SchrottT (Autor: Uwe Post)
 
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SchrottT von Uwe Post

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

2022. Die Bundesregierung versteigert in allen Bundesländern das Recht zur Ausübung der Polizeigewalt, vorgeblich um die Staatsfinanzen zu sanieren. In Baden-Württemberg sorgt fortan die sizilianische Mafia für Recht und Ordnung, in Thüringen der Vatikan samt Schweizergarde und in Nordrhein-Westfalen die Nigeria-Connection. Durch diese Deutschland-Karikatur tourt Colin Free mit seiner Crap-Metal-Band »SchrottT«, gegängelt und verfolgt von privaten Sicherheitskräften, Medienvertretern und Zensur-Consultants, umgeben von Freunden, die ein falsches Spiel spielen, und hofiert von einem braunen Schergen, der aus dem Erfolg der Band politischen Profit schlagen will …

 

Rezension

Ein neuer Roman von Uwe Post kann schon mal die Gemüter erregen. Immerhin steht der SF-Autor für einen ganz eigenen Stil. Helmuth W. Mommers prägte das Adjektiv »postig«.

Und obwohl der Autor unter keinem finanziellen Druck steht, der ihn zwänge dem Mainstream gefällig zu schreiben, scheint SchrottT etwas weniger postig geworden zu sein, als die Vorgänger.

 

Dabei ist die Ausgangs-Idee genial. Private Sicherheitsfirmen übernehmen in den einzelnen Bundesländern die Polizeigewalt. Der Grund sind klamme Kassen. Da unter den Privaten solch obskure Vereine wie die Mafia, der Papst oder ein Spaßbieter sind, bieten sich jede Menge satirischer Möglichkeiten, die Uwe Post im Verlauf des Romans auch nutzt.

 

Als Vehicel der Situationsbeschreibung, die sich durch diese Grundprämisse ergibt, nutzt er eine Crap-Metal-Band auf Tour durch das veränderte Deutschland. Die Gruppe Jugendlicher besteht aus den vier Musikern, dem Groupie des Sängers, dem Bandmanager und einem Internet-Journalisten. Auf ihrer chaotischen Reise lernen sie nach und nach die Schattenseiten einer Gesellschaft kennen, in der Privatpersonen bestimmen, was für die Sicherheit gut ist. Uwe Post nutzt dabei die Jugend seiner Figuren, um die Eingriffe in die persönlichen Rechte, auf einer ganz direkten und einfachen Ebene aufzuzeigen.

Der Wahnsinn ist nicht subtil, vielmehr überhöht Post immer wieder, nutzt die Karikatur, um die eigentlich üblen Dinge, mit Humor zu würzen.

Hat man akzeptiert, das Tourleben als Aufhänger für die schräge Zukunft zu sehen, stören die wilden Zeitsprünge auch immer weniger. Dieses spannungssteigernde Stilmittel bietet der Leserschaft auch die Möglichkeit, sich Gedanken darum zu machen, wie Free in jene Situation geraten sein mag, mit der der Roman beginnt.

 

Die Auflösung wird nicht alle befriedigen und vielleicht wird es irgendwann einmal eine weitere Reise in das schrottige Deutschland geben.

Auf jeden Fall sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, politische SF aus Deutschland zu lesen, die ziemlich entspannt und (wenn man den Posthumor mag) witzig den Finger in einige Wunden der Demokratie bohrt, deren Wundschmerz vielen Unbehagen verbreitet.

 

Das Titelbild von Ines Korth fängt ganz gut eine Seite des Romans ein, die vielleicht unter den Brocken Politik und Satire vergraben wird. Post gibt seinem Frontleader auch eine sensible Seite und schafft es, aus der Sterotype des blonden Groupies eine ziemlich toughe und präsente Frauenfigur zu erschaffen. Im Verlaufe des Romans gewinnen die Charaktere immer mehr an Substanz, beginnen zu atmen und glaubwürdig zu werden. Aber das ist ein Bonus, den man sich erarbeiten muss. SchrottT ist eher keine Liebe auf den ersten Blick.

Aber einen tiefen Blick wert.

 

Fazit:

Uwe Post macht es uns mit seinem neuesten Roman nicht leicht. Die Prämisse ist genial und von ihrem realen Potential her höchst übel. Doch man muss die Motorhaube der narativen Karre weit aufmachen, um das sanfte aber kräftige Vibrieren des postschen Weltbildes zu hören.

Mit schnell platzierten Gags und Wortwitz schlägt Post genau in jene empfindlichen Stellen, die man allzu gerne ignorieren möchte. Deutsche Science-Fiction der modernen Art.

 

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Buch:

SchrottT

Autor: Uwe Post

gebunden, 229 Seiten

Atlantis Verlag, 30. Oktober 2013

Titelbild: Ines Korth

 

ISBN-10: 386402126X

ISBN-13: 978-3864021268

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00FH45SIS

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 01.12.2013, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 13330