Schwarzfall (Autor: Peter Schwindt)
 
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Schwarzfall von Peter Schwindt

Rezension von Carina Schöning

 

Rezension:

„Schwarzfall“ ist der neueste Roman des deutschen Autors Peter Schwindt, den man vor allem aus dem Jugendroman-Sektor kennt. Mit den Romanen um „Justin Time“, „Gwydion“ oder auch die „Libri Mortis“ Trilogie hat er nicht nur die angepeilte Zielgruppe erreicht, sondern auch so manchen erwachsenen Leser begeistert.

 

Fast drei Monate sind nun vergangen seit der letzte Regen in Deutschland gefallen ist. Die Bürger leiden unter einer gewaltigen Hitzewelle, die die örtlichen Krankhäuser füllt und die Ernte schon auf den Feldern verdorren lässt. Doch ein weit größeres Problem steht kurz bevor, denn die Flüsse, die die diversen Stromkraftwerke kühlen sollen, sind durch die Hitze auch ausgetrocknet und Waldbrände haben gravierend das gesamt Stromnetz beschädigt. Es kommt schließlich, wie es kommen musste und nach einem letzten Aufflackern der Straßenlaternen und Lampen ist das Stromnetz tot. Die angestauten Emotionen und Ängste brechen schlagartig aus den Menschen aus und binnen kürzester Zeit regiert Chaos auf den Straßen.

Mitten in Frankfurt am Main kämpft die ältere Ärztin Katharina um das schiere Überleben. Mit dem Strom sind auch die künstlichen Beatmungsgeräte ausgegangen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die restliche Versorgung im Krankenhaus zusammenbricht. Zudem wartet zuhause ihre demente Mutter auf sie, die besonders unter der Hitzewelle und ihrer wachsenden Verwirrung leidet. Hin- und hergerissen zwischen der beruflichen und privaten Verpflichtung muss die ehrgeizige Ärztin nun schnellstmöglich eine Lösung finden. Währenddessen steht das junge Proll-Pärchen Jessie und Patrick vor dem Scherbenhaufen ihrer jungen Beziehung. Nach einem lautstarken Wortgefecht verlässt sie ihn schließlich und zieht mit dem gemeinsamen Sohn Marvin zurück zu ihrer Mutter Doris und ihrem Bruder Mark. Patrick mit seinen zweifelhaften Ansichten über Ehre und Familie kann diese Schande natürlich nicht auf sich sitzen lassen und rächt sich auf seine Weise. Auch das Glück der Familie Hellmann wird durch die Katastrophe entschieden getrübt. Zwischen Claudia und Harald ist es schon lange nicht mehr rosig und obwohl ihr Mann vordergründig den Nachbarn die heile Welt vorspielt, brodelt es im Hintergrund.

 

Der Thriller „Schwarzfall“ beschreibt nachvollziehbar und durchaus realistisch die Auswirkungen einer landesweiten Katastrophe sowohl auf unterschiedliche Individuen, wie auch die Gesellschaft allgemein. Neben Angst und Hass wächst auch das Misstrauen gegenüber Freunde und Nachbarn, was im Laufe der Handlung immer mehr zunimmt und schließlich in brutalen Gewaltakten eskaliert. Der deutsche Autor verknüpft geschickt das Schicksal der verschiedenen Personen miteinander und steigert so konstant die Spannung. Ungewöhnlich ist vor allem der durchweg pessimistische Grundton des schmalen Romans. Die Figuren sind dabei ein wenig übertrieben dargestellt und so manches Mal verwischt die sonst klare Trennung zwischen Opfer und Täter. Paradebeispiel ist der übertrieben stolze Prolet Patrick, der scheinbar mit seinem Respekt-Getue und dem HipHop-Style direkt dem täglichen Talkshow-Wahnsinn entsprungen ist oder auch der bürgerliche Spießer Harald, der seinen früher empfundenen Schmerz durch Demütigung und Zurückweisung seinen eignen Kindern spüren lässt und auch nicht vor häuslicher Gewalt bis hin zur Vergewaltigung der eigenen Ehefrau zurückschreckt. Im Laufe der Handlung wird die Gesellschaft immer labiler und krimineller. Unruhen brechen auf den Straßen aus, Plünderungen und Demolierungen sind scheinbar an der Tagesordnung. Zudem bricht ohne Strom bzw. Pumpen das Hygiene-System zusammen und das beschriebene Szenario erinnert immer mehr an die ansonsten aus den Nachrichten bekannten Krisenregionen im Nahen Osten oder auch Afrika. Das Ganze wird flüssig und spannend erzählt, wobei einige Szenen ruhig etwas länger und ausführlicher hätten sein können.

Was bleibt ist ein kurzer und knackiger Roman mit ernster Thematik und viel Gesellschaftskritik.

 

Fazit:

Insgesamt ist „Schwarzfall“ ein gelungener Thriller, der fesselnd von einer deutschlandweiten Katastrophe und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuen erzählt. Abgesehen von dem geringen Umfang und den etwas klischeehaften Figuren bietet der Roman spannende Unterhaltung und Stoff zum Nachdenken.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328015342c54e0646
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Roman:

Schwarzfall

Autor: Peter Schwindt

Piper Verlag, März 2010

Taschenbuch, 285 Seiten

 

ISBN-10: 3492258166

ISBN-13: 978-3492258166

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.04.2010, zuletzt aktualisiert: 28.04.2022 15:14, 10273