Gipfel der Götter Bd. 1 (von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura)
 
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Gipfel der Götter von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Band 1 von 5 | Kamigami no itadaki | Reihe: Shodoku

Rezension von Christian Endres

 

Bergsteigergeschichten gehören in schnulzige Heimatfilme oder Bücher um die Geierwally, und in Mangas geht es primär um gummiartige Brüste, seltsame Dragonballs und knappe Röcke, mit etwas Glück vielleicht auch noch ab und an um superstarke buddhistische Mönche, riesige Roboterkrieger oder grässliche Monster jedweden Couleurs.

 

Herzlichen Glückwunsch. Wer es bis zum ersten Band von Gipfel der Götter geschafft hat, wird wahrscheinlich schon längst wissen, dass man diese und andere Klischees am besten am Fuße des comicliterarischen Gebirgsmassivs zurücklässt, wenn man die anspruchsvollen Comic-Gipfel Europas, Amerikas und Asiens erklimmen möchte, um den Ausblick auf üppige Seiten voll großartiger Panels und Sprechblasen zu genießen, wo sich eindrucksvolle Panoramen aus packenden Geschichten und detailreichen Zeichnungen auftun.

 

Ein guter Führer durch Asiens alpine Hochregionen der Comicliteratur ist ohne Frage Jiro Taniguchi. Inzwischen hat es sich auch hierzulande herumgesprochen, dass der 1947 geborene Japaner nicht nur westliche und östliche Einflüsse in atmosphärisch dichten Szenarien kombiniert, sondern auch zu den meisterhaften Gipfelstürmern des grafischen Erzählens gehört. Carlsen sowie Schreiber und Leser decken bereitwillig den deutschen Taniguchi-Nachholbedarf und bedienen sich am ebenso umfassenden wie abwechslungsreichen Output des vielleicht abgeklärtesten zeitgenössischen Mangaka, der stets mit viel Ruhe und Nüchternheit große Gefühle aufs Papier bannt.

 

Eben diese Ruhe und künstlerische Abgebrühtheit ist es dann auch, die den ersten Band von Gipfel der Götter über weite Strecken zu einem ganz besonderen Manga macht. Die Thematik als solche bietet freilich gefährliche Klischees und Stereotypen en masse, an denen selbst Hollywood schon abgestürzt ist. Und obwohl auch dieser Auftaktband mit einigen Klischees aufwartet, ist er durchgehend spannend geschrieben und gerade in der Natur äußerst intensiv.

 

Taniguchi und Yumemakura erzählen ihre in detailreichen Schwarzweißbildern eingefangene Geschichte ohne Hast. Man merkt, dass die Reihe auf fünf Bände angelegt ist und die Künstler sich Zeit und Raum für den sorgfältigen Aufbau ihrer Handlungsträger nehmen. Fast journalistisch mutet so auch die in der Story verankerte Recherche an, die uns die schwierige Bergsteiger-Legende Habu Yoshi näher bringen soll. Da macht es auch nichts, dass der anfängliche Aufreißer um die Kamera der ersten Everest-Bezwingung ab Mitte des Bandes etwas in den Hintergrund rückt und wohl auf später vertagt wurde.

 

Zwischen ehrgeizigen, rivalisierenden Extremsportlern und verbissenem Personenkult: Ein Auftakt nach Maß mit viel Platz zur Entfaltung der Figuren, die schnell zu mehr werden - echten, Charakteren mit scharfem Profil, auf denen die Geschichte in den Folgebänden ruhen kann.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191215322ae7d047
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Comic:

Der Gipfel der Götter Bd. 1

Reihe: Shodoku

von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Paperback m. Klappenbroschur, 326 Seiten

Schreiber&Leser, Oktober 2007

ISBN: 393710271X

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.06.2008, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 6641