Interview: Im Gespräch mit dem Künstler Björn Lensig
 
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Im Gespräch mit Björn Lensig

Redakteur: Chris Weidler

 

Spätestens seit seinen Arbeiten zu den Rollenspielen Demonwright (www.demonwright.de), Arcane Codex (www.nackterstahl.de) und Cthulhu (www.pegasus.de) hat Björn Lensig sich einen festen Namen in der deutschen Riege der phantastischen Künstler gemacht, aber er ist bedeutend vielseitiger in seinen Arbeiten und so findet man von ihm neben seinen Werke in vielen Magazinen, Fanzine auch Comics von ihm welche mit ihren faszinierenden und fesselnden Handlungen in Kombination mit Björns vollendeten stilvollen düsteren Umsetzung schon lange ihre Fans gefunden haben.

Björn Lensig ist mit seinem Stil das gelungene Spiel von Licht und Schattierungen gelungen, und so sind besonders seine Schwarz/Weiß-Illustrationen mit ihren stimmungsvollen düsteren Ausdruck nicht mehr in der Szene wegzudenken. In seiner Liebe für das Detail sind seine Bilder nicht nur ein faszinierender Blickfang für den ersten Augenblick, sondern entfalten ihre Tiefe erst nach und nach und man findet immer wieder neue wunderbare Gesichtspunkte und Details die einen in ihrer Ausstrahlung gefangen halten.

Björn Lensig, ein Weg über dem Rollenspieler zum Künstler. Wir waren neugierig und haben Björn einige Fragen zu sich und seinen Arbeiten gestellt.

 

FantasyGuide: Björn, wenn man so deine Liste anschaut wo du deine Werke veröffentlichst hast, Anduin, Endland, Cthuloide Welten, Demonwright, Arcane Codex, Cthulhu, stellt man einen starken Bezug von dir zu dem Bereich Rollenspiel fest. Was reizt dich genau für diesen Bereich zu zeichnen? Könntest du dir auch vorstellen z.B. Buchcover und –Illustrationen zu Zeichen oder fühlst du dich da eher durch die Thematik als Künstler eingeschränkt?

 

Björn Lensig: Ich fühle mich keineswegs eingeschränkt, eher im Gegenteil, da es ein großer Bereich ist für unterschiedliche Arbeitsweisen wie Cover oder Illustrationen. Ich arbeite sehr gerne in diesem Bereich, da es genau meine Welt ist, da ich selbst Rollenspieler bin, und diese Materie des fiktiven sehr mag. Und dies macht auch den Reiz bei mir aus, besonders die Mitarbeit an Rollenspielen wie Arcane Codex oder Cthulhu, machen mir großen Spaß. Dort kann ich durch meine Bilder dem Spieler eine Sichtweise in diese unterschiedlichen Welten eröffnen, ihn zu einen Teil des geschehen machen, ihm zeigen wie diese Welt aussieht und wie sie funktioniert. Ich erinnere mich noch an unseren Anfängen als Rollenspieler, da haben Freunde und ich uns auch von diesen Illustrationen in den Regelwerken beflügeln lassen. Mit Worten wie "Wow!" oder "Man sieht das Geil aus!" haben diese Illustrationen uns eine Sichtweise in eine Welt wie D&D. DAS oder diverse anderen eröffnet, und genau das ist es nun was ich versuche dem Spieler zu vermitteln.

 

FantasyGuide: Seit einiger Zeit gehörst du auch als fester Mitarbeiter zu der Cthulhu Redaktion von Pegasus, wie kam es dazu und was bedeutet für dich die künstlerische Arbeit an Cthulhu?

 

Björn Lensig: Von heute auf morgen kam es dazu dass ich plötzlich bei der Cthulhu Redaktion mitarbeitete. Nun Manfred Escher ein Mitarbeiter bei den Cthuloide Welten wurde damals auf meine Arbeiten im Internet aufmerksam. Durch ihn bekam ich dann letztendlich den Kontakt zum Chefredakteur der Cthuloide Welten Frank Heller. Nach kleinen Arbeiten (Karten und Illustrationen) für das Magazin, mehrten sich dann die Aufträge auch für offizielle Cthulhu Quellbände wie Cthulhu 1000 A.D., Berlin im Herzen der Stadt, Auf den Inseln Box usw. und somit wurde ich dann fester Bestandteil der Redaktion.

 

Das Arbeiten für Cthulhu ist einfach Spitze, es bedeutet mir sehr viel, da ich durch dieses Projekt die Chance erhalten habe aus dem Bereich des unbekannten zu entfliehen und dicht an der Öffentlichkeit zu arbeiten, außerdem bin ich stolz darauf bei einer der wenigen Deutschen und mitunter bekanntesten Rollenspiele mitzuwirken.

 

FantasyGuide: Demonwright ist ein kostenloses im Internet erhältliches Fantasy-Rollenspiel-Setting von Andre Schönherr, welches du mit deinen Illustrationen äußerst gut ergänzt. Was war für dich der Reiz an Demonwright als Künstler mitzuarbeiten?

 

Björn Lensig: Der Reiz war das unbekannte... Demonwright war das erste RPG welches ich dank der guten und Informativen Zusammenarbeit von Andre Schönherr illustrieren durfte. Das Projekt ist einfach genial, erst bei der Arbeit merkte ich wie liebevoll diese Welt von Andre gestaltet wurde, es hatte mir eine Unmenge Spaß bereitet an Demonwright mitzuarbeiten.

 

FantasyGuide: Björn, was bedeutet für dich "zeichnen"? Möchtest du in deinen Zeichnungen etwas bestimmtes Ausdrücken oder ist es mehr die künstlerisch fiktive Umsetzung zu einer festen Thematik?

 

Björn Lensig: Das "zeichnen" bedeutet für mich sehr viel, eigentlich bestimmt es einen Großteil meines Lebens. Durch dieses Medium hab ich die Möglichkeit, Gedanken, Gefühle und auch Stimmungen einzuarbeiten und auch verstärkt auszudrücken. Diese sind meist von den Auftragsarbeiten mal abgesehen, keine strikte fiktive Umsetzungen eines Themas, sondern eher Verarbeitungen des alltäglichen Wahnsinns (Lach).

 

FantasyGuide: Wie gehst du an eine Zeichnung ran, was ist deine Arbeitsweise und welche stilistischen und handwerklichen Mittel bevorzugst du?

 

Björn Lensig: Die Bilder entstehen erst einmal in meinem Kopf, und geben mir dann je nach Motiv schon eine gewisse Richtlinie in ihrer Herstellung vor. Meist entscheidet sich auch sofort im Gegenzug, ob es ein Farbiges, S/W oder Graustufen Bild wird, abhängig vom Motiv oder vom nutzen der Zeichnung ist dies entscheidend. Nach diesem Vorbereiten, kommt das Skizzieren des Motivs mit Bleistiften auf einem geeigneten Medium (Papier oder Karton), wo ich meist HB und 3B Bleistifte verwende. Die Ausarbeitung ist nach dem skizzieren ausführlicher, welches bei Tusche oft zu tragen kommt. Das Bild wird mit Outlines versehen und dann mit Pinsel und Tusche letztendlich ausgearbeitet. Bei einem Graustufenbild ist das etwas anders, hier wird je nach Effekt das Bild entweder weiter mit Bleistift ausgearbeitet und erst dann mit Tusche oder Copymarker mit Effekten versehen, und/oder mit diesen Mitteln vollends ausgearbeitet, je nach Motiv halt. Bei den Farbigen Bildern ist dies auch sehr unterschiedlich, hier verwende ich meist Acryl zum grundieren und dann Öl Farben für die Details oder dem Finish, oder setze auch das Mittel der Kolorierung per PC ein, je nachdem was ich haben möchte.

 

FantasyGuide: In deiner Galerie überwiegen deine Graustufenzeichnungen gegenüber den Farbzeichnungen sehr. Bevorzugst du das Spiel der Schatten, des schlichten aber stimmungsvoll emotionalen und eindringlichen Ausdrucks, oder was liebst du an diesem Stil so sehr?

 

Björn Lensig: Ich liebe das Spiel mit Licht und Schatten, ich bevorzuge lieber die dunklen Töne, als helle Farben. Für mich birgt diese Grauschattierungen viele Emotionen, es ist eine andere Form die einer dunklen Stimmung, welche dann sehr eindringlich und beklemmend wirken soll. Deshalb arbeite ich lieber mit diesen Graustufenzeichnungen, da es für mich eine reinere Form ist um etwas zu visualisieren.

 

FantasyGuide: Dieses Spiel mit Licht und Schatten und dunkle Stimmung, liegt hier auch deine Vorliebe zu Zeichnungen die eher in den Bereich "Düster" und "Endzeit" gehen?

 

Björn Lensig: Ja definitiv, ich mag einfach die Atmosphäre die durch dieses Spiel von Licht und Schatten hervorgerufen wird. Darum mag ich auch Düster gehaltene Bilder, egal ob es nun Endzeitliche oder Fantasy Motive sind, es kommt auf dieses gewisse etwas an, was diese Bilder und deren dunkle Stimmung ausmacht.

 

FantasyGuide: Aber auch Rollenspiel beeinflussen deine Werke, wie du ja sagst. Setzt du hier Momente im Spiel wie du sie vor den Augen hast um, oder wie muss man diesen Einfluss verstehen?

 

Björn Lensig: Nun ich stelle mir diese Szenen oder Momente einfach bildlich vor, dies entstammt aus meiner Rollenspiel zeit, würde ich sagen. Diese Bilder sind dann einfach da und quellen einfach so aus dem Bleistift hervor (lach).

Natürlich ist es auch ein Unterschied ob es sich um Aufträge handelt oder nicht, da werden dann z.B. andere Sichtweisen der Auftraggeber umsetzt. Aber selbst dort kann man eigene Einflüsse und Sichtweisen einbauen. Es ist halt wichtig sich in die Sicht der Spieler oder Spielleiter zu bewegen.

 

FantasyGuide: Björn, Illustrationen sind ja nicht alles was du machst. Wie du mal erzählt hast, setzt du zur eigenen Entspannung auch Comics um. Zwei deiner Comics mit den Titeln "Festmahl der Dämonen" & "Sünden" kann man bei dir auf der Homepage herunterladen und "Festmahl der Dämonen" auch direkt auf FantasyComic.de anschauen. Beides wirklich beeindruckende Werke düsterer Thematik mit einer zeichnerischen Detailliebe die einfach umhaut. Soviel ich weiß steckt in "Festmahl der Dämonen" vier Monate Arbeit, was ich für "Entspannung" schon sehr viel Arbeit ansehe. Ist der Comicbereich eher dein heimliches Steckenpferd und was hat dich zu den Ideen der beiden Comics gebracht?

 

Björn Lensig: Comics sind seit eh und je mein heimliches Steckenpferd, das lesen und das zeichnen tue ich sehr gerne, leider nur zu selten wie ich grad mal wieder feststelle (lach). Die Ideen für die beiden Comics war unterschiedlich, Sünden entstand damals eher aus Neugierde, da ich die Thematik des Serienmörders seit geraumer Zeit interessant fand, entschloss ich mich eine düstere Version dessen zu entwerfen, sozusagen als Schnupperprojekt. Eine Zeit später nach "Sünden" entstand dann die Story zu "Festmahl der Dämonen", ich muss hierzu kurz erklären das ich gerne Horror Geschichten lese und mich sehr für das Mittelalter interessiere, demnach war das Grundprinzip für das Comic gelegt, beide Thematiken miteinander zu verbinden. Ich wollte mit diesem Comic was Fiktiv-Historisches machen, und da kam ich auf die Kreuzzüge. Da diese einen weiten Bereich lieferten waren die Kreuzzüge eine Ideale Handlung für mich, nun und durch eine Prise Horror entstand dann der Comic "Festmahl der Dämonen" nach und nach.

 

FantasyGuide: Wird es noch mehr Comics aus deiner Zeichenfeder geben und welche Ziele hast du dir hier gesetzt?

 

Björn Lensig: Ja es wird weitere Comics geben, da könnt ihr euch nicht retten (lach), denn da hab ich auch noch jede menge zu lernen und möchte diesen Bereich auch nicht vernachlässigen. Ziele habe ich viele, vorrangig steht für mich das oberste Ziel an, mich weiter künstlerisch zu betätigen, noch mehr zu lernen und mich weiterzuentwickeln in jeden Bereich in dem ich Arbeite.

 

FantasyGuide: Welche anderen Zeichner haben dich in deiner Entwicklung beeinflusst und sind für dich auch heute noch wichtig?

 

Björn Lensig: Mich haben seit damals Zeichner, vor allem aus dem Comicbereich wie Alfredo P. Alcala, John Buscema und etwas später Simon Bisley sehr fasziniert, und inspiriert. Als ich dann mit dem Rollenspiel anfing kamen Künstler wie Gerald Brom, Jeff Easley und Keith Parkinson hinzu. Seit damals Inspirieren mich diese Künstler immer noch sehr und haben mir auch gewisse Einflüsse mit auf den Weg gegeben.

 

FantasyGuide: Zeitgefühl und Zeichnen, ich habe mir von anderen Künstlern sagen lassen, das sind zwei Punkte die sich bei einem Künstler während der Arbeit widersprechen und man dabei jegliches Gefühl für Zeit verliert und ganz in das Werk eintaucht. Ist es bei dir auch so? Und wenn ja, wie geht deine Familie oder dein Bekanntenkreis damit um?

 

Björn Lensig: Das kann ich nur bestätigen, bei mir ist es auch so das die Zeit dann einfach nur so verfliegt, ich tauche da auch völlig in die Arbeit ein, es ist schon manchmal sehr seltsam wie schnell dann die Zeit beim Zeichnen vergehen kann. Meistens merkt man gar nicht das es auf einmal spät in der Nacht ist. Meine Familie wie auch mein Bekanntenkreis bringt viel Verständnis für mich und meine Arbeiten auf, sie stehen hinter mir indem was ich mache. Es ist auch wichtig dort etwas Rückhalt zu finden, könnte es mir ohne gar nicht vorstellen.

 

FantasyGuide: Wie würdest du die deutsche phantastische Künstlerszene beurteilen? Ein hohes ungenutztes Potential oder eher wenige gute Perlen?

 

Björn Lensig: Die Deutsche Künstlerszene hat ein hohes Potential und ist sehr vielfältig, meiner Meinung nach. Die Leute helfen sich meist untereinander, geben sich Tipps und gute Ratschläge. Es gibt viele gute und sehr talentierte Künstler hier in Deutschland. Einige wenige deutschsprachige Künstler haben es sogar schon geschafft den Amerikanischen Markt mit Arbeiten zu bereichern, was ich sehr gut und auch Wegweisend finde. Es ist jedoch schwierig hier in Deutschland in bestimmten Märkten wie z.B. dem Rollenspiel oder Comic-Bereich als jemand unbekanntes einzusteigen, da es sich schwierig gestaltet einmal Fuß zu fassen. Aber mit einer guten Portion Glück, Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit kann es funktionieren, wenn man daran arbeitet. Und so ist auch die Künstlerszene hier in Deutschland: Hartnäckig und Zielstrebig.

 

FantasyGuide: Nach meinen Gefühl fallen die phantastischen Künstler in Deutschland ein wenig ins Hintertreffen. Es wird das beste Rollenspielsystem, der beste Roman, usw. gekürt ... aber die Künstler in diesen Bereich, welche mit ihren Werken das Ganze ein optisches Bild geben werden wenig gewürdigt. Siehst du das ähnlich und sollte es nach deiner Meinung nach ähnliche Würdigungen im Bereich phantastische Kunst, wie z.B. das beste Coverbild, die beste begleitende Illustration, etc., geben?

 

Björn Lensig: Dies sollte es schon geben, da stimme ich dir voll und ganz zu, sicherlich würde dies eine menge mehr in der Szene der Zeichner bewegen und würde auch ein guter Ansporn sein. Es ist halt wichtig auch diesen Bereich zu würdigen, da auch dort hinter jede menge Arbeit steckt, so wie bei einem Autor und dessen Texte gewürdigt werden. Was ich schon bemerkenswert fand, war bei der DRSP (Deutscher Rollenspiele Preis) Abstimmung die es im Internet für das Jahr 2003 gab, dort gab es einen Bereich "Beliebtester Zeichner der dtspr. RPG-Szene" was ich durchaus schon für viele Künstler würdigend fand. Ich hoffe nur das dies weiter fortgeführt und in der nächsten Zeit ausgebaut wird.

 

FantasyGuide: Björn, an welchen Projekten bist du derzeit bei und welche Projekte von und mit dir sind in der Planung?

 

Björn Lensig: Ich arbeitete in der letzten Zeit verstärkt an dem Kompendium des Rollenspiels Arcane Codex mit und an diverse Quellenbücher von Nackterstahl. Außerdem standen noch ein paar Cthulhu Publikationen an wie z.B. der London Quellenband, wo ich einige Karten beisteuern durfte.

 

FantasyGuide: Über deine Homepage kann man auch deine Originale kaufen, ist es für einen Künstler nicht schmerzhaft sich von den Originalen zu trennen und ab wann gibt es Kunstdrucke von dir?

 

Björn Lensig: Es kommt drauf an, es gibt einige Originale da schmerzt sicherlich der Verkauf sehr, da an diesen bzw. an vielen Bildern eine gewisse Geschichte hängt, andere wiederum haben keinen so großen Stellenwert und daher ist es immer unterschiedlich ob es schmerzt oder nicht. Also Kunstdrucke wird es sicherlich bald geben, es ist jedoch noch nicht genau abzuschätzen wann ich diese auf meiner Website anbieten kann, aber dies werde ich Euch dann schon wissen lassen.

 

FantasyGuide: Was wäre dein absolutes Wunschprojekt?

 

Björn Lensig: Da gibt es eher viele Projekte die mich Interessieren würden, ein absolutes Wunschprojekt hab ich so gesehen nicht, denn in den Projekten an denen ich schon mitarbeite gehe ich schon vollkommen auf. Sicherlich wäre es auch mal ein Traum ein eigenes Projekt im Rollenspielbereich aufzuziehen, dies jedoch ist noch weit entfernt und steht noch in den Sternen.

 

FantasyGuide: Björn, ich bedanke mich für das überaus informative Interview und wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Werken.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190226057bf9d2d6
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Erstellt: 22.04.2005, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 79