einem Glas neben dir sitzt, von dem du weißt, das es Blut enthält?" Buffy sah sie an und überlegte kurz. "Ich weiß es nicht, ich habe es noch nicht ausprobiert." Natalie nickte und fuhr fort. "Vergiss niemals, das es seine Natur ist. Und im Gegensatz zu uns, haben Vampire immer Hunger. Sie können also den ganzen Tag über Blut trinken ohne jemals satt zu werden. Es ist ihre Natur." Natalie fühlte sich sichtlich wohl in ihrer Rolle als Vermittlerin. LaCroix saß mit Giles und Angel im Wohnzimmer und hörte jedes Wort von den beiden Frauen in der Küche. Er war stolz auf seine Natalie, die ihr Wissen nutzte um einige Missverständnisse der Jägerin aus dem Weg zu räumen.

 

Natalie füllte noch ein zweites Glas und ging mit Buffy ins Wohnzimmer. Sie reichte LaCroix sein Glas was er dankend annahm. "Ich hoffe es stört dich nicht, aber ich habe für Angel auch ein Glas fertig gemacht." LaCroix nickte nur und Natalie reichte Angel das zweite Glas. Die Augen des jungen Vampirs bekamen einen goldenen Schimmer beim Geruch des frischen Blutes und er trank sofort einen tiefen Schluck. Beeindruckt setzte er das Glas ab. "Das ist fantastisch. So was habe ich noch nie getrunken. Was ist da noch drin?" fragte Angel an LaCroix gewandt. Der hob seine Augenbraue. "Das ist meine Specialreserve. Es wird in Montreal gefertigt. Frisches Blut und ein Wein meiner Wahl. In diesem Fall handelt es sich um einen 65er Sauvignon." Was für die beiden Vampire und Natalie die natürlichste Unterhaltung der Welt zu sein schien, verunsicherte Buffy und Giles noch etwas und sie sahen sich fragend an. Natalie registrierte diesen Blick. "Wenn ihr Fragen habt, oder euch etwas unangenehm ist, dann fragt. Nur wenn die beiden Welten miteinander reden, können sie auch miteinander in Akzeptanz leben."

 

Alle Augen waren auf Natalie gerichtet. Giles und Buffy sahen etwas irritiert zu ihr, Angel beobachtete sie mit großem Interesse und LaCroix sah sie, sich vollkommen bewusst das sie Sein war, mit Stolz und Freude an. Giles begann als erster. "Also was mich angeht, ich habe eigentlich keine Fragen, ich bin nur ein wenig irritiert und muss mich an den Gedanken erst gewöhnen, das die junge Frau, die die kleine Schwester eines meiner besten Freunde ist, hier vor mir steht und mir Lektionen über Vampire erteilt. Das ist alles." Natalie lachte ihn offen an und Giles entspannte sich ein wenig. Angel beobachtete die Frau die so viel über seine Art wusste und ließ seine Blicke über ihren Körper wandern. Buffy und LaCroix registrierten diesen Blick, was Buffy die Laune verdarb und bei LaCroix eine äußerst gefährliche Eifersucht hervorbrachte. Natalie hatte Angels Blick nicht gesehen, konnte aber den Ärger fühlen der von LaCroix ausging. Sie setzte sich zu ihm und versank in seinem Arm. Als sie mit ihrer Hand leicht über sein übergeschlagenes Bein streichelte, erschauderte er kurz und entspannte sich wieder. Erst jetzt sah Natalie Angels Blick und unterband weitere Gefahr sofort. "Angel, ich an deiner Stelle würde mein Blut in dem Glas trinken und meine Augen woanders hin richten. Ich mag es nicht angestarrt zu werden und ich schätze diesen aufdringlichen Blick keineswegs. Außerdem gehöre ich zu LaCroix und ich denke das sollte dir zu deiner eigenen Sicherheit zu denken geben." Angel senkte sofort den Kopf und LaCroix grinste zufrieden. Er würde keinen Grund haben sich einzumischen. Natalie hatte alles im Griff und sie stand ganz offen zu ihm. Es war ein neues Gefühl für ihn und er genoss es.

 

Nick hatte ein ungutes Gefühl. Er wusste über Stunden nicht warum. Dann wurde es ihm klar. Er konnte LaCroix fühlen. Er war hier in Sunnydale. Nach Beendigung seiner Schicht folgte er dem Link und fand LaCroix in einem älteren Haus mit mehreren Menschen. Er schärfte seine Sinne und konnte erkennen, das drei von ihnen sterbliche waren. Dann stutzte er und ging näher ans Haus. Er wusste das er Gefahr lief von LaCroix gespürt zu werden, auch wenn er den Link von seiner Seite aus geschlossen hatte. Dann sah er sie. Natalie. Er glaubte zu träumen. Er erinnerte sich an jene Nacht im Loft. Er hatte im letzten Moment gefühlt das sie noch lebte, aber als LaCroix sie weggebracht hatte, entschloss er sich zu gehen und Natalie ein für alle male in Ruhe zu lassen. Er hatte sie einmal beinahe getötet und er wollte sie nie wieder dieser Gefahr aussetzen. Aber jetzt war sie hier. Mit LaCroix. Sie saß bei ihm und er hielt sie im Arm. Dieser Bastard hielt seine Nat im Arm. Nick hatte Probleme seine Kontrolle zu behalten. Die Sonne ging bereits auf, als Nick nach hause flog.

 

Giles wurde jetzt doch neugierig auf diesen unbekannten Vampir in seinem Wohnzimmer. "Mister LaCroix, darf ich ihnen eine Frage stellen?" LaCroix hatte zwar keine Lust auf dieses Frage und Antwort Spiel, aber Natalie zuliebe willigte er ein. "Angel hat durchblicken lassen, das sie sehr alt sind. Darf ich fragen aus welcher Zeit sie als Sterblicher stammen? Ich meine, welche Welt haben sie erlebt?" LaCroix sah Giles direkt an. "Zu Lebzeiten war ich General in der römischen Armee und lebte in Pompeji." Antwortete er knapp, sich absolut bewusst, das er Giles damit beeindruckte. Der sah ihn mit offenem Mund an. "Oh mein Gott. Pompeji? Das ist fast 2000 Jahre her." LaCroix grinste böse. " 1920 Jahre um genau zu sein." Setzte er mit seiner sonoren Stimme hinzu. In Giles kam jetzt der Geschichtswissenschaftler durch. "Das ist einfach fantastisch. Sie haben Welten gesehen, von denen ich nur lesen durfte." Giles geriet ins Schwärmen und Natalie wusste, das das Eis gebrochen war.

 

Sie unterhielten sich noch einige Stunden, wobei Angel es nicht mehr wagte Natalie direkt anzusehen, was LaCroix zufrieden registrierte. Irgendwann spürte Natalie die Müdigkeit die von LaCroix ausging und sie beschloss die Runde aufzulösen, da sie wusste das Müdigkeit seine Kontrolle schwächte. "Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber mein gestriger Tag war lang und ich bin hundemüde. Ich würde gerne schlafen gehen." LaCroix lächelte sie an, wohl wissend das sie seinetwegen die Runde auflöste. Alle sagten sich gute Nacht und verschwanden in den verschiedenen Zimmern.

 

Natalie und LaCroix lagen Arm in Arm im Bett. "Ich war sehr stolz auf dich. Du bist wirklich eine große Bereicherung für die Community, schon alleine durch dein Wissen." Flüsterte er ihr ins Ohr und wurde von Natalie mit einem Kuss belohnt. Nach kurzer Zeit schliefen beide tief und ohne Träume.

 

Nick lag den ganzen Tag wach und ihn quälten die Erinnerungen an jene Nacht. Er fühlte sich leer und schuldig. Schuldig weil er Nat damals verlassen hatte und sie schutzlos diesem Monster überlassen hatte. Aber sie war definitiv noch sterblich. Er wusste nicht welche Ziele LaCroix verfolgte, aber er wusste er musste Nat dort herausholen. Sie wusste nicht auf was sie sich dort eingelassen hatte. Er überlegte lange was er machen konnte, bis er über seine Gedanken einschlief und die Nacht im Loft sich als Alptraum für ihn wiederholte.

 

Am nächsten Abend erwachten Natalie und LaCroix fast gleichzeitig und genossen noch einige Minuten der Wärme und Nähe. Doch plötzlich richtete sich LaCroix auf. Ohne ein Wort stieg er aus dem Bett, zog sich an und wollte gehen, als er von Natalie gestoppt wurde. "Wage es nicht mich auszuschließen." Sagte sie mit einem scherzhaften Ton, aber es war ihr sehr ernst. Er drehte sich um und sah besorgt aus. "Ich habe Nicholas gefühlt." Sagte er sanft. Natalie war sofort aus dem Bett und begann sich anzuziehen, als LaCroix sie in den Arm nahm und stoppte. "Nein Natalie. Du kannst ihn sehen wann immer du willst. Ich möchte dich nur bitten, mich zuerst mit ihm reden zu lassen. Ich muss Gewissheit haben, wer von uns beiden recht hatte über deinen Lebenszustand." Natalie sah ihm in die Augen und er flehte sie mit seinem Blick an. "Also gut, führ dein Vater-Sohn Gespräch, aber ich bleibe im Hintergrund. Ich will nicht riskieren das er einfach wieder verschwindet, ohne das ich die Chance hatte mit ihm zu reden." LaCroix nickte und wartete auf sie.

 

Auf der Fahrt zum Polizeipräsidium schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach. Während Natalie überlegte, wie sie LaCroix und Nick wieder näher bringen könnte und Nick dennoch aus ihrem Leben heraushalten würde, zitterte LaCroix innerlich vor Anspannung. Er liebte diese Frau neben sich und er wusste er würde sie ziehen lassen, wenn es ihr Wunsch war. Er würde den Fehler, den er bei Nicholas begangen hatte nicht wiederholen. Aber er wollte sie nicht verlieren, nicht wieder alleine sein. Das Taxi stoppte und holte beide aus ihren Gedanken.

 

Sie stiegen aus und Natalie bemerkte erst jetzt die Anspannung die von LaCroix ausging. "Geh zu ihm, Lucien. Du bist sein Vater. Rede mit ihm. Ihr seid so lange schon miteinander verbunden. Es wird Zeit das ihr endlich lernt eine Familie zu sein." Er sah sie an und nahm sie unvermittelt in die Arme. Dann ließ er sie los, sah ihr noch einmal tief in die Augen und ging ins Präsidium.

 

Nick wartete in einer dunklen Ecke vor dem Präsidium und beobachtete die kleine Szene zwischen LaCroix und Natalie. Als LaCroix im Präsidium verschwunden war, ging Natalie auf einen kleinen Park zu und setzte sich auf eine Bank. Er folgte ihr. Plötzlich stand er hinter ihr. "Nat?" flüsterte er. Natalie fuhr erschrocken herum. "Nick. Was machst du hier draußen. LaCroix sucht dich." Nick´s Augen verdunkelten sich. "Nat, oh Nat. Was hast du getan? Was machst du mit LaCroix zusammen?" Natalie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.

 

"Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, oder doch? Du hast mich vor drei Jahren beinahe umgebracht. Nick ich habe dich geliebt, mit meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele und ich habe dir vertraut. Aber du hast mir nie getraut. Du hast mich benutzt und mich dann weggeworfen. Du hättest mich in deinem Loft liegen und sterben lassen, wenn LaCroix mich nicht ins Krankenhaus gebracht hätte. Und dann bist du ohne ein weiteres Wort verschwunden. Und du fragst mich was ich getan habe?" Natalie liefen vor Wut die Tränen herunter.

 

Nick starrte sie an. "Nat. Ich konnte nicht stoppen, das ist wahr. Aber ich konnte dich doch nicht in diese Hölle verdammen, in der ich gefangen bin. Versteh das doch bitte." Natalie schäumte beinahe über. "Du konntest mich nicht verdammen? Nein, du musstest Herrgott spielen. Du meinst noch immer das du richtig gehandelt hast? Verdammt Nick, es wäre meine Entscheidung gewesen und nicht deine. Ob Tod oder Ewigkeit entscheidet der Betroffene. Ich habe Jahre mit dir verbracht und wusste was es heißt ein Vampir zu sein. Wieso konntest du mich nicht entscheiden lassen?"

 

Nick war an ihrer Seite und nahm sie in den Arm als sie schluchzend zusammensackte und sie ließ es geschehen. "Oh Nat. Heute weiß ich es und würde anders entscheiden. Aber damals hatte ich Angst davor das du mich hassen würdest. Ich liebte dich damals so sehr und hatte dein Vertrauen missbraucht. Ich liebe dich noch immer und habe nie aufgehört dich zu lieben. Ich ging weil ich dir die Gefahr ersparen wollte. Verstehst du mich?"

 

Natalie beruhigte sich langsam und setzte sich wieder gerade hin. Als Nick ihr näher kam und versuchte sie zu küssen wich sie zurück und er senkte beschämt den Kopf. "Nick, ich verstehe das du gegangen bist um mich keiner weiteren Gefahr auszusetzen, aber du hättest mit mir reden müssen. Ich habe die Hölle durchgemacht, weil ich mich so betrogen und verlassen fühlte. Ich habe dich so sehr geliebt, das es körperlich weh tat. Aber du warst einfach verschwunden. Ohne LaCroix würde ich heute nicht mehr leben."

 

Nick zuckte bei der Erwähnung von LaCroix´s Namen zusammen. "Was hat er mit dir gemacht, Nat?" Natalie sah ihn traurig an. "Fast drei Jahre lang hat er mich beobachtet und mich beschützt, immer im Schatten verborgen ohne sich zu zeigen. Ein Jahr nach jener Nacht ging ich in deinen Loft und versuchte mir das Leben zu nehmen, aber er brachte mich ins Krankenhaus. Dann zog ich nach Boston und vor einigen Tagen griff mich ein Vampir an und er rettete mir das Leben. Hätte ich ihn nicht erkannt und angesprochen, wäre er wieder im Schatten verschwunden. Nick, er hat nichts getan, was ich nicht auch wollte."

 

"Was soll das heißen?" Nick zog ruckartig ihren Schal von ihrem Hals und erstarrte als er die kleinen Bißmale entdeckte. "Nat. Was hat er gemacht? Was hat er dir erzählt? Du hast keine Ahnung wer er ist. Er ist ein Killer und er wird nur mit dir spielen um mich zu verletzen. Ich werde diesen Bastard töten." Natalie hatte sich jetzt wieder völlig im Griff.

 

"Nicholas de Brabant, jetzt wirst du mir mal genau zuhören. Die Welt dreht sich nicht nur um dich und LaCroix will nichts anderes als wieder eine Familie haben. Er hat mir eine Menge erzählt und ich weiß aus den letzten paar Tagen mehr über ihn und was er getan hat in seiner Vergangenheit, als ich über dich in sechs Jahren erfahren habe. Er hat mich nicht verletzt und er würde niemals zulassen das mir etwas passiert. Ich liebe ihn, Nick. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann fahr zur Hölle. Aber wenn du mit dem Gedanken leben kannst, dann weiß ich das er auf dich wartet. Er hat sich verändert Nick."

 

"NEIN." Nick schrie und verwandelte sich zum Vampir. Er sah Natalie mit roten Augen an. "Er wird dich nicht bekommen." Zischte er sie böse an und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst vor Nick. Er war völlig außer Kontrolle und kam ihr mit seinen Fangzähnen gefährlich nahe. Natalie nahm allen Mut zusammen. "Töte mich wenn du es willst, aber es wird die Vergangenheit nicht ändern und ich werde mit dem Gedanken an Lucien sterben. Du kannst es nicht ändern. Also los...töte mich." Nick hörte ihre Worte und ihre Stimme beruhigte ihn etwas. Er grölte einmal tief und verschwand im Nachthimmel. Natalie brach zusammen und weinte.

 

LaCroix betrat das Polizeipräsidium und ging zum Desksergeant. "Guten Abend. Ich suche nach Detective Knight." Sagte er freundlich aber bestimmt. Der Sergeant sah auf. "Tut mir leid, Sir. Aber Det. Knight ist außerhalb unterwegs. Kann ich ihm etwas ausrichten?" LaCroix schüttelte den Kopf und verschwand wieder auf die Straße. Wieder im Freien ließ er seinen Sinnen freien Lauf und suchte nach dem Link zu seinem Sohn.

 

Plötzlich konnte er ihn spüren, nicht weit entfernt und folgte dem Link bis in den Park. Er blieb hinter einem Baum stehen und beobachtete gerade wie Nick Natalie in den Arm nahm. Er konnte die Worte nicht verstehen, aber was er sah brachte ihn fast außer Kontrolle und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er blieb stehen und beobachtete was weiter passierte. Als Nick sich plötzlich verwandelte und Natalie angriff war er wie erstarrt. Er sah seinen Sohn in den Nachthimmel verschwinden und Natalie weinend zusammenbrechen. Noch immer war er unfähig sich zu bewegen.

 

Natalie beruhigte sich langsam und stand auf. Sie ging zurück zur Straße als sie LaCroix´s Anwesenheit spürte. Sie blieb stehen. "Lucien?" fragte sie leise. Er trat hinter dem Baum hervor und blieb vor ihr stehen. Mit eiskalten Augen sah er sie an. "Nun, ich denke du hast deine Entscheidung getroffen. Ich gratuliere." Sie sah ihn verständnislos an, dann wurde ihr langsam klar, das er sie beobachtet haben musste. Sie wollte in dieser Nacht nicht noch einen Kampf durchstehen. "Wenn du meinst." Sagte sie genauso kalt wie er zuvor und ließ ihn einfach stehen.

 

Natalie fuhr mit dem Taxi zurück zu Giles Haus, packte ihre Tasche während sie das Taxi warten ließ und fuhr direkt weiter zum Flugplatz. Sie kaufte ein Ticket nach Toronto und war froh, das die Sonne in wenigen Minuten aufgehen würde und sie nicht mit Verfolgern rechnen musste. Nach kurzer Zeit wurde ihr Flug aufgerufen und im Flugzeug lehnte sie sich zurück, schloss ihre Augen und begann zu realisieren, das Nick ihr Leben ein zweites Mal zerstört hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken, beschloss sie, das sie ihr weiteres Leben ohne Vampire bestreiten würde.

 

LaCroix sah Natalie nach, ließ sie jedoch gehen. Sie hatte sich entschieden. Er hatte es befürchtet von dem Moment an, wo er wusste wo Nicholas war. Er hätte darauf vorbereitet sein müssen, aber es tat dennoch weh. Er hatte nicht mehr so gefühlt seid 800 Jahren, seid Fleur. Auch diese Liebe hatte ihm sein Sohn zerstört. Plötzlich kannte LaCroix nur noch einen Gedanken. Rache.

 

Nick war völlig außer Kontrolle. Er flog über den kleinen Park und sah ein älteres Ehepaar. Vollständig zum Vampir verwandelt landete er vor ihnen und entzog ihnen in Sekunden ihr Blut. Er stand wieder auf und genoss das Gefühl des Tötens nach mehr als 100 Jahren. Er flog wieder in den Nachthimmel. Er brauchte jetzt seine Kraft die ihm frisches Menschenblut gab um seinen innigsten Wunsch zu befriedigen. Rache.

 

Natalie´s Flugzeug landete zwei Stunden später in Toronto. Sie war sich auf dem Flug darüber klar geworden, das sie hier nicht bleiben konnte. Sie ging an den Schalter und löste direkt das nächste Ticket nach Chicago. Sie wollte nur noch weg. Weg von Vampiren, weg von Nick und weg von LaCroix. Eine Stunde später war sie auf dem Weg nach Chicago.

 

Zwei Reihen hinter ihr saß ein hellblonder Mann, Anfang 30, der sie beobachtete. Er war bereits in dem Flugzeug aus Sunnydale, und in dem Park und vor dem Haus von Rupert Giles. Er hatte etwas Probleme mit dem Sonnenlicht, aber er hatte eine Flasche dabei von der er immer mal wieder einen Schluck nahm und er war alt genug um ein gewisses Maß an Sonnenstrahlung ertragen zu können. Doch Natalie registrierte ihren Verfolger nicht, der sie mit eiskalten, beinahe schwarzen Augen beobachtete.

 

Nick zog sich in seine Wohnung zurück, als er die Anwesenheit seines Meisters spürte. Sofort verwandelte er sich wieder zum Vampir, bereit sich sofort auf den Mann zu stürzen, von dem er sich betrogen fühlte. Er konnte ihn nicht sehen, aber er fühlte ihn. Aus einer dunklen Ecke heraus beobachtete LaCroix seinen Sohn. Seine Augen bekamen einen goldenen Schimmer. Langsam trat er aus dem Schatten heraus. "Guten Abend, Nicholas." Nick drehte sich wie eine Furie um und versuchte ohne ein Wort LaCroix zu attackieren, doch LaCroix machte einen Schritt beiseite, griff Nick´s Arm und pinnte ihn an der nächsten Wand fest.

 

"Du wagst es noch mich anzugreifen? Du hast Fleur zerstört und du hast mir Natalie genommen und jetzt wagst du es mich anzugreifen?" LaCroix´s Augen waren jetzt auch tiefrot. Nick sah ihn verwirrt an. "Natalie? Du hast mir Natalie genommen. Sie will mich nicht mehr." LaCroix stutzte kurz. "Wenn ich dich jetzt loslasse, sollten wir uns unterhalten. Ich denke es gibt hier ein Missverständnis." Er lockerte seinen Griff, aber Nick versuchte sofort wieder ihn zu attackieren. LaCroix griff noch mal fest nach. "Ich sagte, wir müssen reden. Wage es nicht noch mal mich anzugreifen, oder ich töte dich hier auf der Stelle." LaCroix´s Stimme ließ keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte.

 

Er lockerte wieder seinen Griff und dieses Mal verhielt sich Nick ruhig. Er ging zur Couch und nahm Platz. LaCroix blieb stehen. Keiner sprach, bis die Stille erdrückend wurde. Schließlich begann LaCroix. "Was meintest du als du sagtest, das Natalie dich nicht mehr will. Ich habe euch zusammen gesehen." Nick sah ihn überrascht an. "Du hast uns gesehen? Aber du hast uns offensichtlich nicht gehört. Natalie war bereit mir zu vergeben was ich getan habe, aber sie liebt mich nicht mehr. Sie liebt dich, oder sie glaubt es zumindest." Kurz war nochmals Stille, dann setzte Nick hinzu. "Solltest du sie jemals verletzen, schwöre ich, ich töte dich, LaCroix. Ansonsten empfinde ich genug für sie, um sie gehen zu lassen, damit sie glücklich wird. Sie sagte, sie will das wir wieder eine Familie sind. Ich weiß nicht ob ich das kann und ich will nichts versprechen, aber wenn du auch bereit bist daran zu arbeiten, dann will ich es versuchen."

 

LaCroix´s Gesichtszüge entspannten sich als Nick redete. Natalie liebte ihn und er hatte sie verletzt. Er musste ihr hinterher. Und was hatte Nicholas da noch gesagt? Natalie wollte, das sie wieder eine Familie sind? Sollte Natalie wirklich geschafft haben, was er beinahe 800 Jahre erfolglos versucht hatte? "Nicholas, ich denke wir werden Zeit brauchen. Aber auch ich würde mir wünschen, wenn die Familie wieder vollständig wäre. Lass mich dir aber versichern, das ich Natalie zu nichts gezwungen habe und mich ihr niemals gezeigt hätte, wenn sie mich nicht entdeckt hätte." Er sah Nick erwartungsvoll an. Nick senkte den Kopf. "Ich weiß. Sie hat es mir gesagt. Sie liebt dich wirklich, LaCroix. Sei gut zu ihr, sie verdient es." LaCroix nickte und es war alles gesagt, was nötig war. "Nicholas, ich glaube ich habe Natalie vertrieben. Du wärst mir eine große Hilfe, wenn du mit mir nach ihr suchen würdest." Es war das erste Mal das LaCroix Nick um Hilfe bat und Nick nahm es als ein gutes Zeichen für einen Schritt in die richtige Richtung und beschloss ihm entgegen zu kommen. "In Ordnung. Ich komme mit dir - Vater." Beide sahen sich kurz an und verstanden sich ohne Worte. Es würde noch lange dauern, bis sie die Vergangenheit aufgearbeitet hatten, aber für den Moment waren sie wieder eine Familie.

 

Natalie kam völlig erschöpft in Chicago an und fuhr zu dem einzigen Platz den sie hier in Chicago kannte. Der Mann aus dem Flugzeug folgte ihr dieses Mal nicht, denn die hochstehende Sonne konnte auch er nicht vertragen. Er fluchte leise, merkte sich aber die Nummer des Taxis. Er würde später erfahren, wo die Frau hingebracht wurde.

 

Natalie stieg am Eingang der Notaufnahme des Cook County General aus und ging hinein. Sie sah sich um als von hinten plötzlich jemand schrie. "Nat??? Bist du es wirklich?" Natalie drehte sich um und sah ihre jahrelange Freundin auf sich zurennen. "Hi Carol. Sieht so aus als wäre ich es wirklich, hmm?" Die beiden Frauen umarmten sich herzlich und lachten. Carol beendete es als erstes. Sie sah Natalie kritisch an. "Du weißt Schätzchen, du bist meine beste Freundin und ich muss dir leider sagen, du siehst beschissen aus. Was ist los?" Natalie wünschte sie könnte Carol alles erzählen, aber wenigstens würde sie es ansatzweise tun können. "Ach Carol, das ist eine sehr lange Geschichte. Sag mal, kann ich wohl einige Tage bei dir wohnen?" Carols Gesicht hellte sich wieder auf. "Aber klar. Ich hab vor kurzem ein Haus gekauft, schräg gegenüber vom Krankenhaus. Doug wird sich auch freuen dich wieder zu sehen." Natalie stutzte und sah Carol lachend in die Augen. "Das ist nicht dein Ernst, oder? Doug? Derselbe Doug dem du die Pest an den Hals gewünscht hast, als wir das letzte Mal gesprochen haben? Der Doug?" Carol nickte grinsend. "Yep. Der Doug. Nur dieses Mal hat er mich gefragt ob ich ihn heiraten würde. Er meint es wirklich ernst. Aber komm jetzt, ich stelle dir meine Freunde vor."

 

Sie gingen zusammen in den Empfangsraum und Carol begann diverse Schwestern und Ärzte vorzustellen, als jemand mit dem Arm voller Krankenberichte in den Raum kam und Natalie über den Haufen rannte. Der Unglücksvogel fluchte und Natalie saß inmitten von Krankenberichten auf ihrem Hintern und konnte nicht aufhören zu lachen. "Ah ja. Und das meine liebe Nat ist unser Lieblingsassistenzarzt. John Carter. Geh ihm am besten aus dem Weg, sonst landest du noch öfter auf dem Boden." Stellte Carol den Mann am Boden vor. Der lief tief rot an und sah verlegen zur Seite. Natalie lachte noch immer. "Na kommen sie John Carter. Kein Grund verlegen zu sein. Mir ist nichts passiert. Kommen sie, ich helfe ihnen die Berichte zu sortieren." Carter sah sie dankbar an, wohl wissend, das sein Boss Dr. Peter Benton ihn bei lebendigem Leib rösten würde, wenn er das Durcheinander sehen würde. Doch zu spät. Dr. Benton stürmte schon heran. "Verdammt Carter. Was hast du jetzt schon wieder gemacht. Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Mach das du fertig wirst und zwar zügig." Natalie tat der junge Mann leid und sie mischte sich mit ihrer autoritärsten Stimme ein. "Entschuldigen sie Doctor. Aber Carter kann nichts dafür. Ich bin rückwärts gelaufen und habe ihn umgestoßen. Also nehmen sie sich mal ein bisschen zusammen." Dr. Benton sah sie giftig an, doch Natalie erwiderte den Blick ohne zu zögern. "Und wer sind sie?" Natalie grinste böse. Na warte, dir werde ich es schon zeigen, du Streber, dachte sie. "Mein Name ist Natalie Lambert, Doctor Natalie Lambert. Im Gegensatz zu ihnen, habe ich meine Krankenhauszeit seit einigen Jahren hinter mir und bin leitender ME. Noch Fragen?" Dr. Benton wusste wann er verloren hatte. "Sieh zu das du fertig wirst, Carter. Ich will die Berichte in zwei Stunden auf meinem Tisch haben." Knurrte er Carter noch mal an und verschwand. Alle lachten. "Kommen sie John Carter. Ich muss ohnehin auf Carol warten. Sortieren wir diese Krankenberichte, dann werden sie auch rechtzeitig fertig." Carter war immer noch verlegen. "Danke, Mam." Antwortete er nur. "Oh Gott, bin ich wirklich schon so alt, das man mich Mam nennen muss? Sagen sie Natalie." Carters Gesicht hellte sich auf. "Gerne Natalie. Ich bin John." Natalie lächelte. "Ok John, dann wollen wir mal." Mit diesen Worten packte sie einen Teil der herumliegenden Blätter zusammen und folgte Carter ins Ärztezimmer, wo sie mit dem sortieren begannen.

 

Tatsächlich wurden sie rechtzeitig fertig und Carter brachte die Berichte weg. Natalie saß allein im Ärztezimmer, als ein großer, blonder Mann den Raum betrat und Natalie aus ihren Gedanken holte. Sie stutzte kurz, dann wurde ihr klar, das der Mann ein Vampir war. "Wenn sie ganz ruhig mitkommen und kein Aufsehen machen, werden sie es vielleicht überleben, Natalie Lambert." Zischte der Mann. Natalie war diese Machtspiele satt und sie war müde. Ohne ein Wort zu sagen erhob sie sich und ging mit dem Mann mit. Sie verließen unbemerkt das Krankenhaus und machten sich auf den Weg zum Flughafen. Der Mann löste zwei Tickets nach Sunnydale. Natalie überlegte, was sie wohl in Sunnydale wollten, aber im Grunde war es ihr egal, sie war nur noch müde. Müde sich mit Vampiren herumschlagen zu müssen. Müde das ständig jemand auf ihren Gefühlen herumtrampelte und müde zu kämpfen.

 

Der Fremde brachte sie in eine Art Lagerhaus, in einen dunklen Raum und kettete sie am Boden fest. Dann begann er langsam, den Raum zu beleuchten und sie konnte mehrere Drähte an den Wänden erkennen und an einigen Ecken blinkte etwas. Als sie genauer hinsah, wurde ihr bewusst, das es sich um ein ausgeklügeltes System von Bomben handelte. Langsam wurde Natalie wachsam. "Wer zum Teufel sind sie? Und was wollen sie von mir?" fragte sie so fest sie konnte. Der Fremde grinste sie böse an. "Wer ich bin? Mein Name nützt ihnen ohnehin nichts mehr. Ich heiße Spike. Viel interessanter dürfte es für sie sein, warum sie hier sind." Er machte eine bedeutungsvolle Pause bevor er fortfuhr. "Sie sind mein Köder für meine Rache. Ich will das Lucien LaCroix und sein Bastard Nicholas de Brabant sie sterben sehen und anschließend selber sterben. Ich habe sehr lange auf diese Chance gewartet." Natalie starrte ihn böse an. Sie hatte es so satt, Spielball zwischen rivalisierenden Vampiren zu spielen. "Und warum ausgerechnet ich? Ich habe die Nase langsam voll von euch." Spike war überrascht mit wie viel Frechheit diese Sterbliche ihm begegnete. "Warum sie? Ganz einfach. Weil ich mit ihnen auf einen Streich beiden Schmerz bereiten kann. Beide lieben sie, und das ist die Grundlage für meinen Plan. Die beiden haben meine geliebte Divia getötet. LaCroix dieser Hundesohn hat seine eigene leibliche Tochter getötet und sein Sohn hat ihm geholfen. Und jetzt, meine Süße Natalie Lambert, werden beide dafür bezahlen." Er drehte sich ruckartig um und verließ den Raum. Natalie war alleine mit ihren Gedanken.

 

Nick sah im Revier gerade seine Post durch, nachdem er seine Kündigung geschrieben hatte. Er hatte sich entschlossen LaCroix zu begleiten und ihm zu helfen Natalie zurück zu gewinnen. Er hatte selber schon vor langer Zeit Natalie hinter sich gelassen und hatte sein Leben weiter gelebt, doch LaCroix konnte es nicht. Er liebte Natalie tiefer und ehrlicher als Nick jemals in der Lage gewesen wäre. Er und LaCroix hatten viele Stunden über den Tag gesprochen und Nick wollte seine Familie genauso zurück, wie LaCroix.

 

Plötzlich stockte er. Ein Umschlag nur mit Nick Knight darauf. Sehr ungewöhnlich. Er öffnete den Umschlag und ein kleiner Zettel kam zum Vorschein. <Wenn sie Natalie Lambert wiedersehen wollen, kommen sie mit LaCroix zum alten Lagerhaus an der Elmstreet. Heute Nacht!> Nick starrte auf die Zeilen und war wie gelähmt. Er las den Zettel noch mehrere Male, bis er ohne ein weiteres Wort das Revier verließ und sich auf dem Weg zu LaCroix machte.

 

Nick fand LaCroix in dem Park in der Nähe des Reviers. LaCroix hatte die Erregung seines Sohnes gespürt und kam ihm bereits entgegen. "Nicholas - was ist passiert?" Nick sagte nichts, sondern reichte LaCroix den Zettel. Sofort veränderte sich LaCroix´s Gesichtsausdruck von Sorge in blanke Wut. "Lass uns gehen." War alles was er sagte, bevor er in den Nachthimmel flog. Nick folgte ihm.

 

Spike hatte Natalie aus ihrem Gefängnis geholt und auf einem Tisch im Vorraum gefesselt. In den letzten zwei Stunden hatte er insgesamt fünf mal von ihr getrunken und sie stand kurz davor ihr Bewusstsein zu verlieren. "Es wird nicht mehr lange dauern, meine Süße. Ich kann LaCroix verstehen. Dein Blut ist wirklich etwas besonderes. Leider wird er es nie wieder kosten dürfen. Aber soweit ich informiert bin hatte den Löwenanteil ja ohnehin Nicholas vor ein paar Jahren. Ja, schau nur. Ich warte schon sehr lange auf meine Rache, schon fast 600 Jahre. Aber dieser kalte alte Bastard LaCroix wollte sich einfach nicht neu verlieben. Aber jetzt, jetzt wird mein Racheschwur wahr. Soll ich dir von meinem Plan erzählen? Hör gut zu. Sie werden beide hierher kommen und werden sehen, wie ich den Rest Leben aus dir heraussauge. So viel, das keiner dich mehr herüberbringen kann und dann verschwinde ich durch meinen kleinen Geheimgang. Sie werden nicht an dich herankommen, denn sowie sie das Haus betreten, werden überall Kraftfelder installiert, die sie nicht durchbrechen können, jedenfalls nicht, ohne ihr eigenes Leben zu gefährden. Und dann, wenn ich draußen bin, werde ich auf diese kleine Fernbedienung drücken und alles hier fliegt in die Luft. Sie werden genauso jämmerlich verbrennen, wie meine geliebte Divia. Was sagst du. Ist doch ein perfekter Plan, oder?" Spike genoss es sichtlich.

 

Lacroix und Nick landeten vor dem Lagerhaus. Beide öffneten ihre Sinne und konnten einen Vampir spüren und nach längerem Suchen auch Natalie´s Herzschlag, aber sehr schwach. Sie gingen auf die Tür zu und öffneten sie. Als sie hindurch waren, knallte die Türe hinter ihnen zu und ihnen wurde bewusst, das sie in einer Falle saßen. Sie gingen ihren Sinnen nach und kamen in einen großen Vorraum. Dort lag Natalie auf einem Tisch festgebunden und ein ihnen fremder Vampir war über sie gebeugt und saugte sie aus. Natalie´s Herzschlag wurde immer schwächer.

 

"Nein" schrie LaCroix und der fremde Vampir lachte hämisch. "So lange habe ich gewartet, aber jetzt werdet ihr beide den Schmerz spüren, den ich seid 579 Jahren mit mir herumtrage. Heute nacht werdet ihr sterben - für Divia. Lebt wohl." Mit diesen Worten war er durch einen kleinen Gang verschwunden.

 

Natalie spürte wie es schwarz vor ihren Augen wurde und sie war alleine in einem dunklen Raum. Zuerst blieb sie stehen, aber dann lief sie durch den Raum und kam an einen Strand, hinter ihr eine Wüste. Sie hörte eine Stimme. Sie kannte diese nicht Stimme. Sie lief in die Richtung dieser Stimme und stand plötzlich vor einem Tor mit einem gleißend hellen Licht. Vor dem Tor stand eine Frau. Natalie ging auf die Frau zu und konnte erkennen das sie sehr alt aussah. Die Frau streckte ihre Hände aus und kam auf Natalie zu, wie um sie zu begrüßen. "Wer sind sie und wo bin ich?" fragte Natalie leise. "Du bist an dem Ort der Entscheidungen, mein liebes Kind. Und ich habe schon sehr sehr lange auf dich gewartet. Man nennt mich Corena." Natalie sah verwirrt auf die alte Frau. "Kennen sie mich? Warum haben sie auf mich gewartet?" Die Frau sah Natalie tief in die Augen und Natalie konnte all die vergangenen Dinge sehen und verstand.

 

Corena war Lucien LaCroix´s Mutter. Schon lange hatte sie auf jemanden gewartet, der durch die Liebe in der Lage wäre die verdammte Seele ihres Sohnes zu befreien. "Du siehst mein Kind, Zeit ist relativ. Ich starb in Pompeji und warte seither auf die Rückkehr der Seele meines Sohnes. Nur der Mensch, der mit reinem Herzen liebt und ohne Vorbehalte meinen Sohn als Ganzes akzeptiert, kann ihn befreien. Du kannst zurückgehen, mein Kind. Du kannst dein Leben weiter leben und Luciens Seele bleibt verdammt. Ich weiß es ist sehr schwer, aber du musst dich entscheiden." Natalie sah sie unter Tränen an. "Das heißt also, wenn ich zurück gehe bekommt er keine zweite Chance, aber wenn ich bleibe ist er erlöst?" Die Frau nickte. "Und werde ich ihn wiedersehen? Und wenn ja, wann?" Jetzt lächelte die Frau wieder warm. "Wenn er die richtige Entscheidung trifft, die aus seinem Herzen kommen muss, dann werdet ihr noch in der heutigen Nacht hier zusammen sein." Natalie strauchelte. "Die richtige Entscheidung? Was immer es auch ist, Lucien hat sich verändert. Er wird richtig entscheiden. Ich glaube daran." Corena nahm Natalie bei der Hand. "Wie entscheidest du dich, mein Kind?" Natalie atmete einmal tief durch. "Kann ich hier auf ihn warten?" Corena umarmte ihre neue Tochter und beiden liefen die Tränen herunter. "Nur die Liebe überdauert die Ewigkeit. Warte auf ihn."

 

Während LaCroix nur Augen für Natalie hatte nahmen Nick´s Sinne noch etwas anderes war. Es roch nach Ammoniak und Schwefel. Er sah sich um und entdeckte einige Schnüre die in einen Nebenraum führten. Er folgte den Schnüren und sah die Bomben. Er wollte gerade etwas sagen, als er LaCroix vor Schmerz aufschreien hörte. Sofort rannte er zu ihm. "Nicholas - ein Kraftfeld. Ich kann nicht zu ihr. Sie stirbt." Nick sah sich suchend um. Ihm war bewusst das sie nicht mehr viel Zeit hatten. Dann sah er die Spiegel an der Wand. Er hatte so was mal im Fernsehen gesehen. Er war selbst überrascht wie ruhig er blieb. LaCroix war mittlerweile wieder aufgestanden und sah Nick hilflos an. "LaCroix die Spiegel. Ich nehme diesen und du holst den anderen großen von der Wand." LaCroix hatte keine Ahnung was sein Sohn wollte, aber er war bereit alles zu tun was Natalie helfen würde.

 

Sie nahmen die Spiegel von der Wand und stellten sie auf. Es war reiner Zufall das es funktionierte, denn eigentlich hatten beide keine Ahnung was sie da taten. Als die Spiegel standen, liefen beide hindurch und waren in Sekunden an Natalie´s Seite. Plötzlich viel Nick die Bombe wieder ein. "LaCroix, wir müssen hier sofort raus. Da ist eine Bombe. Komm." Doch LaCroix bewegte sich nicht. Er hatte Natalie losgebunden, doch er konnte keinen Herzschlag mehr spüren. Nick wurde jetzt langsam panisch. "LaCroix - Komm....Vater - bitte." Er schrie LaCroix an und der erwachte aus seinem Trauma. Vorsichtig nahm er Natalie in die Arme und folgte Nick. Sie waren noch nicht ganz an der Haustür, als sie einen ohrenbetäubenden Knall hörten und die Druckwelle sie durch die Tür schleuderte.

 

Sie waren draußen, aber Nick spürte sofort das etwas nicht in Ordnung war. Und er spürte den anderen Vampir. Sofort erhob er sich in den Nachthimmel und spürte ihn auf. Unbemerkt landete er hinter ihm und packte ihn. Spike hatte keine Chance, er spürte den Boden nicht mehr, den sein Körper berührte, nachdem Nick ihm das Genick gebrochen hatte und ihn anschließend völlig aussagte. Dann flog Nick zurück zu Natalie und LaCroix.

 

Doch was er sah ließ ihn erstarren. Beide lagen auf dem Boden. Natalie´s lebloser Körper lag in LaCroix´s Armen. Er kniete neben ihnen. Erst jetzt sah er den riesigen Holzsplitter, der aus der Haustür stammen musste durch die sie geschleudert wurden, der sich durch LaCroix´s Körper bohrte. Nick griff nach dem Splitter, doch LaCroix hielt ihn auf. "Nicholas bitte. Natalie - diesmal ist sie wirklich tot. Es war wohl Schicksal, oder es war meine Vergangenheit, das Böse, das mir dieses Glück verwehrt hatte. Ich kann nicht noch einmal ohne Liebe leben, Nicholas. Nicht nach Fleur und Natalie. Lass mich gehen mein Sohn."

 

Nick nahm LaCroix´s Hand und legte sie mit Natalie´s zusammen. Nie zuvor hatte er seinen Vater weinen sehen und nie zuvor sah Natalie friedlicher aus als in diesem Moment. LaCroix schloss langsam die Augen als der Schmerz zu groß wurde. "Du weißt Vater, nach allem was wir erlebt haben, habe ich dich dennoch immer geliebt." Nick sagte es so, als wäre er sich erst in diesem Moment darüber klar geworden. LaCroix öffnete noch einmal die Augen. "Du warst mir immer mein bevorzugtes Kind Nicholas und ich habe dich immer geliebt." Er griff Natalie´s Körper und Nick half ihm, sie auf ihn zu legen. In seinen letzten Atemzügen suchte LaCroix mit seiner freien Hand nach Nicholas. "Geh nach Paris in mein Haus. Dort findest du ein Buch. Folge den Regeln und du findest wonach du so lange gesucht hast. Leb wohl mein Sohn. Danke." Die letzten Worte waren kaum zu verstehen, doch Nick hörte sie noch lange nachwirken. Als LaCroix die Augen ein letztes Mal schloss, konnte Nick so etwas wie Freude, Liebe und Frieden spüren. Er sah LaCroix an und es war nichts böses mehr an ihm. Er sah nur noch einen Mann, der bis zur letzten Sekunde gekämpft hatte um seine Liebe zu retten und ihr dann Bedingungslos in den Tod gefolgt ist. LaCroix hatte seinen Frieden an Natalie´s Seite gefunden. Bis kurz vor Sonnenaufgang blieb er bei seiner Familie sitzen und hielt LaCroix´s Hand.

 

LaCroix ging durch die Wüste. Er fühlte sich so anders. Er kannte diesen Ort. Vor 1920 Jahren war er schon einmal hier. Damals hatte er sich für ein Leben als Vampir entschieden. Sollte er noch einmal die Chance der Entscheidung bekommen? Er ging weiter bis er das Tor sah. Eine Frau stand davor. Er ging zu ihr. Als die Frau sich umdrehte, erstarrte er. Er sah sie mit traurigen Augen an. "Oh mein Gott, Natalie. Was habe ich dir nur angetan." Wisperte er. Doch Natalie ging auf ihn zu. "Shh Lucien. Es war meine eigene Entscheidung. Wir können zusammen durch das Licht gehen. Auf ewig vereint durch unsere Liebe. Deine Seele ist befreit." Sie nahm ihn an der Hand und er fühlte wie ihm die Tränen übers Gesicht liefen. Er konnte nicht glauben was sie ihm gesagt hatte. Sie streichelte ihm übers Gesicht und zeigte ihm die Hand. "Siehst du? Kein Blut mehr, nur noch ganz normale Salztränen. Es ist wahr. Willst du mit mir in die Ewigkeit gehen?" Er nahm sie auf seine Arme und trug sie durch das Tor. "Ich gehe mit dir wohin du willst, solange wir nie wieder getrennt werden." Natalie legte ihren Kopf an seine Schulter und sie waren verschwunden.

 

Eine Woche später flog Nick mit zwei Särgen nach Paris in LaCroix´s Stammhaus. Er hatte eine private Beisetzung auf LaCroix´s Grundstück gewählt. Am Abend vor seiner Abreise fand er das Buch von dem sein Vater gesprochen hatte. Er las die Zeilen aufmerksam und ein trauriges Lächeln umspielte seine Gesichtszüge. Hier stand geschrieben, wie ein Vampir wieder sterblich wird. Aber Nicholas de Brabant wollte nicht mehr sterblich werden. Er war heute stolz darauf der Sohn von Lucien LaCroix zu sein und daran würde sich nichts mehr ändern. Er würde sein Andenken auf ewig bewahren.

 

 

 

Ein letztes Mal ging er zu dem großen marmornen Grabstein auf dem geschrieben stand:

 

Natalie Lambert-LaCroix

14.07.1964 bis 14.02.1999

Geliebte Gefährtin

 

Lucien LaCroix

79 bis 1999

Geliebter Gefährte und Vater

 

Solange wir glauben ist immer ein Weg

Und nur die Liebe überdauert die Ewigkeit

 

 

The End

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405011548277b4cda57
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Fandom:

Nick Knight - Der Vampircop

Disclaimer:

Die genannten Charaktere entstammen der US/C TV-Serie "Nick Knight - Der Vampircop" ("Forever Knight"). Sie gehören James D. Parriott und Barney Cohen, sowie Sony/Tristar. Der Autor dieser Geschichten hat keine kommerziellen Vorteil von der Verwendung dieser Charaktere, sondern verwendet sie ausschliesslich für den privaten "Fan-Fiction"-Bereich. Es sind keine Copyright-Verletzung zu erwarten.


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Erstellt: 20.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 707