Druckversion: Gipfel der Götter Bd. 4 (von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura)

Gipfel der Götter von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Band 4 von 5 | Kamigami no itadaki | Reihe: Shodoku

Rezension von Christian Endres

 

Der Berg ruft, und das zum nunmehr schon vierten Mal. Jetzt zählen allerdings keine verflossenen Liebschaften oder Schnitzel- und Verfolgungsjagden in Katmandu mehr, keine Kameras, keine Blicke in die Vergangenheit, keine verloren geglaubten oder wieder gewonnen Träume. Jetzt zählen nur noch der Berg und dessen Bezwingung – und zwar im Winter, über die legendär schwere Westflanke und ohne Sauerstoff. Das ist Habus großer Traum, sein Lebensziel. Dafür lebt er, dafür ist er bereit zu sterben. Er möchte nicht nur als einsamer japanischer Bergwolf in die Annalen der alpinen Zunft eingehen, sondern als großer Bezwinger. Fukamachi hat sich indessen in den Kopf gesetzt, Habu auf seinem tollkühnen Aufstieg zu begleiten und diesen in Bildern festzuhalten. Also brechen die beiden so verschiedenen Männer eines Morgens auf, um zwischen Eis und Schnee das Schicksal und den Gipfel der Götter herauszufordern...

 

Habu und Fuckamachi nähern sich nicht nur dem Gipfel. Jiro Taniguchi und Baku Yumemakura nähern sich ebenso dem Finale ihrer in dieser Form wohl beispiellosen, akribisch recherchierten Manga-Bergsteiger-Saga. Unter dieser Prämisse inszeniert das kreative Duo einen längst nicht mehr so abwechslungsreichen und dynamischen Genre-Mix wie in den drei Paperbacks davor. Dafür steht der vierte und vorletzte Band der epischen Reihe ganz im Zeichen der Charaktere. Seite für Seite wird ein intensiver, fast intimer Blick auf das Innenleben von Habu und Fukamachi geworfen, auf ihre Motivationen und Obsessionen, auf das Menschsein unter extremen Bedingungen in über 7.000 Metern Höhe.

 

Bis auf ein kurzes, temporeiches Vorspiel zu Beginn des Bandes, das den Bogen noch einmal zum dritten Teil schlägt, liegt der Fokus also klar auf Habu und Fukamachi sowie dem schrecklich-schönen Mount Everest: Die ideale Vorlage für Taniguchi und seine Assistenten, um großartige Impressionen der rauen, gefährlichen, ja bisweilen sogar tödlichen Gebirgs- und Gletscherwelt zwischen Tibet und Nepal zu Papier zu bringen. Neben den intensiven Charaktermomenten und der wieder einmal äußerst üppigen Seelenschau der beiden Extrembergesteiger ist es diesmal wohl vor allem das Artwork, das in den Bann schlägt und begeistert. Der realistische Look verstärkt die Bedrohlichkeit der überlebensgroßen Umgebung der Gebirgswelt und trägt letztlich auch dazu bei, die Gefühlswelt von Habu und Fukamachi noch greifbarer, noch stofflicher wirken zu lassen.

 

Die konsequente, detailverliebte und nicht zuletzt auch spannende Fortsetzung einer außergewöhnlichen Reihe, die nach wie vor durch Schrift und Bild mehr als nur überzeugt. Auf zum Gipfel!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420024447a73ef45a

Comic:

Der Gipfel der Götter Bd. 4

Reihe: Shodoku

von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Paperback m. Klappenbroschur, 312 Seiten

Schreiber&Leser, Juli 2008

ISBN: 3937102906

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50