Die Zeichen der Finsternis (Autor: Michael Siefener)
 
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Die Zeichen der Finsternis von Michael Siefener

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Bislang verlief das Leben des Kölner Philosophieprofessors Victor Leclerc in beschaulichen Bahnen. Sein Beruf, seine geliebten Bücher, ab und an eine kurze Beziehung … doch dann stürzt sich sein Freund und Kollege Peter Haenseling völlig überraschend aus seinem Bürofenster. Für die zuständigen Behörden ist der Fall eindeutig: Selbstmord. Akte geschlossen. Nicht so für Leclerc. Denn welcher Grund hätte Haenseling dazu treiben können, freiwillig aus dem Leben zu scheiden? Feinde hatte er nämlich keine und auch seine biestige Ehefrau dürfte kein triftiger Grund für Suizid gewesen sein. Von dem womöglich größten Mysterium ganz zu schweigen: weshalb sich Haenseling ausgerechnet durch ein geschlossenes Fenster in die Tiefe stürzen musste.

Im Gegensatz zu den zuständigen Polizeibeamten sorgt besonders die letzte Frage bei Leclerc dazu, die Umstände und Hintergründe ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit Erfolg, denn schon kurz darauf offenbaren die Hinterlassenschaften des Verstorbenen einen detaillierten Einblick in Haenselings letzte Aktivitäten. Offenbar hatte er als eine Art Mittelsmann agiert und im Auftrag einer geheimnisvollen, namenlosen Vereinigung diverse historische Dokumente ersteigert. Doch zu welchem Zweck? Und wer sind die eigentlichen Drahtzieher dahinter?

Bei seiner Suche nach Antworten trifft Leclerc auf den Jesuiten Benno Jansen – und wird prompt zum Verfolgten. Denn auch Jansen hat die Suche nach jenem legendären Artefakt angetreten, welches entweder Segen sein oder die Hölle entfachen kann. Gemeinsam starten die beiden ungleichen Männer eine Spurensuche, die sie nicht nur in dunkle Regionen der Geschichte, sondern auch quer durch Europa führt; dabei stets den Atem ihrer schattengleichen Verfolger im Nacken spürend – den Quaeriten …

 

Spätestens seit Dan Brown sind moderne Schnitzeljagden wieder schwer in Mode. Und erfolgreich. Zahllose Nachahmer schnappten prompt das Konzept des einstigen Englischlehrers, einen oder mehrere Protagonisten diverse Hinweise und Verschlüsselungen in geschichtsträchtigen Artefakten und Kunstwerken zu entziffern, auf. Nicht immer mit dem gleichen Erfolg. Die Gründe für ihr Scheitern? Entweder mangelndes Schreibtalent oder schlichtweg schlechte bis gar keine Recherche. Manchmal sogar beides.

Was Michael Siefener, den Autor von Die Zeichen der Finsternis anbelangt, so kann in seinem Fall weder von fehlendem Talent noch von wild zusammengesponnenen Theorien und Querverweisen ausgegangen werden, sondern vielmehr von hervorragenden Voraussetzungen, welche sein neuestes Werk durchaus weit oberhalb der gesichtslosen Masse platzieren könnten.

Und Siefener enttäuscht nicht. Mag seine Prosa nicht unbedingt etwas für Tempo- und Actionpuristen sein, so schreibt er dennoch flott, flüssig und sehr spannend. Binnen weniger Seiten wird der Leser dadurch zum passiven Mitstreiter des Philosophieprofessors Victor Leclerc und ist gleichzeitig gebannt ob der konstanten Bedrohung, welche über dem Haupte des Protagonisten schwebt und fasziniert von dem hervorragend recherchierten und sehr detailfreudigen Geschichtsteppich, der im Verlaufe der Geschichte immer weiter ausgebreitet wird und zu solch unterschiedlichen Orten wie Paris, die Eifel oder gar den Vatikan führt, welche von Siefener ebenfalls sehr überzeugend portraitiert werden.

Die besondere Würze erhält „Die Zeichen der Finsternis“ aber durch das fantastisch-düstere Element, welches zunächst kaum merklich, aber immer Verlaufe immer ausgeprägter wird, ohne dabei jedoch zur Farce zu verkommen. Stellenweise weckt Leclercs Suche daher auch Assoziationen an Arturo Pérez-Revertes Roman Die neun Pforten beziehungsweise an dessen Protagonisten Dean Corso, verkommt aber glücklicherweise nicht einmal ansatzweise zur simplen Kopie des eben erwähnten Werkes.

 

Fazit:

Mit „Die Zeichen der Finsternis“ untermauert Michael Siefener seinen Ausnahmestatus in der deutschen Phantastikszene. Ein spannendes, mysteriöses, originelles Werk – und daher auch ein Pflichtkauf für alle dunklen Phantasten mit Niveau!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419183821dff00f10
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Buch:

Die Zeichen der Finsternis

Autor: Michael Siefener

Taschenbuch, 352 Seiten

Kbv-Verlag, Februar 2010

 

ISBN-10: 3940077852

ISBN-13: 978-3940077851

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 20.03.2010, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 10220