Alte Versprechen (Autorin: CelticRaven)
 
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Alte Versprechen

Autorin: CelticRaven

 

Die Story beginnt in der Nacht von ""Be My Valentine"", nachdem Nick und Natalie das Azure verlassen haben.

 

 

Nick fühlte die Tränen in seinen Augen aufsteigen als er sich auf Natalie´s Herzschlag konzentrierte, die neben ihm im Caddy saß und noch immer leicht benebelt war von dem Betäubungsmittel das sie von LaCroix in dem Champagner erhalten hatte. "Natalie...sieh mich an" befahl er ihr in einem ruhigen Ton. Nie wieder würde er die Gelegenheit erhalten ihr nah zu sein, niemals würde er ihr sagen können das er sie wirklich liebte und niemals würde er glücklich werden. In diesem Moment wußte Nicholas de Brabant um den Schmerz und die tiefe Trauer die er seinem Meister und Vater über all die Jahre aufgebürdet hatte. Diesen Schmerz würde er nun selber spüren, bis in die Ewigkeit und damit die Abmachung erfüllen.

 

Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf Natalie. Mit etwas verschwommenen Augen sah sie ihn an und er wußte er hatte jetzt ihre Aufmerksamkeit. "Nat, hör mir genau zu. Alles was heute abend geschehen ist wirst du vergessen. Auch was ich dir privat in den letzten Tagen erzählt habe mußt du vergessen. Ich liebe dich nicht und wir sind nur Freunde. Und nichts wird sich daran ändern. Schlaf jetzt und wenn du aufwachst, erinnerst du dich an nichts mehr." Nick´s Stimme brach beinahe während er auf sie einsprach. Sein Herz zerbrach als er ihr sagte, das er sie nicht lieben würde. Langsam startete er den Caddy und fuhr los.

 

In einer dunkelen Seitenstraße stand ein großer, schlanker in schwarz gekleideter Mann, der mit einem bitteren Lächeln im Gesicht die Szene im Caddy beobachtete. "Ich wußte das du mich belogen hast mein Sohn. Aber ich war mir sicher das du deine liebe Natalie nicht gefährden würdest und sie vergessen läßt. Jetzt, mein lieber Nicholas, wirst du all das fühlen was ich gefühlt habe und noch immer fühle. Du wirst deinen Teil der Abmachung einhalten." Murmelte LaCroix leise vor sich hin. Obwohl er eigentlich zufrieden sein müßte, fühlte er dennoch nur eine endlose Leere in sich. Er schüttelte die Gefühle und Gedanken ab und verschwand im Nachthimmel.

 

Nick brachte Natalie in ihre Wohnung und legte sie ins Bett. Er sah ihr noch einige Minuten beim Schlafen zu, sich immer bewußt, das er ihr nie wieder so nah sein würde, dann verschwand er und fuhr zu seinem Loft. Er nahm sich ein Glas Tierblut und setzte sich vor den Kamin. Seine Gedanken schweiften ab. Zur selben Zeit saß LaCroix im Raven in seinen Privaträumen, mit einem Glas seiner Specialreserve und ließ seine Gedanken ebenfalls abschweifen. Beide Vampire erinnerten sich an jene verhängnisvolle Nacht vor 766 Jahren in dem de Brabant Garten.

 

-Flashback: Garten des Hauses der Familie de Brabant, 1229 a.D.-

 

Nicholas beobachtete genau wie LaCroix und seine kleine Schwester Fleur miteinander redeten. Er verstand seine Schwester nicht und er wollte sie um jeden Preis davon abbringen einen Fehler zu machen. Er hörte noch wie Fleur ihrem geliebten Lucien sagte, das sie auf Ewig mit ihm zusammen sein wollte und LaCroix sich zärtlich zu ihr herunterbeugte und seine Fangzähne in ihr Fleisch senken wollte. Nicholas konnte es nicht zulassen. Er flog auf LaCroix zu und hob ihn mit aller Kraft gegen die nächste Wand. Die beiden Vampire fauchten und zischten sich an, beide mit goldenen Augen und Fangzähnen.

 

Fleur drehte sich langsam und noch etwas geschockt um, als LaCroix beschämt seinen Kopf senkte. Nicholas drehte sich zu seiner Schwester um. "Jetzt weißt du was er ist. Glaube mir bitte, er ist nicht der richtige für dich." Fleur sah von Nicholas zu Lucien, doch sie hatte keine Angst in ihren Augen, nur Verständnis und Neugierde. "Ich habe schon von euch gehört. Das erklärt natürlich auch, warum ihr die Tage über schlaft, nichts essen wollt und so furchtbar blaß seid. Ihr seid Vampire." LaCroix hörte an ihrer Stimme das sie keine Angst vor ihm hatte und hob den Kopf. "Ja, meine Schwester, wir sind Vampire. Er hat das aus mir gemacht. Ich bereue nicht was ich bin, aber du könntest so nicht leben." Erklärte Nicholas sein Verhalten.

 

Fleur ging auf die beiden Männer zu, immer den Blickkontakt zu Nicholas haltend. Vor LaCroix blieb sie stehen. Sanft strich sie ihm mit ihrer Hand über sein Gesicht und lächelte, dann drehte sie sich zu Nicholas um, wobei sie darauf bedacht war, den Körperkontakt zu LaCroix zu halten, der sie sofort beschützend in seine Arme schloß. Sie lehnte sich gegen ihn. "Nicholas, ich liebe Lucien. Alles was ich will, ist mit ihm zusammen zu sein. Auf ewig." LaCroix sah Nicholas mit einem gewinnenden Lächeln an und wollte schon seine Fangzähne in Fleur´s Nacken senken, als Nicholas abermals zu sprechen begann.

 

"LaCroix, das kannst du nicht machen und du willst es auch nicht. Du liebst ihre Unschuld, ihr Licht und ihr Leben. Mit dem ersten Schluck ihres Blutes würdest du das vernichten. Du würdest verlieren was dich mit ihr verbindet. Wenn du sie wirklich liebst, LaCroix, dann läßt du sie gehen." Nicholas Stimme bebte, denn er wußte das er kein Gegner für seinen Meister war. LaCroix´s Augen verwandelten sich wieder zu ihrem normalen eisblau und seine Fangzähne verschwanden.

 

Für einen kurzen Moment war es totenstill in dem Garten. LaCroix drehte Fleur zärtlich zu sich um und sah ihr in die Augen. "Es ist Ironie wie das Sterbliche ein totes Herz zerspringen läßt. Nicholas hat recht, meine Geliebte. Ich kann es nicht tun." Nur Fleur konnte die Tränen in den Augenwinkeln des alten Vampirs erkennen. Sie wußte das sie ihn verloren hatte. Nicholas nahm sie am Arm und drehte sie zu sich herum. "Fleur. Es ist nichts passiert. Du hast nie gesehen was wir sind. Vergiß uns und geh schlafen. Wenn du aufwachst sind wir fort und dein Leben wird wieder schön werden." Mit diesen Worten entließ er seine Schwester ins Haus. Es war das letzte Mal das die beiden Vampire sie sahen.

 

Langsam und bedächtig ging LaCroix auf Nicholas zu. Ganz nah blieb er hinter ihm stehen und Nicholas begann leicht zu zittern. LaCroix senkte seinen Kopf zu seinem Sohn und zischte ihm ins Ohr. "Eines Tages Nicholas, wenn du eine Sterbliche liebst, wirklich liebst, dann wirst du mir bezahlen für den Verlust von Fleur. Du wirst dasselbe Opfer bringen wie ich in dieser Nacht." LaCroix drehte Nicholas zu sich um und sah ihm in die Augen. "Gilt der Handel?" fragte er mit beunruhigend ruhiger Stimme. Nicholas wußte das er keine Wahl hatte. "Ja LaCroix. Der Handel gilt." LaCroix sah ihm tief in die Augen. "Eine Liebe für eine andere. So sei es." Mit diesen Worten besiegelte er die Abmachung.

 

- End Flashback -

 

Natalie wachte am späten Nachmittag auf und hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Sie dachte kurz nach und stellte fest das sie sich an nichts von dem vergangenen Abend erinnern konnte. Sie schüttelte den Kopf um den Nebel zu vertreiben, wurde aber nur mit noch stärken Kofpschmerzen belohnt. Sie rappelte sich vorsichtig aus dem Bett und schlich ins Badezimmer, immer darauf bedacht keine lauten Geräusche zu verursachen. "Ich muß zuviel getrunken haben. Verdammt. Ich hatte noch nie einen Filmriß. Ich hoffe ich habe mich nicht daneben benommen." Dachte sie im Stillen und zog sich nach einer heißen Dusche langsam an. Es wurde Zeit zur Arbeit zu gehen. Sie würde Nick fragen müssen was passiert war und sie hoffte das es nicht zu peinlich war.

 

Es war eine ruhige Nacht in der Gerichtsmedizin und Natalie beschloß zum Präsidium rüber zu gehen und Nick zu fragen, damit sie es hinter sich hatte. Als sie im Revier ankam, saß Nick an seinem Schreibtisch in irgendwelchen Akten versunken. Er bemerkte Natalie erst, als sie direkt hinter ihm stand und ihm auf die Schulter klopfte, was ihn praktisch vom Stuhl hochspringen ließ. Natalie lächelte, da sie sonst diejenige war, die sich erschreckte wenn er sich immer an sie heranschlich. "Nat, hallo" Natalie sah ihn an und konnte Unsicherheit in seinen Augen erkennen. "Nick, hi. Weißt du, letzte Nacht. Also ich kann mich nicht so wirklich erinnern was passiert ist. Ich hoffe ich habe mich nicht daneben benommen. Normalerweise kann ich mehr vertragen, aber irgendwie habe ich einen Filmriß." Sie konnte förmlich spüren wie er sich entspannte, aber sie sah neben der Erleichterung auch eine Art Trauer in seinen Augen. "Soso, ein Filmriß, hmm? Ich kann dir versichern, es ist nichts passiert, was dich in Verlegenheit bringen würde. Wir hatten einen schönen Abend und hatten viel Spaß, so wie es unter Freunden nunmal ist." Antwortete Nick ihr so ruhig wie möglich. "Hmm, Freunde, ja. Na dann ist es ja ok. Danke Nick. Wir sehen uns ja dann." Natalie lächelte ihm nochmal zu und war verschwunden. Nick sank zurück in seinen Stuhl und er sah aus wie jemand der alles verloren hatte was ihm etwas bedeutete.

 

Natalie ging sehr nachdenklich zurück in die Gerichtsmedizin. Etwas an der Art wie Nick mit ihr gesprochen hatte verwirrte sie. Freunde hatte er gesagt, aber er hatte es so betont, als wollte er sie davon überzeugen, das es eine reine Freundschaft war. Sie war verunsichert. Etwas stimmte nicht. Sie haßte ungelöste Puzzle und während ihrer Schicht schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. Sie war froh als ihre Schicht beendet war und sie nach Hause konnte. Sie ging zuhause direkt ins Bett und schlief schon nach kurzer Zeit ein. Als sie den Tiefschlaf erreicht hatte begann sie zu träumen. Sie sah Bilder vor sich von Nick in ihrer Wohnung, wie er sie küßte. Von einem Restaurant und einem Mann den sie nicht kannte, aber von dem sie instinktiv wußte das er LaCroix war. Von Nick als Vampir. Die Bilder verschwammen und sie schlief unruhig weiter.

 

Die nächsten Wochen vergingen ereignislos. Natalie arbeitete normal weiter und hatte immer wieder Träume in denen sie Dinge sah die sich nie ereignet hatten. Nick zog sich immer weiter von ihr zurück. Ihre regelmäßigen Videoabende in seinem Loft fanden garnicht mehr statt und Natalie sah ihn nur noch, wenn sie Blut von ihm brauchte für ihre Forschung, oder wenn er einen Bericht für einen Fall dringend brauchte. Die zufälligen Berührungen, die früher an der Tagesordnung waren, vermied er nun gänzlich. Natalie spürte das ihn etwas bedrückte und das er sich unwohl fühlte in ihrer Nähe. Langsam wurde es ihr zuviel und sie beschloß ihn danach zu fragen.

 

Es war wieder Zeit für eine Blutprobe von Nick und Natalie erwartete ihn bereits als er durch die Tür kam. "Hi Nick. Leg dich hin, ich komme sofort zu dir." Rief sie ihm im vorbeigehen zu und Nick tat was sie ihm sagte. Sie ging mit einer Spritze auf ihn zu und setzte sie an. "Also Nick, ich habe viel nachgedacht. Du hast dich verändert. Besser gesagt, dein Verhalten mir gegenüber hat sich verändert. Was ist los?" fragte Natalie ihn auf ihre direkte Art und dachte nicht darüber nach das sie eine Spritze mit einer langen spitzen Nadel in seinem Arm stecken hatte. Er war so überrascht von ihrer Frage, das er aufsprang und sich dabei die Nadel ruckartig aus dem Arm riß. Der plötzliche Schmerz und das herausspritzende Blut brachten sofort den Vampir zum Vorschein. Beschämt dreht er seinen Kopf beiseite, doch Natalie hielt es nicht ab. Sie ging auf ihn zu und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm, als sie spürte wie er durch ihre Berührung leicht erschauderte. Ohne Vorwarnung riß er sich von ihr los und rannte zur Tür. "Es tut mir leid" stammelte er noch leise und war verschwunden.

 

Natalie starrte die Tür an durch die er verschwunden war. Zum ersten Mal sah sie in wachem Zustand Bilder vor ihrem inneren Auge. Sie sah wieder das Restaurant und wußte jetzt, das es das Azure war. Sie sah LaCroix wie er sich mit Fangzähnen zu ihr herunterbeugte. Sie sah Nick durch das Dachfenster des Restaurants hereinstürzen. Sie hörte die Worte die gewechselt wurden und ihre Tränen begannen zu laufen. "Ich liebe sie nicht, LaCroix. Sie sucht nach einer Heilung für meinen Zustand. Und wenn sie sich in mich verliebt hat, liegt es doch nur in meinem Interesse das zu unterstützen. Ich benutze sie nur, LaCroix." Natalie schluchzte jetzt ganz offen. Doch plötzlich kamen noch andere Bilder in ihren Sinn. Bilder aus den Tagen vor Valentins Tag. Nick in ihrer Wohnung. Er fragte sie wie es zwischen ihnen weiter gehen sollte. Er küßte sie und sagte ihr das er sie liebte. Die Berührungen die in den folgenden Tagen immer häufiger wurden. Die verstohlenen, verliebten Blicke und das Lächeln das sie so an ihm liebte.

 

Als sie langsam wieder in die Realität zurück fand, waren ihre Augen rot und geschwollen und sie war völlig verwirrt. Was war nun die Wahrheit. Liebte er sie, oder benutzte er sie. Wieso verhielt er sich so seltsam seid Valentins Tag und wer hatte versucht ihre Erinnerung zu blocken. Wie war es überhaupt möglich. Sie war ein Resistor. Aber sie stand unter Alkohol und Drogen an jenem Abend. Vielleicht war es deshalb möglich. Natalie mußte Gewissheit haben. Sie nahm ihren Mantel und ihre Tasche und buchte sich für den Rest der Schicht aus. Sie fuhr zum Loft, wohl wissend, das Nick noch nicht da sein würde. Sie würde in Ruhe nachdenken können was sie ihm sagen wollte, bis er kam.

 

Nick war nervlich langsam am Ende. Natalie´s direkte Frage hatte seine Anspannung auf die Spitze getrieben. Was wenn sie sich erinnerte, was sollte er ihr sagen. Er spürte, das er so nicht mehr lange weiter machen konnte. Jede Sekunde in Natalie´s Nähe wurde zur Qual für ihn. Er sehnte sich so sehr nach ihrer Nähe, Wärme und Liebe und er vermißte sie so sehr. Jede Nacht träumte er von ihr und jede Nacht endete der Traum als Alptraum. Immer wieder endete es damit, das LaCroix ihm das einzige was er wirklich von ganzem Herzen liebte auf dieser Welt, nahm. Er wußte, das es nur eine Möglichkeit für ihn gab. Er würde weiterziehen müssen. Toronto verlassen und nicht zurücksehen. Doch er brachte es nicht fertig, seine Natalie zu verlassen und nie wieder sehen zu dürfen. Er fühlte sich wie eine selbstsüchtiger Bastard. Er verwehrte Natalie die Möglichkeit ihr eigenes Leben weiter zu führen, solange er in der Stadt war. Langsam wurde ihm bewußt, das er genau das von LaCroix vor so vielen Jahren verlangt hatte. Was hatte er noch selbst zu ihm gesagt. <Wenn du sie wirklich liebst, dann läßt du sie gehen.> Ja, er würde sie gehen lassen müssen. Doch konnte er es?

 

Völlig übermüdet von dem fehlenden Schlaf der letzten Wochen kam Nick im Loft an. Noch im Lift konnte er Natalie´s Herzschlag hören. Seine Augen begannen zu leuchten. Natalie, sie war hier. Dann atmete er tief durch. Er würde ihr sagen müssen, das er sie nicht mehr sehen will und das er die Stadt verlassen wird. Er hatte Mühe seine Tränen zu unterdrücken. Langsam und bedächtig öffnete er die Tür vom Lift. Natalie saß auf der Ledercouch und drehte sich um als sie die Lifttür hörte. Er sah ihr in die Augen und konnte erkennen das sie geweint hatte. Es stach ihm tief ins Herz, als er spürte das es wegen ihm war. Er ging wortlos in die Küche und holte sich ein Glas von seinem Blut, dann ging er zurück zur Couch und setzte sich ans andere Ende.

 

Keiner von beiden sprach ein Wort. Natalie starrte Nick die ganze Zeit über schweigend an, bemüht ein Zeichen zu finden, das ihr die Wahrheit verriet. Doch Nick schaffte es nicht sie anzusehen und ließ seinen Blick gesenkt. Nach einer Ewigkeit sagte er leise. "Es ist gut das du hier bist. Ich wollte mich von dir verabschieden. Es ist an der Zeit weiterzuziehen." Er traute sich noch immer nicht ihr in die Augen zu sehen. Natalie schluckte. Sie hörte die Unsicherheit und Trauer in seiner Stimme, aber die letzten Wochen hatten ihre Spuren hinterlassen. Sie hatte jedes Wort verstanden was er gesagt hatte und obwohl sie sich jetzt sicher war, das er im Azure gelogen hatten, war sie nicht bereit ihn aufzuhalten. Zu oft hatte sie in der Vergangenheit gegen die bösen Geister aus seinem Leben, seiner Schuld und seiner Suche nach Vergebung, mit den unterschiedlichsten Gefühlen von ihm kämpfen müssen. Immer war sie für ihn da, bereit ihn aufzufangen wenn er fiel und sie hatte nie etwas als Gegenleistung gefordert. Doch dieses Mal hatte sie keine Kraft mehr um zu kämpfen und sie spürte das es für beide das vernünftigste wäre, wenn er gehen würde. Sie wollte ihn nicht verlieren, aber dieses Mal würde sie ihn nicht aufhalten.

 

"Na dann Nick. Vielleicht hören wir ja nochmal etwas voneinander. Ich wünsche dir viel Glück in deinem nächsten Leben. Leb wohl, Nick." Sagte sie mit fester Stimme, stand auf und ging zum Lift. Sie schaffte es gerade noch die Lifttür hinter sich zu schließen, bevor ihr ein weiteres Mal die Tränen das Gesicht herunter liefen. Im Loft hörte Nick ihre Worte noch lange nachhallen, doch sie konnte die Tränen nicht sehen, die ihm übers Gesicht liefen. Den Rest der Nacht blieb er bewegungslos sitzen, bevor er gegen Morgengrauen vor Übermüdung einschlief. Natalie war in derselben Zeit nach Hause gefahren, hatte mehrere Schlaftabletten geschluckt und war nach kurzer Zeit traumlos und tief eingeschlafen.

 

In der kommenden Nacht wurde sie in ihrem Büro von Grace begrüßt. "Hi Nat. Du sollst sofort zu Capt. Reese kommen, soll ich dir ausrichten. Und nebenbei. Du siehst beschissen aus. Geht es dir gut." Natalie sah sie aus dunkel umrandeten Augen an und nickte nur. Sie drehte sich um und ging rüber ins 96th Precinct. Vor dem Büro von Capt. Reese blieb sie stehen, atmete kurz ein und klopfte. Ein polterndes "Herein" war von innen zu hören und Natalie betrat den Raum. "Captain, sie wollten mich sehen?" stand sie fragend im Raum. Reese sah ihr in die Augen und konnte erkennen, das sie zu wenig Schlaf bekam und etwas an ihr nagte. Wortlos hielt er ihr einen Schrieb hin und Natalie nahm ihn entgegen. Sie überflog ihn kurz. Als Reese bemerkte, das Natalie nicht überrascht schien, fragte er sie ganz direkt. "Wissen sie etwas darüber?" Natalie sah von Nick´s Kündigungsschreiben auf. "Ich denke es sind private Gründe, Sir. Mehr kann ich ihnen leider auch nicht dazu sagen." Reese nickte und Natalie verließ sein Büro.

 

Draußen blieb sie stehen und wandte ihren Blick in Richtung von Nick´s Schreibtisch. An dem gegenüberliegenden Tisch saß Schanke mit aufgestützten Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Natalie ging zu ihm herüber. "Schanke? Bist du ok?" fragte sie ihn mit sanfter Stimme. Schanke hob den Kopf und sah in Natalie´s traurige, mit Tränen gefüllte Augen. Er sah auch, das sie krank aussah. "Hi Natalie. Setz dich doch. Du siehst nicht gut aus. Ich nehme also an du weißt es schon?" Natalie nickte und setze sich auf Nick´s ehemaligen Platz. "Weißt du warum er wirklich gegangen ist?" fragte Schanke sie, doch Natalie schüttelte den Kopf. "Er kam heute nacht hier herein, ging beim Captain ins Büro und als er rauskam sagte er nur zu mir, er wünsche mir viel Glück mit meinem nächsten Partner. Für ihn wäre es an der Zeit weiterzuziehen, was immer das auch heißen mag." Schanke sah Natalie direkt an. Sie senkte den Kopf, wie es sonst eigentlich Nick´s Angewohnheit war. "Ich weiß es wirklich nicht Schanke und ich glaube, ich will es auch nicht wissen." Sie hob den Kopf und sah Schanke an. Ihre Augen waren jetzt wieder klar, so als hätte sie einen Entschluß gefaßt. Sie stand auf und ging, ohne sich nochmal umzudrehen. Es war das letzte Mal, das Schanke sie gesehen hatte.

 

Während Schanke mit ihr gesprochen hatte, erinnerte sich Natalie plötzlich an etwas neues. Sie erinnerte sich an LaCroix, der Nick daran erinnerte, das er eine Abmachung zu erfüllen hatte. Sie konnte förmlich spüren, wie sich Nick´s Verhalten erst danach verändert hatte. Sie beschloß ihr Leben in den Griff zu bekommen und sie wollte nicht mehr Teil dieses Spiels zwischen LaCroix und Nick sein. Sie fuhr erst zurück in ihr Büro und kündigte ihren Job, dann fuhr sie in ihre Wohnung und packte alle Sachen die ihr noch etwas bedeuteten in ihren Wagen und fuhr los.

 

Am Loft hielt sie nochmal kurz an, beschloß aber weiter zu fahren, als sie von unten Licht in Nick´s Wohnung sah. Sie wendete den Wagen und fuhr zum Raven. Sie war erst ein paarmal hier gewesen, aber als sie eintrat wurde sie direkt von Janette begrüßt. "Doctor Lambert, was führt sie denn alleine hierher?" fragte Janette sie etwas erstaunt. Natalie sah die Frau an, von der sie wußte das sie und Nick über eine sehr lange Zeit ein Paar waren und die sie dafür haßte. "Ich will LaCroix sehen" antwortete Natalie knapp auf Janette´s Frage. Janette sah sie mehr als überrascht an, nickte ihr aber zu. "Kommen Sie, ich bringe sie zu ihm". Mit diesen Worten nahm Janette sie am Arm und führte sie in die hinteren Räume der Bar. Vor einer schweren Holztür am Ende des Ganges blieb sie stehen und klopfte. Eine Stimme von innen bat herein und Janette öffnete die Tür und schob Natalie hinein. Die Tür wurde von außen wieder geschlossen.

 

LaCroix sah auf und für einen Sekundenbruchteil spiegelte sich Überraschung auf seinem Gesicht. "Doctor Lambert. Was verschafft mir die Ehre ihres unerwarteten Besuches." Fragte er mit seiner sonoren Stimme, doch Natalie war nicht in der Stimmung, sich auf ein weiteres seiner Spielchen einzulassen. "Was ist das für eine Abmachung die sie und Nick miteinander getroffen haben?" Sie schaffte es ein weiteres Mal ihn zu überraschen. "Ich nehme an, das ich das als ein Zeichen der Erinnerung von ihnen deuten darf." Entgegenete er dennoch ruhig. Natalie´s Augen blitzten vor Wut. "Lassen wir dieses Geplänkel, LaCroix. Ich erinnere mich genau ans Azure. Alles was ich wissen will, ist, wovon haben sie gesprochen, als sie eine alte Abmachung erwähnten, die Nick jetzt einzuhalten hätte" drängte sie LaCroix mit ihren Worten zu einer Antwort. LaCroix lächelte sie böse an. "Also wissen sie, Doctor. Es ist eine Abmachung zwischen meinem Sohn und mir. Was immer er ihnen gesagt haben mag, hat keine Bedeutung mehr. Das kann ich ihnen versichern." Natalie schäumte beinahe über. "Sie haben Recht LaCroix. Es spielt alles keine Rolle mehr. Ich hoffe nur, das es für einen von Ihnen beiden einen Wert hatte. Leben sie wohl, LaCroix." Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand und ließ einen leicht verdutzten und nachdenklichen LaCroix zurück.

 

Natalie rannte förmlich durch die Bar und ignorierte Janette´s Rufe. Draußen setzte sie sich in ihren Wagen und hielt sich am Lenkrad fest. Sie begann zu schluchzen. Es dauerte einige Minuten bis sie sich wieder im Griff hatte. Dann drehte sie den Schlüssel um und startete den Wagen. Als sie losfuhr war sie sich sicher, das sie nie wieder nach Toronto zurück kommen würde. Alles was sie wollte, war neu anfangen. Sie fuhr auf den Highway in Richtung Montreal und fuhr die ganze Nacht durch, sodaß sie bereits am frühen Morgen in Montreal ankam. Sie hielt am Gerichtsmedizinischen Institut an. Sie wußte, das ein alter Freund von ihr dort ebenfalls in der Nachtschicht arbeitete und hoffte, das vielleicht eine Stelle für sie frei wäre.

 

Sie ging zur Anmeldung und fragte nach einem Dr. Douglas Parker. Die nette junge Frau in der Anmeldung beschrieb ihr den Weg zu seinem Labor und Natalie war froh, das er noch arbeitete. Sie ging auf sein Labor zu und ging durch die Tür. "Hallo Doug." Begrüßte sie den Mann, der mit einem Kittel, Handschuhen und einem Skalpell in der Hand über einer Leiche stand. Der Mann drehte sich um und ließ sofort alles fallen. "Natalie? Nat? Bist du das wirklich? Ich glaube es ja einfach nicht." Mit diesen Worten rannte er auf Natalie zu und nahm sie fest in seine Arme. "Gott ist das schön dich wieder zu sehen." Brabbelte er überschwenglich auf sie ein. Natalie nahm seine Umarmung dankbar an. "Ich bin auch froh hier zu sein und dich noch hier zu finden, Doug." Sagte sie leise. Doug hielt sie leicht von sich weg und sah sie an. "Nat, ist alles ok? Du siehst krank aus und sehr müde und irgendwie traurig." Natalie erinnerte sich, das Doug schon damals immer einen guten Draht zu ihren Stimmungen hatte. "Ich bin die ganze Nacht gefahren und bin tatsächlich etwas müde. Alles andere erzähle ich dir später, Doug." Doug lächelte sie an. "Das heißt also, du bleibst eine Weile hier?" fragte er hoffnungsvoll. Natalie lächelte über seine warme Art und sie entspannte sich ein wenig. "Wenn ich eine Wohnung finde und einen Job, dann würde ich gerne eine Weile hier bleiben."

 

Doug spürte ihre Verspannung und er kannte Natalie lange und gut genug, um zu wissen, das sie vor irgend etwas davon lief. Aber er wußte auch, das sie ihm nichts erzählen würde, wenn er sie drängte. Er sah sie ernst an. "Ich denke, ich kann dir bei beidem helfen. Hier ist noch ein Job für einen Coroner frei. Natürlich in der Nachtschicht, denn die will ja keiner machen. Und was die Wohnung angeht. Naja, wenn du dir vorstellen könntest ein Haus mit mir zu teilen....Ich habe das Haus meiner Eltern übernommen und das ist viel zu groß für mich alleine. Das gesamte obere Geschoß steht noch leer. Du kannst es gerne haben." Natalie überlegte nicht lange, sondern lächelte ihn an und nickte zustimmend. Doug lachte sie mit seinen Augen an, nahm ihren Arm und sie gingen direkt zum Chefarzt, der Natalie aufgrund ihrer Kenntnisse und ihres guten Namens sofort einstellte.

 

Als Doug seine Schicht beendet hatte, fuhr er zu seinem Haus und Natalie folgte mit ihrem Wagen. Sie hielten vor einem alten, aber sehr gepflegten, weißen Haus, dem der französiche Einfluß Montreal´s deutlich anzusehen war. Sie konnte im oberen Geschoß eine riesige Dachterasse sehen und verliebte sich sofort in dieses Haus. Sie würde hier neu beginnen können und Nick vergessen. Nick, er kam ihr unbewußt und ungewollt in den Sinn, doch sie ließ sich nichts anmerken. Doug führte sie durch das ganze Haus und Natalie war begeistert. Sie hatte im oberen Geschoß ein eigenes Wohnzimmer an welchem die Dachterasse anschloß, ein großes Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und einen eigenen Kühlschrank. Die Küche würde sie gemeinsam nutzen müssen, was aber beiden wohl keine Probleme machen würde. Sie fühlte sich direkt wohl in diesem alten, warmen Haus. Doug zeigte ihr noch die Küche und Natalie sah deutlich, das er diesen Raum nicht nutzte. Instinktiv ging sie zum Kühlschrank und als sie ihn öffnete, wußte sie das Doug sich verändert hatte.

 

Doug beobachtete sie und war überrascht als sie den Kühlschrank öffnete. Natalie schloß die Tür wieder und drehte sich langsam um. Sie sah Doug in die Augen. "Du bist ein Vampir." War ihr einziges Statement. Doug war völlig überfordert mit dieser Überrumpelung. "Woher weißt du von unserer Existenz?" fragte er leise und vorsichtig. Natalie lächelte traurig. "Das ist eine sehr lange Geschichte. Wir sollten uns vielleicht setzen." Doug nickte. Er öffnete erneut den Kühlschrank und holte für Natalie einen Orangensaft und für sich eine der bekannten grünen Flaschen heraus. Er nahm zwei Gläser und führte Natalie ins Wohnzimmer. Die beiden nahmen auf einer Couch vor einem Kamin Platz und Doug sah Natalie fragend an.

 

"Wie lange bist du schon Vampir?" fragte sie ihn direkt. Doug bemerkte, das Natalie anscheinend sehr genau wußte wovon sie sprach. "Ich bin noch ein ganz junger Vampir. Ich wurde erst vor vier Jahren herüber gebracht." Beantwortete er ihre Frage. "Und wer ist dein Meister?" Wieder war Doug über Natalie´s Wissen erstaunt. "Du wirst ihn wohl nicht kennen. Obwohl er aus Toronto kam. Er ist sehr alt und hat bereits zwei Kinder. Einen Sohn und eine Tochter." Natalie schluckte. Das waren einfach zu viele Zufälle. Sie sah Doug direkt in die Augen. "Sein Name ist aber nicht Lucien LaCroix, oder?" fragte sie mit zitternder Stimme und Doug fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. "Du kennst ihn?" fragte er nicht ohne Ehrfurcht. Natalie nickte, antwortete aber nicht. Sie lehnte ihren Kopf zurück und schloß die Augen. Leise fragte sie "Kennst du seinen Sohn?". Doug antwortete genauso leise. "Nein, nur seinen Namen. Aber ich habe langsam das Gefühl, das du ein Problem hast. Ich habe von meinem Meister gehört, das sein Sohn das Geschenk der Ewigkeit ablehnen würde, und das ihm jemand helfen würde, seine Sterblichkeit wieder zu erlangen. Du bist diese Person, nicht wahr?"

 

Dieses Mal war es an Natalie überrascht zu sein. "Das hat dir LaCroix erzählt? Das erstaunt mich allerdings wirklich. Aber ja, du hast recht. Ich denke, ich bin tatsächlich diese Person von der er gesprochen hatte." Beide sahen sich nachdenklich in die Augen. "Warum hast du Toronto verlassen?" fragte Doug schließlich vorsichtig. Natalie spürte plötzlich wieder die Tränen in ihren Augen und sie schluckte. Dann nahm sie sich zusammen und begann zu erzählen. Der Tag verging wie im Flug und sie erzählte ihm die ganze Geschichte von ihr und Nick. Wie sie sich kennengelernt hatten, wie sie sich direkt in ihn verliebt hatte, wie sie Freunde wurden und wie sie seine Suche nach der Sterblichkeit unterstützte. Sie erzählte ihm auch von Valentins Tag bis hin zu ihrem Gespräch mit LaCroix, bevor sie die Stadt dann verlassen hatte. Doug hörte ihr aufmerksam und schweigend zu.

 

Während Natalie erzählte spiegelten sich in ihren Augen und ihrem Gesicht die unterschiedlichsten Gefühle wieder. Wut, Angst, Sorge und Liebe. Doug beobachtete sie genau. Er kannte sie sehr lange und hatte sie sehr gerne. Als Natalie vom Azure erzählte und von dieser Abmachung erinnerte er sich an etwas, das er in LaCroix´s Blut gesehen hatte. Er hatte großen Respekt vor seinem Meister, aber er wollte Natalie gerne sagen, was er wußte. Vielleicht würde es ja helfen. Natalie hatte ihre Story nach Stunden beendet und sah Doug direkt an. "Nat, ich glaube ich kann dir weiterhelfen was diese Abmachung angeht. Als ich herübergebracht wurde, habe ich einiges in LaCroix´s Blut gesehen und ich denke eines davon war diese Abmachung. Es geht dabei um Liebe, auch wenn es sich komisch anhört in Zusammenhang mit meinem Meister. Es geht darum, das er seine große Liebe verloren hat. Das muß schon sehr lange zurückliegen." Doug sah Natalie an und wartete auf eine Reaktion. Er konnte erkennen, das sie plötzlich sehr nachdenklich aussah. Sie erinnerte an eine Geschichte die Nick ihr mal erzählt hatte. "Ihr Name war Fleur de Brabant. Sie war Nick´s Schwester." Warf Natalie ein, bevor Doug weiter erzählen konnte. "Ja, ich denke das ist die Frau um die es geht. LaCroix ließ sie gehen weil er sie liebte. Aber er verlangte von Nicholas dasselbe. Die Abmachung besagt, das wenn Nicholas sich eines Tages in eine Sterbliche wirklich verlieben würde, er sie verlassen oder töten müßte um die Schuld zu begleichen und den Schmerz des Verlustes zu spüren."

 

Natalie hatte ihren Kopf gesenkt. Wenn es stimmte was Doug ihr erzählt hatte, dann hieße es, das Nick sie wirklich lieben würde und sie nur wieder schützen wollte. "Danke Doug. Du hast mir sehr weiter geholfen. Ich werde mein Wissen für mich behalten. Ich weiß sehr genau wie rachsüchtig LaCroix sein kann und ich will dich nicht gefährden. Ich werde jetzt schlafen gehen und wenn ich wach werde, verschwinde ich wieder. Es wäre zu gefährlich für dich, wenn ich bleiben würde. Du bist wirklich ein sehr guter Freund und ich hoffe du wirst deine Entscheidung niemals bereuen." Mit diesen Worten ging sie ins obere Geschoß und legte sich schlafen.

 

Am nächsten Nachmittag wachte sie auf. Sie fühlte sich mittlerweile wirklich krank und beschloß zu einem Kollegen zu gehen, bevor sie weiterzog. Sie duschte und zog sich an. Dann packte sie ihre Sachen wieder in den Wagen und fuhr zum nächsten Krankenhaus. Ein freundlicher älterer Arzt empfing sie, hörte sich ihre Symtome an und untersuchte sie darauf hin. Er nahm ihr Blut ab und sagte ihr, das es eine Weile dauern würde, bis er die Ergebnisse habe, aber sie könne gerne warten. Natalie schlief in einem Nebenraum nach kurzer Zeit ein und begann zu träumen. Sie sah Nick auf einem Friedhof vor einem Grabstein. Als sie die Schrift auf dem Stein erkennen konnte, sah sie, das es sich um ihren Namen handelte. Eine ganze Weile geschah nichts, dann wurde sie von einer Schwester aus ihren Träumen geholt. "Der Doctor möchte sie gerne jetzt nochmal sehen, Miss." Sagte eine freundliche, runde, ältere Schwester.

 

Natalie rappelte sich langsam von der Couch hoch und ging wieder ins Sprechzimmer des Arztes. Sie nahm vor seinem Schreibtisch Platz und konnte seinem Gesicht ansehen, das er keine guten Nachrichten hatte. "Miss Lambert. Ich habe hier ihre Blutergebnisse. Es sieht leider so aus, als hätten sie schon seid längerer Zeit einen Virus in sich, der langsam anfängt sich auszubreiten. Fühlen sie sich schon länger krank oder müde?" Natalie liefen verschiedene Ereignisse durch den Kopf, bei denen sie sich an irgendwelchen Leichen angesteckt haben könnte, aber ihr fiel keine bestimmte Sache ein. "Was ist es Doctor?" fragte sie ihn mit müder aber sehr ruhiger Stimme. Der Arzt sah sie besorgt an. "Es tut mir sehr leid, Frau Kollegin. Aber wir haben den Test dreifach kontrolliert. Immer mit demselben Ergebnis. Sie sind HIV positiv und so wie es aussieht, ist die Krankheit bereits ausgebrochen." Natalie´s Augen weiteten sich. Sie hatte nicht damit gerechnet, das es so schlimm sein würde. "Wie geht es jetzt weiter?" fragte sie ihren Gegenüber, jetzt nicht mehr ganz so ruhig. "Wir werden ihnen einige Medikamente mitgeben. Eine Tricyclische Verbindung und ACT. Also die üblichen Medikamente. Die Forschung kommt zwar täglich weiter, aber das sind nach wie vor die gängigen Medikamente. Sie werden aber ab jetzt wöchentlich zur Untersuchung kommen müssen." Natalie war mit ihren Gedanken nicht mehr bei der Sache. "Danke Doctor. Ich werde die Behandlung zuhause fortsetzen lassen." Mit diesen Worten nahm sie die Medikamente und verschwand aus dem Krankenhaus.

 

Draußen saß sie in ihrem Wagen und starrte in die Nacht. Sie würde sterben, das wurde ihr langsam bewußt. Sie wollte Nick noch einmal sehen. Sie wollte ihm sagen, das sie ihn verstand und ihm vergeben würde und das sie ihn liebt. Sie wollte nicht, das er auch noch mit dieser Schuld leben mußte. Langsam steuerte sie ihren Wagen in Richtung Toronto. Es war eine sehr dunkele Nacht und sie mußte langsam fahren. Ihre Gedanken schweiften ab. Was sollte sie Nick sagen? Würde er sie herüber bringen, und wenn ja, wollte sie es überhaupt? Wenn er es nicht täte, würde sie sterben, das stand jedenfalls fest. Sie fuhr viele Stunden und es war schon eine Weile nach Sonnenaufgang als sie wieder in Toronto eintraf. Sie fuhr auf direktem Weg zum Loft. Als sie ihren Wagen abstellte kam ihr plötzlich ein anderer Gedanke. Was wenn er tatsächlich die Stadt verlassen hatte, so wie er es ursprünglich vorhatte.

 

Sie schüttelte den Kopf und befreite sich von diesen Gedanken. Sie öffnete das Tor mit dem Sicherheitscode und sah den Caddy in der Garage stehen. Sie ging auf den Lift zu und drückte das obere Stockwerk. Der Lift blieb stehen und sie öffnete die Tür. Alles sah noch genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Leise betrat sie den Loft. Sie sah sich um und ihr wurde klar, das Nick im Schlafzimmer sein würde. Sie ging die Treppe nach oben und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Dort lag er und sie konnte erkennen das er träumte. Langsam ging sie auf ihn zu und setzte sich auf die Bettkante, als sie merkte, das sie unglaublich müde war. Sie holte sich ihre Medikamente aus der Tasche und schluckte sie. Dann legte sie sich vorsichtig auf die äußerste Kante des großen Bettes und war nach kurzer Zeit tief eingeschlafen.

 

Nick erwachte am späten Nachmittag und erschrak als er einen Herzschlag neben sich hörte. Er drehte sich vorsichtig um und sah Natalie neben sich liegen. Sie schlief tief und fest, aber sie schien zu träumen. Er wußte nicht was er davon halten sollte. Sie hatte ihn verlassen. Doch jetzt lag sie in seinem Bett. Was war nur passiert. War alles nur ein Traum. Er kniff sich selber in den Arm. Nein, es war definitiv kein Traum. Sie war wirklich hier. Aber warum. Was war nur passiert. Er wollte sie wecken, aber er brachte es nicht über sich. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, sie noch einmal so nahe sehen zu dürfen. Sanft streichelte er über ihr müdes Gesicht und ihm fiel auf, das sie sehr blaß und krank aussah. Nick spürte die Sorge in sich aufkeimen, als sein Blick auf ihre Handtasche neben dem Bett fiel, die heruntergefallen sein mußte, denn der halbe Inhalt lag auf dem Boden verteilt.

 

Er stand auf und ging ums Bett herum. Er konnte die üblichen Dinge sehen, die eine Frau so normalerweise in ihrer Handtasche hat. Doch dann fiel sein Blick auf zwei Medikamentenrollen. Er nahm sie auf und laß die Beschriftung. Er war kein Mediziner und konnte daher mit den Beschriftungen nichts anfangen. Er nahm die beiden Tablettenrollen mit ins Wohnzimmer und rief seinen Freund, Dr. Julien Deveraux an. "Julien? Lange nichts mehr voneinander gehört. Ich bräuchte eine Auskunft von dir. Kannst du mir sagen, wofür man ACT und Tricyclische verschrieben bekommt?" für kurze Zeit war es ruhig am Telefon. "Nicholas. Ich weiß zwar nicht was du mit diesen Medikamenten willst, aber man verschreibt sie Patienten, die HIV kurz vor dem Endstadium haben. Hilft dir das weiter?" Nick hatte die letzte Frage schon nicht mehr verstanden. Wie in Trance hatte er den Hörer auf die Gabel gelegt. "Ich hoffe du hast erfahren, was dich so brennend interessiert hat." Hörte er Natalie´s Stimme vom oberen Rand der Treppe.

 

Natalie ging langsam die Stufen hinunter. Sie war immer noch müde und fühlte sich schwach. Außerdem war ihr schlecht von den Medikamenten. "Oh Nat. Warum hast du mir nichts gesagt?" Natalie trank in Ruhe ein Glas Wasser, dann drehte sie sich zu Nick um und sah die Tränen in seinen Augen. "Ich habe es selber erst gestern erfahren, Nick. Aber das ist nicht der Grund weshalb ich hier bin. Ich wollte eigentlich verschwinden und ein neues Leben anfangen, aber ein alter Freund, der LaCroix kennt, hat mich über dieses Arrangement das du mit ihm hast aufgeklärt. Ich wollte nur wissen, wo die Wahrheit liegt." Nick sah sie verständnislos an. "Nat, ich..." wollte er gerade beginnen, doch wurde er von Natalie sofort unterbrochen. "Nick, ich bin noch nicht fertig. Ich erinnere mich auch an alles was an Valentins Tag war und auch an die Tage davor. Ich liebe dich und ich weiß du liebst mich auch. Du wolltest mich vor LaCroix schützen, das weiß ich jetzt. Ich will aber nicht mehr beschützt sondern geliebt werden. Der Tod ist nichts mehr, was eine Bedrohung für mich ist, denn ich sterbe sowieso. Ich will nur wissen was du wirklich fühlst."

 

Nick konnte noch nicht ganz verarbeiten das er hier mit Natalie zusammen stand, und mit ihr über seine Gefühle sprechen sollte. Langsam ging er auf die Couch zu und sank förmlich auf ihr zusammen. Natalie stand in der Küche und beobachtet ihn. Plötzlich sah sie seine Schultern zucken und hörte ein leises Schluchzen. Sie hatte ihn schon oft depressiv gesehen, sie hatte Tränen in seinen Augen gesehen, aber immer hatte er sich nach kurzer Zeit wieder im Griff. Nie zuvor hatte sie ihn so gesehen, wie er jetzt war. Besorgt und emotional berührt ging sie leise zur Couch und setzte sich neben ihn. Er hatte seine Hände fest in seinem Schoß gefaltet und schluchzte vor sich hin. Natalie spürte das er sie brauchte. Sie wußte nicht ob sie die Kraft haben würde ihn noch einmal zu verlassen, wenn er ihr sagen würde das er sie nicht liebt, aber das war ihr für den Moment auch egal. Zärtlich legte sie einen Arm um seine Schulter und zog ihn zu sich herunter, bis sein Kopf in ihrem Schoß lag. Er weinte nun ganz offen und sie hielt ihn für lange Zeit einfach nur fest und streichelte ihm über den Kopf.

 

Nach einer halben Ewigkeit hob Nick den Kopf und sah Natalie mit rotumrandeten Augen an. "Ich liebe dich, Nat. Ich habe dich geliebt von dem Moment an, wo ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich will und kann dich nicht verlieren. Sag mir was ich machen kann. Bitte hilf mir." Wieder liefen ihm die Tränen der Verzweifelung über die Wangen. Natalie streichelte mit ihrer Hand über sein Gesicht und lächelte ihn an. "Ich liebe dich auch Nicholas de Brabant. Ich will und wollte dich nie verlieren. Aber es gibt nur eine Möglichkeit wie wir auf ewig zusammen sein können und das weißt du auch. Bist du dazu bereit mich herüber zu bringen?" Ihre Augen hatten eine Ernsthaftigkeit, die ihm klarmachen sollte, das sie genau wußte wovon sie sprach. Langsam setzte er sich auf, nahm ihre Hände und blickte ihr tief in die Augen. "Wenn es der einzige Weg ist um dich nicht zu verlieren, dann bin ich dazu bereit."

 

Natalie lächelte. "Es gibt keinen anderen Weg und ich weiß genau worauf ich mich einlasse. Ich will mit dir zusammen sein und ich will jetzt noch nicht sterben. Wirst du mich in der Ewigkeit auch noch lieben können? Wirst du mich noch lieben wenn ich ein Vampir bin?" Nick sah die Unsicherheit in ihren Augen und plötzlich machte er etwas, von dem er nicht glaubte das er es in seinem Leben nochmal erleben würde. Er stand auf und bat Natalie kurz zu warten. Er ging ins Schlafzimmer und suchte in einer kleinen Schatulle nach einem alten Schmuckstück. Als er es gefunden hatte, steckte er es in seinen Hausmantel und ging zurück zu Natalie. Sie beobachtete ihn als er die Treppen herunter kam. Er ging um die Couch und setzte sich neben sie. "Ich werde dich immer lieben, egal was du tust, was du bist oder wohin du gehst. Du bist mein."

 

Nick rutschte von der Couch und ging vor Natalie auf einem Knie herunter. Er nahm ihre beiden Hände in eine seiner Hände. Mit der anderen kramte er den Ring hervor, den er aus dem Schlafzimmer geholt hatte. Langsam, und mit beinahe brechender Stimme sah er ihr in die Augen und begann zu sprechen. "Natalie Lambert. Ich liebe dich mehr als mein Leben, mehr als alles andere auf dieser Welt. Würdest du mir die unverdiente Ehre erweisen mich zu heiraten und meine Frau auf ewig zu werden?" Natalie sah die Hoffnung, Liebe und Angst in den Augen des Mannes vor ihr und spürte wie er ihr einen Ring auf den Finger schob. Sie sah auf den Ring, einen nach sehr alter Art geschmiedeten Goldring, mit einem einzelnen Solitär in der Mitte, dann sah sie Nick in die Augen und lächelte. "Keine Ehre könnte größer sein, als die Frau von Nicholas de Brabant zu werden. Ich liebe dich Nick und die Antwort ist ja. Auf ewig."

 

Nick schloß sie wortlos in seine Arme und sie hielten sich für Minuten fest. Vorsichtig hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Dann holte er eine geheime Reserve an Menschenblut aus seinem Kühlschrank und ging wieder nach oben ins Schlafzimmer. Natalie hatte sich ihrer Kleider entledigt und begrüßte ihn mit dem Lächeln, das er so sehr an ihr liebte. Er setzte sich auf den Bettrand und beugt sich langsam zu Natalie herunter. Sie konnte seine goldenen Augen und seine Fangzähne sehen. "Bist du sicher?" fragte er sie ein letztes Mal. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihm fest in die Augen. "Ich bin mir sicher, Nick. Aber ich muß auch sicher sein das du damit leben kannst, mich herüber gebracht zu haben. Du sollst wissen, das ich dich lieben und respektieren werde und dich niemals verlassen werde. Aber es ist deine Entscheidung, ob du damit leben kannst." Nick sah Natalie ebenso fest in die Augen. "Solange du bei mir bist, kann ich mit allem anderen umgehen. Ich liebe dich."

 

Es waren keine weiteren Worte mehr nötig. Nick beugte sich wieder vor und nachdem er sanft Natalie´s Nacken geküßt hatte, senkte er seine Fangzähne in ihre Vene. Die ersten Schlucke ihres Blutes waren berauschend. Er wurde überflutet von ihrem Leben, ihrer Erinnerung und dann ihrer Liebe für ihn. Ihre Liebe war bedingungslos. Sie akzeptierte wer und was er war und sie liebte sowohl den Mann als auch den Vampir. Er konnte das Licht sehen, das ihre Seele umgab. Und er spürte einen Frieden den er niemals zu finden gehofft hatte. Natalie sah Erinnerungen aus Nick´s Leben über sich hereinströmen und als sie seine große Liebe für sie spürte, ließ sie los von ihrem bisherigen Leben und begrüßte ihr neues Leben...

 

Epilog:

 

Einige Minuten später erwachte Natalie Lambert als Vampir. Sie sättigte ihren ersten Hunger und lernte dann als erste Lektion, was für eine Wirkung ein Vampirkuß hatte.

 

Einige Tage später heirateten Nicholas de Brabant und Natalie Lambert. LaCroix war anwesend und begrüßte das neue Familienmitglied herzlich.

 

Die Familie ging danach auf Reisen nach Europa. Natalie hatte viel zu lernen, wobei sie die meisten Lektionen von LaCroix bekam, da Nick in sowas nie besonders gut war.

 

Einige Jahrhunderte später wurde LaCroix von einem Hunter angegriffen und starb beinahe. Nur das Blut von Nick und Natalie rettete ihm das Leben. Danach bestand ein Band zwischen den dreien, das auf ewig halten würde.

 

The End

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404302319024780226f
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Fandom:

Nick Knight - Der Vampircop

Disclaimer:

Die genannten Charaktere entstammen der US/C TV-Serie "Nick Knight - Der Vampircop" ("Forever Knight"). Sie gehören James D. Parriott und Barney Cohen, sowie Sony/Tristar. Der Autor dieser Geschichten hat keine kommerziellen Vorteil von der Verwendung dieser Charaktere, sondern verwendet sie ausschliesslich für den privaten "Fan-Fiction"-Bereich. Es sind keine Copyright-Verletzung zu erwarten.


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Erstellt: 20.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 691