Tödlicher Tartufo (Autor: Michael Böckler)
 
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Tödlicher Tartufo von Michael Böckler

Rezension von Christian Günter

 

Tartufo – Trüffel. Der seit Jahrtausenden geheimnisumwobene Edelpilz bildet in diesem Roman von Michael Böckler das alles umfassende Leitmotiv, nicht nur kulinarisch, sondern auch kriminalistisch.

Es ist Herbst im Piemont – Trüffelzeit – und ein bekannter Feinschmecker wird von einem einem seiner exklusivsten Weinregale erschlagen. Ein Unfall wie es scheint. Und ein erfolgreicher Trifolao -ein Trüffelsucher- wird im Wald aufgefunden, mit einem Tartufo in seinen Händen und einer Ladung Blei im Rücken. Auch ein Unfall - hoffentlich. Zumindest wäre das wesentlich bequemer für Maresciallo Viberti, immerhin ist, wie schon gesagt, Trüffelzeit und da gibt es wesentlich wichtigere und auch angenehmere Dinge für einen kulinarisch versierten Offizier der italienischen Carabinieri zu tun. Wäre da bloß nicht Hippolyt Hermanus, Weinkenner, gescheiterter Polizeipsychologe, Privatdetektiv und Freund von Viberti, der dummerweise einen Hilferuf vom bereits genannten aber nun toten Feinschmecker via e-mail erhalten hat und nun beginnt auf eigene Rechnung zu ermitteln. Den vorherigen Hilferuf hatte er ignoriert, da hatte einfach das Cinghiale in umido und die Sorge um einen dazu passenden Wein eindeutig Priorität.

 

Böckler entführt den Leser in seinem Fortsetzungsroman zu Vino Criminale erneut in die kulinarische Welt Norditaliens und erzählt mit viel Witz und Charme den, oder besser die Kriminalfälle um einen erschossenen Trüffelsucher, einen erschlagenen Weinkenner und einen tiefgekühlten Feinkostlieferanten. Weitere Protagonisten sind eine verstörte Witwe, eine gewinntragende und äußerst attraktive junge Erbin unter Tatverdacht und ein großspuriger und nicht minder verdächtiger Geschäftspartner. Man merkt dem Autor dabei seine große Freude an der italienischen Sprache, Lebensart und Esskultur an. So auch wenn er den Leser einführt in einen Kosmos zwischen tartufo bianco, tagliatelle con tartufo und einem ordentlichen Barolo. Der erzählte Hintergrund, dem häufig auch das erzählerische Hauptaugenmerk gilt, ist gut recherchiert und mündet in einer liebevollen Beschreibung der italienischen Lebensart, die den geneigten Leser die Trüffel fast auf der Zunge schmecken lässt. Als Extra findet sich im Anhang ein Verzeichnis mit allen wichtigen Begriffen, Orten, Restaurants und Kochrezepten, die dem Leser als Grundlage eines über die Lektüre hinausgehenden Genusses dienen können.

Bedauerlicherweise leidet unter diesem erzählerischen Hauptaugenmerk der Rest der Geschichte. Zwar sind die kulinarischen Eskapaden äußerst spannend erzählt, können aber nicht über die Schwächen des im Hintergrund stehenden Krimis hinwegtäuschen. Hauptfigur Hippolyt Hermanus konstruiert, vom Geistesblitz getroffen, für den Leser nicht nachvollziehbare Lösungswege in einer eigentlich durchsichtigen Story und macht es so unmöglich eigene Verdachtsmomente zu schüren, was den eigentlichen Reiz eines guten Krimis ausmacht. Hinzu kommt, dass der Protagonist zwar unbestreitbar amüsant geschildert wird, partiell leider ebenso hölzern wirkt, wie seine kriminalistischen Thesen und so mancher überführender Dialog. Ebenfalls sind einige stilistische Brüche zu beklagen, die, ohne etwas vom eigentlichen Inhalt verraten zu wollen, in der Schilderung sexueller Ausschweifungen, wirken wie Ketchup auf Tagliatelle con Tartufo. Weniger wäre an solchen Stellen vielleicht mehr gewesen.

 

Fazit

Der Roman „Tödlicher Tartufo“ ist mehr Reiseführer und Kochbuch für Freunde des entschleunigten Genußes, als wirklich packender Kriminalroman. Vor diesem Hintergrund sind aber auch die erzählerischen Schwächen zwar auffällig, für Liebhaber der mediterranen Küche aber wenig störend. Eingefleischte Krimifans dürften also eine Enttäuschung erleben, ganz im Gegensatz zu gelegenlichen Krimikonsumenten mit Freude am Essen. Diese und ein tiefes Verständnis für das Prinzip der Langsamkeit ist für die Lektüre aber unabdingbar, da sonst die Ausschweifungen in die italienische Küche und Lebensart als zäh und langweilig empfunden werden könnten. Allen, die sich nun von dieser Rezension angesprochen fühlen, kann ich eine kurzweilige und im Prinzip wenig komplexe Lektüre versprechen, die amüsant zu lesen ist und ab und zu ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen zaubert.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240601154933693b568b
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Tödlicher Tartufo

Autor: Michael Böckler

Broschiert: 429 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (1. November 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426635178

ISBN-13: 978-3426635179

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.12.2008, zuletzt aktualisiert: 05.05.2024 13:58, 7884