Elisa Hemmiltons Kofferkrimi von Lin Rina
Ein Roman aus dem Staubchronik-Universum
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Alles begann mit dem äußerst unwahrscheinlichen Ereignis, dass ein Koffer vom Himmel fiel.
London 1890/91
Die Metropolitan Police hat uns gebeten einen Bericht über die kürzlichen Ereignisse im Fall ›Anthony Harris‹ zu schreiben. Und wie wir – eine vorlaute Studentin und ein schusseliger Mechaniker – es geschafft haben, der ganzen Sache auf die Spur zu kommen, während die Polizei Däumchen gedreht hat.
Da Jamie sich aber strikt weigert, zu Papier zu bringen, was wir durchlebt haben, bleibt diese Aufgabe an mir hängen: Elisa Hemmilton, mutige Laien-Ermittlerin, neugierige Spürnase und Siegerin der Herzen[1].
[1] Trägst du nicht etwas zu dick auf, Liz?
Wenn dir nicht passt, was ich hier fabriziere, dann hättest du es selber schreiben sollen, mein lieber Jamie.
Rezension:
Elisa Hemmilton stammt aus armen Verhältnissen, kann durch die Unterstützung einer reichen Gönnerin aber bei dieser wohnen und an der Universität studieren. Als durch die Glaskuppel der Universitätsbibliothek ein großer Koffer mit mysteriösem Inhalt fällt, wird sie allerdings in einen Kriminalfall hineingezogen. Gemeinsam mit dem jungen Uhrmacher Jamie Lennox sieht sie sich gezwungen, den Fall selbst aufzuklären, um den irrtümlichen Verdacht der Polizei gegen den jungen Man zu entkräften.
Schon das Cover von Lin Rinas Buch schreit natürlich förmlich den Begriff »Steampunk«, und auch die im Klappentext genannte Handlungszeit passt perfekt dazu. Dieser Erwartung kann man auch nach Lesen des Buches nicht widersprechen, muss im Rückblick allerdings anmerken, dass entsprechende Genre-Elemente für die Handlung eine überraschend geringe Rolle spielen. Genauso gut könnte man das Buch auch als humorvolle(n) historische(n) Krimi beziehungsweise Detektivgeschichte mit Steampunk-Elementen bezeichnen.
Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Kriminalfall und den beiden Protagonisten. Fast schon überraschend für eine Geschichte dieser ›Personalstruktur‹ fällt auf, dass sich zwischen Elisa und Jamie keine Romanze entwickelt. Obwohl sich für beide (getrennte) Beziehungen ergeben, bleiben diese erfreulich beiläufig am Rande, ohne übermäßig in den Vordergrund gerückt zu werden. Auffallend ist auch, dass es die Protagonistin ist, die ihren männlichen Partner, der eher als Nerd dargestellt wird, des Öfteren beschützen muss beziehungsweise will.
Die Autorin lässt ihre Protagonistin die Geschichte in Form eines Berichts für die Polizei aus der Ich-Perspektive erzählen. Lediglich wenige Stellen, in denen ihr Co-Protagonist alleine anwesend ist, werden in der 3. Person geschildert. Ein besonderes und auffallendes Stilmittel stellen die Fußnoten dar, in denen das Protagonistengespann den ›Bericht‹ kommentiert beziehungsweise diskutiert. Das zugrundeliegende Staubchronik-Universum ist mir unbekannt, weshalb ich keine Aussage über die Integration dieser Story treffen kann. Allerdings wäre eine Fortsetzung mit den beiden Protagonisten definitiv wünschenswert.
Fazit:
Diese humorvolle historische Steampunk-Detektivgeschichte kann mit diversen außergewöhnlichen Einfällen überzeugen.
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