Der letzte Sommer der DDR (DVD)
 
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Der letzte Sommer der DDR (DVD)

Filmkritik von Julia

 

Rezension:

Im Jahre 1989 fiel die Mauer und ein geteiltes Deutschland wurde wieder zu einem Ganzen. Es gibt Für- und Wiederworte, Menschen, die schon vorher versuchten aus der DDR zu fliehen und jene, die bleiben wollten. Da sich das Ereignis wieder jährt und erneut die Erinnerungen aufgefrischt werden, sprießen allerlei Bücher und Dokumente hervor und werden auf dem Markt veröffentlicht. Auch die vorliegende Dokumentation soll sich in diese Ansammlung einreihen.

Im Sommer des Jahres 1989 gab es eine Wende, wie sie die DDR noch nicht erlebt hatte. Revolutionen, Aufstände, Massenflucht, all das zeigte, dass viele Menschen nicht mehr zufrieden mit den Zuständen waren. Der letzte Sommer der DDR war damit ein sehr bewegter. In der vorliegenden, mehrteiligen Dokumentation sieht man, auf wie vielfältige Weise die Menschen versuchten zu flüchten, wo sie überall Fluchtmöglichkeiten gesucht haben, welche Eckpunkte am beliebtesten waren und was am Westen so reizvoll erschienen ist. Aber auch die Lebensumstände, Reaktionen auf Aufstände und die Mauer an sich, werden näher beleuchtet.

Einige Ereignisse werden von insgesamt 15 prominenten Persönlichkeiten beleuchtet, die Teil der DDR waren oder sie nur vom Hören-Sagen erlebt haben. Hier gehen die Meinungen über diese Zeit weit auseinander. Höhen und Tiefen werden aufgezeigt und Missstände ebenso deutlich gemacht wie Vorteile.

 

Die Dokumentation sollte sich nicht eine solche nennen dürfen. Zum einen werden einzelne Situationen vollkommen ohne Zusammenhang oder zeitliche Bezüge vorgestellt, die kaum aussagekräftig sind, zum anderen werden diese dann unnötig dramatisiert, obwohl beim Zuschauer selbst keine Dramatik erkennbar war. Wenn dann doch einmal etwas Sinnvolles gezeigt wird, kann man das dennoch nicht einordnen. Man erfährt nicht, wie es vorher war, wie es danach war, warum das so war. Zudem werden recht peinliche Fluchtversuche gezeigt, die offensichtlich inszeniert waren, warum sollte sonst ein Kamerateam auf der einen Seite filmen und ein anderes auf der anderen Seite eines Flusses auf den Flüchtenden warten? Man kommt sich während der Dokumentation reichlich veräppelt vor, genießen kann man sie nicht. Positiv ist, das tatsächlich konträre Meinungen gezeigt werden, also deutlich wird, das es durchaus Menschen gab, die zufrieden mit ihrem Leben waren, im Gegenzug sieht man jedoch auch Meinungen von Menschen, die nicht in der DDR gelebt haben und dann aber sagen, das keiner dort leben wollen würde.

Vier Stunden Geschichte, dich leichtfertig und ohne Zusammenhang geschildert wird, wichtige Szenen wurden ausgespart, und die damit nicht wirklich unterhalten. Die Leichtigkeit der Erzählweise passt nicht recht zu der Polemik vieler Begriffe, die dem hier zugrunde liegen und der harten und dramatischen Hintergrundmusik, sodass viele Szenen leider nicht so emotional wirken, wie sie offensichtlich sollten. Die Zusammenschnitte und die Musik waren überwiegend auf Effekthascherei aus. Ein Pärchen, das an einem sonnigen Tag über ein einsam gelegenes Feld rennt, unter einem Zaun durchklettert und dann jubelt, das es endlich frei ist, löst nicht solche Emotionen aus. Auch jene, die zu Wort kommen sprechen für sich. So handelt es sich bei den Persönlichkeiten um Musiker, Schauspieler und Sportler. Was ist mit Historikern, Politiker? In einer ernst zunehmenden Dokumentation braucht man solche Stimmen, auch wenn die der „Zeitzeugen“ natürlich interessant sind. Somit bleibt das ganze höchstens nett, aber gerade als geschichtsinteressierter Mensch oder als Historiker kann man sich diese Dokumentation nur zähneknirschend ansehen. Die beiden anderen DVDs, auf denen kurze Filme gezeigt werden, in denen weitere Zeitzeugen zu bestimmten Themen befragt wurden, sind auf jeden Fall interessanter, wenn auch hier erneut Themen ohne große Relevanz ausgewählt wurden, sondern in netter Klatschpresse-Manier auftreten, wie beispielsweise „Hätte die DDR an der Sex-Front noch siegen können?“.

Über die Aufmachung der Box kann man nicht klagen. So gibt es ein ausführliches Booklet mit Informationen zu jenen, die hier gesprochen haben, Begleithefte zu jeder DVD und eine hübsche Box, dich sich auch im Regal gut macht. Hier hat man nicht gegeizt.

 

Fazit:

Alles im allem liegt hier eine Dokumentation vor, die einige vielleicht interessant finden dürften, die aber gerade für Historiker und geschichtsinteressierte Zuschauer mit entsprechendem Hintergrundwissen nicht wirklich empfehlenswert ist.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240605033829d197f7d7
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DVD:

Der letzte Sommer der DDR

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

Region: Alle Regionen

Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1

Umfang: 4 DVDs

FSK: 0

Polyband & Toppic Video/WVG, 30. Oktober 2009

Spieldauer: 580 Minuten

Disc 1 + 2: "Die große Spiegel TV Dokumentation"

Disc 3: "Dezember 1989: Die Wende in der Wende"

Disc 4: "Nachrichten aus dem sozialistischen Wunderland"

 

ASIN: B002LA82IY

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 17.12.2009, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 12:15, 9756