Das Mädchen mit den Katzenaugen (DVD)
Filmkritik von Björn Backes
Inhalt:
Eine Bande von Autoschiebern macht die Hamburger Unterwelt durch ihr skrupelloses Vorgehen unsicher; nachdem sein Vorgänger Krause bereits von den Ganoven unschädlich gemacht wurde, nimmt sich nun der aufstrebende Kommissar Wilms des Falles an und Jagd die Spuren der Kfz-Verbrecher. Die ersten Hinweise führen in die Rio Rita Bar, dem neuen Arbeitsplatz der jungen Katja, die nach einigen verzweifelten Gehversuchen im Umland nach Hamburg zurückgekehrt ist. Katja und Wilms kommen sich umgehend näher und stoßen dabei auf einige seltsame Ereignisse in der Werkstat von Katjas Vater. Als dort nämlich die ersten gestohlenen Wagen gesichtet werden, wird dem Ermittler und seiner indirekten Gehilfin klar, dass die Sache weitaus größere Dimensionen angenommen hat, als zunächst vermutet.
Rezension:
Das Mädchen mit den Katzenaugen – ein recht unscheinbarer, außergewöhnlicher Titel mit einer mysteriösen Fußnote, andererseits aber auch nichts sagend und seltsam. Dabei verbirgt sich hinter dem Ganzen eigentlich nur eine halbwegs gewöhnliche Kriminalgeschichte, die erst dadurch zum Spektakel wird, dass ihre Hauptdarsteller allesamt von Rang und Namen sind und dementsprechend auch regelrecht souverän aufspielen. Darüber hinaus wirkt die Produktion in ihrer gesamten Machart ziemlich unabhängig und eigenständig, was womöglich daraus abzuleiten ist, dass der Einfluss von Krimi-Genie Edgar Wallace erst kurze Zeit später auf das hiesige Kino überschwappte und folgerichtig noch nicht in dem Maße verarbeitet werden konnte, wie dies in den Sechzigern nahezu ununterbrochen der Fall war.
Andererseits verarbeitete Regisseur Eugen York keine annähernd gruseligen Elemente in der Story; hier und dort wird es zwar ziemlich brenzlig, und auch der Umgangston und das allgemeine Miteinander sind für die damalige Zeit vergleichsweise hart, jedoch sind die Parallelen zum britischen Vorbild nur marginal und lediglich auf den Kriminalinhalt anzuwenden – was aber schlussendlich auch sehr angenehm ist.
Die Story als solche ist wirklich klasse inszeniert und mit etlichen raffinierten Wendungen garniert. York verrät zwar wichtige Eckpunkte zu einem frühen Zeitpunkt und klärt die Fronten in der Rollenverteilung vorzeitig ab, erhält sich aber dennoch das Potenzial für einige nennenswerte Überraschungen. Lediglich der Spannungsaufbau hätte noch eine Spur spektakulärer ausfallen können, was angesichts der vielen guten Ansätze in der Handlung, vor allem aber dank der schauspielerischen Eleganz von einst aufgehenden Sternen wie Joachim Fuchsberger, Hans Clarin und Gert Fröbe aber schnell wieder ins rechte Lot gebracht werden kann. Dazu kommt die angesprochene Eigenständigkeit der Materie, die „Das Mädchen mit den Katzenaugen“ wohlwollend von vergleichbaren Produktionen dieser Zeit abgrenzt und für das deutsche Kriminalkino der späten Fünfziger eine ganz eigene Nische entwirft. Dass der Streifen bislang unbeachtet blieb und aus heutiger Sicht leider nur ein unbedeutender Teil der jeweiligen Darsteller-Biografien geblieben ist, scheint in diesem Zusammenhang regelrecht schändlich. Mit dem DVD-Release wird nun zumindest teilweise Rehabilitation geleistet und ein Film gewürdigt, der mitunter zum Besten gehört, was das deutsche Kino jener Zeit zu bieten hat.
Fazit:
„Das Mädchen mit den Katzenaugen“ ist ein durchaus respektabler Krimi, der einerseits von seiner Starbesetzung, andererseits aber natürlich auch von seiner guten Story zehrt. Liebhaber alter Kriminal-Schinken werden hier voll auf ihre Kosten kommen.
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