Druckversion: Gipfel der Götter Bd. 2 (von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura)

Gipfel der Götter von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Band 2 von 5 | Kamigami no itadaki | Reihe: Shodoku

Rezension von Christian Endres

 

Sie sind die Könige der Felsen, greifen mutig und voller Ehrgeiz nach ihren Traumgipfeln. Doch neben ihren Ambitionen und ihrer Ausrüstung schleppen sie auch ihre Egos und ihre Träume mit auf den Berg - oder flüchten sich gar zwischen Schnee und Eis vor ihren Sorgen und Nöten im Flachland ...

 

Im zweiten Band von Jiro Taniguchis und Baku Yumemakuras Bergsteigersaga bekommt die rivalisierende, abenteuerlustige und bei Zeiten ziemlich gefährliche Männerwelt der Alpinisten eine erste zarte weibliche und vor allem in vielen Belangen eine stark persönliche Note. Stilistisch fällt dagegen primär ein weiteres Kapitel mit der lebenden Legende Habu auf, das diesen in einer neuerlichen Rückblende in Aktion zeigt - diesmal allerdings kommentiert auf fast 100 Manga-Seiten mit Tagebuchfragmenten der mürrischen, untergetauchten Bergsteiger-Ikone, hinter der Fukamachi immer noch her recherchiert, obwohl die Faszination inzwischen mehr von Habu denn von der in Nepal gefundenen Kamera ausgeht, die ja der Ursprung aller Bemühungen war, Licht in die Vergangenheit der Everest-Besteigungen zu bringen ...

 

Inhaltlich ist das immer noch alles spannend und angenehm atmosphärisch, genauso wie man den sorgfältig eingeführten Figuren weiterhin sehr nahe ist. Sowohl Fukamachis journalistische Odyssee in Habus tragische Vergangenheit, als auch die Rückblenden mit den Extremsituationen unterhalb der Gipfel liefern einige eindringliche Szenen. Die Klischees, die dabei bedient werden, sind schnell vergessen, obschon Habus mit dem Tagebuch-Monolog verknüpfter Kampf am Ende doch ein wenig zu lang geworden ist. An dieser Stelle sind sich Szenerist Yumemakura und Zeichner Taniguchi ihres Platzes fast zu sehr bewusst. Ansonsten wirkt auch der zweite Band wieder äußerst frisch und hat ein nahezu perfektes Timing, von den großartigen Schwarzweißbildern gar nicht erst zu reden.

 

In einem Fernsehinterview hat Taniguchi einmal gesagt, dass er, wenn das denn möglich wäre, am liebsten Zeichnungen zur Philosophie anfertigen würde. Gipfel der Götter nun ist auch nach dem vorliegenden zweiten Band noch eine charmante Mischung aus detektivisch anmutendem Journalismus und alpinem Abenteuer samt Überlebenskampf in eisigen Höhen in Mangaform. Aber auch hier, zwischen Bergsteiger-Personenkult, Rekordversuchen, Abstürzen, rauen Bedingungen und den Nachforschungen eines jungen Fotografen, gewinnt Taniguchi - wie schon in »Wanderer im Eis« - dem klassisch inszenierten Kampf Mensch gegen Natur etwas Philosophisches ab und beleuchtet die Schwächen sowie die Seelen seiner Protagonisten. Der profilierteste unter den Manga-Superstars kann eben nicht aus seiner Haut.

 

Zum Glück für seine Leser. Denn nur so kommt es am Ende zu einer ebenso gelungenen wie abwechslungsreichen Fortsetzung der international gefeierten Bergsteigersaga mit starken Charakteren und dramatischen Momenten an einem Ort, wo nichts schmerzhaftere Folgen haben kann als falscher Stolz ...

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329081545238f0970

Comic:

Der Gipfel der Götter Bd. 2

Reihe: Shodoku

von Jiro Taniguchi & Baku Yumemakura

Paperback m. Klappenbroschur, 336 Seiten

Schreiber&Leser, Februar 2008

ISBN: 3937102817

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50