Perfect Copy - Die zweite Schöpfung (Autor: Andreas Eschbach)
 
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Perfect Copy - Die zweite Schöpfung von Andreas Eschbach

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Ist die Individualität des Menschen ausschließlich abhängig von seinen Erbanlagen?

 

In Wolfgangs Klasse grassiert seit Wochen das Klon-Fieber. Ein kubanische Wissenschaftler hat zugegeben, vor 16 Jahren zusammen mit einem deutschen Mediziner einen Menschen geklont zu haben. Nun sucht alle Welt nach dem Klon, der ungefähr in Wolfgangs Alter sein müßte. Wolfgangs Vater, Chefarzt der örtlichen Kurklinik, hat den Kubaner zur fraglichen Zeit gekannt. Als schließlich eine große Boulevardzeitung mit Wolfgangs Foto und der Schlagzeile "Ist das der deutsche Klon?" auf der Titelseite erscheint, ist in dem idyllischen Kurstädtchen die Hölle los ...

 

Inhalt:

Wolfgangs Leben scheint vorhergeplant bis ins kleinste Detail: Er soll, wenn es nach seinen Eltern geht, Cello-Solist werden. Aber Wolfgang hat so seine Zweifel. Er glaubt nicht, daß seine Begabung zu einer solchen Karriere reicht und beginnt erst wirklich an sich zu zweifeln, als er eine Tonbandaufnahme auf einer rätselhaften roten Kassette finden, die offentsichtlich von seinem Vater stammt und seine virtuosen Fähigkeiten als Junge zeigt. Kann sich ein Talent dermaßen zurückentwickeln?

 

Gleichzeitig bricht in seiner Schule das Klon-Fieber aus. Ein kubanischer Wissenschaftler hat bestätigt, daß er vor mehr als einem Jahrzehnt gemeinsam mit einem deutschen Arzt einen menschlichen Klon geschaffen hat. Und Wolfgang bemerkt nicht, daß das allgemeine Interesse auf ihm liegt. Erst als er sein Foto in einer großen Boulevard-Zeitung sieht und von der Schule beurlaubt wird, erkennt er, in was er da hineingeraten ist.

 

Doch bald kommt Entwarnung von Seiten der Polizei und die Hexenjagd, die die Medien auf ihn seine Familie veranstaltet haben, flaut ab. Dennoch bleibt ein merkwürdiges Gefühl in Wolfgang zurück. Als er dann merkwürdige Dinge im Haus seiner Eltern findet, glaubt er sich auf dem richtigen Weg. Einen Weg, der ihn nach Berlin an die Staatsoper führt. Denn dort gibt es jemanden, der seinen Verdacht bestätigen oder entkräften könnte ...

 

Rezension:

Ein Jugendbuch aus der Feder von Andreas Eschbach. Der inzwischen etablierte Erfolgsautor übt sich ja neuerdings in dieser Kunst, vielleicht um das jugendliche Publikum für die phantastische Literatur zu begeistern, vielleicht einfach nur aus Spaß? Ich weiß es nicht, und ich empfinde es nicht als wichtig, solange sich seine Romane gut lesen lassen.

 

Und das kann "Perfect Copy" sicherlich. Nein, kein Meisterwerk, aber eine spannende, interessante Geschichte, die leider nur allzu schnell Realität werden könnte. Doch das ist ja gerade Eschbachs Spezialität: Er sucht sich ein Thema, schreibt sein Manuskript, und wenn es velegt wird, denkt man als Leser erst einmal darüber nach.

 

Wie weit darf die Wissenschaft gehen? Wann ist Schluß mit lustig? Was ist mit der menschlichen Ethik? Und, vor allem, welche Rechte hat denn nun ein Klon?

 

Eschbach gibt darüber keine wirkliche Auskunft, was auch gut ist. Er will sein jugendliches Publikum nicht nur unterhalten, er will auch zum Nachdenken anregen. Gerade in einer Zeit wie dieser, in der eine Entwicklung rasend schnell der nächsten folgt, in der Wissenschaftler alles daransetzen, das menschliche Genom aufzuschlüsseln und die "Bauanleitung" wirklich zu verstehen. Wie schnell kann es da zu solchen Auswüchsen wie in diesem Buch kommen? Zu schnell, wenn man mich fragt.

 

Eschbach wählt als seinen Protagonisten "Wolfgang", einen Jungen, der gerade mitten in der Pupertät steckt und plötzlich vor dem schwersten Los steht, was einem Menschen im Moment wohl treffen kann. Hier bleibt der Autor einfühlsam. Wolfgangs Gedankengänge, seine Reaktionen und Aktionen sind nachvollziehbar, seine Schüchternheit dem anderen Geschlecht gegenüber einfach nur süß, erinnert das ganze doch sehr an die eigene Zeit, in der man nicht genau wußte, ob Jungen denn nun toll oder blöd sind - oder vielleicht auch beides. Naja, für die Herren mag das ganze damals anders herum gewesen sein.

 

Überhaupt sind Eschbachs Figuren interessant, gerade die Jugendlichen hat er hier wirklich gut im Griff. Die Erwachsenen bleiben ein bißchen blaß, doch das ist für das Alter des Erzählers durchaus normal. Immerhin beginnt in diesem Alter der erste Abnabelungsprozeß, man setzt sich mehr mit Gleichaltrigen auseinander als mit seinen Eltern. Alles, was über 20 ist, ist alt, wobei ... lassen wir das besser.

 

Nur an einer Stelle fand ich, daß Eschbach ein wenig übertreibt, wenn es auch eine durchaus berechtigte Charakterstudie von Wolfgangs Vater ist: Sein actionreicher Auftritt in Berlin. Hier war mein erster Gedankengang: "Da sind aber die Pferde mit jemandem durchgegangen!" Nicht, daß ich Eschbach seine Phantasie neide, beileibe nicht! Ich empfand es nur als leicht überbordernd. Aber vielleicht hatte auch dieses Kapitel seinen tieferen Sinn, der sich mir nicht so recht erschließen wollte. Oder es ging ihm um ein bißchen "Knalleffekt" - der allerdings gelungen wäre.

 

Auch das Ende ist erwähnenswert, zeichnet es sich doch durch eine gute Prise Humor aus. Zwar will Eschbach auf den letzten Seiten sehr viel erzählen, was er auch tut, doch gerade die Schlußszene hat es hier in sich. Hier mußte ich mehr als nur herzlich lachen, das war wirklich gut und ein noch besserer Schluß hätte wohl nicht kommen können.

 

Eschbachs Jugendbuch, nicht nur für die Jugend. Ein Stoff, der durchaus auch Erwachsene anspricht, es sogar sollte. Ein schwieriges Thema, das der Autor aber gekonnt gemeistert hat (hier taucht dieses verdammte Wort doch noch auf!). Keine reine SF, da sehr nahe an der Wirklichkeit und spätestens in einigen Jahren tatsächlich möglich, aber dadurch ein noch interessanteres, weil aktuelles Thema, dem wir alle uns einmal widmen sollten. Klasse, und mehr davon!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240327153323fa04ca44
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Buch:

Perfect Copy - Die zweite Schöpfung

Autor: Andreas Eschbach

Broschiert - 220 Seiten - Lübbe

Erscheinungsdatum: November 2005

Auflage: 1

ISBN: 3404243439

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 25.01.2006, zuletzt aktualisiert: 04.03.2023 14:44, 1806